Honda Africa Twin 2021 im Fahrwerkduell - Öhlins gegen Serie

Das 1000PS Tune Up muss sich im ersten Test sofort beweisen

Unser Honda Africa Twin Tune Up hat ihren ersten Verfeinerungsschritt hinter sich. Fahrwerksguru Strutzenberger verbaute Komponenten von Öhlins. Grund genug für einen Ausritt mit der 1000PS Redaktion auf die Hausstrecke, um im direkten Vergleich mit dem Serienfahrwerk Unterschiede auszumachen.

Das 1000PS Tune Up Honda Africa Twin im Detail

Nach unserem Dauertester 2020, der vollausgestatteten DCT Variante der Honda Africa Twin Adventure Sports mit elektronischem Fahrwerk, die mit einem fahrfertigen Gewicht von 250 kg doch ein ziemlicher Brocken war, sehnten wir uns heuer nach dem anderen Ende der breiten Africa Twin Palette. Wir orderten also die Standard-Variante ohne DCT in der schicken, für 2021 neu auf den Markt gekommenen, Pearl White Tricolor Farbgebung. Ziel unseres Tune Ups ist ein Motorrad für alle erdenklichen Einsatzzwecke zu haben, die vielzitierte eierlegende Wollmilchsau. Die Africa Twin bringt hierfür eine sehr gute Basis mit, ein paar Artikel aus dem reichhaltigen Honda Originalzubehör mussten es dann aber schon auch sein.

Allen Extras voran war der dreistufig einstellbare Quickshifter gesetzt. Dieser funktioniert vor allem in höheren Drehzahlbereichen herrlich und inszeniert den bassigen Sound der Africa Twin perfekt. Für Autobahnfahrten orderten wir zudem das hohe Windschild und für die Reisen zu zweit, die Soziuskomfortfußrasten. An kühlen Tagen erfreuen wir uns zudem an der in fünf Stufen verstellbaren Griffheizung. Mehr Schutz und eine bessere Optik bieten die Edelstahl-Kühlerschutzgitter und die dreifarbigen Felgenbänder hübschen die schwarzen Alufelgen auf und fügen sich perfekt ins Gesamtbild der Tricolor-Farbvariante ein. Da die Tune Up Twin zu 95% auf befestigten Wegen eingesetzt werden soll, beschlossen wir zudem Conti TrailAttack 3 als Bereifung aufzuziehen.

Fahrwerks-Upgrade von Öhlins für die 1000PS Africa Twin 2021

Da in der 1000PS-Redaktion das Gewichtsspektrum vom Lauch bis zum stattlich gewachsen Mann reicht und mit der Africa Twin im Sommer auch Reisen zu zweit absolviert werden sollen, benötigen wir ein Fahrwerk mit einem breiten Einstellbereich. Schließlich soll unsere eierlegende Wollmilchsau von gediegen-komfortabler Gangart bis zum Attacke-Modus auf den Bergwertungen der Alpen alles mitmachen. Leider behält Honda das tolle Showa EERA-Fahrwerk der Adventure Sports-Variante vor, sodass wir uns anderweitig nach einem Upgrade umsehen mussten.

Fündig wurden wir, wie schon so oft, bei der schwedischen Edelschmiede Öhlins. In wunderschönem gold-gelb blitzt uns also vorne eine Adventure FFHO 101 entgegen, während im Heck das bewährte STX 46 HO 649 Adventure Federbein zum Einsatz kommt. Beide Elemente sind natürlich voll einstellbar und zeichnen sich zudem durch einen sehr großen Einstellbereich aus. Perfekt geeignet um unseren vielseitigen Einsatzzwecken Genüge zu tun.

Allerdings ist ein gutes Fahrwerk allein ohne individuelle Abstimmung auf den Piloten nur die halbe Miete. Daher wandten wir uns vertrauensvoll an den Öhlins-Fahrwerksguru und Africa Twin-Spezialisten Franz Strutzenberger (STF - F. Strutzenberger GmbH) in Breitenfurt bei Wien. Jahrzehntelange Erfahrung im Rennsport machen sich bei STF bemerkbar, genaues Auswiegen des Fahrers (plus etwaiger Sozia) am Motorrad gehören ebenso zum Service, wie eine ausführliche Einschulung und umfassende Aufzeichnungen zur Fahrwerkseinstellung. Auf Meister Strutzenberger ist eben Verlass.

Stunde der Wahrheit: Vergleich Öhlins mit dem Standard-Fahrwerk

Als Betreuer dieses Tune Up Projekts bin ich gewissermaßen voreingenommen, daher schnappte ich mir die Kollegen Vauli, Horvath und McGregor und eine Africa Twin mit Standardfahrwerk, um möglichst viele knallharte Meinungen und Stimmen zum Umbau einzufangen. Also ging es ab auf unsere Hausstrecke, um den beiden Twins ordentlich auf den Zahn zu fühlen und die Fahrwerks-Unterschiede herauszuarbeiten

McGregors Senf zum Vergleich

Die Honda Africa Twin ist schon in Serie ein sehr gutes Motorrad. Dementsprechend liegt liegt die Latte für Zubehörteile sehr hoch. Das neue Fahrwerk von Öhlins ist zweifellos feinste Ware und macht auch optisch einiges her. So richtig kann es den Performance-Vorteil aber erst bei härterer Gangart ausspielen, sodass für viele Fahrer, welche ihre Africa Twin nicht oft im Grenzbereich bewegen, das Serien-Fahrwerk ausreichend sein wird. Ist man aber ein eher performanter Fahrer, der auch auf der Reiseenduro anraucht, dann kann sich der Griff zum Schwedengold schon lohnen.

