Gebrauchtberatung: Triumph Rocket III/3 - Muskel auf zwei Rädern

2,5 Liter Wahnsinn: So gut ist die Rocket 3 als Gebrauchte

Mit dem größten Serienmotor im Motorradbau hat sich die Triumph Rocket einen Kultstatus erarbeitet. Doch wie gut eignet sich der britische Power-Cruiser als Gebrauchtmotorrad? Wir klären auf über bekannte Schwächen, technische Unterschiede, Modellupdates und geben Tipps für den Gebrauchtkauf.

Modellhistorie: Triumph Rocket III / Rocket 3

Die Triumph Rocket III wurde 2004 als direkter Angriff auf das US-amerikanisch dominierte Power-Cruiser-Segment eingeführt. Mit einem 2.294 cm³ großen Reihendreizylinder, 140 PS Leistung und gewaltigen 200 Nm Drehmoment setzte sie nicht nur ein technisches Ausrufezeichen, sondern sorgte auch optisch und akustisch für Aufsehen. Ziel war es, ein Bike mit maximalem Drehmoment und unverwechselbarem Charakter zu schaffen - eine souveräne Alternative zur Harley-Davidson V-Rod oder Yamaha VMAX.

Triumph Rocket III 2005
Triumph Rocket III 2005

2010 erhielt die Rocket III ihre erste große Überarbeitung. Die neue Roadster-Version legte in der Leistung auf 148 PS zu und bot serienmäßig ABS sowie ein agileres Handling. Parallel wurde die Rocket III Touring vorgestellt, die mit Windschild, Koffern und komfortorientierter Ergonomie auf Langstreckenfahrer abzielte.

2019/2020 erfolgte der radikale Neustart: Die komplett überarbeitete Rocket 3 kam mit 2.500 cm³ Hubraum, satten 167 PS und 221 Nm auf den Markt - das derzeit stärkste Serien-Naked-Bike der Welt. Der neue Alu-Rahmen sparte über 40 kg Gewicht, während Ride-by-Wire, Kurven-ABS, TFT-Display und Traktionskontrolle das Technikniveau deutlich anhoben. Die Rocket 3 erschien in zwei Varianten:

  • Rocket 3 R - sportlicher Roadster mit direkter Sitzposition
  • Rocket 3 GT - tourentauglichere Version mit Windschild, Soziuslehne und entspanntem Kniewinkel
Triumph Rocket 3 R & Rocket 3 GT 2020
Triumph Rocket 3 R & Rocket 3 GT 2020

Für das Modelljahr 2024 bringt Triumph die Rocket 3 R Storm und Rocket 3 GT Storm an den Start - mit noch mehr Leistung und überarbeitetem Feinschliff. Der gewaltige 2.458 cm³-Dreizylinder wurde über das Motormanagement auf 225 Nm Drehmoment und nun 182 PS bei 7.000 U/min gesteigert. Zusätzlich sorgen neue Zehnspeichen-Leichtmetallräder für weniger rotierende Masse und verbessertes Handling. Fahrwerksseitig kommen hochwertige Showa-Komponenten, Brembo Stylema-Bremsen und moderne Elektronikfeatures wie Kurven-ABS und IMU-gestützte Traktionskontrolle zum Einsatz.

Triumph Rocket 3 Storm R 2024
Triumph Rocket 3 Storm R 2024

Testberichte & Fahreindrücke zur Triumph Rocket

Die 1000PS-Testberichte zur Rocket III und Rocket 3 zeigen eindrucksvoll, welche Faszination dieses Ausnahme-Motorrad über Generationen hinweg ausübt. Schon im ersten Test 2005 ließ die damalige Rocket III mit schierer Brutalität aufhorchen: 2,3 Liter Hubraum, 140 PS, 200 Nm - damals eine Dimension, die viele schlicht überforderte. Der Test beschrieb das Fahrerlebnis als realitätsfremd und brachial, das Handling im Winkelwerk war schwierig, der Geradeauslauf dafür ein Erlebnis für die Sinne. Man rang nicht selten mit dem Muskelkater nach der Fahrt, weniger mit der Fahrdynamik - ein Motorrad für entschlossene Lenker mit kräftigem Bankkonto und einer Vorliebe für Extreme.

Bild vom ersten Rocket Test bei 1000PS im Jahr 2005
Bild vom ersten Rocket Test bei 1000PS im Jahr 2005

Mit der Neuauflage als Rocket 3 ab 2020 wandelte sich das Gesamtbild drastisch. Die neue Plattform wirkte nicht nur moderner, sondern trotz gestiegener Leistung (167 PS, 221 Nm) auch überraschend leichtfüßig. Dank Alu-Rahmen, moderner Geometrie und intelligenter Gewichtsverteilung fühlt sich die Rocket 3 R im Kurvenverhalten beinahe wie ein Naked Bike an - für ein 300-kg-Monster eine Sensation. Die R-Version überzeugt mit sportlicher Sitzergonomie, aktiver Fußrastenposition und hoher Kurvenkompetenz. Die GT dagegen zielt auf maximalen Komfort bei souveränem Geradeauslauf und entspannter Ergonomie.

