Motorrad Zulassungen Deutschland 2025: Z900 stößt GS vom Thron
Motorradmarkt im Juli 2025 mit 6 Überraschungen
Die Zulassungszahlen für Juli 2025 zeigen ein eher ungewöhnliches Bild des deutschen Motorradmarkts. Allgemeiner Rückgang im Vergleich zum Vorjahr; überraschende Entwicklungen!
Turbulente Zeiten auf zwei Rädern zeigen sich in diesem Sommer. Die Kawasaki Z900 überholt im Einzelmonat Juli die BMW R 1300 GS, Naked Bikes sind überdurchschnittlich stark in den Top 10 vertreten, Honda setzt ein sportliches Zeichen in der Mittelklasse, Niu elektrisiert und Vespa dominiert bei den Rollerzulassungen und wir haben Nachwuchssorgen!
Überraschung 1: Kawasaki Z900 setzt sich im Juli an die Spitze
Mit 353 Neuzulassungen im Juli liegt die Kawasaki Z900 in Deutschland vor der BMW R 1300 GS ein Szenario, das man sich noch vor wenigen Monaten kaum vorstellen konnte. Während die neue GS über das Jahr gesehen weiterhin vorne liegt, muss sie sich im Einzelmonat Juli mit Platz 2 zufriedengeben.
Aus meiner Sicht ist das kein Wunder, die Z900 überzeugt mit ihrem kräftigen, aber kultivierten Reihenvierzylinder, einem stabilen Chassis und einer soliden Ausstattung zu einem fairen Preis. Auch in der von uns mehrfach getestete SE-Variante mit hochwertigen Komponenten bleibt sie unterhalb der 11.000-Euro-Grenze ein Paket, das sowohl erfahrene Vielfahrer als auch preisbewusste Neueinsteiger ins Segment anspricht.
Überraschung 2: Honda CBR650R in den Top 3
Auf Rang 3 der meistverkauften Motorräder im Zeitraum Jänner bis Juli landet überraschend die Honda CBR650R, in den meisten Fällen werden das zwar noch Euro 5 Modelle gewesen sein, aber über 95% Zulassungen an natürliche Personen sprechen eine klare Sprache. Der sportlich verkleidete Vierzylinder kombiniert Supersport-Optik mit alltagstauglicher Ergonomie. 173 Neuzulassungen allein im Juli bedeuten ebenfalls Rang 3 und eine klare Ansage in einem Segment, das lange als rückläufig galt.
Die CBR 650 R trifft mit ihrem Konzept den Nerv vieler Fahrer, die zwar Sportlichkeit wollen, aber keine kompromisslose Racing-Geometrie. Mit ihrer Möglichkeit der Zulassung für den A2-Führerschein (gedrosselt) bleibt sie außerdem eine attraktive Option für jüngere Käufer.
Überraschung 3: Japanische Naked Bikes dominieren die Top 10 zwischen Jänner und Juli
2025 fällt besonders die hohe Dichte an japanischen Naked Bikes in den Top 10 auf, 6 von 10 Bikes sind nackt und stammen von Kawa, Yamaha oder Honda:
- Kawasaki Z900 - Rang 2
- Kawasaki Z650 - Rang 4
- Yamaha MT-07 - Rang 5
- Honda CB1000 Hornet - Rang 6
- Honda CB 750 Hornet - Rang 7
- Yamaha MT-09 - Rang 8
Der Trend ist eindeutig: Mittelklasse-Nakeds sind gefragt wie nie, auch die Auswahl am Markt ist deutlich gewachsen. Sie bieten Fahrspaß, moderne Technik und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten ein entscheidender Faktor.
Überraschung 4: Vespa kann zwei Modelle ganz oben bei den 125ern und bei den Großrollern platzieren
Im schrumpfenden Rollermarkt bleibt Vespa eine feste Größe. Die neue Vespa 310 GTS ist von Januar bis Juli das meistverkaufte Modell, dicht gefolgt von der Vorgängerin, der bewährten Vespa GTS 300 auf Platz 2. Bei den 125ern liefern sich GTS und Primavera ein Rennen um den 1. Rang, der Abstand zum nächsten Verfolger, dem Honda Forza 125, beträgt bereits über 1000 Einheiten.