Vaulis Meinung zum Africa Twin Tune Up Stage 1 Öhlins

Tuning kann grundsätzlich nie schaden, auch ein rundum gelungenes Allroundbike wie die Honda CRF1100L Africa Twin kann also durchaus noch besser gemacht werden. Allerdings ist es schon verdammt schwer, diese herrliche Ausgewogenheit noch zu toppen: Der Motor ist erstaunlich kräftig und reißt die Maschine in den ersten drei Gängen so richtig durch, wer da mehr braucht, muss mindestens eine Klasse höher anklopfen. Der dazu passende Sound des Auspuffs klingt dermaßen gut nach V2 (obwohl es ein R2 mit Hubzapfenversatz ist), dass man auch hier eigentlich kein Tuning braucht. Selbst in Sachen Ergonomie hätte ich noch nicht gehört, dass irgendjemandem eine 1100er-Africa Twin nicht gepasst hätte.

Bleibt also nur das Fahrwerk, das zwar ebenfalls ab Werk ausgezeichnet funktioniert (und damit vermutlich 90 Prozent aller Kunden reichen wird), allerdings all jenen, die dann immer noch mehr brauchen, zu indirekt sein könnte. Dann schlägt die Stunde der noch feineren Öhlins-Ware. Wer also wirklich den Grenzbereich ausforschen möchte und sich an das Limit des Fahrwerks herantastet, wird merken, dass die Original-Federelemente früher an ihre Grenzen stoßen, als das fesche Schwedengold. Hinzu kommen die umfangreichen Einstellmöglichkeiten der Öhlins-Elemente, die jeden klassischen Klick-Fetischisten jauchzen lassen. Offenbar ist auch die Tendenz zum tiefen Eintauchen beim harten Anbremsen bei der Öhlins-Gabel weit weniger gegeben, allerdings ist das ein Faktor, den ich auf einem solchen Adventure-Bike mit elendslangen Federwegen ohnehin erwarte und dem Original-Fahrwerk nicht negativ anrechne.

Horvaths Statement zum Fahrwerks-Duell

Glücklicherweise stattet Honda die Africa Twin bereits ab Werk mit einem für den Einsatz adäquaten Fahrwerk aus. Es bietet viel Komfort und gibt auf der Landstraße ein gutes Feedback zu den Straßenbeschaffenheiten. Mit dem Öhlins-Fahrwerk hat nun aber Kollege Poky an den richtigen Schrauben gedreht und gibt seiner AT ein stabileres Fahrverhalten in langen Kurven und unterdrückt das tiefe Eintauchen der Gabel bei härteren Bremsmanövern. Wer das Geld beiseite hat, macht mit dem Upgrade bestimmt nichts falsch, auch wenn es nicht unbedingt sein muss. Denn zusätzlich erhöht sich mit dem Öhlins Federbein auch die Sitzhöhe - kritisch für kleinere Piloten…

Fazit Vergleichstest Fahrwerk Honda Africa Twin 2021 Öhlins vs Serie

Natürlich ist das verbaute Öhlins-Fahrwerk an unserem Tune Up echter Luxus: Kosten von rund 4.000 Euro ohne Einbau sind kein Pappenstiel. Wer sich aber in die wunderschöne Reiseenduro verliebt hat und mit dem Standard-Fahrwerk, aus welchem Grund auch immer, an die Grenzen gerät, dem können wir das Investment durchaus ans Herz legen. Die Sparvariante für all jene die auf den Glamour des Schwedengolds an der Gabel verzichten können, wäre der FKA 110 Cartridge Kit, der über 1700 Euro billiger kommt und die Standard-Tauchrohre der Africa Twin nutzt.

Abschließend möchte ich nur kurz auf die Fahreigenschaften im Soziusbetrieb eingehen. Mit der passenden Abstimmung - insbesondere erhöhte Federvorspannung am Federbein, aber auch an der Gabel - bügelt das Öhlinsfahrwerk auch zu zweit jede Bodenwelle und Unebenheit souverän weg. Die Balance zwischen straff und komfortabel gelingt mit den Edelkomponenten an unserer Tune-Up Maschine sowohl allein als auch zu zweit außerordentlich gut. Ein intensiverer Reisetest folgt in ein paar Wochen.

Ausblick Tune Up Honda Africa Twin 2021: Weitere Vorhaben

Für die angesprochenen Reiseerfahrungen, statten wir unser Tune Up mit allerhand Zubehör vom deutschen Spezialisten Hepco & Becker aus. Dazu werde ich mich auf Achse zum Firmensitz nach Pirmasens begeben. Neben einem Kofferset und Sturzbügeln wird natürlich auch das patentierte Tankrucksacksystem Lock-it Platz finden. Außerdem erwartet euch ein Intensivtest der Apple Carplay Funktion und dessen Zusammenspiel mit Bordelektronik und Kommunikationssystem von Sena.

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Bericht vom 08.04.2021 | 35.736 Aufrufe

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