Ducati Diavel – die Schaffung einer neuen Gattung

Der Teufel trägt 240er Hinterreifen

Wie baut man das beste Bike seiner Klasse? Ganz einfach, man schafft eine eigene Klasse. Und tatsächlich, an der korrekten Kategorisierung dieses Biests aus Bologna sind schon einige Journalisten gescheitert. So etwas war einfach noch nicht da. Mittlerweile geht der italienische Teufel in seine 10.Saison – Grund genug um zurückzublicken.

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Wir schreiben das Jahr 2010, Oktober. Kurz vor der EICMA verdichten sich die Gerüchte, dass Ducati etwas Radikales bringen wird. Ein Cruiser mit dem Motor aus dem aktuellen Superbike Ducati 1198, soll es sein. Wie kann das aussehen und noch wichtiger: Wie wird das fahren?

Diavel-Präsentation auf der EICMA 2010

Am 2. November war es dann soweit, die Hüllen fielen und da stand sie: Brutal, mächtig, gedrungen, furchteinflößend und natürlich rot. Als ein an der Produktion beteiligter Techniker das erste Mal ein Vorserienmodell zu Gesicht bekam, soll er entsetzt ausgerufen haben: Bösartig wie der Teufel!. Im Original auf Italienisch: Ignurànt comm' al diavel" der Legende nach kam die Ducati so zu ihrem Namen.

Leistungsdaten wie ein Supersportler

Die Roten trugen in diesen Tagen ganz gern dick auf und so blieben von den 162 versprochenen Pferden auf der Walze bei unseren deutschen Kollegen Motorrad, dann doch nur 153 in der Ur-Version der Diavel übrig. Mit 207 Kilogramm Trockengewicht haben die 153 PS aber dennoch leichtes Spiel, zusammen mit den 127 (Motorrad miss 122) Nm Drehmoment, gab es noch nicht dagewesene Beschleunigungserlebnisse im Sattel.

So schrieb ein deutscher Kollege nach dem ersten Ritt mit voller Leistung: Plötzlich verwandelt sich der Gasgriff in den Abzug einer scharfen Waffe. Und die von mir erst als Mulde belächelte Sitzbank die nebenbei bemerkt recht komfortabel ist macht jetzt Sinn. Der Schub des Motors ist derart gewaltig, dass es einen nach hinten presst, und ich froh bin, mich mit dem Hintern gegen die Beschleunigung abstützen zu können. Wer den Motor über 5000/min aufreißt, weckt ein Monster. Ein Beschleunigungsmonster. Unglaublich.

Ducati Diavel Handling

Die wahre Überraschung an der italienischen Diva war allerdings ihr unfassbar agiles Handling. So schnell ließ sich noch kein Bike mit dieser Sitzposition Berge hinaufscheuchen oder durch Wechselkurven jagen. Mit ein Hauptgrund für diese Quirligkeit ist der eigens für die Diavel entwickelte Pirelli Diabolo Rosso II in der "schlanken" Dimension 240/45 R17.

Vauli dazu 2013: Verglichen mit anderen Motorrädern mit so fetten Hinterrad-Walzen die in der Regel nur im Cruiser-Segment zu finden sind fährt sich die Diavel wie ein Moped. Aber auch im Vergleich mit Naked Bikes muss sich die Diavel nicht verschämt verstecken und vor jeglichen Kurven Angst haben sondern zieht erstaunlich agil um jegliche Radien.

Die Diavel als Technik-Vorreiter

In Sachen Technik war die Diavel eindeutig ganz vorne dabei. Das galt für den herrlichen Zweizylinder genauso wie für das umfangreiche Elektronikpaket: Neben einer frei konfigurierbaren achtstufigen (!) Traktionskontrolle, gab es Keyless-Go, Ride-by-Wire, ABS, drei Fahrmodi, LED-Tagfahrlicht und das erstes Farb TFT Display in einem Serienmotorrad. Damit griff Ducati allen anderen Herstellern vor, die diese feinen Dinge erst deutlich später und selbst dann nur gegen Aufpreis verbauten.

