Marquez Fireblade

Das Flügelimperium atmet tief ein

Das große Feuerwerk hat Honda auf der Eicma nicht abgefeuert. Mich treffen aber trotzdem zwei Modelle tief im Innersten.

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Intermot und Eicma brachten viel Spektakuläres, sogar richtige Kracher. Honda aber hielt sich auffällig zurück. Fans des Flügelimperiums suchten vergeblich nach sensationellen neuen Würfen, nach fantastischen Neuentwicklungen, die die Seele in Brand steckten. Keine Frage, die zulassungsfähige MotoGP-Replica ist ein Wahnsinn, aber erstens derzeit nur ein Prototyp und zweitens mit Sicherheit in einer Preisklasse angesiedelt, die der herkömmliche Hondianer einfach nicht derblasen kann. Es wird nicht viele Haushaltsgemeinschaften geben, in denen die kurze Aufforderung: "Helga, pfeif ma doch auf die Eigentumswohnung, i kauf ma die MotoGP-Replica. Mitfahren kannst aber nit. Is klar, oda?" auf fruchtbaren Boden fällt.

Für mich ist die CB1000R immer eine Option, ein Herzenswunsch.

Schade ist, dass Honda die CB1000R, die an sich ein welt Eisen ist und sich seit vielen Jahren im Straßenkampf hervorragend schlägt, nur mit neuen Farben aufgepeppt hat. Keine technische Weiterentwicklung. Nun ist es sicher richtig, dass die CB1000R mit dem adaptierten Fireblade-Motor und der wunderschönen Einarmschwinge samt mörder Felge ja perfekt funktioniert und noch immer voll konkurrenzfähig ist (auf der Straße sind 125 PS in einem guten Chassis kaum anzubringen), aber die Gesetze des Marktes sind unerbittlich. Bewährtes ist gut, aber Neues reizt stärker. Auf mich trifft das nicht hundertpozentig zu. Erstens weil ich mit der CB1000R eine Saison lang nur die besten Erfahrungen gemacht habe und viel Thrill und Spaß erleben durfte, und zweitens, weil ich froh bin, dass es noch charismatische, kampfstarke Nakeds gibt, die frei vom elektronischen Überwahnsinn sind. Wie die CB1000R - und die Speed Triple. Die BMW R nine T fällt mir auch noch ein. Aber die Nakeds mit der Mörderleistung sind allesamt schon Elektronikbomben. Also nicht das, was mich im Innersten trifft.

Startnummer 93 auf der Repsol-Fireblade. Ich fürchte, ich brauche das unbedingt.

Marc Marquez ist jetzt zwei Saisonen lang in der MotoGP angetreten und hat mit seiner Repsol-Honda einen Rekord nach dem anderen gebrochen. Ihm zu Ehren bringt das Flügelimperium jetzt eine Fireblade mit Repsol-Lackierung mit der Startnummer 93. Natürlich bin ich nicht deppert genug, um zu glauben, dass die Startnummer des Doppelweltmeisters meine Fahrtechnik in neue Sphären hebt, aber die 93er Fireblade ist für mich einfach ein strahlender Stern, den ich unbedingt vom Himmel und in meine Garage holen will. Die CBR1000RR hat noch immer keinen elektronischen Überbau, sondern brilliert einfach mit einer unfassbar ausgereiften und superpräzisen Mechanik. Keine Frage, Yamaha, BMW, Kawasaki, Ducati und Aprilia verbauen das volle Programm mit Traction-, Wheelie-, Slide- und Launch-Control und setzen bereits semiaktive Fahrwerke ein, aber ich bin froh, dass die Fireblade noch eine Mördergranate ist, die komplett darauf hustet. Wird wohl die letzte ihrer Art sein. Ich will fahren, nicht fahren lassen.

Der goldene Flügel ist 40. Unfassbar.

Anlässlich des 40jährigen Bestandsjubiläums der GoldWing bringt Honda ein Sondermodell mit allem Pipapo. Mir ist es mit der Mörderwumme lange Zeit genauso gegangen wie vielen anderen Motorradlfahrern ("Das ist ja kein Motorrad mehr"), aber als ich dann erstmals die GL1800 durch Spanien gleiten und in der Folge auch wüten ließ, revidierte ich mein Urteil drastisch. Die Fahrt auf einer GoldWing gibt einem das Gefühl, in einem Ufo zu sitzen, im wahrsten Sinne des Wortes "über" das Land zu gleiten und vermittelt eine luxuriöse Souveränität, die bei den Motorrädern unerreicht ist. Dass man damit zudem zögerliche Piloten auf schlanken Motorrädern durchaus auch vollstrecken und durchreichen kann, ist ein weiteres Highlight beim Goldwingen. Honda hat starke Trümpfe im Programm, aber die doch sehr verhaltene Produktoffensive auf den beiden Messen in Köln und Mailand, lässt für mich nur einen Schluss zu: Das Flügelimperium holt Schwung.

Bericht vom 07.11.2014 | 12.303 Aufrufe

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