Triumph Bonneville

Nach 50 Jahren ist die Triumph Bonneville sportlich wie nie. kot sucht die Ruhe.
Triumph Bonneville 2009

Welcome to Bonneville

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Bonnie to be wild.

Manche haben eben vergessen, wie man echte Motorräder baut. Und manche haben es nie getan, weil sie immer nur nachgebaut haben und selbst das noch nicht lange genug, um sich auf eine Geschichte, eine Heritage berufen zu können, die die Auszeichnung echt verdient hätte. Modernität braucht keine Herkunft. Du bist erst seit gestern on, heute in und morgen schon out. Oder anders: Was heute gebaut wird, ist morgen wie von gestern. Es wird so sehr auf Leistungswerte geachtet und versucht, diese immer weiter zu verbessern und hochzutreiben, das man eines aus den Augen verliert: Den Wert einer Sache an sich und seinen Erhalt. Wer ist Schuld an dieser Verschiebung? Die Industrie, oder wir selbst? Will sie alle zwei Jahre ein neues Sportmotorrad unter irrsinnigem Aufwand entwickeln, oder verlangen wir das von ihr? Trifft sie unsere Entscheidungen, oder treffen wir sie (noch) selbst?

Eins ist sicher: Wer eine Triumph Bonneville kauft, der trifft die Entscheidung für sich selbst. Gegen jeden Modetrend, jede Konvention und jede Wettbewerbskultur. Manche werden diese Entscheidung schon vor Jahrzehnten getroffen haben, den Wunsch dahinter konnten sie sich aber erst jetzt erfüllen. Andere werden sich gar nicht bewusst sein, was hinter ihrem Verlangen nach diesem wunderschön klassischen Motorrad steckt, denn Stil ist ihnen einfach angeboren, sie müssen darüber nicht erst nachdenken.

Wenn tatsächlich nach der Leistung dieses Motorrads gefragt würde, dann wäre die Antwort nicht 67 PS, das wäre zu plump und diesem Motorrad nicht würdig, sondern Entspannung, Müßiggang, Genuß. Die Beschleunigung von 0 auf 100 hat für die Bonneville und ihre Fans und Fahrer keine Bedeutung. Ein Schwanzvergleich hat mit ihnen keinen Sinn, wer es trotzdem versucht, hat im selben Moment verloren. Sie sind reif, zu sich gekommen. Das hat nichts mit dem Alter zu tun, eher mit Gelassenheit aus Erfahrung, über die man schon in jungen Jahren verfügen kann. Wer sich nicht mehr vergleichen muß, der hat mehr Zeit für sich selbst, kann das Leben genießen, ohne Angst haben zu müssen, etwas zu versäumen.

Hier in Nizza beherrscht man das "Savoir Vivre" wie das Auszuzeln von Schalentieren. Schließlich ist Frankreich der Taufpate des süßen Lebens. Und das kommt an der Cote-dAzur jedes Jahr ein paar Wochen , oder wie das heuer eher das Fall ist, Monate früher an, als in unseren mitteleuropäischen Breiten. Da ist außer den Kondensstreifen von ein paar Privatjets kein trübendes Fleckchen am Himmel zusehen, die Sonne wärmt und bräunt die entwöhnte Haut, der Wind spielt nur sanft mit den sattgrünen Palmenblättern, vorbeifahrende Bentleys gleiten in sonorer Zurückhaltung am Hotel vorbei und erzeugen ein beruhigendes Timbre. Man hört sich noch mitfühlend die Klagen aus der Heimat an, über Kaltfront und dass schon wieder Schnee vom Himmel fällt, bevor man sich mit einem Sprung in den Pool und dem anschließenden Bier den Gedanken an gefrorenes Wasser vom und aus dem Körper spült. Heute ein Kaiser.

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch
Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Triumph Bonneville Video

Es wird noch eine Zeit dauern, bis kot das Alter der Bonneville ereicht haben wird, die seit einem halben Jahrhundert die Motorradwelt bereichert. Ihre Wesensarten und Charakterzüge sind aber schon jetzt gar nicht so verschieden. Beide träumen davon, das Leben auf Kosten eines anderen genießen zu können.

