Kawasaki Brute Force 750 im Test

Kraftpaket für Gelände‑Gladiatoren

Die Brute Force 750 von Kawasaki ist kein sanfter Naturfreund. Sie ist eine Urgewalt auf vier Rädern, die im Gelände alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt.

Brute Force nomen est omen

Mit 20 Jahren Testerfahrung weiss ich, nicht immer gibt der Name Rückschluss auf das Fahrverhalten des Fahrzeuges. Ich erinnere mich an ein Beast mit 50ccm, zu dem so ziemlich jede Bezeichnung gepasst hätte - Beast allerdings nicht. Bei der Brute Force ist das anders. Die rohe Gewalt der Kawasaki ist keine haltlose Übertreibung. Die Leistung in Kombination mit dem agilen Ansprechverhalten, sucht in ihrer Klasse ihresgleichen. Bei zu herzhaften Daumenstößen neigt sich die Front des 318kg Koloss schnell mal Richtung Sonne.

Konzept mit Muskeln: Zwischen Arbeitstier und Spaßmaschine

Die Brute Force 750 steht klar im Spannungsfeld zwischen utilitärer Funktion und sportlichem Anspruch. Mit ihren robusten Racks, dem wählbaren 2WD/4WDAntrieb und der variomatischen Kraftübertragung (CVT) ist sie zur Arbeit ebenso bereit wie zum spaßigen Einsatz. Gleichzeitig zeigt die Force deutlich, dass Kawasaki nicht nur Nutzwert im Sinn hatte, sondern auch das Fahrgefühl schärfen wollte: Neue LEDBeleuchtung, neue Reifen, neues Cockpit.

Der Motor: Herzschlag eines Titanen

Der 749 ccmV2Motor liefert laut Datenblatt etwa 51 PS und rund 58 Nm Drehmoment (bei 4750 U/min). Was mich beeindruckte, war nicht nur die schiere Leistung, sondern die Spontaneität, mit der sie anliegt. Kein Zögern, kein Säuseln. Der Antrieb packt zu wie Omas beim Sommerschlußverkauf. Das CVT-Getriebe harmoniert dabei perfekt mit dem Motor: Es reagiert sofort, fast aggressiv, und setzt jeden Impuls des Daumengashebels direkt in Vortrieb um.

Fahrwerk und Handling: Präzision auf vier Rädern

Trotz ihrer imposanten Erscheinung lenkt sich die Brute Force erstaunlich leichtfüßig. Das verdankt sie dem elektrischen Lenksystem EPS, das bei niedrigen Geschwindigkeiten die Lenkkräfte deutlich reduziert und bei höheren Tempi für wohldosierte Rückmeldung sorgt. In engen Kehren und auf verwurzelten Waldwegen vermittelte mir das System ein Gefühl von Kontrolle und Präzision, das ich in dieser Klasse so nicht erwartet hätte. Die Gewichtsverteilung passt, das Fahrwerk steckt grobe Schläge klaglos weg und bleibt dabei stets kalkulierbar.

Bremsen: Vorn zupackend, hinten zurückhaltend

Ein ATV dieser Leistungsklasse braucht nicht nur starke führende Hände sondern auch starke Bremsen. Die Vorderachse überzeugt hier mit ordentlicher Verzögerung und präzisem Druckpunkt. Anders die Hinterradbremse: Eine nasse Bremse im Ölbadsystem hinten, wirkt im direkten Vergleich weniger effizient: längere Bremswege im Gelände bei beladenem Zustand waren bemerkbar. Hier würde ich mir für zukünftige Modelle etwas mehr Biss und Standfestigkeit wünschen, das System wirkt schlicht nicht ganz auf dem Niveau des restlichen Fahrzeugs.

Alltag im Gelände: Matsch, Steine, Schweiß – und Spaß

Was im Alltag zählt: Racks, Zugkraft, Sitzposition, Robustheit. Die Brute Force erfüllt hier viele Wünsche. Die großen vorderen und hinteren Gepäckträger mit hoher Traglast und die Anhängevorrichtung machen sie zu einem echten Arbeitspartner, seien es Forstarbeiten, Jagd oder arbeiten in der Landwirtschaft. Die Sitzposition, leicht nach vorne geneigt, mit gut erreichbaren Bedienelementen erlaubt längere Einsätze ohne übermäßige Ermüdung. Im Trailbetrieb zeigte sich die Maschine ausdauernd und souverän, der V2 und das CVTGetriebe werkelten ruhig, die EPSLenkung machte das Manövrieren angenehm.

Arlo Mod - hässlich und praktisch

Kaum zu übersehen der Arlo Mod an dem Brute Force. Die Kawa ist auf meiner landwirtschaft Tag täglich im Einsatz und hat sich dort schon unzählige Male bewährt. Dafür gab es eine kleine Adaption am Heck, die genauso praktisch wie hässlich ist. Meine Weidezaunbox, macht das arbeitsintensive "Zaun aufstellen" zum Kinderspiel. Kein mühseliges Auf/Ab klettern vom Traktor, eine deutliche geringere Bodenverdichtung und alles griffbereit was man dazu braucht. Kaum ein anderes Gerät hat meinen Arbeitsalltag so massiv erleichtert wie die Kawasaki.

Fazit: Eine Brute mit Charakter

Die Kawasaki Brute Force 750 ist kein ATV für zartbesaitete Gemüter. Sie ist eine ehrliche, kraftvolle Maschine, die mit ihrem bärigen V2Motor, dem direkten CVT Getriebe und dem gelungenen Lenksystem jedem Einsatz im Gelände souverän begegnet. Wer ein kraftvolles Arbeitstier mit ehrlichem Charakter sucht, findet in der Brute Force einen verlässlichen Gefährten.

Bericht vom 22.11.2025 | 673 Aufrufe