Gabarrini spricht überr Stoner: Seine Stärken muss man nutzen

Cristian Gabarrini kennt Casey Stoner besser als die Meisten im MotoGP-Paddock und weiß daher auch, wie man den Australier zu nehmen hat.

Gabarrini spricht überr Stoner: Seine Stärken muss man nutzen

Ein Fahrer und sein Renn-Ingenieur bilden im Motorradsport eine enge Einheit, deren gute Zusammenarbeit über Sieg oder Niederlage entscheidet. Casey Stoner und Cristian Gabarrini waren in den vergangenen Jahren eine Erfolgseinheit, auch deswegen, weil Gabarrini weiß, wie er Stoner nehmen und wie er dessen Feedback umsetzen muss. Dabei gab es in Sepang ein bekanntes Thema, nämlich Vibrationen, denn sie waren das Einzige, das bei einem sonst erfolgreichen Test störte.

Anti-Vibrations-Abstimmung kommt erst

"Das hatten wir in Sepang aber erwartet, da das auf der Strecke immer vorhanden war, auch mit der 800er. Seit wir den neuen Hinterreifen mit anderer Struktur probiert haben, ist es aber um einiges stärker geworden und alle Honda-Fahrer litten ein wenig darunter", sagte Gabarrini laut italienischen Medienberichten. Sorgen gibt es bei Honda aber noch keine, denn in Sepang hatte man sich vor allem auf die verwendeten Materialien konzentriert und erst beim nächsten Test will man versuchen, eine Anti-Vibrations-Abstimmung zu finden.

Da Gabarrini weiß, wie die Arbeit mit Stoner läuft, rechnet er damit, dass mit der richtigen Interpretation seines Inputs alles schnell gehen sollte. Zumindest ist der Australier normalerweise recht schnell auf einer Spur. "Die Arbeit mit Casey kann sehr einfach oder kompliziert sein, abhängig vom eigenen Blickwinkel. Er ist ein sehr sensibler Pilot, er braucht wenige Runden, um die positiven und negativen Aspekte der Maschine zu verstehen. Er äußert sich sehr klar und hat kaum Zweifel. Andere Fahrer mögen zögern, wenn sie ihre Anweisungen geben, aber dann ändert sich auch ihre Rundenzeit nie. Einige Probleme lassen sich klar an der Telemetrie sehen, aber wir verlassen uns auf die Fähigkeit des Teams, das Feedback des Fahrers zu interpretieren. Wenn das Team die Sensibilität von Casey nutzen kann, spart man wertvolle Zeit."

Elektronik kaum nötig

Die Sensibilität Stoners erstreckt sich auch auf die Gashand und Gabarrini musste wieder einmal bestätigen, dass der Australier sich kaum auf die Elektronik verlässt und sie nur in geringen Dosen einsetzt. Nur mit Hilfe seines Gefühls ist es ihm möglich, das Gas bereits sehr früh in der Kurve aufzumachen. "Unser Elektronik-Techniker Mr. Lewis, der auch bei Yamaha mit Jorge Lorenzo und mit Andrea Dovizioso gearbeitet hat, hat bestätigt, dass Casey sehr sensibel mit der Kraft des Motors umgeht und daher weniger Elektronik einsetzt als andere Fahrer", sagte Gabarrini.

So kann Stoner durch die Gaskontrolle, die Hinterradbremse und seine Sitzposition das tun, was sonst die Elektronik macht, die allerdings im Vergleich zum Menschen noch ihre Einschränkungen hat. "Er passt sich dadurch schneller an sich ändernde Streckenbedingungen an." Die Sensibilität ist Stoner allerdings auch abseits der Maschine anzumerken, da er manchmal durchaus genervt wirken kann, wenn ihn etwas stört. "Casey ist eine einzigartige Person. Als Fahrer ist er das Spiegelbild seines Charakters. Trotz seines jungen Alters waren seine Werte immer einfach und traditionell: Familie, Ehrlichkeit und andere Dinge, die man meistens von Großeltern und nicht von einem 26-Jährigen wie ihm hört. Er hat kein Interesse am großen Auftritt. Er ist zurückhaltend, schüchtern, also wirkt es dann manchmal, als wäre er nicht gut drauf. Er ist geradeheraus, manchmal etwas zu sehr. Er leidet unter dem Medieninteresse an seiner Arbeit", erklärte Gabarrini.

Fischen auf der Terasse

Der Renn-Ingenieur versuchte das aber in den Kontext des früheren Lebens von Stoner zu setzen. So wuchs er auf einer Farm mit viel Freiraum und von Tieren umgeben auf. "Er liebt den direkten Kontakt zur Natur und liebt es, Dinge zu machen, die ihn mit seiner Heimat verbinden, etwa Fischen oder Reiten. Sein Haus in der Schweiz liegt praktisch mitten im Wald. Als er es kaufte, war er begeistert, denn er konnte direkt von der Terrasse aus fischen."

Während sein hin und wieder eher abweisend wirkendes Verhalten in der Öffentlichkeit zu Kritik führt, weiß Stoners Crew, wie sie ihn zu nehmen hat. Laut Gabarrini schätzt man seine Aufrichtigkeit und spürt seine Zuneigung durchaus. Er erinnerte sich auch an eine nette Anekdote. "Einmal ist Casey unter dem Tisch eingeschlafen, auf dem ich an der Elektronik arbeitete, denn er fand es dort ruhiger. Er hat immer gerne beobachtet, was die Ingenieure an seiner Maschine tun, aber jetzt verbringt er weniger Zeit mit uns und mehr mit seiner Frau im Motorhome."

Wie lange noch?

Bald wird Stoner Vater sein und er hatte in der jüngeren Vergangenheit auch angedeutet, dass er nicht mehr allzu lange weiterfahren will. Gabarrini glaubte, einschätzen zu können, wann Stoner den Helm an den Nagel hängen könnte. "Casey fährt, weil er Spaß hat, nicht wegen des Geldes. Er wird weiterfahren, solange die Befriedigung daraus größer ist als alles andere. Ich frage mich aber, ob er noch viele Jahre fahren wird, egal wie die Ergebnisse sind. Aber nur er weiß wirklich, wann er aufhören will."

©adrivo Sportpresse GmbH
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Foto: ©Ducati

Bericht vom 10.02.2012 | 1.798 Aufrufe

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