CFMOTO 800MT-X im Test: Alltag, Schotter und ein ehrliches Fazit

Vollwertige Reiseenduro unter 9'000 Franken!

Die CFMOTO 800MT-X sorgt seit Monaten für Gesprächsstoff. Viele sehen sie noch als günstiges China-Experiment, doch tatsächlich steht dahinter ein Hersteller, der seit Jahrzehnten Motoren baut und durch das Joint Venture mit KTM einen enormen Technologieschub erhalten hat. Für mich war deshalb klar: Ich will wissen, wie sich die MT-X im echten Alltag schlägt. Kein Offroad-Abenteuer, kein Werksgelände – sondern Regenfahrten, Pendelwege, Stadtverkehr und ein paar nasse Schotterstrassen. Als Fahrer einer Husqvarna Norden Expedition habe ich eine klare Referenz und eine realistische Erwartungshaltung. Und genau darum war ich überrascht: Die MT-X fühlt sich näher an den etablierten europäischen Marken an, als ihr Preis vermuten lässt. Hier der erste Eindruck nach einer Woche im Alltag.

CF Moto wird in Europa oft noch als neue oder junge Marke wahrgenommen. Dabei existiert der Hersteller seit 1989 und gehört in China längst zu den grossen Playern im Powersports-Bereich. Motorräder, Quads, Side by Sides die Marke baut seit Jahrzehnten Fahrzeuge und ist technisch deutlich weiter, als viele vermuten würden. Genau deshalb lohnt sich ein kurzer Blick auf die Herkunft, bevor man über die 800 MTX urteilt.

Der grosse Entwicklungsschub kam mit der Partnerschaft zu KTM. Aus einer anfänglichen Zusammenarbeit wurde ein gemeinsames Joint Venture, das heute für die Produktion verschiedener KTM-Motoren in China verantwortlich ist. Der bekannte LC8c-Reihentwin, der in der 790 Adventure und in der Norden 901 steckt, wird dort gefertigt. Bei der MTX fliesst dieses Know-how direkt ein. Motorlayout, Standfestigkeit und der technische Aufbau sind deutlich näher an europäischen Modellen, als man es bei einem Bike dieser Preisklasse erwarten würde.

Und genau das ist der Punkt, an dem viele ihre Vorurteile ablegen sollten. CF Moto ist heute nicht mehr die Marke, die man belächelt. Die MTX zeigt, wie stark der technologische Transfer aus Österreich nach China wirkt. Das Motorrad wirkt nicht wie ein Billigprodukt, sondern wie ein solide konstruiertes Adventure-Bike, das bewusst auf ein attraktives Preisniveau ausgelegt ist.

Innerhalb der CF Moto - Modellpalette ist die 800 MTX das richtige Adventure-Modell. Keine Touring-Variante, kein weichgespülter Kompromiss, sondern die Version mit 21 Zoll vorn, grossem Federweg und Offroad-Charakter. Genau hier wird es interessant, denn die MTX zielt auf eine Kundengruppe, die bisher vor allem über europäische Premium-Marken bedient wurde. Der Preis lag dort aber immer hoch und hat viele potenzielle Käufer abgeschreckt. Mit der MTX verschiebt sich das Kräfteverhältnis. Viel Technik, viel Ausstattung und ein solides Fundament durch das KTM-Joint Venture und das zu einem Preis, der Adventure-Bikes erstmals auch für den Alltag und für Pendler attraktiv macht.

Ich selbst war neugierig, aber nicht übertrieben optimistisch. Man hört in letzter Zeit viel über die Marke und ich wollte herausfinden, was an diesem Hype dran ist. Der Alltagstest sollte zeigen, ob die MTX wirklich hält, was die Papierform verspricht. Und genau dieser Gedanke ist ein passender Einstieg in den Rest des Berichts.

CF Moto 800 MT-X - die offroadtaugliche Reiseenduro unter 9'000 schweizer Franken
CF Moto 800 MT-X - die offroadtaugliche Reiseenduro unter 9'000 schweizer Franken

Motor, Getriebe und Elektronik - ehrliche Alltagseindrücke der CF Moto 800 MT-X

Der 799 cm³ Reihentwin der 800 MTX stammt technisch aus derselben Basis wie der Motor der KTM 790 Adventure. Genau so fährt er sich auch: unten kräftig, oben willig und insgesamt erstaunlich souverän für ein Motorrad in dieser Preisklasse. Im Alltag ob Stadtverkehr, Pendelstrecken oder Landstrasse liefert der Motor zuverlässig Druck und wirkt nie überfordert.