Mit dem 2020er Update wurde die Rocket wesentlich agiler und umgänglicher.
Mit dem 2020er Update wurde die Rocket wesentlich agiler und umgänglicher.

Ein direkter Vergleich zwischen der Rocket III Roadster und der Rocket 3 GT offenbarte: Die alte Rocket ist rohe Muskelkraft, schwerfällig aber beeindruckend. Die neue Rocket hingegen ist Hightech-Motorrad mit Alltagskompetenz, deutlich leichter, sicherer (Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Fahrmodi) und auch für weniger routinierte Piloten beherrschbar. Besonders beeindruckend: Die schier unerschöpfliche Drehmomentwelle, die bei beiden Modellen schon ab niedrigen Drehzahlen massiv anschiebt - jedoch in der neuen Generation wesentlich besser kontrollierbar und gleichmäßiger über das Drehzahlband verteilt ist.

Alt gegen neu - Triumph Rocket-Generationen im Vergleichstest
Alt gegen neu - Triumph Rocket-Generationen im Vergleichstest

Der jüngste Storm-Test von 2024 bestätigt das weiterentwickelte Fahrverhalten. Die Storm R & GT-Modelle liefern jetzt 182 PS und 225 Nm, bieten weiterhin verblüffend agiles Handling für diese Gewichtsklasse und legen beim Design, Ansprechverhalten und Elektronikpaket nochmals nach. Die Sitzhöhe, das sportlich abgestimmte Fahrwerk und die insgesamt sehr gut dosierbare Bremse sorgen für ein sicheres Fahrgefühl trotz brachialer Leistung.

Martin Bauer testet die neueste Generation der Rocket, nun Storm genannt.
Martin Bauer testet die neueste Generation der Rocket, nun Storm genannt.

Triumph Rocket Gebraucht-Marktsituation: Große Auswahl, große Preisunterschiede

Am Gebrauchtmarkt in Deutschland und Österreich sind derzeit zahlreiche Triumph Rocket Modelle verfügbar - vom Urgestein Rocket III Classic bis hin zu aktuellen Rocket 3 R und GT Varianten. Besonders stark vertreten sind Modelle aus den Baujahren 2005 bis 2010, häufig mit mittleren bis hohen Laufleistungen zwischen 30.000 und 70.000 km. Diese Fahrzeuge sind meist zu Preisen ab etwa 7.500 Euro erhältlich, wobei gut gepflegte Roadster- oder Touring-Varianten bis zu 10.000 Euro kosten können.

Die modernere Rocket 3 (ab 2020) ist ebenfalls gut am Markt vertreten, jedoch deutlich preisstabiler. Für gepflegte Exemplare mit Laufleistungen zwischen 5.000 und 20.000 km werden aktuell Preise zwischen 16.000 und 21.000 Euro aufgerufen - abhängig von Ausstattung, Zustand und Zubehör. Die sportlichere R-Version ist dabei meist etwas günstiger zu haben als die langstreckentauglichere GT.

Auffällig: Während ältere Rocket III-Modelle häufig individuell modifiziert wurden, sind jüngere Rocket 3-Angebote häufiger im Serienzustand zu finden - was für Käuferinnen und Käufer mit Originalitätsanspruch besonders interessant sein kann. Die Nachfrage nach Rocket-Modellen bleibt generell konstant, allerdings benötigen besonders die älteren, schweren Varianten mitunter etwas mehr Zeit, bis sich ein Käufer findet. Wer ein Exemplar mit niedriger Laufleistung und lückenloser Servicehistorie sucht, sollte schnell sein - diese sind rar und entsprechend begehrt.

Produkttipps

Bekannte Probleme bei gebrauchten Triumph Rocket Modellen

Trotz ihrer beeindruckenden Robustheit gibt es bei gebrauchten Rockets einige typische Schwachstellen, die besonders bei älteren Baujahren (bis ca. 2015) vermehrt auftreten können. Dazu zählt vor allem die defekte Ganghaltefeder (Detent Spring), ein bekanntes Problem, das bei betroffenen Maschinen den Gangwechsel blockieren kann und aufwendig zu beheben ist. Ebenfalls relevant ist die Steuerkette, die sich bei ersten Modelljahren ungewöhnlich früh längen konnte - ein Aspekt, der bei der Wartungshistorie geprüft werden sollte.

