Kawasaki Z900 Test 2017

Beeindruckender Test der neuen nackten Kawa in Spanien

Die Z900 machte im spanischen Bergland klar, dass sie keine große 800er, sondern eine kleine 1000er ist. Die brandneue, nackte Kawasaki performte im spanischen Bergland dermaßen gierig, dass die Journalisten aus aller Welt zu einem einhelligen Urteil kamen: fantastische Maschine. Wow!

Okay, vorweg eine Klarstellung: Kawasaki hat bei der Z900 auf den Einsatz von elektronischen Assistenzsystemen verzichtet (ABS gibt es schon, aber keine Traktionskontrolle und keine Riding-Modi). Für Technologie-Freaks klingt das jetzt vielleicht wie eine Niederlage, aber sowohl Motor, Fahrwerk und Geometrie arbeiten derart gut, dass man die Z auch ohne elektronische Stützräder voll kontrolliert abfeuern kann. Die Fahrerei im spanischen Bergland war ein Genuss erster Klasse. Traumhaft!

Antrieb Z900: Kleiner 1000er Motor, superbes Triebwerk!

Die Z900 hat mit der Z800 nur sehr wenig zu tun. Der neue Reihenvierer hat den gleichen Hub wie der Reihenvierer der Z1000, aber etwas weniger Bohrung. Das führt zu einem stolzen Drehmoment von 99 Nm bei 7.700 U/min und einer Spitzenleistung von 125 PS bei 9.500 U/min. Im freien Land ist dieser Motor einfach Weltklasse, niemand klagte über Leistungsmangel. Im Gegenteil. Durch das makellos weiche Ansprechverhalten und die enorme Elastizität des Reihenvierers (funktioniert ab 2.000 bis knapp über 10.000 grandios) ist der Motor in den Bergen ein Traum. Egal ob man voll anraucht oder flaniert. Man kann diesen Motor nicht in Verlegenheit bringen. Ab 6.000 bis 7.000 min legt er noch eine Schaufel Kohlen nach und setzt einen extra Punch frei. Nicht abrupt, sondern weich und voll. Fantastisch!

Leichter Gitterrohrrahmen, ausgewogene Geometrie.

Dass die Z900 dermaßen gut fährt, liegt aber nicht nur am Motor, sondern auch am neuen Gitterrohrrahmen (diese neue Art des Rahmens, die den Motor als mittragenden Teil integriert, setzte Kawasaki erstmals in der Kompressor-H2 ein), der neuen Schwinge, der Geometrie und den Federelementen. Sowohl Federbein als auch die 41 mm USD-Gabel sind in Vorspannung und Zugstufe einstellbar und funktionierten im Rahmen der spanischen Brennerei einwandfrei. Besonders beeindruckend war, wie klar der 180er Bock, der von der neuen Alu-Schwinge und einer neuen Anlenkung geführt wird, beim Rausfeuern zu spüren war. Herrlich! So konnte man kurvenausgangs forsch ans Gas gehen, erntete keinerlei Unruhen, sondern einen brachialen Vortrieb, der gut zu kontrollieren war.

Ich habe in keiner Sekunde eine Traktionskontrolle vermisst. Im Gegenteil. Wenn eine Maschine eine derart gute mechanische Traktion hat und soviel Feedback gibt, hat man als Fahrer keine Probleme. Und natürlich bläst es einem das Ego auf nach dem Motto: Ich kann das selber, ich brauche keine Hilfe.Auch mit der Bremse war ich sehr zufrieden. Der erste Biss ist mild, die Bremskraft dann progressiv bis zur sehr ernsten Verzögerung. Zum Straßenfahren perfekt. Und sollte man dennoch einmal übertreiben, hat die Z900 selbstverständlich ein würdiges ABS an Bord, das bei mir nie auslösen musste.

Z900 21 Kilo leichter als die Z800. Ganganzeige. Göttliches Kreischen.

Ich war von der neuen Z900 sehr begeistert. Die 21 Kilo, die sie leichter ist als die Z800, bringen in den Radien und besonders in Wechselkurven selbstverständlich sehr viel. Das Kreischen des neuen Reihenvierers ist ein akustischer Leckerbissen. Trotz Euro 4 verdichtet sich das Ansauggeräusch der Z900 zu einer Sinfonie des Herbrennens. Wunderbar! Wirklich ein toller Sound, der an die glorreiche Zeit der offenen Vierzylinder erinnert ohne die unbeteiligten Menschen um den Verstand zu bringen. Meiner Meinung nach ist schon der Original-Auspuff gar keine Mörderblunze, sondern durchaus fesch (im Rahmen der Möglichkeiten), aber das Akrapo-Rohr aus dem Zubehör ist natürlich schon noch eine Nummer leinwander. Würde ich ordern.

Topspeed Kawasaki Z900

Was gibt es sonst noch zu sagen? Nun, die Anti-Hopping-Kupplung funktioniert top, das Getriebe ist brillant (butterweiche Schaltvorgänge!), die Sitzposition ist sportlich entspannt, 240 km/h Topspeed sind ehrenvoll, aber nicht lange durchzuhalten. Bei 180 km/h ist der Winddruck am Helm schon durchaus erheblich. Reisegeschwindigkeiten bis zu 160 km/h kann man aber relativ entspannt angehen, weil die scharf geschnittene Frontmaske den Luftstrom gut über den Kopf des Piloten führt. Im Display gibt es jetzt auch eine Ganganzeige.

Abschließend eine dringende Empfehlung für alle Naked-Fans: Eine Probefahrt mit der Z900. Man wird es nicht bereuen. Allerdings ist die Gefahr groß, dass man den Kaufvertrag unterschreibt.

Fazit: Kawasaki Z900 2017

Pures Naked-Bike ohne elektronischen Schnickschnack. Der großartig elastische Motor mit viel Punch aus der Mitte und das würdige Fahrwerk erlauben volles Engagement des Piloten auf Bergwertungen. Sehr kampfstarker Bock!


  • Motor: Kraftentfaltung, Punch, Ansprechverhalten, Klang
  • gutes, transparentes Fahrwerk
  • butterweich zu schaltendes Getriebe
  • scharfe Optik
  • Display nicht wahnsinnig gut ablesbar
  • Elektronik-Liebhaber werden eine Traktionskontrolle vermissen

Bericht vom 02.02.2017 | 144.521 Aufrufe

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