Abenteuer Amazonas

14.000 km mit dem Motorrad und 3.400 km Schiffskilometer fährt der Salzburger Abenteurer durch den grössten Regenwald der Erde.

Abenteuer Amazonas

Auf zwei Rädern durch die grüne Hölle

 

Entlang der legendären Transamazonica durchquert er das gesamte Amazonasgebiet.
Er trifft auf Goldgräber, Kautschukzapfer und ursprüngliche Indianervölker. In den Peruanischen Anden kämpft er sich bis zur Quelle auf 5.200 m Höhe hinauf. Mit dem Boot geht die Reise flussabwärts weiter bis zum Atlantik. Hier weitab von Strassen ist der Regenwald noch intakt, man spürt den Atem der grünen Lunge unserer Erde.

In seiner neuen Multimediashow präsentiert Joe Pichler live, das Amazonasgebiet in all seinen Facetten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Erste Eindrücke von seinen Erlebnissen haben wir seinem Reisetagebuch entnommen, die Vortragstermine von ihm dürfen nicht verpasst werden!

Termine unter www.josef-pichler.at


Das Reisetagebuch


 
Belem das Tor zum Amazonas und ein Motorradtreffen auf der Transamaconica. Mit Belem habe ich nun die Mündung des Amazonas erreicht. Im grossen Markt am Hafen Ver o peso werden tonnenweise Fische aus dem Amazonas gehandelt und die Kräuterhexen verkaufen alle möglichen und unmöglichen Mittelchen aus der Naturapotheke des Regenwaldes. Unzählige Ampullen, Dosen und Säckchen zieren die kleinen Verkaufsstände. Dona Coló will mir unbedingt natürliches Viagra aufschwatzen, wie wenn ich so etwas nötig hätte.
 
Ich kaufe mir aber kein Viagra natural sondern ein Dose Anti-Moskito Creme aus 100% biologischem Anbau, die werde ich in den nächsten Wochen auf der Transamazonica wohl eher brauchen. Die starken nächtlichen Regenfälle haben die Transamazonica in ein riesiges Schlammloch verwandelt. Das Weiterkommen wird zur absoluten Schwerstarbeit. An einer Steigung ist bereits der Erste LKW stecken geblieben. Alle anderen Fahrer müssen nun 4-5 Std. warten bis der Schlamm auftrocknet. Sie können überhaupt nicht verstehen was ich hier mache. In ihren Augen muss man völlig verrückt sein, um freiwillig und dazu noch allein mit dem Motorrad, diese Höllenstrecke zu befahren. Womit sie wahrscheinlich gar nicht so unrecht haben.
Lockruf des Goldes
Das war heute eine ziemlich einsam Fahrt durch den Regenwald. Auf 400 km gab es keine einzige Ortschaft sondern nur 2 als Bretterbuden getarnte Gasthäuser. Dazu sind mir 4 Autos begegnet und zwei 3 m lange, schwarzgelbe Schlangen über den Weg gelaufen. Jetzt bin ich hier in Jacarecanga einem malariaverseuchten Kaff und suche ein Boot nach San José. Ich treffe João, er ist Händler und fährt jeden Tag die Strecke. In engen Mäandern windet sich der schmale Fluss durch den dichten Regenwald. 4 Stunden dauert die Fahrt den Rio Pacu flussaufwärts bis wir San José erreichen. Viel wird hier nicht geboten, ein verlaustes Hotel, zwei Geschäfte und fünf zwielichtige Bars.
Mit Alfredo und seinem Mototaxi geht es auf einer extrem schlechten Piste weiter zu einem Goldgräbercamp. 5 Garimpos, wie die Goldgräber genannt werden, schuften hier unter unvorstellbaren Bedingungen. Von Moskitos zerfressen, den grossen Reichtum vor Augen wühlen sie im Schlamm. Der goldhaltige Urwaldboden wird mit einem Hochdruckwasserstrahl abgetragen, der entstehende Schlamm abgesaugt und gefiltert. Das bearbeitet Gebiet sieht aus wie nach einem Bombenabwurf. Das wäre ja noch nicht so tragisch. Nur um das eventuell vorhandene Gold aus dem Schlamm zu binden verwendet man hochgiftiges Quecksilber. Das gelangt dann mit dem Spülwasser in die Flüsse und wird hier zu einem tödlichen Gefahr für Menschen und Tiere.
Im Reich des Kondors, die Quelle des Amazonas ist erreicht.
Vor 2 Tagen haben wir noch im Dschungel geschwitzt und nun sind wir bereits in den eisigen Höhen der Anden. In engen Kehren führt die staubige Piste auf den Hualla Hualla Pass. Hier in 4800 m Höhe ist die Luft schon ziemlich dünn und ein leichtes Kopfweh macht sich bemerkbar. Am Cruz del Cóndor sehen wir Kondore, die sich majestätisch in die Höhe schwingen
Anfangs ist der schmale Weg noch gut erkennbar, vorbei an verlassenen Dörfern geht es immer höher. Auf einem Hochplateau ist die Piste schliesslich zu Ende.