Beim Kardanantrieb kann es durch fehlende Schmierung der Verzahnung zu Spiel und Verschleiß kommen, da Triumph ab Werk keine Schmierung vorgesehen hat. Ein Klassiker unter den Problemen ist zudem das überlastete Zündschloss, das den vollen Strom durchleiten muss. Eine Relais-Nachrüstung schafft hier Abhilfe und wird in der Szene als zuverlässiger Fix empfohlen.

Wer eine gebrauchte Rocket in Betracht zieht, sollte bei einer Besichtigung auch auf nachgerüstete Elektronik, veränderte Auspuffanlagen oder ECU-Tuning achten. Gerade bei Leistungsmodifikationen ohne dokumentierte Facharbeit kann es zu Problemen mit der Getriebe- oder Thermikbelastung kommen.

Triumph Rocket mit hoher Laufleistung - was ist möglich?

Der mächtige Dreizylinder mit 2,3 oder 2,5 Litern Hubraum gilt als echtes Langstreckenaggregat. Laufleistungen von über 50.000 oder gar 100.000 km sind bei gepflegten Maschinen absolut keine Seltenheit - selbst die 150.000er-Marke wird in Foren mehrfach als realistische Lebensdauer genannt. Eine hohe Laufleistung ist daher kein Ausschlusskriterium, sondern eher ein Hinweis auf regelmäßige Nutzung und damit geringere Standschäden.

Prinzipiell gilt der mächtige Reihen-Dreizylinder der Rocket als standfest. Schlechte Wartung und die mächtige Leistung können das Material aber in Mitleidenschaft ziehen.
Prinzipiell gilt der mächtige Reihen-Dreizylinder der Rocket als standfest. Schlechte Wartung und die mächtige Leistung können das Material aber in Mitleidenschaft ziehen.

Wichtig ist eine dokumentierte Wartungshistorie und ein nachvollziehbarer Fahrzeugzustand. Maschinen mit Langstreckennutzung weisen meist weniger thermische Belastung, weniger Kaltstarts und eine insgesamt geringere Materialermüdung auf als gelegentlich bewegte Saisonfahrzeuge. Besonders gesucht sind Rocket III Roadster Modelle mit voller Leistung, ABS und eher sportlichem Charakter - sie vereinen Performance und Zuverlässigkeit am besten.

Auch die neueren Rocket 3 R und GT Modelle aus der Baureihe ab 2019 zeigen sich in ersten Erfahrungsberichten als zuverlässig, allerdings ist hier die Langzeiterfahrung naturgemäß noch begrenzt. Wer auf Nummer sicher gehen will, achtet auf regelmäßige Inspektionen, korrekten Reifendruck und gepflegte Kardanantriebe - dann steht auch bei hoher Laufleistung einem sorgenfreien Cruiserlebnis nichts im Wege.

Beliebte Modifikationen für noch mehr Charakter und Komfort

Viele Besitzerinnen und Besitzer einer Triumph Rocket - sei es die ältere Rocket III oder die moderne Rocket 3 - individualisieren ihre Maschine mit gezielten Umbauten. Besonders beliebt sind Zubehör-Auspuffanlagen von Herstellern wie Zard, TORS oder Viking, die dem imposanten Dreizylinder einen noch satteren, basslastigen Klang verleihen. Auch Lenkerumbauten gehören zu den gängigen Modifikationen: Breitere oder flachere Lenker verändern die Ergonomie deutlich und erlauben eine sportlichere oder komfortablere Sitzposition, je nach Vorliebe.

Wie viele andere Motorräder aus dem Cruiser-Segment, sind auch gebrauchte Rocket Modelle oft von ihren Besitzern individualisiert worden. Das kann Gutes wie Schlechtes bedeuten.
Wie viele andere Motorräder aus dem Cruiser-Segment, sind auch gebrauchte Rocket Modelle oft von ihren Besitzern individualisiert worden. Das kann Gutes wie Schlechtes bedeuten.

Für längere Reisen werden häufig Komfortanpassungen vorgenommen. Dazu zählen größere Windscheiben, individuell gepolsterte Sitzbänke (z. B. von Bagster oder Tripple A) sowie Sissybars mit Gepäckträgern für Soziusfreundlichkeit und Tourentauglichkeit. Viele Rocket-Fahrerinnen und -Fahrer entscheiden sich bei den älteren Rocket III-Modellen zudem für ECU-Optimierungen oder Powercommander, um das Ansprechverhalten zu verbessern oder die Leistung zu entfalten. Auch Federbein-Upgrades mit Teilen von Wilbers oder Hagon sind gängig, wenn das Serienfahrwerk in die Jahre kommt.

