MotoGP Misano 2024: Marquez siegt, Martin verliert Boden
Triumph und Dramatik bei schwierigen Bedingungen
Das MotoGP-Wochenende in Misano 2024 bot Motorsport auf höchstem Niveau mit einem spannenden Sprint-Rennen und einem dramatischen Hauptrennen. Während Jorge Martin mit einem überzeugenden Sieg im Sprint seine Führung in der MotoGP-Weltmeisterschaft 2024 ausbaute, lief das Hauptrennen am Sonntag völlig anders als erwartet.
Durch wechselhafte Wetterbedingungen und taktische Fehlentscheidungen büßte Martin fast seinen gesamten WM-Vorsprung ein. Im Gegensatz dazu triumphierte Marc Marquez erneut unter schwierigen Bedingungen und feierte seinen zweiten Grand-Prix-Sieg in Folge.
Sprint-Rennen: Jorge Martin dominiert, Franco Morbidelli erstmals auf dem Podium
Der Rennsamstag begann mit einem spektakulären Sprint-Rennen über 13 Runden auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli. Pramac-Ducati-Pilot Jorge Martin startete von Platz vier, zeigte jedoch bereits in der ersten Kurve seine Stärke. Er nutzte den Schwung und setzte sich direkt an die Spitze des Feldes. Francesco Bagnaia, der von der Pole-Position ins Rennen ging, konnte Martin trotz intensiver Versuche nicht überholen und musste sich am Ende mit Platz zwei begnügen.
Martin zeigte eine makellose Performance und fuhr einen komfortablen Sieg ein. "Endlich gewinne ich wieder! Ich bin super glücklich. Ich hatte erwartet, dass ich mit 'Pecco' kämpfen würde, aber so einen Start hatte ich nicht erwartet", kommentierte Martin nach dem Rennen.
Für Freude sorgte auch Franco Morbidelli, der auf seiner Pramac-Ducati das Podium komplettierte. Der Italiener erreichte zum ersten Mal in seiner Karriere auf Ducati eine Top-3-Platzierung. Nach schwierigen Jahren im Yamaha-Werksteam war dies ein bedeutsamer Erfolg für Morbidelli. "Es waren zwei sehr positive Tage. Wir haben lange auf dieses Ergebnis gewartet", erklärte er sichtlich erleichtert.
Auch für Marc Marquez lief das Rennen nicht schlecht. Der Gresini-Ducati-Pilot, der nach einem Sturz im Qualifying nur von Platz neun ins Sprint-Rennen gestartet war, kämpfte sich stark nach vorne und belegte am Ende Rang fünf. Fabio Di Giannantonio und Marco Bezzecchi, beide auf VR46-Ducatis unterwegs, mussten das Rennen nach Stürzen vorzeitig beenden.
Hauptrennen: Marc Marquez triumphiert, Jorge Martin verliert durch taktischen Fehler
Der Sonntag hielt das Hauptrennen über 27 Runden bereit, und es sollte eines der dramatischsten Rennen der Saison werden. Kurz vor dem Start fielen Regentropfen, was die Reifenwahl der Teams und Fahrer erheblich beeinflusste. Einige entschieden sich für die weichere Hinterradmischung, während andere, darunter Francesco Bagnaia und Jorge Martin, auf die Medium-Reifen setzten.
Bagnaia, der von der Pole-Position startete, behielt diesmal in der ersten Kurve die Führung und verteidigte seine Position gegen die Verfolger. Franco Morbidelli hielt zunächst seine zweite Startposition, wurde jedoch bereits in der vierten Kurve von seinem Pramac-Teamkollegen Jorge Martin überholt. Schon früh im Rennen gab es fast eine Kollision zwischen Bagnaia und Martin, als dieser sich in Kurve zwei verschätzte und nur knapp eine Berührung vermeiden konnte.
Die wechselnden Wetterbedingungen sorgten für weitere Unruhe. Pedro Acosta stürzte in Runde vier und fiel ans Ende des Feldes zurück. Kurz darauf folgte Franco Morbidelli, der in der ersten Kurve die Kontrolle verlor und stürzte. Zu diesem Zeitpunkt regnete es stärker, sodass die Teams begannen, die Zweitmotorräder für einen möglichen Flag-to-Flag-Wechsel vorzubereiten.
Jorge Martin war der erste Fahrer aus der Spitzengruppe, der zum Motorradwechsel in die Box kam und auf Regenreifen umrüstete. Doch diese Entscheidung erwies sich als fatal. Die Strecke war nicht nass genug für Regenreifen, und Martin fiel weit zurück. Als er realisierte, dass der Wechsel ein Fehler war, kehrte er erneut in die Box zurück, um wieder auf Slick-Reifen zu wechseln. Dieser doppelte Motorradwechsel kostete ihn jede Chance auf eine vordere Platzierung.
Marc Marquez hingegen zeigte erneut seine Klasse unter schwierigen Bedingungen. Der Gresini-Ducati-Pilot, der bereits in der Vorwoche in Aragon gewonnen hatte, fuhr souverän und übernahm in der zehnten Runde die Führung von Bagnaia. Mit einer halben Sekunde Vorsprung verteidigte er diese Position bis ins Ziel. "Der Regen hat mir die Chance gegeben, die Führung zu übernehmen. Dieser Sieg ist für die gesamte Gresini-Familie", sagte Marquez nach dem Rennen.
Francesco Bagnaia, der den zweiten Platz belegte, konnte das Tempo von Marquez zwar noch mitgehen, aber einen Angriff zur Rückeroberung der Führung wagte er nicht. "Heute war nicht mehr als Platz zwei möglich. Marc war in zu guter Form", resümierte Bagnaia. Den dritten Platz sicherte sich Ducati-Teamkollege Enea Bastianini, der in den letzten Runden noch an Jack Miller (KTM) vorbeizog.
Jorge Martin verliert großen WM-Vorsprung
Für Jorge Martin wurde das Rennen zur Katastrophe. Nach seinem doppelten Motorradwechsel kam er nicht über den 15. Platz hinaus und beendete das Rennen mit einer Runde Rückstand. Der spanische Pramac-Pilot verlor damit fast seinen gesamten Vorsprung in der MotoGP-Gesamtwertung. Francesco Bagnaia konnte durch seinen zweiten Platz den Abstand auf Martin auf nur noch sieben Punkte verringern. Vor dem Rennen hatte Martins Vorsprung noch komfortable 26 Zähler betragen.
Die MotoGP Saison 2024
Bericht vom 09.09.2024 | 2.689 Aufrufe