Zwischen 5000 und 7000 U/min spürt man allerdings eine leichte Flaute. Das war auch bei den frühen 790er KTMs so. Erst mit der 890 Adventure und der Norden 901 wurde diese Charakteristik spürbar geglättet. Die MTX übernimmt eher den ursprünglichen Motorcharakter: gut von unten raus, stark oben, aber in der Mitte etwas zurückhaltend. Das ist kein schwerwiegendes Problem, aber man sollte sich dessen bewusst sein.

Sehr positiv fällt das Getriebe auf. Es schaltet präzise, der Quickshifter arbeitet sauber und macht die MT-X im Alltag angenehm leichtfüssig. Die Kupplung ist überraschend fein dosierbar und extrem leicht ein Vorteil im Stau, beim Rangieren und auch im technischen Gelände. Hier zeigt sich klar: Bedienbarkeit stand bei der MT-X im Fokus.

Der Tempomat ist praktisch, die 1 km/h Schritte sind sinnvoll. Aber das Cancel Verhalten ist gewöhnungsbedürftig. Statt den Tempomaten mit einer Gegenbewegung am Gas aufzulösen, braucht es immer einen Bremsimpuls. Das ist nicht ideal und aus meiner Sicht ein Kritikpunkt, weil es unnatürlich wirkt und im Alltag ablenken kann, wenn man sich die Option mit Gas-Gegenbewegung gewohnt ist.

Die Fahrmodi bleiben bewusst simpel: Rain, Street und Offroad. Keine überladenen Menüs, keine zehn Abstufungen der Traktionskontrolle. Das macht die Bedienung klar, hat aber auch seinen Preis. Premiumhersteller bieten hier schlicht mehr Feintuning. Im Offroad Modus arbeitet die TC zurückhaltender und das ABS hinten kann deaktiviert werden. Nach jedem Einschalten der Zündung ist das hintere ABS jedoch automatisch wieder aktiviert- für Offroad Fahrer schade, da man es nach jedem Stopp erneut ausschalten muss. Im Offroad Modus lässt sich die Traktionskontrolle zudem komplett ausschalten, womit die MT-X auch im Gelände wirklich frei gefahren werden kann.

Bei der Connectivity liefert CFMOTO Licht und Schatten. Die App funktioniert, Google Maps lässt sich sauber auf das Display spiegeln. Trotzdem bleibt der Vorgang umständlich, weil man immer über die App einsteigen muss und das Smartphone dafür aktiv bleiben muss. Für regelmässige Touren ist eine Handyhalterung wie Peak Design oder ein dediziertes Navi wohl praktischer.

Dies ist aber ein gängiges Problem auch im höheren Preissegment, und daher nicht wirklich ein negativer Punkt. Unterm Strich liefert die MT-X im Motor und Elektronikbereich mehr, als der Preis vermuten lässt. Es gibt ehrliche Kritikpunkte vor allem die Drehzahllücke und die Tempomat Logik aber die Basis ist solide und im Alltag absolut überzeugend.

Volleinstellbares Fahrwerk bei der CF Moto 800 MT-X für unter CHF 9'000

Auf der Strasse wirkt das Fahrwerk der 800 MT-X zunächst hart. Wer zum ersten Mal aufsteigt, könnte denken, dass die Abstimmung etwas grob ist. Doch dieser Eindruck täuscht. Die MT-X ist klar offroad orientiert, und genau dort zeigt das Fahrwerk seine echte Qualität. Auf Schotter, losem Untergrund und schnellen Feldwegen arbeitet es erstaunlich souverän. Selbst in Situationen, in denen ich erwartet hätte, dass die Gabel durchschlägt, blieb alles stabil. Das spricht für einen robusten Grundcharakter.

Die verbauten Federelemente stammen nicht von einer bekannten Premium Marke wie WP oder Öhlins, sondern von einem asiatischen Hersteller. Entscheidend ist, dass die Komponenten voll einstellbar sind. Für ein Motorrad in diesem Preisbereich ist das bemerkenswert.

Vorne bietet die Gabel:

  • Federvorspannung
  • Zugstufe
  • Druckstufe

Alle drei Parameter lassen sich sauber anpassen und bieten genügend Spielraum, um die MT-X sowohl für Strasse wie auch Offroad einzustellen.

Hinten verfügt das Federbein über:

  • Federvorspannung
  • Einstellbare Dämpfung

Damit lässt sich das Bike gut an den Einsatzzweck anpassen. Ob Solo, mit Gepäck oder sportlicher unterwegs die MT-X reagiert spürbar auf Setup Änderungen. Die Federlängen betragen hinten sowie vorne rund 230 Millimeter.

