Husqvarna Enduro 2017 Test

sind die Huskys 2017 die besten Enduros am Markt?

Launch der neuen Husqvarna Hard Endurogeneration in Schweden - Einmal alles neu, bitte. Die Produktentwickler haben sich mächtig ins Zeug gelegt und stellen mit dem Jahrgang 2017 das beste Modelljahr wenn nicht überhaupt die beste Enduro überhaupt an den Start.

Keine blau-gelbe EXC

Eins gleich mal vorweg, Husqvarna ist nicht gleich KTM und auch nicht umgekehrt. Es stimmt natürlich, dass sich beide Hersteller die gleichen Motoren teilen, was schon alleine aus Kostengründen mehr als vernünftig ist. Wäre ja auch alles andere als wiff, wenn man nicht die Motoren der grossen Schwester verwenden würde, die zu den besten Enduromotoren am Markt zählen und stattdessen Millionen von Euros für die Entwicklung eigener Motoren verpulvern würde. Allerdings unterscheiden sich Rahmen, Fahrwerk und viele andere Komponenten von denen der EXC Modelle. Auch die Produktentwicklung ist strikt nach Marken getrennt, da nutzt man zwar Synergien, allerdings fliessen in die Huskies oft andere Ideen ein als in die EXCs . Also keine Angst, diese Story ist keine Kopie vom EXC 2017-Testbericht.

Über 90 Prozent des Bikes sind neu

Normalerweise gibt man sich bei einer neuen Modellreihe mit einem neuen Bodywork und ein paar anderen kleinen Änderungen zufrieden. 2017 ist das anders, über 90% des Motorrades sind neu. Faktisch blieb hier kein Stein auf dem anderen. Ich möchte mich auch gleich vorweg entschuldigen, falls ich die eine oder andere Änderung unter den Tisch fallen lasse. Wenn ich wirklich auf alles eingehen würde, wäre der Bericht in etwa so umfangreich wie der Herr der Ringe und zwar alle drei Bände. Ganz oben auf der ToDo-Liste stand das Thema Gewichtsreduktion, so rutschte nun etwa die als schwerer Traktor bekannte FE501 unter die 110kg Marke. Bis zu 6kg wurden da bei den einzelnen Modellen eingespart. Dafür sind viele kleine Änderungen verantwortlich, zumBeispiel die neuen Motoren, die bei manchen Modellen bis zu einem Kilogramm an Gewicht einsparen. Auch ein neues Verfahren bei der Herstellung des Hauptrahmens reisst ein paar hundert Gramm runter. Für mich aber noch immer am erstaunlichsten ist die Gewichtsersparnis im Heckrahmen. Bei dem an sich schon relativ leichten Teil konnte man durch den Einsatz von Kohlefaser-Verbundmaterialein nochmals 600 Gramm einsparen. Im wahrsten Sinne schwerwiegend waren auch die Änderungen beim Federbein und der Einsatz von Lithium-Ionen Batterien, dadurch konnten weitere 1,3kg eingespart werden.

Alle Motoren neu oder grob überarbeitet

Wenig gleichgeblieben ist auch bei den Motoren selbst. Bei den Viertaktern versuchte man, die Massen so gut wie möglich zu zentralisieren und die Motoren kompakter zu bauen. Während sich die kleineren Motoren natürlich positiv auf das Gesamtgewicht auswirken, bedeutet die Massen-Zentralisierung ein deutlich besseres Handling. Alle Motoren wurden stärker. Den Satz muss man erklären. Es stimmt zwar, dass die Spitzenleistung jedes Motors über der des Vorjahres liegt, viel wichtiger ist allerdings, dass die für den Endurofahrer wichtigen Drehzahlbereiche optimiert wurden. So ist die 350er nun im unteren Drehzahlbereich deutlich stärker und lässt sich dahinnudeln wie eine 450er. Besonderes Lob verdient auch die FE250, das Aggregat liefert nun satte Leistung und lässt sich trotzdem butterweich fahren. Die optimale Waffe für 6 stündige Läufe spart Kraft und hat genug Leistung, wenns drauf ankommt.

Die gute Nachricht für die 2takt-Fans.

