"Unsere Stärken sind Technik und Schnelligkeit"

Interview mit Adrian Carles Gallego von SHAD

Auf den BMW Motorrad Days in Garmisch hatten wir die Gelegenheit, mit einem innovativen Anbieter für Motorradgepäcksysteme zu sprechen: SHAD. Das spanische Unternehmen beliefert nicht nur renommierte Hersteller wie BMW, KTM oder Honda mit OEM-Zubehör, sondern bringt auch unter eigenem Namen hochwertige Koffer, Taschen und Montagesysteme auf den Markt. Wir sprachen mit Geschäftsführer Adrian Carles Gallego über die Strategie und Technik von SHAD und warum man jetzt im deutschsprachigen Raum so präsent ist.

SHAD ist ein spanisches Unternehmen. Wie kommt es, dass ihr bei den BMW Motorrad Days in Garmisch-Partenkirchen ausstellt?

Weil wir in den letzten drei Jahren sehr innovative Produkte entwickelt haben und jetzt der richtige Moment ist, sie den deutschsprachigen Fahrern und Besuchern zu präsentieren. Dazu gehören etwa unsere ausziehbaren Koffer wie der SH38X, SH58 oder SH59X, unsere Abenteuertaschen (Softbags) wie TR40 und TR30 sowie unser Click-System für Tankrucksäcke.

Warum dieser Fokus auf BMW und den deutschen Markt? Und gibt es Parallelen zum spanischen oder zum breiteren europäischen Markt?

Viele Menschen in der DACH-Region kennen uns nicht. Wahrscheinlich, weil sich unsere Muttergesellschaft NAD seit vielen Jahren auf die Entwicklung und Produktion von Produkten für Motorradhersteller konzentriert. Unsere Kunden waren unter anderem BMW, KTM, Triumph, die Piaggio-Gruppe, Honda Europe, Yamaha Europe und weitere. Besonders BMW war in den letzten 25 Jahren einer unserer Hauptkunden. Wir haben über eine Million Sitze und Koffer für sie produziert. Etwa 70 Prozent der BMW-Motorräder haben ein Produkt, das von uns in Barcelona hergestellt wurde. Daher benutzen die meisten Besucher der BMW Motorrad Days bereits unsere Produkte, wissen es aber vielleicht gar nicht. Ich kann mir daher keinen besseren Ort vorstellen, um SHAD den deutschen Motorradfahrern zu präsentieren. Anmerkung: Hier geht es zu unseren ersten Eindrücken mit dem SHAD-System SH59X und SH38X.

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Adrian Carles Gallego, Geschäftsführer von SHAD.

Was zeichnet SHAD aus deiner Perspektive aus, was unterscheidet euch vom Wettbewerb?

Wir sind in erster Linie ein Engineering-Unternehmen. Unser Hauptgeschäft ist die Entwicklung und Produktion von Zubehör für Motorradhersteller, wie bereits erwähnt. Heißt: Wir wissen, worauf es wirklich ankommt beim Produkt selbst, bei der Planung und schlussendlich auch was für den Endkonsumenten zählt. Und wenn man so eng mit den Motorradherstellern wie wir zusammenarbeitet, lernt man natürlich auch viel von dieser Seite: Was wünschen sich die Kunden der jeweiligen Marke? Was ist ihnen besonders wichtig? Wo ist der Fokus? Was kann man hier und dort verbessern? Dieses Know-how zeichnet uns dann für unsere Endkonsumentenmarke SHAD aus.

Viele Koffer auf dem Markt ähneln sich optisch. Liegt das an technischen Zwängen oder gibt es auch Copy & Paste im Markt?

Es gibt sicher beides. Aber bei uns fließen zwei Hauptfaktoren in die Produktentwicklung ein: Erstens das Design unsere Koffer sollen nicht nur heute modern aussehen, sondern auch in zehn oder 15 Jahren noch zeitlos wirken. Denn viele von uns haben ihre Motorräder länger und wie oft wechselt man schon sein Koffersystem, wenn man damit zufrieden ist? Zweitens die Technik: Das Montagesystem muss stabil, langlebig und funktional sein. Deshalb sind viele unserer Mechanismen patentiert wir setzen hier stark auf Innovation.

