Abenteuer Amazonas
Abenteuer Amazonas |
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Auf zwei Rädern durch die grüne Hölle |
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Entlang der legendären Transamazonica durchquert er
das gesamte Amazonasgebiet. |
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Das Reisetagebuch |
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Belem das Tor zum Amazonas und ein Motorradtreffen auf der
Transamaconica. Mit Belem habe ich nun die Mündung
des Amazonas erreicht. Im grossen Markt am Hafen Ver o peso werden
tonnenweise Fische aus dem Amazonas gehandelt und die Kräuterhexen
verkaufen alle möglichen und unmöglichen Mittelchen aus der
Naturapotheke des Regenwaldes. Unzählige Ampullen, Dosen und Säckchen
zieren die kleinen Verkaufsstände. Dona Coló will mir unbedingt
natürliches Viagra aufschwatzen, wie wenn ich so etwas nötig hätte. |
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Ich kaufe mir aber kein Viagra natural sondern ein Dose Anti-Moskito Creme aus 100% biologischem Anbau, die werde ich in den nächsten Wochen auf der Transamazonica wohl eher brauchen. Die starken nächtlichen Regenfälle haben die Transamazonica in ein riesiges Schlammloch verwandelt. Das Weiterkommen wird zur absoluten Schwerstarbeit. An einer Steigung ist bereits der Erste LKW stecken geblieben. Alle anderen Fahrer müssen nun 4-5 Std. warten bis der Schlamm auftrocknet. Sie können überhaupt nicht verstehen was ich hier mache. In ihren Augen muss man völlig verrückt sein, um freiwillig und dazu noch allein mit dem Motorrad, diese Höllenstrecke zu befahren. Womit sie wahrscheinlich gar nicht so unrecht haben. | |
Lockruf des Goldes Das war heute eine ziemlich einsam Fahrt durch den Regenwald. Auf 400 km gab es keine einzige Ortschaft sondern nur 2 als Bretterbuden getarnte Gasthäuser. Dazu sind mir 4 Autos begegnet und zwei 3 m lange, schwarzgelbe Schlangen über den Weg gelaufen. Jetzt bin ich hier in Jacarecanga einem malariaverseuchten Kaff und suche ein Boot nach San José. Ich treffe João, er ist Händler und fährt jeden Tag die Strecke. In engen Mäandern windet sich der schmale Fluss durch den dichten Regenwald. 4 Stunden dauert die Fahrt den Rio Pacu flussaufwärts bis wir San José erreichen. Viel wird hier nicht geboten, ein verlaustes Hotel, zwei Geschäfte und fünf zwielichtige Bars. |
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Mit Alfredo und seinem Mototaxi geht es auf einer extrem schlechten Piste weiter zu einem Goldgräbercamp. 5 Garimpos, wie die Goldgräber genannt werden, schuften hier unter unvorstellbaren Bedingungen. Von Moskitos zerfressen, den grossen Reichtum vor Augen wühlen sie im Schlamm. Der goldhaltige Urwaldboden wird mit einem Hochdruckwasserstrahl abgetragen, der entstehende Schlamm abgesaugt und gefiltert. Das bearbeitet Gebiet sieht aus wie nach einem Bombenabwurf. Das wäre ja noch nicht so tragisch. Nur um das eventuell vorhandene Gold aus dem Schlamm zu binden verwendet man hochgiftiges Quecksilber. Das gelangt dann mit dem Spülwasser in die Flüsse und wird hier zu einem tödlichen Gefahr für Menschen und Tiere. | |
Im Reich des Kondors, die Quelle des Amazonas
ist erreicht. Vor 2 Tagen haben wir noch im Dschungel geschwitzt und nun sind wir bereits in den eisigen Höhen der Anden. In engen Kehren führt die staubige Piste auf den Hualla Hualla Pass. Hier in 4800 m Höhe ist die Luft schon ziemlich dünn und ein leichtes Kopfweh macht sich bemerkbar. Am Cruz del Cóndor sehen wir Kondore, die sich majestätisch in die Höhe schwingen Anfangs ist der schmale Weg noch gut erkennbar, vorbei an verlassenen Dörfern geht es immer höher. Auf einem Hochplateau ist die Piste schliesslich zu Ende. |
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Durch tiefen Sand und über
Geröllfelder kämpfen wir uns am Nevado Mismi weiter Richtung Quelle.