Modellupdate 2014 für den brachialen Cruiser

Das Update für 2014 diente neben der besseren Fahrbarkeit (gemäßigteres Ansprechverhalten des Motors) vor allem der Optik. So meine Nasty Nils dazu: Einige Änderungen an der Diavel wurden ja vor allem fürs Posieren und Flanieren durchgezogen. Die Full-LED Frontlampe zum Beispiel kann nun deutlich aggressiver gestaltet werden und am anderen Ende des Fahrzeuges schmiegt sich ein Kunstwerk von Auspuff harmonisch in die Linienführung des imposanten Reifens. Kleinigkeiten wurden auch noch bei den Kühlerspoilern und bei der Scheinwerfer Abdeckung geändert. Hier verwendet Ducati ganz normal gebürstetes Alu. Der Sitz bietet nun mehr Komfort und der High-Tech Cruiser wartet nun auch mit einer exakten Angabe von der Restreichweite mittels neuem Füllstandssensor im Tank auf.

2016 Geburtsstunde der XDiavel und XDiavel S

Zwei Jahre später erblickte dann eine weitere Spielart des Teufels das Licht der Welt: die mit einigen Designpreisen ausgezeichnete XDiavel. Noch mehr Richtung Cruiser getrimmt, verbaute Ducati hier erstmals in der Firmengeschichte nach vorne versetzte Fußraster welch Sakrileg! Die im Gegensatz zur Diavel um 6 PS gesunkene Leistung wurde über einen Riemenantrieb an die mächtige Hinterradwalze geschickt. Der Hubraum stieg auf 1262 Kubik wodurch auch etwas mehr Drehmoment generiert werden konnte. Außerdem war die XDiavel der Diavel durch Besonderheiten, wie Tempomat, Launch Control und Kurven-ABS doch einiges voraus. 40 Grad Schräglagenfreiheit in einem Cruiser noch Fragen?

Die Ducati Diavel neuester Generation feiert auf der EICMA 2018 Premiere

Für das Jahr 2019 wurde auch der Diavel ein Hubraumupgrade zu Teil und die Leistung stieg auf echte 159 PS. Zudem gab es das Elektronikpaket aus der XDiavel und erstmals eine Diavel S, die sich durch die Brembo M50 Bremsanlage, wunderschöne Marchesini Felgen und ein voll einstellbares Öhlinsfahrwerk von der Basisversion abhebt.

Zeig mir deine Kleider - Sonder Editionen der Diavel

Bitte lasst euren Blick an dieser Stelle in die Bildergalerie schweifen. Von der Diavel gab es so viele Sondereditionen, wie von kaum einer anderen Ducati: Da hätten wir die auf 666 (wohl kein Zufall) Stück limitierte Diesel Edition, die sportliche Carbon, die klassische Chromo, die praktische Strada, und die exklusive AMG Edition aus der Zeit, bevor Ducati Audi angehörte.

Konkurrenz - welche Konkurrenz?

Wie bereits eingangs erwähnt lässt sich die Teufelin aus Bologna nicht so leicht einer Motorrad-Kategorie zuordnen. Am ehesten können die heuer neu aufgelegte Triumph Rocket 3, die leider nicht mehr gebaute Yamaha VMax und mit Abstrichen Harleys V-Rod Muscle als Konkurrentinnen gelten.

Verfügbarkeit am Markt

Die Marktsituation der Diavel und XDiavel ist auf durschnittlichem Niveau. Gute Nachrichten für alle Piloten mit großen Träumen aber begrenztem Budget: Die ersten Baujahre der italienischen Diva sind mittlerweile für unter 10.000 Euro zu bekommen.

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Bericht vom 06.01.2020 | 38.708 Aufrufe

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