Das Thema Montagesystem wird immer wichtiger, gerade bei der Vielfalt an Motorrädern im Markt. Wie schnell bringt ihr neue Halterungen auf den Markt?

Sehr schnell. Jede Woche kommen ein bis zwei neue Motorräder in unsere Werkstatt. Vom ersten Kontakt mit dem Motorrad bis zum fertigen Produkt im Lager vergehen meist nur fünf bis sechs Wochen das ist extrem schnell und einer unserer größten Vorteile.

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Ein Highlight der SHAD-Kollektion: verschließbare, schnittfeste Softbags für Adventurebikes, Modell TR40.

Was ist das Geheimnis hinter dieser Entwicklungsgeschwindigkeit?

Ganz einfach: Erfahrung. Unsere Entwickler arbeiten zum Teil seit über 25 Jahren bei uns. Sie machen vieles mit der Hand nicht alles wird 3D-gescannt, weil das den Prozess verlangsamt. Es ist fast wie im Flugzeugbau: Handarbeit, basierend auf jahrelanger Routine und über 1.000 entwickelten Halterungen. Das zahlt sich aus. Innovation aus Erfahrung!

Wie lange dauert es dagegen, einen neuen Hartschalenkoffer zu entwickeln?

Das ist ein ganz anderer Prozess. Für einen Aluminium- oder Kunststoffkoffer benötigen wir ein bis zwei Jahre. Etwa 40 Prozent der Zeit investieren wir ins Design, 30 Prozent in die technische Umsetzung, der Rest geht in Werkzeugbau, Produktion und Logistik.

Viele Leser fragen uns: Was ist besser Hartschalenkoffer oder Softgepäck?

Die richtige Wahl hängt vom Einsatzzweck ab. Kunststoffkoffer sind ideal für den Alltag, Aluminiumkoffer perfekt für lange Reisen mit viel Gepäck und Softgepäck ist unschlagbar, wenn es ins Gelände geht dort, wo kleinere Stürze passieren können. Es gibt keine universelle Antwort nur die passende Lösung für den jeweiligen Fahrer.

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Die mittels Hebelmechanismus vergrößerbaren Seitenkoffer von SHAD (SH38X) packen einen Integralhelm.

Warum gibt es eigentlich so wenige Toploader-Koffer aus Kunststoff?

Kunststoffkoffer werden meist seitlich geöffnet, weil das im Alltag einfach praktischer ist man kommt besser an den Inhalt. Aluminium-Toploader hingegen sind robuster bei Stürzen, weil der Verschlussmechanismus besser geschützt ist. Beide Varianten haben ihre Daseinsberechtigung eben je nach Einsatzzweck.

Wie siehst du die Zukunft des Motorradmarkts gerade angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten? Und in welche Richtung entwickelt sich SHAD in naher Zukunft?

Wir sind langfristig optimistisch. Motorräder werden weiterhin eine Rolle spielen ob als Freizeitfahrzeug oder im urbanen Individualverkehr. Auch in elektrischer Form wird das Motorrad seinen Platz in der Mobilität der Zukunft finden. Wir haben in den letzten 15 Jahren sehr intensiv daran gearbeitet, eine globale Struktur aufzubauen. Wir haben unsere internationale Präsenz mit Niederlassungen in China, Amerika und Südostasien ausgebaut. Außerdem haben wir Produkte für mehr als 500 Motorräder entwickelt, die verschiedene Einsatzzwecke abdecken darunter Touren, Enduro, Sport und Roller. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Kräfte auf die Entwicklung neuer Produkte mit modernsten Technologien zu konzentrieren. Europa wird dabei unsere Inspiration und unser Fokus sein.

Bericht vom 10.07.2025 | 1.346 Aufrufe

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