Was mich ganz besonders freut ist, dass Husqvarna als eine der wenigen wirklich noch massig Entwicklungsarbeit in die, bereits vor Ewigkeiten, totgesagten Zweitakter steckt. Im Modelljahr 2017 bringt man keinen überarbeitete, sondern einen komplett neuen Motor in Form der 250/300er. Auch hier wurde der Motor kleiner und leichter, wobei sich die Gewichtsreduktion am Papier nicht so grossartig auswirkt - Grund dafür: die 250er und 300er bekamen eine Ausgleichswelle verpasst. Das bringt einen riesigen Komfortgewinn. Die ehemaligen Prellböcke kommen nun ganz geschmeidig und ruhig daher. Auch wichtig ist die Änderung der Starterposition, war auf den alten Bikes der E-Starter nur aussen an der Zündung angeflanscht, so ist er jetzt in den Motor integriert. Damit ist er auch besser vorm Schmutz geschützt, was wiederum eine längere Lebensdauer verspricht. Ich versuch mal die 2017er Motoren mit nur wenigen Worten zu erklären: die neuen Motoren rücken fühlbar in Richtung der nächst grösseren Kubatur. So fühlt sich etwa der Motor der FE 350 teilweise so an wie der 450er aus 2016. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch macht aber durchaus Sinn, die neuen Motoren lassen sich sehr geschmeidig fahren und haben mehr Reserven, wenn es drauf ankommt. Somit erhöht man die Bandbreite der einzelnen Modelle.

Sehr stolz ist man bei Husqvarna auch über den neuen Rahmen. Florian Schober ist hauptverantwortlich dafür und im Gespräch mit ihm merkt man gleich, wieviel Leidenschaft und Herzblut in die Entwicklung des Rahmens geflossen sind. So erzählt er voller Hingabe über das neue Produktionsverfahren ,mit dem es zum einen gelang, die Torsionsfestigkeit zu erhöhen, was die Wendigkeit noch zusätzlich steigert. Zum anderen konnte dadurch die Längssteifigkeit verringert werden, um den Fahrkomfort und die Federungsfunktion zu erhöhen. Ein nicht unwichtiges Detail am Rande, auch das Gesamtgewicht des Rahmens konnte um 600 Gramm gesenkt werden.

Viele kleine Änderungen erhöhen die Usability enorm

Egal mit wem man spricht, jeder einzelne Husqvarna Mitarbeiter ist leidenschaftlicher Endurist. Vom Mechaniker, über den technischen Zeichner, zum Produktleiter und wahrscheinlich fährt auch die Putzfrau bei der ACC aufs Stockerl. Genau diese Leidenschaft findet man auch in den vielen kleinen durchdachten Details der einzelnen Enduromodelle wieder. So sind die neuen Lock-On Griffe etwa nicht mehr geklebt, sondern geschraubt und an den Enden mit einer dicken Kunststoffschicht versehen. Dadurch lässt sich ein Griff in Sekunden wechseln und beim Sturz füllt sich das Lenkerende nicht mit Dreck. Ein anderes hilfreiches Feature ist der neue Motorschutz. Dafür wurden einfach Senkmuttern in den Rahmen verbaut, die nun als Ankerpunkte für den Motorschutz dienen. Somit lässt sich der Schutz für die Reinigung mit nur wenigen Handgriffen entfernen.
Von einer weiteren Detailverbesserung konnte ich mich selbst auf dem sandigen Testtrack in Jönköping überzeugen. Die neuen Fussrasten haben nun eine bessere Selbstreinigung, was sich wie ein nettes aber wertloses Feature anhört, aber echt Nerven spart. Denn der sandige Testtrack war von tiefen Spurrillen übersät, und einige Male waren diese so tief, dass auch die Fussrasten einklappten. Aber jedes einziges Mal gingen die Rasten wieder in die Ausgangsposition. Bei älteren Modellen blieb da die Raste in der eingeklappten Position stecken.

Ein Motor, viele Möglichkeiten

Jedes einzelne Modell ist mit einem Zündkurvenschalter (2Takt) bzw. Mapswitchschalter (4Takt) versehen. Dadurch lassen sich die Bikes besser an die gewünschten Bedürfnisse und auch Rahmenbedingungen anpassen. Bei den 2Taktern lässt sich die Leistungsentfaltung noch weiter über die mitgelieferten Federn (für die Auslasssteuerung) individualisieren. Bei den 4Taktern findet sich am Mapselect auch noch der Traction-Control Schalter, mit dem sich die Traktionskontrolle ein- und ausschalten lässt. Diese Traktionskontrolle funktioniert relativ einfach: Wenn die Steuerung einen zu hohen Drehzahlanstieg bemerkt, wie das etwa auf sehr rutschigemUntergrund der Fall ist, wird die Zündung unterbrochen. Wer braucht sowas? Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin den ganzen Tag mit TC gefahren und habe dabei das Eingreifen ein oder zweimal bemerkt. Hilfreich ist das System für unerfahrene Fahrer und beim Fahren in extremen Situationen, weil es dort Kräfte spart und den Fahrer etwas entlastet.