Der Piaggio-Konzern hält mit Vespa, Piaggio und Aprilia zusammen über 45 % Marktanteil im Rollermarkt, auch wenn das Segment selbst um 14 % zurückgeht (wenngleich der Juli auch hier deutlich über 2024 liegt!).. Besonders gefragt bleiben klassische Designs mit modernem Innenleben hier trifft Vespa nach wie vor den Geschmack vieler Fahrerinnen und Fahrer.
Überraschung 5: NIU mischt als reiner E-Hersteller vorne mit
Mit fast 6 % Marktanteil im Juli sorgt NIU für ein deutliches Lebenszeichen der Elektromobilität im Zweiradbereich. Als reine Elektromarke unter den Rollern konnte sich NIU vor allem im urbanen Raum und bei jungen Fahrern etablieren. Übers Gesamtjahr hält man bei 3,4% Marktanteil und Rang 6. Eine beachtenswerte Leistung in diesem preissensiblen Segment. Eine Randnotiz ist auch der E-Hersteller Stark wert, der 2025 bisher 667 seiner EX Enduro (offiziell ein Leichtkraftrad und dort auf Rang 6) unter die Leute bringen konnte.
Überraschung 6: A1-Segment Motorrad verliert ebenfalls deutlich – Sorge um Nachwuchs
Mit einem Rückgang von über 40 % im 125er-Markt steht ein ganzer Zweiradbereich unter Druck, obwohl hier viele attraktive Neumodelle auf den Markt gekommen sind. Hier waren die Auswirkungen der Euro 5+ Umstellung mit Abstand am stärksten zu spüren. Zur Erinnerung: Im Dezember 2024 wurden über 6300 Fahrzeuge zugelassen, mehr als 10x so viel wie im Dezember 2023. Modelle wie die KTM Duke 125, Yamaha MT-125, Honda CB125R, oder Aprilia RS 125 verlieren 2025 folglich spürbar an Zulassungen.
Dennoch bringen diese Zahlen Sorgen um den Motorradnachwuchs auf. Besonders bei der traditionell bei Jungen starken Marke KTM ist der Rückgang riesig, aber auch Suzuki ist stark betroffen. Die vereinfachte B196-Regelung brachte einst zusätzlich Schwung aus einer anderen Altersschicht ins A1-Segment doch aktuell scheint dieser Effekt verpufft. Hohe Preise, Versicherungsfragen und wirtschaftliche Unsicherheit könnten Gründe für das Ausbleiben junger Käufer sein.
Leider keine Überraschung: KTM - vom Platzhirsch zum Absteiger, doch es gibt 125 - 390 Gründe optimistisch zu sein
KTM rutscht im Hersteller-Ranking im Juli auf Rang 10 mit einem Marktanteil von nur noch 2,5 %. Noch 2024 lag dieser bei 9 %, was Rang 4 bedeutete. Besonders dramatisch ist der Rückgang im 125er-Segment, wo die KTM Duke 125, jahrelang Spitzenreiter, nur noch auf Platz 5 liegt.
Gründe dafür sind unter anderem:
- Der massive Rückgang bei den 125er-Zulassungen insgesamt (40 %)
- Die Euro 5+ Umstellung, die viele KTM-Modelle trifft, die noch 2024 zugelassen werden mussten
- Konkurrenz durch günstigere neue Alternativen (aus China) bis ins mittlere Preissegment
Gerade im Nachwuchsmarkt, der für KTM traditionell wichtig ist, geht aktuell viel verloren. Aber auch hier ist im Juli Licht am Ende des Tunnels auszumachen. Die langersehnten 125er und 390er Modelle SMC R & Enduro R sowie die 390 Adventure R/X sind endlich verfügbar! Wir freuen uns auf einen orangenen Herbst.
Fazit: Motorradmarkt 2025 bisher schwach – aber starker Juli gibt Hoffnung
Von Januar bis Juli 2025 wurden 111.028 Zweiräder zugelassen ein Rückgang von 25,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders schwach war der Jahresstart im Januar und Februar, was zum Teil auf Lieferengpässe und die Umstellung auf Euro 5+ zurückgeführt werden kann.
Als positives Take-Away bleibt: Der Juli 2025 war mit 20.964 Neuzulassungen der mit Abstand stärkste Monat seit Apri, wodurch die Hoffnung auf eine gewisse Stabilisierung auf einem erträglichen Niveau für das Gesamtjahr bleibt. Ob sich dieser Trend fortsetzt, hängt vom Modellangebot im Herbst und der Stimmung bis zur EICMA ab.
Bericht vom 21.08.2025 | 797 Aufrufe