Yamahas automatisiertes Schaltgetriebe (Y-AMT) - Testbericht
An der MT-09 wurde die neue Technologie von Yamaha vorgestellt
Wir haben die neue Technologie in den Vorläufern der Pyrenäen testen können. Das Resultat war überraschender als gedacht!
Automatikgetriebe erleben derzeit einen Boom in der Motorradbranche. Die neuen Technologien stoßen dabei auf ebenso viel Begeisterung wie auch Skepsis. Die Meinungen sind gespalten: Während die einen in den immer "smarter" werdenden Motorrädern spannende Features sehen, fühlen sich andere überfordert und sind der Ansicht, ein Motorrad bestehe aus zwei Rädern, einem Rahmen und einem Motor. Beide Seiten sind nachvollziehbar. Yamahas Ansatz einer "Automatik"-Version für Motorräder unterscheidet sich jedoch deutlich. Daher lohnt es sich, einen genaueren Blick hinter die Kulissen der neuen Y-AMT (Yamaha Automated Manual Transmission) zu werfen.
Y-AMT von Yamaha im Überblick. Was steckt eigentlich dahinter?
Die Yamaha Y-AMT (Automated Manual Transmission) ist eine innovative Schalttechnologie, die den Komfort einer Automatikschaltung mit der Kontrolle eines manuellen Getriebes vereint. Im Gegensatz zu herkömmlichen Automatikgetrieben, die mit einem Wandler arbeiten, bleibt die Y-AMT technisch ein manuelles Getriebe. Der Unterschied liegt darin, dass die Kupplung und das Schalten automatisch gesteuert werden - du musst also weder die Kupplung betätigen noch die Gänge manuell wechseln.
Yamaha hat bereits eine lange Erfahrung mit Automatikgetrieben. Im Vergleich zur älteren YCCS-Technologie (Yamaha Chip Controlled Shift) aus dem Jahr 2006, die ebenfalls das Ziel verfolgte, das manuelle Schalten zu vereinfachen, ist die Y-AMT jedoch deutlich weiterentwickelt. Während das YCCS-System noch eine Art halbautomatisches Schaltsystem war, das teils träge reagierte und nicht immer sanfte Schaltvorgänge lieferte, arbeitet die Y-AMT wesentlich schneller und flüssiger. Das System wählt präzise den passenden Gang und sorgt für weiche Übergänge - ganz ohne Verzögerung oder Ruckeln.
Die Y-AMT macht das Fahren vor allem in anspruchsvollem Gelände oder im Stadtverkehr angenehmer, da du dich voll auf die Strecke konzentrieren kannst, ohne ständig schalten zu müssen. Gleichzeitig hast du aber jederzeit die Möglichkeit, die Gangwahl manuell zu übernehmen, falls du die Kontrolle selbst in die Hand nehmen möchtest.
Die verschiedenen Modi der Y-AMT
Das System arbeitet mit zwei unterschiedlichen Ansätzen: dem "Drive (D)"-Modus und dem "Drive Plus (D+)"-Modus, wobei der D+ ein etwas sportlicheres Fahrerlebnis bietet. In beiden Modi schaltet das Motorrad vollständig autonom und eignet sich daher hervorragend für den täglichen Stadtverkehr oder das Pendeln im Stau. Der Unterschied zwischen "D" und "D+" ist allerdings gering; im "D"-Modus werden die Gänge etwas schneller hochgeschaltet, was eine sanftere Fahrweise ermöglicht. Diese beiden automatischen Modi werden im Y-AMT-System als "AT" (Automatic Transmission) bezeichnet.
Am rechten Lenker befindet sich ein Schalter, mit dem zwischen AT und MT gewechselt werden kann. MT steht für "Manual Transmission" und erfordert, dass der Fahrer das Hoch- und Herunterschalten manuell steuert. Zumindest, wenn es ums Hochschalten geht - denn auch im MT-Modus greift das System ein, sobald die Drehzahl zu niedrig wird. Kurz gesagt: Wenn die Motordrehzahl so weit abfällt, dass der Motor abstirbt, schaltet das Y-AMT automatisch einen Gang herunter. Dieses Feature ist besonders hilfreich für Fahranfänger oder in stressigen Situationen.
Im MT-Modus stehen zudem verschiedene, an die Fahrsituation angepasste Modi zur Verfügung, wie man sie von anderen Modellen kennt: "Street", "Sport", "Rain" und zwei individuell anpassbare "Custom"-Modi.
Fahreindruck Automatische Schaltung (AT) der Y-AMT
Die automatische Schaltung beeindruckt besonders durch das rasante und geschmeidige Anfahren an Ampeln oder Stoppschildern. Im urbanen Umfeld funktioniert der Schaltassistent hervorragend und ermöglicht auch Fahrten bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten, wobei die Kupplung die richtige Dosierung selbstständig regelt. Während man in der Stadt unterwegs ist, bemerkt man kaum einen großen Unterschied zwischen dem "D"- und dem "D+"-Modus.
Sobald man jedoch die Stadt verlässt und die ersten kurvigen Landstraßen in Angriff nimmt, merkt man schnell, dass der "AT"-Modus an seine Grenzen stößt. Die Automatikschaltung meistert entspannte Fahrten problemlos, insbesondere im "D"-Modus, bei dem sehr früh hochgeschaltet wird. Bei schnellen Kurvenwechseln wünscht man sich allerdings beim abrupten Gaswegnehmen oder leichten Antippen der Hinterbremse, dass das System schneller einen Gang herunterschaltet. Oft bleibt das Getriebe jedoch in einem höheren Gang und schaltet erst mitten in der Kurve - entweder hoch oder runter, je nachdem, ob man beschleunigt oder abbremst. Dies erfordert zusätzlichen Input durch den Fahrer, sei es durch die Bremse oder durch das Ausgleichen des Gewichts, da das nötige Drehmoment fehlt.
