Blicktechnik am Motorrad und die Fehler der anderen
Wie du deine Blicktechnik im dichten Verkehr optimierst
Sehen und gesehen werden. Bei komplexen Situationen mit vielen Verkehrsteilnehmern ist es schwierig aber umso wichtiger, die Gefahren zu erkennen. Der richtige Blick spielt dabei eine große Rolle. Wie du etwa bei Kolonnen den Durchblick behältst.
Toter Winkel und Schulterblick
Da niemand auf der Straße einen 360° Rundum-Blick hat, gibt es immer Stellen, an denen man nicht gesehen wird. Spiegel bieten zwar die Möglichkeit, nach hinten zu schauen. Aber nicht alles, was sich hinter dir abspielt, ist in deinem Spiegel. Und umgekehrt, auch zum Beispiel der Fahrer des vor dir fahrenden Autos kann dich nicht immer in seinem Spiegel sehen. All die Bereiche, die nicht vom Vorausblick und vom Spiegelblick abgedeckt werden, nennt man toter Winkel. Du solltest sowohl deinen toten Winkel als auch den der anderen Fahrzeuge kennen. Bei Kraftfahrzeugen ohne Rückspiegel, etwa Lieferwägen mit Blechtüren am Heck, ist der Bereich des toten Winkels natürlich noch wesentlich größer. Du selbst kannst deinen toten Winkel minimieren durch einen Blick über deine Schulter nach schräg hinten. Es sollte nur ein kurzer Blick sein und du kannst ihn nur machen, wenn der Blick nach vorne gerade nicht notwendig ist, also wenn du genug Abstand zum vor dir bewegten Fahrzeug hast und wenn du dir sicher bist, dass kein anderes Fahrzeug vor dir in deine Spur wechselt, während du nach hinten schaust.
Gehe einmal davon aus, dass alle anderen Fahrer keinen Schulterblick machen!
Deshalb solltest du immer nur so kurz wie möglich im toten Winkel anderer Fahrzeuge sein und schon vorher abgecheckt haben, wo du Platz für ein Notmanöver hättest, sollte dich der andere Fahrer übersehen haben und plötzlich ausscheren. Solche Situationen kommen am häufigsten beim Überholen und bei Fahrsituationen mit mehrspurigem Verkehr in derselben Richtung vor, sprich: im Kolonnenverkehr, aber auch bei spitz von hinten einmündenden Straßen, etwa bei Autobahnauffahrten oder Beschleunigungsstreifen.
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!
Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!
Du kannst auch innerhalb deines Fahrstreifens und auf deinem Motorrad deine Aussichtsposition verändern
Wähle deine Position und deine Linie immer so, dass du möglichst früh und möglichst lange gesehen wirst sowie dass du möglichst viel siehst. Ganz generell kannst du bei dichtem Verkehr einen Vorteil des Motorradfahrens nutzen. Du kannst deinen Blick nämlich auch verbessern, indem du deinen Oberkörper etwas streckst und dadurch eine höhere Aussichtsposition hast. Bei sehr vielen Motorradmodellen kann man auf diese Weise selbst über niedrige SUVs drüber schauen.
Aufstehen nur mit Abstand!
Willst du eine noch höhere Kopfposition? Wenn du es beherrscht, kannst du natürlich auch im Stehen fahren. Aber Vorsicht! Du hast im Stehen bei einer Notbremsung einen wesentlich längeren Bremsweg! Deshalb mach das nur, wenn du genug Abstand zum Fahrzeug vor dir hast.
Antizipation. Was ist das?
In der Verkehrssicherheits-Fachliteratur nennt man die Vorwegnahme der Handlung anderer Antizipation. Und diese Gabe brauchst du am Motorrad viel mehr als in einem Auto, weil du weniger geschützt bist und weil du statistisch wahrscheinlicher übersehen wirst. Du musst also die Fehler der anderen ausgleichen können. Deswegen solltest du bei komplexen Verkehrssituationen bis zu 6 Sekunden vorausschauend fahren, um das Verhalten der anderen rechtzeitig und richtig einschätzen zu können. Neben dem Wahrnehmen der Fahrbahnbedingungen musst du auch immer wieder einen Blick auf die anderen Verkehrsteilnehmer werfen, all jene nämlich, die deinen Weg kreuzen oder behindern könnten. Das ist eine schwere und umfangreiche Aufgabe. Viele Informationen sind zu verarbeiten. Dabei hilft Übung und Erfahrung. Geistige Fitness und absolute Aufmerksamkeit sind aber Voraussetzung.
Durchschlängeln und vorbeifahren
Wenn du an großen Objekten mit geringem Abstand vorbeifährst, musst du deine Geschwindigkeit extrem reduzieren, notfalls sogar anhalten, weil alles hinter diesem Objekt hervortretende dich nicht oder zu spät sieht und du siehst es auch nicht. Das kommt sehr oft beim Passieren von Kolonnen vor. Du musst immer damit rechnen, dass zwischen den Autokolonnen ein Fußgänger oder ein Radfahrer die Straße überquert! Ebenfalls wirst du wahrscheinlich einmal an unübersichtlichen, mannshohen Fahrzeugen vorbeifahren, die am Fahrbahnrand stehen oder langsam fahren, also Busse, LKWs, landwirtschaftliche Fahrzeuge und dergleichen. Auch in solchen Situationen gilt: Schärfe deinen Blick und rechne auch da damit, dass eine Person hinter dem Objekt auf die Fahrbahn tritt!
Kontrollblick in den Spiegel
Besonders bei dichtem Verkehrsaufkommen solltest du öfter kurz in den Rückspiegel blicken. Erfahrene Stadt- und Kolonnenfahrer haben sogar eine Art sechsten Sinn. Gemeint ist nichts Esoterisches sondern die Gabe quasi unterbewusst das Verkehrsgeschehen ständig im Augenwinkel über den Spiegel zu verfolgen. Aber auch das braucht Übung und ein Gefühl für übliche Bewegungen im urbanen Verkehr sowie die Fähigkeit deinen Aufmerksamkeitslevel hoch zu halten. Das heißt, dass möglichst wenig Kapazitäten deines Hirns belegt sind mit all den Aufgaben, die beim sicheren Bewegen deines Geräts anfallen. Also Anfänger haben natürlich wesentlich weniger freie Kapazitäten für den Umgebungsverkehr als routinierte. Bedenke auch das und passe deine Fahrweise und dein Risikomanagement entsprechend an.
Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet
Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.
Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:
Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Bericht vom 08.08.2024 | 7.655 Aufrufe