Honda CB1000 Hornet SP im Test
Trackday Test am Pannoniaring
Die neue Hornet 1000 lässt den Namen wieder knistern: Mit 157 PS, edlem Fahrwerk und lässiger Performance drängt sie in die Liga der Power-Nakeds. Ich habe sie auf der Rennstrecke entfesselt.
Es war dieser Moment, als ich auf der Wheelie-Kuppe am Pannonia-Ring in den vierten Gang hochschaltete, das Gas stehen ließ und die Front der neuen CB1000 Hornet SP sich frech dem Himmel entgegen reckte. Ich musste laut lachen unter dem Helm. Honda? Echt jetzt? Ja! Die neue Hornet ist keine brave Pendler-Maus mehr, sondern eine ausgewachsene Krawallschwester mit Überraschungspotential. Der Name Hornet passt hier endlich wieder. Wild, spitz, aggressiv und dennoch irgendwie souverän - wie ein Samurai im Designeranzug. Die schwarze Lackierung mit goldenen Felgen bleibt optisch Geschmackssache. Zu wenig Farbe? Zu dunkel? Doch das, was hier an mechanischer Substanz rollt, ist ein echtes Fahrer-Bike. Nach unserem Landstraßentest konnte ich es kaum erwarten, das Ding auf der Rennstrecke so richtig zu quälen. Und die Honda hat sich wehrhaft gezeigt.
Zwischen Vernunft und Wahnsinn: Das Konzept der CB1000 Hornet SP
Honda war nie für Eskapismus bekannt. Und doch hat man in Japan offenbar beschlossen, dass auch ein Naked Bike mal die Sau rauslassen darf. Die CB1000 Hornet SP basiert auf bewährter Technik, kriegt aber feinste Zutaten spendiert: ein Showa SFF-BP USD Fahrwerk vorne, eine Öhlins TTX36 hinten, Stylema-Brembos vorne, Nissin hinten. Quickshifter ist serienmäßig, das 5-Zoll-TFT bietet Konnektivität und die Elektronik lässt sich in drei Modi plus zwei User-Stufen konfigurieren. Bei 157 PS bei 11.000 Umdrehungen und 107 Nm bei 9.000 fängt der Spaß an. Bei 212 Kilo vollgetankt bleibt das Gewicht im Rahmen. Das Setup ist nicht extrem - aber verdammt ausgewogen. Honda hat sich zur goldenen Mitte bekannt, ohne den Fahrspaß zu beschneiden.

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Das Herz: 1000er-Vierzylinder mit Punch und Seele
Dieser Motor. Es ist kein aufgebohrter Tourer-Twin, kein Über-V2, sondern ein klassischer Reihenvierzylinder mit Racing-Genetik. Und der geht richtig gut. Was sich bereits auf der Landstraße angedeutet hat, entfaltete sich auf dem Track zur vollen Größe: kraftvoll, drehfreudig, spontan. Der Quickshifter (inkl. Blipper) sorgt für knackige Gangwechsel, die Drehmomentkurve ist breit und gleichmäßig. Der Sound? Untertourig ein bassiges Grollen, oben raus ein heiserer Schrei. Emotion pur. Auf der Geraden zieht die Honda gnadenlos, ohne angestrengt zu wirken. Sie liefert Leistung, ohne dich zu überfordern. Die Gasannahme ist direkt, aber nicht zickig. Ein echter Freudenspender, der keine Künstlichkeit kennt.
Chassis und Fahrwerk: Stabile Basis mit sportlichem Charakter
Was nützt der beste Motor, wenn das Fahrwerk nicht mitmacht? Doch hier liefert die Hornet SP. Die Showa-Gabel vorn spricht fein an und bleibt stabil, die Öhlins-Dämpfung hinten macht aus dem Nakedbike fast ein Tracktool. Klar, der dicke Tank limitiert die Bewegungsfreiheit. Doch insgesamt sitzt man angenehm am Motorrad. Der Lenker ist vielleicht einen Tick zu stark gekröpft, aber das ist Geschmackssache. Das Fahrwerk besteht aus einer 41 mm Showa-SFF-BP-Upside-Down-Gabel vorne und einem Öhlins TTX36-Federbein hinten. Gebremst wird mit 2x 310 mm Brembo Stylema-Scheiben vorn und einer 240 mm Nissin-Scheibe hinten. Die Reifenformate lauten 120/70 ZR17 vorn und 180/55 ZR17 hinten. In schnellen Kurven fühlt sich die Honda neutral und vertrauenerweckend an. Kleine Lastwechsel irritieren nicht, die Linie wird souverän gehalten. Nur bei heftigen Bremsmanövern auf der Rennstrecke zeigt das ABS seine Grenzen.