Der harte Ersteindruck auf Asphalt erklärt sich durch die Offroad Basis. Wer viel Strasse fährt, sollte das Fahrwerk tendenziell etwas weicher stellen. Geht es ins Gelände, zeigt die MT-X aber, warum die Abstimmung Sinn ergibt. Sie bleibt stabil, gibt gutes Feedback und lädt dazu ein, auch gröbere Passagen auszuprobieren.

Ein Highlight ist der tiefe Tank, der ähnlich wie bei KTM und Husqvarna positioniert ist. Dadurch liegt der Schwerpunkt niedrig, was das Handling massiv verbessert. Die MT-X wirkt leichter, als es ihre rund 220 kg vermuten lassen. Beim Rangieren, im engen Stadtverkehr und auch auf rutschigem Untergrund baut das Motorrad schnell Vertrauen auf.

Im Alltag Regen, Laub, Stadtverkehr, Schotter bleibt die MT-X jederzeit berechenbar. Sie kippt willig ein, bleibt neutral und vermittelt ein ruhiges Gefühl. Ambitionierte Offroad Fahrer werden das hohe Grundpotenzial erkennen, während reine Strassenfahrer zumindest vom stabilen Charakter profitieren.

Wer aus dem Premium Preissegment kommt, ist natürlich eine andere Performance gewöhnt. WP, Öhlins und Co. spielen fahrwerksseitig in einer anderen Liga. Das muss man ehrlich sagen. Dennoch ist es bemerkenswert, dass die MT-X in dieser Preisklasse ein volleinstellbares Fahrwerk mitbringt. Für viele Fahrer reicht das absolut, und wer später doch mehr Reserven oder feinere Dämpfung will, könnte jederzeit auf ein WP Setup upgraden.

Volleinstellbares Fahrwerk bei der CF Moto 800 MT-X
Volleinstellbares Fahrwerk bei der CF Moto 800 MT-X

Ausstattung, Verarbeitung und Alltagstauglichkeit der CF Moto 800 MT-X

Bei der Ausstattung zeigt die 800 MT-X ganz klar, warum CFMOTO im Preis-Leistungs-Bereich gerade so viel Aufmerksamkeit erhält. Viele Features, die bei europäischen Herstellern teilweise optional oder gar nicht verfügbar sind, kommen hier ab Werk: Quickshifter, Reifendrucksensoren, Tempomat, USB-A und USB-C Anschlüsse sowie die Smartphone-Integration über die CFMOTO App.

Die Schalterqualität ist funktional, aber nicht auf Premium Niveau. Die Tasten wirken etwas einfacher, was im ersten Moment auffällt. Trotzdem ist alles logisch angeordnet, gut erreichbar und zuverlässig in der Bedienung. Man merkt, dass hier nicht jedes Detail auf Luxus getrimmt wurde, sondern auf Alltagstauglichkeit und Kostenbewusstsein. Für diesen Preis absolut fair.

Der Windschutz ist solide und lässt sich mechanisch mit nur einer Hand sogar während der Fahrt verstellen, was im Alltag enorm praktisch ist. Der Windschild bietet brauchbare Entlastung, ohne Turbulenzen zu erzeugen. Für grosse Fahrer könnte er minimal höher sein, aber insgesamt funktioniert das Setup gut. Auch die Sitzbank ist alltagstauglich und komfortabel genug für längere Strecken. Auffällig ist vor allem der entspannte Kniewinkel und die natürliche Sitzposition.

Im Stadtverkehr spielt die MT-X ihre Stärken aus. Die Kombination aus leichter Kupplung, engem Wendekreis, tiefem Schwerpunkt und der guten Gasannahme macht sie erstaunlich handlich. Auch im Stau oder beim langsamen Rollen wirkt sie nie sperrig.

Die Navigation über die CFMOTO App funktioniert wie gesagt, Google Maps lässt sich auf das Display spiegeln. Ein echtes Plus ist der integrierte Bewegungssensor: Als ich nach dem Fahren zu Hause war, erhielt ich über die App einen sogenannten Motion Alert. Das Motorrad stand noch da, aber irgendetwas hatte den Sensor ausgelöst wahrscheinlich hatten Schulkinder es kurz berührt. Zudem gibt es eine praktische Find-My-Funktion, mit der sich der Standort des Motorrads jederzeit nachverfolgen lässt. Diese Features sind überraschend nützlich und sorgen für ein zusätzliches Sicherheitsgefühl.

Positiv hervorzuheben ist das Händlernetz. In der Schweiz gibt es bereits eine solide Abdeckung, und die Ersatzteilversorgung über das europäische Lager in Italien funktioniert schnell und zuverlässig. Damit fällt ein wichtiger Kritikpunkt weg, der viele früher bei asiatischen Marken abgeschreckt hat.