Videodreh: kot
Schnitt: Volli


Endorphingeschwängert beginnt unter der Sonnenbrille die Träumerei. Jetzt ein Motorradrennen nach allgemein ungültiger StvO. Supersport? In dieser Gegend besser Supermoto. Engagierte Guides, ehrgeizige Journalisten, Straßenwetzerei am Limit. Wer den Anschluß an die Gruppe verliert, hat nur eine Ausrede: Er hat auch den Anschluß an das eigene Motorrad verloren. Jaaa, da verbremst sich der Erste….He, aggressive Gedanken trüben die friedliche Idylle. Nein, diesmal nicht, diesmal so, wie ich das will, oder besser, wie es das Leben will. Und noch mal, das hat nichts mit dem Alter zu tun. Wenn man das Savoir Vivre einmal inhaliert hat - und dazu reicht ein Blick aufs Meer, ein Sprung in den Pool und ein Bier will man es nicht mehr exhalieren, zu gut fühlt es sich an, nachdem man im Elektronik-Bergwerk monatelang kein natürliches Licht mehr gesehen hat.

Es wird endlich wieder ganz normal und stressfrei Motorrad gefahren. Schließlich haben sich die Entwickler auch keinen Stress gemacht, die Bonneville nach ihrer Wiedereinführung im Jahr 2001 erstmals zu überarbeiten. Ein Klassiker muß quasi nie zum Schönheitschirurgen. Selbst nach 8 Jahren reichten einige kleine, aber feine Verbesserungen, um das Motorrad erheblich agiler und moderner zu machen, ohne an der klassischen Fassade kratzen zu müssen. Sogar das Bild eines Vergaser-Motors wurde aufrecht erhalten, obwohl der 865 Kubik Parallel-Twin über eine elektronische Einspritzung verfügt, die Luftdruck- und temperatur, Motordrehzahl und Drosselklappenstellung überwacht, um in jedem Moment die perfekte Gemischzusammensetzung und den idealen Zündzeitpunkt zu errechnen. Damit auch Frauen und Kinder mit der Bonneville fahren können, wurde die bequeme, durchgehende Sitzbank auf 740 mm herabgesetzt. Das selbe Ziel verfolgte man scheinbar mit der Montage eines neu geformten Lenkers, dessen Griffe näher zum Fahrer hin positioniert wurden.

Die größte und mutigste Veränderungen, die nicht nur die Optik, sondern durch hohe Gewichtseinsparung vielmehr die Beweglichkeit der Bonneville stark beeinflußt, stellen die neuen Leichtmetall-Gussfelgen im 7-Speichen-Design dar. Der Look erinnert nun eindeutig an Motorräder der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre - und die waren nicht alle schön. Der normalen Bonneville paßt das ganz gut, der SE mit ihrer Zweifarblackierung würden klassische Speichenfelgen besser zu Fuße stehen.

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Bonneville mit ein paar Extras, u.a. Windschild und
2-in-1 Arrow Anlage. Thruxton, bist es du?

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Bonneville SE mit serienmäßiger Zweifarblackierung.

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Bonneville T100 mit  Änderungen im Detail.

 
Ebenfalls neu ist, dass die neue Bonneville die Option bietet, flott unterwegs zu sein. Somit hat sie sich nicht nur optisch, sondern auch was die Sportlichkeit betrifft der Thruxton angenähert, der sie mit der Minimaske (trägt die seltsame Bezeichnung Instrumenten-Abdeckung") und der Einzelsitzbank aus dem Zubehörprogramm nun doch recht ähnlich schaut. Die neue Fitness wird weniger gefestigte Charaktere wahrscheinlich öfter dazu verleiten, am Kabel zu ziehen und eine härtere Gangart zu wählen. Ich tat mich jedenfalls mit der alten Bonneville, die zum direkten Vergleich mit von der Partie war, wesentlich leichter im entspannten Genießer-Modus über das Land zu gleiten, als mit der neuen.
 
Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Es ist nicht alles schwarz und weiss. Die Bonneville mischt Klassiker mit Cruiser und Naked-Bike.

 
Die Versuchung war einfach zu groß. Finde ich persönlich fast schade, weil ich mich gerne von einem gemütlichen Motorrad leiten lasse - und nicht verleiten. Ich finde es also ganz gut, wenn bei manchen Modellen die Fußrasten früh aufsetzen, das Fahrwerk an seine Grenzen stößt oder der Motor einfach nicht mehr hergibt. Ich nenne nicht umsonst eine BMW R1200C mein Eigen. Die neue Bonnie ist aber deutlich sportlicher geworden und indem sich ihre Grenzen nach oben verschoben haben, verschieben sich auch meine im Umgang mit ihr. Das Vorgängermodell fuhr sich wie ein Cruiser, das neue wie ein Naked-Bike. Die vielen Spitzkehren rauf in die französische Hügellandschaft waren spielend leicht zu nehmen, Korrekturen mit dem neuen Lenker jederzeit problemlos durchzuführen. Der Fahrer kann das Vorderrad präziser und mit weniger Aufwand dirigieren und bekommt gleichzeitig mehr Feedback zurück. Das Gas spricht sauber an, die Bremse packt fest und Vertrauen spendend zu. So kam es, daß doch noch zügig gefahren wurde, weil die junge Bonnie jetzt eine viel höhere Durchschnittsgeschwindigkeit zuläßt. Sie ist im 21. Jahrhundert angekommen.

