Polo Motorrad beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung

700 Arbeitsplätze bei Motorradhändler in Gefahr

Der große Motorradhändler Polo mit 90 Filialen hat Insolvenz beantragt. 700 Beschäftigte sind betroffen. Der Geschäftsbetrieb läuft vorerst weiter. Es ist bereits die zweite Pleite seit 2011. Die Branche kämpft mit Kaufzurückhaltung.

Polo Motorrad beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung

Die Polo Motorrad und Sportswear GmbH mit Sitz in Jüchen hat am 18. November 2025 beim Amtsgericht Mönchengladbach ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Von diesem Schritt sind rund 700 Beschäftigte in Deutschland betroffen. Als Ursache nennt das Unternehmen die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage und eine branchenweit zu beobachtende Kaufzurückhaltung im Bereich Motorradbekleidung, Zubehör und Technik. Die Entwicklung ordnet sich in ein schwaches Jahr 2025 für den Motorradhandel ein, in dem die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland spürbar unter dem Vorjahresniveau liegt. Wobei Insider natürlich wissen, dass dies auch an den zahlreichen Tageszulassungen im Zuge der Euro5+ Umstellung liegt.

Geschäftsbetrieb läuft weiter

Beim beantragten Verfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung zunächst im Amt und führt den Betrieb weiter. Das Gericht ordnet zugleich die insolvenzrechtliche Aufsicht an und prüft, ob die Voraussetzungen für die Eigenverwaltung vorliegen. Die Geschäftsführung hat den Sanierungsexperten Prof. Dr. Volker Römermann und sein Team von Römermann Rechtsanwälte AG hinzugezogen, um gemeinsam ein Restrukturierungskonzept zu erarbeiten. Der operative Geschäftsbetrieb wird nach Unternehmensangaben im vorläufigen Verfahren am Standort Jüchen sowie in sämtlichen rund 90 Filialen in Deutschland regulär fortgeführt. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld bis einschließlich Januar 2026 abgesichert. Die Gesellschaften von Polo in Österreich und der Schweiz sind nach derzeitigem Stand nicht Teil des Verfahrens und bleiben von der Insolvenz der deutschen GmbH zunächst unberührt.

Bereits zweite Insolvenz seit 2011

Das 1980 gegründete Unternehmen durchläuft damit bereits die zweite Insolvenz seiner Geschichte. Bereits im Dezember 2011 hatte der damalige Polo-Vorgänger Insolvenz angemeldet, wovon seinerzeit über 800 Beschäftigte betroffen waren. Im Frühjahr 2012 übernahm ein Investorenkonsortium um Paragon Partners wesentliche Vermögenswerte und Geschäftsteile und führte das Unternehmen in restrukturierter Form weiter. 2015 erfolgte ein Verkauf der Beteiligung an Fonds von Equistone Partners Europe, 2023 ein weiterer Verkauf an Fonds, die von Ares Management verwaltet werden. Laut veröffentlichtem Jahresabschluss 2021/22 erzielte Polo einen Umsatz von rund 123,6 Millionen Euro und beschäftigte 773 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zum Sortiment gehören mehr als 60.000 Artikel von mehreren hundert Marken in den Bereichen Motorradbekleidung, Helme, Technik, Zubehör, Gepäck, Camping, Werkzeug, Freizeitbekleidung, Bücher und Geschenkartikel, hinzu kommen Eigenmarken wie FLM, Pharao oder Nexo.

Sanierung unter Zeitdruck

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung dient laut den öffentlich gemachten Erklärungen dazu, das Unternehmen zu entschulden, die Kapitalstruktur anzupassen und eine langfristig tragfähige Fortführungslösung zu erarbeiten. Nach den veröffentlichten Stellungnahmen wird die Umsatzentwicklung in den vergangenen Jahren als ordentlich beschrieben, gleichzeitig habe die schwächere Nachfrage insbesondere im Zubehör- und Bekleidungssegment die Liquidität belastet. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung liegen noch keine gerichtlichen Beschlüsse über einen Insolvenzplan, einen etwaigen Investoreneinstieg oder mögliche Filialschließungen vor. Die nächsten Schritte hängen von der Bestandsaufnahme im Eigenverwaltungsverfahren und den anstehenden Entscheidungen des Amtsgerichts Mönchengladbach sowie der Gläubiger ab.

Bericht vom 25.11.2025

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