Husqvarna gelingt mit dem Modelljahr 2017 ein grosser Wurf. Wer wie ich dachte, dass die aktuellen Enduromodelle schon am Zenit angekommen sind, wird mit den 2017ern eines besseren belehrt. Kritikpunkte sucht man hier vergebens, Motor, Fahrwerk und alle anderen Komponenten sind nochmals durchdachter und funktionieren besser als 2016. Die Konkurrenz muss sich nun echt ins Zeug legen, um da noch mithalten zu können.

Fazit und Details der einzelnen Modelle:

  • Alle Fazits zu den einzelnen Modellen findet ihr durch Click auf den FAZIT Link oben
  • Alle Details, Änderungen und Fakten findet ihr in der Bildergalerie

Fazit: Husqvarna TE 250 2016

Komplett neuer Motor für 2017! Leichter und ruhiger, dank Ausgleichswelle. In Sachen Ansprechverhalten rückt die 250er mehr in Richtung 300. Auch im unteren Drehzalbereich hat die 250er deutlich mehr punch! Die Grenzen zwischen 250 und 300 sind nun verschwindend gering


  • Preis Anschaffung
  • Preis Erhaltung
  • Leistung
  • Handling
  • im harten Gelände unschlagbar
  • auf flüssigen und leichten Strecken würde ich einen Viertakter vorziehen

Fazit: Husqvarna TE 125 2016

Die Beginner Enduro für Fahrer die von Anfang an alles richtig machen wollen. Verzeiht keine Schaltfehler und will immer im richtigen Drehzahlbereich gefahren werden. 2017 wurden die 125 nochmal leichter - trocken bringt die 125er gerade mal 92kg auf die Waage.


  • günstigstes Modell
  • leichtes Handling
  • bester Lerneffekt
  • verzeiht weniger Fehler
  • begrenzete Motorleistung

Fazit: Husqvarna FE 250 2016

Der Einsteiger Viertakter, hat auch nochmal was an Leistung dazubekommen. Trotzdem bleibt die 250er fast deppensicher leicht zu fahren. Insgeheim mein Favorit der neuen 2017er Modelle. Vereint einfaches Handling mit einem gutmütigen aber trotzdem starken Motor


  • sehr einfach zu fahren
  • das Anfängerfreundlichste Bike
  • entspanntestes Fahren
  • bei endlosen Steilfahrten geht ihr mal die Luft aus

Fazit: Husqvarna FE 350 2016

Das Universalbike von Husky, sie kann praktisch alles. Und als Mittelding zwischen 250 und 450 vereint sie die Vorteile beider Modelle. Auch sie ist 2017 etwas stärker geworden und ist nun in Sachen ansprechverhalten eher mit der 450er vergleichbar


  • die wahrscheinlich schnellste Maschine auf jeder Sonderprüfung
  • tolle Balance zwischen leichtem Handling und guter Leistung
  • deutlich aggresiver als die FE250 und somit auch kräfteraubender

Fazit: Husqvarna FE 450 2016

Der Klassiker. Im Modelljahr 2017 besser als je zu vor, leichter und der beste 450er Enduro Motor überhaupt, Machen die FE zum optimalen Bike für Endurotouren oder CrossCountry Läufe


  • starker Motor verzeiht Schaltfehler
  • breites Einsatzspektrum
  • kann viel, ist aber für den permanenten Hard Enduro Einsatz nicht geeignet

Fazit: Husqvarna FE 501 2016

Der Tourentraktor, darf sich nun auch zu den Leichtgewichten zählen. Trocken unter 110Kg und weit über 60 PS Leistung lassen keinen Platz für Ausreden. Die trägt selbst die Wildecker Herzbuben (und zwar beide) auf jeden Hang


  • Gesamtgewicht wurde deutlich leichter, stärkstes Modell, deutlich besseres Handling
  • teuerstes Modell

Fazit: Husqvarna TE 300 2016

Komplett neuer Motor für 2017! Leichter und ruhiger, dank Ausgleichswelle.Auch die Zweitakter wurden leichter, 102kg bringt die 300er nun auf die Waage. Die Wahl für Erzberg, Romaniacs und Co!


  • deutlich ruhiger durch Ausgleichswelle
  • bärenstarker Motor
  • beste Balance aus Gewicht und Leistung
  • auf flüssigen und leichten Strecken würde ich einen Viertakter vorziehen

Bericht vom 14.07.2016 | 92.590 Aufrufe

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