Die neue Triumph Bonneville wird einer Menge Leute gut gefallen, der potenzielle Kundenkreis wurde auf jeden Fall in alle Richtungen ausgedehnt. Denn nicht nur die Sportlichkeit hat eine deutliche Steigerung erfahren. Fahrbarkeit und Handling wird vor allem weniger geübte Fahrer (da wären wir wieder bei den Neu- und Wiedereinsteigern) erfreuen. Die Bonnie wäre sofort als Fahrschulmotorrad zu empfehlen. Wär' doch schön, sie wäre das erste mit Charakter und Stil.

 

Triumph Bonneville Details

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch
Bremsscheibe vorne auf 310 mm gewachsen.  Gussfelgen statt Speichenrädern. Tüten auf beiden Seiten können durch eine 2-in-1 Anlage aus dem Zubehörprogramm ersetzt werden.
Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch
Einfacher Tachometer bei der Standard Bonneville. Zur SE gibt es das volle Intrumentarium.

Triumph Bonneville Test by Christoph Lentsch

Triumph Bonneville 2009 Technische Daten

MOTOR
Typ Luftgekühlter DOHC, Paralleltwin, 360° Hubzapfenversatz
Leistung 49 kW / 67 PS bei 7.500 U/min
Hubraum 865 cm3
Bohrung/Hub 90 x 68 mm
Verdichtung 9,2:1
Gemischaufbereitung Elektronische sequentielle Multipoint-Einspritzung mit Sekundärluftsystem und G-Kat
Drosselklappen-Ø 36,5 mm
Auspuffanlage Edelstahl, zwei verchromte hochgelegte Schalldämpfer
Zündung Digitalinduktiv über elektronisches Motormanagementsystem
KRAFTÜBERTRAGUNG
Primärantrieb Zahnrad
Sekundärantrieb XRing-Kette
Kupplung Mehrscheiben-Ölbad
Getriebe Fünf-Gang
Gangstufen Primär: 108/62
Gangstufen 1. Gang: 41/15
Gangstufen 2. Gang: 37/19
Gangstufen 3. Gang: 34/22
Gangstufen 4. Gang: 31/24
Gangstufen 5. Gang: 29/27
Gangstufen Sekundär: 43/18
Motorölvolumen 4,5 Liter
ELEKTRIK
Batterie 12V 10Ah
Lichtmaschine 324W
FAHRWERK
Radaufhängung 41 mm Kawyaba Gabel
Radaufhängung Kayaba Federbeine
Rahmen Stahlrohr-Schleifenrahmen
Hinterradschwinge Stahlrohr-Zweiarmschwinge
Räder Siebenspeichen-Leichtmetallguss
Hinterradschwinge Stahlrohr-Zweiarmschwinge
Bremsen vorne 310 mm Bremsscheibe, Nissin Doppelkolben-Schwimmsattel
Bremsen hinten 255 mm Bremsscheibe, Nissin Doppelkolben-Schwimmsattel
ABMESSUNGEN
Länge  2144 mm
Breite (Lenker) 748 mm
Höhe 1100 mm
Sitzhöhe  740 mm
Radstand 1454 mm
Lenkkopfwinkel/Nachlauf 27º/106 mm
Trockengewicht 200 kg
Tankinhalt 16,0 Liter
PREISE Österreich  
Bonneville € 9.690.-
Bonneville SE € 10.490.-

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: Triumph

Fazit: Triumph Bonneville 2009

Die neue Triumph Bonneville wird einer Menge Leute gut gefallen, der potenzielle Kundenkreis wurde auf jeden Fall in alle Richtungen ausgedehnt. Denn nicht nur die Sportlichkeit hat eine deutliche Steigerung erfahren.


  • Stressfreies Fahrverhalten
  • feine Verarbeitung
  • bequeme, durchgehende Sitzbank
  • anspruchsvolle Optik
  • 7-Speichen-Design.
  • Nicht für Beschleunigungsduelle gebaut

Bericht vom 01.04.2009 | 21.801 Aufrufe

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