Für wen ergibt die MT-X im Alltag also Sinn? Für Pendler, Tourenfahrer und alle, die ein zuverlässiges Adventure Bike zu einem attraktiven Preis suchen. Sie ist nicht als Statussymbol gedacht, sondern als ehrliches Motorrad für jeden Tag. Fahrer, die nicht auf höchste Premium Haptik bestehen, finden hier enorm viel Motorrad fürs Geld und eine Ausstattung, die in diesem Segment längst nicht selbstverständlich ist.

Navigieren mittels Google Maps auf dem Display der CF Moto 800 MTX
Navigieren mittels Google Maps auf dem Display

Produkttipps

Fazit: Vollwertiges Adventurebike von CF Moto für unter 9'000 Franken: 800 MT-X

Die CFMOTO 800 MT-X zeigt sehr klar, wohin sich die Marke entwickelt: weg vom Image des chinesischen Outsiders, hin zu einem ehrlichen, durchdachten Adventure Bike, das im Alltag genauso funktioniert wie auf Offroad Strecken. Der Motor ist kultiviert und kräftig genug, das Fahrwerk bietet viel Potential und durch die Voll-Einstellbarkeit mehr Spielraum, als man in dieser Preisklasse erwarten würde. Kleine Kritikpunkte wie das Tempomat-Verhalten oder die einfachere Schalterqualität bleiben bestehen, aber sie verändern das Gesamtbild kaum.

Spannend ist, wie die MT-X auch bei Fahrern wirkt, die nicht aus der Reiseenduro-Welt kommen. Corinne, die sonst aus dem Rennsport kommt, brachte es bei ihrer Testfahrt gut auf den Punkt:

"Mich hat überrascht, wie ausgewogen und vertrauenserweckend sich die 800 MT-X selbst bei Regen, Laub und rutschigen Strassen fahren lässt. Der Motor fühlt sich kultiviert und lebendig an, das Fahrwerk vermittelt viel Kontrolle und die Bremsen sind satt und hochwertig. Auf Tour ist sie richtig komfortabel, im Stadtverkehr aber spürt man das Gewicht. Insgesamt wirkt die MT-X nicht wie ein günstiges Abenteuerbike, sondern wie ein solides, vielseitiges Reisemotorrad mit ehrlichem Charakter."

Genau das fasst die 800 MT-X gut zusammen: ein Motorrad, das mehr liefert, als der Preis vermuten lässt, das kein Statussymbol sein will und das trotzdem viel Vertrauen vermittelt. Wer ein vielseitiges Adventure Bike sucht, das im Alltag funktioniert, gleichzeitig Gelände nicht scheut und kein Vermögen kosten soll, sollte die 800 MT-X definitiv auf dem Radar haben.

Corinne Ott, Expertin im der schweizer Rennsport, hat die CF Moto 800 MT-X auch mitgetestet
Corinne Ott, Expertin im der schweizer Rennsport, hat die 800 MT-X auch mitgetestet

Fazit: CFMOTO 800MT-X 2025

Die CFMOTO 800 MT-X überrascht mit einem kultivierten Motor, viel Kontrolle im Fahrwerk und einem Handling, das dank tiefem Schwerpunkt weit leichter wirkt als die Daten vermuten lassen. In der Praxis fährt sie ausgewogen, vertrauenserweckend und bietet extrem viel Ausstattung fürs Geld. Kleine Schwächen bei der Elektroniklogik, der Bedienqualität und der Drehmomentflaute in der Mitte bleiben, ändern aber am starken Gesamteindruck wenig. Unterm Strich ist sie ein ehrliches, vielseitiges Adventure-Bike, das Premium-Niveau nicht ganz erreicht, aber preislich und fahrerisch eine echte und ernstzunehmende Alternative darstellt.


  • Hervorragend gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Voll einstellbares Fahrwerk
  • Kultivierter LC8c-Twin mit starkem unteren und oberen Drehzahlbereich
  • Überraschend agiles Handling dank tiefem Tank und Schwerpunkt
  • Moderne Ausstattung standardmässig, wo man bei Premiummarken drauf zahlen muss: Quickshifter, Reifendrucksensoren, Motion Alert, Find-My-Funktion
  • Spürbare Drehzahllücke zwischen 5000–7000 U/min
  • Schalterqualität und Haptik unter Premium-Niveau
  • Tempomat lässt sich nicht durch Gasrückdrehung deaktivieren
  • Navigationsintegration über die App umständlich

Bericht vom 18.11.2025 | 10.739 Aufrufe