Funktionsweise und Fahreindruck Manuelle Schaltung (MT) der Y-AMT
Während der Präsentation wurde schnell deutlich, dass der MT-Modus den Entwicklern besonders am Herzen lag. Deshalb wurde die Y-AMT-Technologie auch in der Yamaha MT-09 eingeführt - ein Motorrad, das für Fahrspaß, Sportlichkeit und starkes Drehmoment bekannt ist.
Während unserer 300 Kilometer langen Testfahrt, die viele schnelle Kurven und enge Passagen beinhaltete, hatten wir ausgiebig Gelegenheit, den MT-Modus zu erproben. Da die Y-AMT-Technologie auf einem automatisierten Schaltgetriebe basiert, werden die Gänge weiterhin, wie bei komplett manuellen Motorrädern, geschaltet. Im MT-Modus führt dies zu einem Schaltverhalten ähnlich einem Quickshifter, wenn die Gänge eingelegt werden. Der Unterschied zu einer herkömmlich manuellen MT-09 besteht darin, dass nun über den "Seesaw Switch" am Lenker geschaltet wird, anstatt mit dem Fuß. Zudem wird der Schaltvorgang auf beeindruckende 0,1 Sekunden verkürzt. Kurz gesagt: Im manuellen Modus unterscheidet sich die mit Y-AMT ausgestattete MT-09 von der herkömmlichen Version nur durch die Position und Geschwindigkeit des Schaltvorgangs.
Dieser Unterschied macht jedoch einen großen Unterschied im Fahrverhalten, denn das Schalten per Hand - obwohl anfangs etwas ungewohnt - stabilisiert die gesamte Körperdynamik auf dem Motorrad. Da die Schaltwippen fest umschlossen werden können, wird die Körperbewegung während des Schaltens minimiert. Der linke Fuß kann dank Y-AMT stets in derselben Position auf der Fußraste bleiben, und die Hand muss selbst in heiklen Situationen nicht mehr zum Kupplungshebel greifen.
Insgesamt macht das manuelle Schalten über den Seesaw Switch enorm viel Spaß, erhöht die Fahrsicherheit und verringert das Risiko, das Motorrad in kritischen Situationen abzuwürgen.
Fazit Yamaha Y-AMT
Yamahas Ansatz bei der Einführung der neuen Generation automatisierter Schaltgetriebe ist sowohl einzigartig als auch spannend. Der vollständig autonome "AT"-Modus beseitigt die lästigen Aspekte des manuellen Schaltens, wie das ständige Kuppeln im Stau oder das wiederholte Anfahren in der Stadt. Im "MT"-Modus hingegen verspricht Yamaha noch mehr Fahrspaß und Sportlichkeit, ohne dass man das Gefühl hat, mit einem Automatikgetriebe unterwegs zu sein. Dass diese Technologie am Beispiel der MT-09 so gut funktioniert, zeigt, dass automatisierte Schaltvorgänge durchaus mit Dynamik und Fahrfreude vereinbar sind.
Raymond Schoute, Testfahrer bei Yamaha, bestätigte in einem kurzen Interview sogar, dass er sich gut vorstellen könne, dass diese Technologie in Zukunft bei Anfängern, die mit ihrer MT-09 an Trackdays teilnehmen, häufiger zu sehen sein wird.
Um besonders geschmeidige Schaltvorgänge zwischen dem ersten und zweiten Gang zu ermöglichen, befindet sich der Leerlauf nun an erster Stelle, gefolgt von den Gängen 1 bis 6. Durch die Y-AMT-Technologie ist es nicht mehr möglich, im Leerlauf den Motor hochzudrehen, und ebenso kann man während der Fahrt die Kupplung nicht mehr ziehen, um beispielsweise vor einer Kurve zu "gleiten" oder langsam auf ein Rotlicht zuzurollen. Zwar erfordert die Y-AMT-Technologie eine gewisse Eingewöhnungszeit, doch die MT-09 verliert weder an ihrem Charakter noch wirkt sie fremdartig im Vergleich zum traditionellen Motorradfahren.
Für einen Aufpreis von 500 EUR erhält man die Y-AMT-Technologie in der MT-09 (es ist wahrscheinlich, dass auch weitere Modelle damit ausgestattet werden) sowie serienmäßig den Keyless Ride.
FUNKYFRANKEE
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Fazit: Yamaha MT-09 Y-AMT 2024
Yamahas neues automatisiertes Schaltgetriebe in der MT-09 bietet eine interessante Alternative zum manuellen Schalten. Im "AT"-Modus wird das Fahren besonders im Stadtverkehr durch automatisiertes Kuppeln erleichtert, während der "MT"-Modus Fahrspaß und Sportlichkeit bewahrt. Der Leerlauf befindet sich jetzt an erster Stelle, gefolgt von den Gängen 1 bis 6, was sanftere Schaltvorgänge ermöglicht. Zwar erfordert die Y-AMT-Technologie etwas Eingewöhnung und es gibt Einschränkungen, wie das fehlende „Gleiten“ durch Ziehen der Kupplung, dennoch bleibt das Fahrgefühl dynamisch.- Erleichtertes Fahren im Stadtverkehr
- Bewahrt sportliches Fahrgefühl im „MT“-Modus
- Sanfte Schaltvorgänge durch neue Anordnung der Gänge
- Keyless Ride inklusive
- Eingewöhnungszeit erforderlich
- Kein "Gleiten" durch Kupplung vor Kurven
- Zusätzliche Kosten von 500 EUR
Bericht vom 13.09.2024 | 11.200 Aufrufe