Gobmeier hat keine Ducati-Revolution im Sinn: Die Maschine ist noch nicht am Limit

Bernhard Gobmeier hat als neuer Ducati-Rennchef viel zu tun. Eine Revolution an der Maschine will er aber nicht sehen, sondern sie konstant verbessern.

Gobmeier hat keine Ducati-Revolution im Sinn: Die Maschine ist noch nicht am Limit

Veränderung, das schien in den vergangenen zwei Jahren das Zauberwort bei Ducati zu sein und das soll es auch in Zukunft sein. Nur soll die Veränderung diesmal Früchte tragen und Erfolg bringen. Deswegen hat Ducati mit Bernhard Gobmeier nun einen neuen Rennchef. Der durfte bei Wrooom in Madonna di Campiglio seinen ersten großen öffentlichen Auftritt hinlegen und musste dabei gleich einmal verkünden, dass es zu früh ist, um über große Veränderungen zu sprechen. "Wir sehen uns verschiedene Dinge auf technischem und auch organisatorischem Level an. Wir werden uns auf vorhandene Mitarbeiter stützen, die sehr motiviert und hoch qualifiziert sind. Es wird mehr eine Evolution denn eine Revolution. Wir müssen mit dem Potential unserer Leute und der Technologie arbeiten, die wir zur Verfügung haben", sagte Gobmeier.

Seine ersten Eindrücke von Ducati bezeichnete er als sehr positiv, da er sich wie in einer großen Familie fühlt. Der Zusammenhalt sei groß, was gut für die Mitarbeitermoral ist. "Die Atmosphäre hier ist einzigartig und das ist eine wichtige Basis für die Hingabe an das Rennprojekt", meinte er. Trotzdem kann nicht alles so bleiben wie es ist. Gobmeier will versuchen, die positiven Seiten zu bewahren, die es gibt und möchte sich dann auf die technischen und organisatorischen Schwächen stürzen. "Ich habe etwas gegen das Wort Revolution, denn historisch betrachtet heißt das, man zerstört das Gute und das Schlechte."

Zusammen mit Preziosi

Bei seiner Arbeit will er unter anderem auf die Hilfe seines Vorgängers Filippo Preziosi zurückgreifen, der nun in der Straßenabteilung von Ducati arbeitet. "Wir haben eine sehr offene Beziehung, die auf dem gemeinsamen Ziel basiert, die Rennabteilung voranzubringen. Dieser ist er nach wie vor sehr zugetan", erklärte Gobmeier. Mit Preziosi will er vor allem darüber reden, wie sich die Maschine zu dem entwickelt hat, was sie heute ist. Darauf aufbauend möchte er das Potential der Ducati dann freilegen. "Filippo war aber nicht der einzige Ingenieur, wir haben andere mit viel Talent und Erfahrung. Sie haben gute Ideen und die werden wir nutzen, um die Maschine und unsere Arbeitsmethoden zu verbessern. Idealerweise wird das die Entwicklung und die Rückkehr auf den höchsten Level beschleunigen."

Was genau jetzt noch an der Desmosedici getan werden muss, konnte Gobmeier aber nicht sagen. Er betonte nur, dass es keine magische Kur gibt. "Einige Faktoren spielen beim Erfolg eines Rennteams eine Rolle. Die Reifen: die ändern sich nicht und wir können sie nicht beeinflussen. Das Team: die Moral und die Motivation sind wichtig. Die Fahrer: wir haben fünf und sind sehr zufrieden. Pirro ist zwar nicht hier, aber er hat eine wichtige Rolle als Entwickler und Wildcard. Das Paket: mit dem Tausch eines Teils wird man keine halbe Sekunde finden. Wir müssen an allen Aspekten des Motors, der Elektronik und des Chassis arbeiten", räumte Gobmeier ein. Verbesserungen kündigte er eher schrittweise an, wobei er sich überzeugt zeigte, dass noch einiges an Potential in der Maschine steckt.