Durch tiefen Sand und über Geröllfelder kämpfen wir uns am Nevado Mismi weiter Richtung Quelle. Nach 7587 km quer durch Brasilien und Peru stehen wir am Ende unserer Kräfte auf 5184 m Höhe an der Quelle des Amazonas. Frisches, gasklares Amazonasquellwasser zu trinken ist ein sehr exklusives Vergnügen, das man sich auch mit viel Geld nicht kaufen kann.
 

Weit, weit weg und ein Essen wie zu Hause oder wir warten 118 Jahre auf die versprochene Strasse
In engen Serpentinen windet sich die schmale Strasse in die Tiefe. Schwüle, warme Luft steigt uns aus dem Amazonasbecken entgegen. Mit jedem Kilometer wird die Vegetation tropischer. In weniger als 2 Stunden durchfahren wir alle Vegetationsstufen der Erde. Wasserfälle stürzen in die Tiefe, dichte Bambuswälder säumen den Strassenrand. Wir warten nur mehr darauf, dass der erste Indio mit seiner Trommel aus dem Busch springt. Aber es kommt völlig anders.
Wir hören Ziehharmonikamusik und sehen blonde Mädels und Burschen beim Polkatanzen. Ein ausgezeichnetes Wienerschnitzel mit Kartoffelsalat steht am Tisch, und das Mitten in Peru. Wir sind in Pozuzo der einzigen Österreichischen-Deutschen Kolonie der Welt angekommen. 1857 haben sich Tiroler Auswanderer hier am Rande des Amazonasgebietes niedergelassen. Unter unvorstellbaren Strapazen machten Sie sich unter der Führung von Pfarrer Josef Egg auf den Weg von der Küste über die Anden ins Amazonasgebiet. Der von der Peruanischen Regierung versprochene Maultierpfad war nicht fertiggestellt. 2 ganze Jahre brauchten Sie um das Siedlungsgebiet zu erreichen und wurden danach im Tal regelrecht vergessen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erinnert man sich wieder an die Siedler und 1975, nach 118 Jahren Wartens erhalten sie die versprochene Strassenverbindung.
 
 

Eine Fahrt mit der Henry 3, nichts für Menschen in Zeitnot oder mit Platzangst
Hoy 5 PM, Abfahrt Heute 5 Uhr Nachmittag, steht in grossen Buchstaben auf der Henry 3. Einem rostigen Seelenverkäufer, der uns in 4 Tagen von Pucallpa nach Iquitos bringen soll. Aber es hat nicht den Anschein, dass wir heute noch abfahren. Im Hafen warten noch 6 Lastwagen auf das Abladen. Wie Ameisen schleppen Lastenträger unzählige Kisten an Bord. Wir hängen unsere Hamacas (Hängematten) auf und warten. Die ganze Nacht wird durchgearbeitet bis schlussendlich 700 Tonnen Fracht an Bord gebracht sind.
Meine KTM findet zwischen Kochbananen und Kokospalmenpflanzen gerade noch einen Platz. Mit 20 Stunden Verspätung legt das Schiff dann endlich ab.