Nach 7587 km quer durch Brasilien und Peru stehen wir am Ende unserer
Kräfte auf 5184 m Höhe an der Quelle des Amazonas. Frisches, gasklares
Amazonasquellwasser zu trinken ist ein sehr exklusives Vergnügen, das
man sich auch mit viel Geld nicht kaufen kann. |
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Weit, weit weg und ein Essen wie zu Hause oder wir warten 118 Jahre auf die versprochene Strasse | |
In engen Serpentinen windet sich die
schmale Strasse in die Tiefe. Schwüle, warme Luft steigt uns aus dem
Amazonasbecken entgegen. Mit jedem Kilometer wird die Vegetation
tropischer. In weniger als 2 Stunden durchfahren wir alle
Vegetationsstufen der Erde. Wasserfälle stürzen in die Tiefe, dichte
Bambuswälder säumen den Strassenrand. Wir warten nur mehr darauf, dass
der erste Indio mit seiner Trommel aus dem Busch springt. Aber es kommt
völlig anders. Wir hören Ziehharmonikamusik und sehen blonde Mädels und Burschen beim Polkatanzen. Ein ausgezeichnetes Wienerschnitzel mit Kartoffelsalat steht am Tisch, und das Mitten in Peru. Wir sind in Pozuzo der einzigen Österreichischen-Deutschen Kolonie der Welt angekommen. 1857 haben sich Tiroler Auswanderer hier am Rande des Amazonasgebietes niedergelassen. Unter unvorstellbaren Strapazen machten Sie sich unter der Führung von Pfarrer Josef Egg auf den Weg von der Küste über die Anden ins Amazonasgebiet. Der von der Peruanischen Regierung versprochene Maultierpfad war nicht fertiggestellt. 2 ganze Jahre brauchten Sie um das Siedlungsgebiet zu erreichen und wurden danach im Tal regelrecht vergessen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erinnert man sich wieder an die Siedler und 1975, nach 118 Jahren Wartens erhalten sie die versprochene Strassenverbindung. |
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Eine Fahrt mit der Henry 3, nichts für Menschen in Zeitnot oder mit
Platzangst |
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Zusätzlich zur Fracht sind noch
200 Personen an Bord. Das Passagiereck ist vollgefüllt mit
Hängematten, Platzangst sollte man hier keine haben. Die Henry 3 ist
kein Schnellboot, bei jedem kleinen Dorf am Ufer wird angehalten. Für
die hier lebenden Menschen ist das Schiff, die einzige Verbindung zur
Aussenwelt und eine gute Möglichkeit Geschäfte zu machen. Bei jedem Halt
stürmen Händlerinnen regelrecht das Boot. Tropische Früchte, gegrillter
Fisch und frisch gebackene Kuchen werden angeboten. Lebende Papageien,
Stachelrochen und Schildkröten haben sie ebenfalls im Verkaufsprogramm.
Eine riesige, sicherlich über 50 Jahre alte, Flussschildkröte würde ich
am liebsten selber kaufen um ihr die Freiheit zu schenken. Aber die hat
sich bereits der Kapitän gesichert und so landet sie im Kochtopf. |
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Opernklänge und Karibikstrand im Urwald | |
Wir sind nun in Manaus, im Herzen
Amazoniens angekommen. Aber all diejenigen die sich nun eine gruselige
Geschichte über fleischfressende Pflanzen und menschenmordende
Riesenschlangen erwarten muss ich Heute leider enttäuschen. Wir sitzen
hier an der Praça São Sebastião, haben einen traumhaften Ausblick auf
das Teatro Amazônico, und schlürfen bei Gisela eine Kalabasse heisser
Tacacá. Tacacá ist eine typische Amazonassuppe die es überall zu kaufen
gibt, aber der Blick auf die Oper ist einzigartig. Ein neobarockes
Bauwerk im Urwald ist schon etwas besonderes. Ein Grossteil der
Baumaterialien wurde aus Europa importiert. Die 36.000 Kacheln für die
Kuppel stammen aus dem Elsass und die Luster sind aus italienischem
Muranoglas. 1897 erfolgte hier die Premiere der Oper La Gioconda von
Ponchielli. Manaus war Ende des 19. Jahrhunderts der grösste
Kautschuklieferant weltweit und das Geld floss in Strömen in die Taschen
der Kautschukbarone. Sie erbauten dieses Operngebäude zu einer Zeit als
in der Kulturstadt Salzburg die Musiker von einer Oper noch träumten.
Hier wurden erst 1924 die ehemaligen Hofstallungen zum 1. Festspielhaus
umgebaut. |
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Es gibt sie noch, die Ureinwohner Amazoniens |
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Auf der Suche nach den letzten
Indianern des Amazonasgebietes fahren wir auf schmalen Pisten durch
dichten Regenwald. Aber die sind nicht so leicht zu finden, sie leben
zurückgedrängt in schwer zugänglichen Reservaten. Von den ursprünglich 5
Millionen Ureinwohnern haben nur 300.000 die Invasion des weissen Mannes
überlebt. |
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Interessante Links:
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Text: Joe Pichler |
KAROLETTALAMBRETTA
Weitere BerichteBericht vom 21.09.2009 | 7.812 Aufrufe