Nicht zuletzt gibt es eine aktive Custom-Szene rund um die Rocket, die auch komplette Umbauten mit Muscle-Bike-Optik, Fat-Tail-Kits oder Dragbike-Elementen realisiert. Wer sich vom Serienzustand abheben will, findet im Zubehörmarkt und bei spezialisierten Werkstätten viele Möglichkeiten, seine Rocket noch individueller zu gestalten.

Alternativen zur Triumph Rocket III/3

Harley-Davidson Breakout 117

Die Harley-Davidson Breakout 117 verkörpert den klassischen amerikanischen Power-Cruiser-Stil mit einem satten Auftritt und bulligem Milwaukee-Eight V2-Triebwerk. Der luft-/ölgekühlte 1.923 cm³ große Motor liefert viel Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen - ideal für lässiges Cruisen mit Nachdruck. Im Vergleich zur Triumph Rocket ist die Breakout deutlich simpler in der Technik, bietet dafür aber einen ikonischen Look, hohe Customizing-Möglichkeiten und den typischen Harley-Sound. Wer es puristisch, markant und entschleunigt mag, findet hier eine stilvolle Alternative mit Charakter.

Ducati Diavel V4

Die Ducati Diavel V4 ist ein extrovertiertes Power-Naked-Bike mit Cruiser-Gene und sportlichem Anspruch. Ihr 1.158 cm³ großer V4-Motor aus der Panigale-Familie leistet satte 168 PS und bietet in Kombination mit einem modernen Elektronikpaket, semi-aktivem Fahrwerk und kurzem Radstand eine Fahrdynamik, die in diesem Segment einzigartig ist. Im Vergleich zur Rocket 3 ist die Diavel spürbar agiler, leichter und techniklastiger - dafür aber auch kostspieliger. Sie richtet sich an Fahrer, die maximalen Fahrspaß mit markantem Design kombinieren wollen.

Yamaha VMAX 1700

Die Yamaha VMAX 1700 ist ein Legenden-Bike mit radikalem Auftritt und einer Extraportion Brutalität. Ihr 200 PS starker V4-Motor liefert pure Beschleunigung auf Dragster-Niveau, begleitet von einem kernigen Sound und einer breiten Silhouette. Die VMAX war nie als Touringbike gedacht, sondern als Statement auf Rädern. Sie verzichtet auf moderne Fahrhilfen wie Traktionskontrolle, bietet dafür aber eine brachiale Mechanik. Wer auf kompromisslose Kraftentfaltung steht und einen echten Klassiker sucht, findet in der Yamaha VMAX eine emotionale Alternative zur Rocket.

Die besten Reifen für Triumph Rocket Motorräder

Für die Triumph Rocket empfiehlt sich der Metzeler Cruisetec, ein Premiumreifen für Fahrer, die selbst auf einem Schwergewicht wie der Rocket nicht auf Agilität und Sportlichkeit verzichten wollen. Der Cruisetec kombiniert eine sportlich inspirierte Reifenkontur mit einer besonders stabilen Karkasse, was für überraschend leichtes Handling und hohe Stabilität sorgt - selbst bei hoher Geschwindigkeit oder ambitionierter Gangart. Seine Bi-Compound-Mischung am Hinterrad mit hohem Silica-Anteil sorgt für kurze Aufwärmzeiten und zuverlässigen Nassgrip. Damit vereint der Metzeler Cruisetec Sicherheit, Komfort und Performance und ist wie geschaffen für emotionales Power-Cruising mit der Rocket.

Der Name ist fast schon widersprüchlich, denn der Metzeler Cruisetec kann viel mehr als nur cruisen.
Der Name ist fast schon widersprüchlich, denn der Metzeler Cruisetec kann viel mehr als nur cruisen.

Batterieempfehlung für Gebraucht-Motorräder

Batterien sind bei vielen Motorrädern eine Schwachstelle - besonders wenn günstige No-Name-Modelle verwendet werden. Yuasa-Batterien bieten die beste Zuverlässigkeit, gute Startleistung und die geringste Ausfallquote. Gerade bei der Speed Triple lohnt es sich, hier nicht zu sparen. Tiefentladung im Winter ist ein häufiger "Batteriekiller" - regelmäßiges Laden verlängert die Lebensdauer deutlich.

Noch ein wichtiger Punkt bei gebrauchten Maschinen: Um deinem Gebrauchtmotorrad etwas Gutes zu tun, empfehlen wir regelmäßige Ölwechsel. 1000PS vertraut dabei auf Schmierstoffe von Motorex und hier findest du das richtige Öl für dein Motorrad.

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Bericht vom 03.12.2025 | 4.902 Aufrufe