Harte Arbeit und Zeit

Andrea Dovizioso hatte zwei Jahre als längsten Zeitrahmen abgesteckt, in dem gute Ergebnisse kommen müssen, dem konnte sich Gobmeier in etwa anschließen. Er musste aber betonen, dass es keine Entwicklungs-Sprünge geben wird, sondern eine Reihe kleiner Verbesserungen, die auf lange Sicht der bessere Weg sind. "Dieses Jahr wird entwickelt, aber es bleibt schon das Ziel, gute Ergebnisse zu holen. Aber um die Konkurrenz einzuholen, braucht es harte Arbeit und etwas Zeit." Da sich 2014 die Regeln etwas ändern, könnte das Ducati in die Karten spielen. Gobmeier sah das in jedem Fall als gute Gelegenheit, aus der das Beste herausgeholt werden muss. "Wir werden aber nicht die Motoren-Konfiguration ändern. Nachforschungen zeigen, dass das [90 Grad] V der beste Kompromiss zwischen Leistung und Fahrbarkeit ist. Im Moment ist das leider noch eine unserer Schwächen."

Amüsiert war Gobmeier, als er sich daran erinnerte, dass er bei BMW beinahe die gleichen Kommentare von den Ingenieuren hörte wie bei Ducati. "Die Probleme der Maschinen sind oft ähnlich. Ich glaube, die Kommunikation zwischen Fahrern, Team und dem Unternehmen muss verbessert werden. Rossi hat sich diesbezüglich oft beschwert. Wir haben bereits festgelegt, wie wir das nächste Saison verbessern." Vorrangig ist aber die Verbesserung der Maschine. Dabei wird die bisherige Ducati als Basis dienen und es gibt einen Zeitplan, nach dem die Updates kommen werden. "Das Motorrad hat noch nicht sein Limit erreicht. Das müssen wir erst suchen und die potentiellen Änderungen durchführen."

Audi hilft mit Man- und Technik-Power

Audi wird dabei übrigens nicht aktiv helfen, erklärte Gobmeier. Dort habe man keine Erfahrung mit Zweirädern, weswegen diesbezüglich alles an Ducati hängen bleibt. "Sie werden uns aber in Bereichen helfen, in denen wir Ressourcen brauchen, wie Test-Instrumente, Labors und Personal. Es ist für beide Seiten wichtig, Informationen auszutauschen und das technische Know-How zu verbessern." Ideen für die Verbesserung von Motor, Chassis und Elektronik gibt es bereits, die müssen aber erst verifiziert werden, weswegen Gobmeier auch entschied, die Testarbeit bei Ducati auszubauen. "Ich denke, die Fahrer wurden in der Vergangenheit durch zu viele Änderungen verwirrt. Wir müssen die neuen Lösungen genauer testen, bevor wir sie ihnen weitergeben."

Das Ziel soll schließlich eine Maschine sein, mit der jeder Fahrer zurechtkommt. Dazu musste Gobmeier aber erklären, dass Ducati keine Yamaha-Kopie bauen will. "Das Erbe und die Gene der Ducati werden gleich bleiben, wir werden sie aber einfacher zu fahren machen. Wir haben aber nicht die Ressourcen für zu viele Experimente. Der neue Rahmen war die richtige Entscheidung, denn er liefert mehr Freiheiten, um Änderungen vorzunehmen, ohne den Motor ändern zu müssen. Der Rahmen mit Motor als tragendes Element wird nicht in die MotoGP zurückkehren." Gerne zurück hätte Ducati dafür wohl jene vier Sponsoren, die nach Valentino Rossis Abschied abgesprungen sind. Gobmeier wollte das aber nicht so eng sehen. "Die wirtschaftliche Situation macht es generell schwierig, Sponsoren anzulocken, egal wie der Fahrer heißt. Die Ergebnisse sind das Wichtigste."

©adrivo Sportpresse GmbH
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Foto: ©Ducati

Bericht vom 16.01.2013 | 1.987 Aufrufe

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