Zusätzlich zur Fracht sind noch 200 Personen an Bord. Das Passagiereck ist vollgefüllt mit Hängematten, Platzangst sollte man hier keine haben. Die Henry 3 ist kein Schnellboot, bei jedem kleinen Dorf am Ufer wird angehalten. Für die hier lebenden Menschen ist das Schiff, die einzige Verbindung zur Aussenwelt und eine gute Möglichkeit Geschäfte zu machen. Bei jedem Halt stürmen Händlerinnen regelrecht das Boot. Tropische Früchte, gegrillter Fisch und frisch gebackene Kuchen werden angeboten. Lebende Papageien, Stachelrochen und Schildkröten haben sie ebenfalls im Verkaufsprogramm. Eine riesige, sicherlich über 50 Jahre alte, Flussschildkröte würde ich am liebsten selber kaufen um ihr die Freiheit zu schenken. Aber die hat sich bereits der Kapitän gesichert und so landet sie im Kochtopf.
 

Opernklänge und Karibikstrand im Urwald

Wir sind nun in Manaus, im Herzen Amazoniens angekommen. Aber all diejenigen die sich nun eine gruselige Geschichte über fleischfressende Pflanzen und menschenmordende Riesenschlangen erwarten muss ich Heute leider enttäuschen. Wir sitzen hier an der Praça São Sebastião, haben einen traumhaften Ausblick auf das Teatro Amazônico, und schlürfen bei Gisela eine Kalabasse heisser Tacacá. Tacacá ist eine typische Amazonassuppe die es überall zu kaufen gibt, aber der Blick auf die Oper ist einzigartig. Ein neobarockes Bauwerk im Urwald ist schon etwas besonderes. Ein Grossteil der Baumaterialien wurde aus Europa importiert. Die 36.000 Kacheln für die Kuppel stammen aus dem Elsass und die Luster sind aus italienischem Muranoglas. 1897 erfolgte hier die Premiere der Oper La Gioconda von Ponchielli. Manaus war Ende des 19. Jahrhunderts der grösste Kautschuklieferant weltweit und das Geld floss in Strömen in die Taschen der Kautschukbarone. Sie erbauten dieses Operngebäude zu einer Zeit als in der Kulturstadt Salzburg die Musiker von einer Oper noch träumten. Hier wurden erst 1924 die ehemaligen Hofstallungen zum 1. Festspielhaus umgebaut.
 


Es gibt sie noch, die Ureinwohner Amazoniens

Auf der Suche nach den letzten Indianern des Amazonasgebietes fahren wir auf schmalen Pisten durch dichten Regenwald. Aber die sind nicht so leicht zu finden, sie leben zurückgedrängt in schwer zugänglichen Reservaten. Von den ursprünglich 5 Millionen Ureinwohnern haben nur 300.000 die Invasion des weissen Mannes überlebt.
Redenção im Süden von Pará ist eigentlich keine Stadt in der ich mich länger aufhalten möchte. Aber hier ist ein Büro der FUNAI (Indianerbehörde) und nur die stellen die erforderliche Genehmigung zum Besuch der Kayapó aus. Nach 5 mühsamen Tagen erhalten wir doch noch die Genehmigung. Der Buschpilot Fernando fliegt uns mit seiner einmotorigen Piper nach Krikretum. Mit im Flugzeug sind 4 Säcke Reis, 6 Karton Zucker, 3 Grosspackungen Kaffee, 5 kg Tabak und 4 Schachteln Kekse. Unser Eintrittsgeld in die fremde Welt der Kayapó Indianer. Die ganze Dorfgemeinschaft bereiten sich gerade auf ein Fest vor. Die Körper werden mit schwarzer Naturfarbe bemalt, in die Gesichter geometrische Muster gezeichnet. Der Federschmuck wird angelegt und 2 Tage lang gesungen und getanzt. Am 2. Tag werden 4 junge Buben (ca. 8-10 Jahre alt) besonders geschmückt, machen dabei aber keinen sehr erfreuten Eindruck. Sie werden heute verheiratet und haben sich die Braut sicherlich nicht selbst ausgesucht. Es herrschen strenge Gesetze im Regenwald.
 


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Text: Joe Pichler
Fotos: Joe Pichler

Autor
karolettaLambretta

KAROLETTALAMBRETTA

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Bericht vom 21.09.2009 | 7.812 Aufrufe

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