Elektronik: Clever, aber nicht perfekt
Die CB1000 Hornet SP bietet moderne Assistenzsysteme: HSTC-Traktionskontrolle, Wheelie-Control, Engine Brake Control, dazu ein modernes TFT mit RoadSync-Schnittstelle. Die Fahrmodi decken die wichtigsten Szenarien ab. Doch das ABS hat auf der Rennstrecke zu früh eingegriffen und den Bremsdruck zu abrupt freigegeben. Hier merkt man: Die Honda Hornet SP hat keine IMU und das ABS wirkt auf der Rennstrecke wie Hausmannskost.
Vergleich zur Konkurrenz: Auf Augenhöhe mit den Großen
Wer denkt, diese Honda sei nur ein Aufguss der 650er, irrt gewaltig. Die CB1000 Hornet SP spielt fast in einer Liga mit der BMW S 1000 R, auf Augenhöhe der Suzuki GSX-S1000 und auch der Yamaha MT-10. Sie ist nicht das brutalste Bike, aber deutlich wilder als man Honda zutraut. Sie verbindet Power mit Handling, Komfort mit Charakter. Im direkten Vergleich zur Suzuki GSX-S1000 wirkte der Motor der Honda sogar etwas stärker, auch wenn der Quickshifter der Suzuki minimal feiner agierte. Gegenüber der BMW S 1000 R muss sie sich nicht verstecken, auch wenn deren Elektronik in der Topausstattung hochwertiger ist. Die Hornet bleibt aber stets ehrlich und fahraktiv.
Alltagstauglichkeit: Ja, aber mit sportlicher Note
Auch wenn der Testtag auf dem Pannonia-Ring stattfand, ist die Honda kein reiner Track-Exot. Der Sattel ist sportlich-straff, aber langstreckentauglich. Die Ergonomie passt auch für größere Fahrer. Mit einer Ausnahme: Mit großen Schuhgrößen steht man rechts am Auspuff an. Der Endtopf ist wirklich groß! Die Bedienelemente sind hochwertig, das Cockpit gut ablesbar. Der Verbrauch liegt laut Honda mit 5,9 Litern auf 100 Kilometer im akzeptablen Bereich. Zubehör-Tipp: Der serienmäßige Endtopf ist funktional, aber kein Augenschmaus. Wer optisch mehr herausholen will, sollte hier als erstes nachrüsten.
Erprobt unter echten Bedingungen: Die 1000PS Bridgestone Trackdays
Besser hätte das Testumfeld für die Honda CB1000 Hornet SP kaum sein können: Bei den 1000PS Bridgestone Trackdays am Pannoniaring durfte das neue Naked Bike zeigen, was wirklich in ihm steckt fernab von künstlich choreografierten Präsentationen oder glattgebügelten Presseterminen. Seit Jahren gelten diese Trackdays als ehrliche, markenoffene Plattform für ambitionierte Fahrer ohne Zeitdruck, aber mit viel Tempo. Besonders der Pannoniaring mit seiner flüssigen Streckenführung und fehlerverzeihenden Auslaufzonen ist der ideale Ort, um ein Bike im Grenzbereich zu erleben. Genau dort offenbarte die Hornet SP ihre sportliche Seele und entpuppte sich als erstaunlich leistungsfreudiges Gerät mit überraschend feinem Feedback. Die Atmosphäre? Locker, familiär und technisch anspruchsvoll genau das richtige Terrain, um ein Naked Bike zu prüfen, das mehr kann als nur Stadtverkehr. Vielen Dank an die leiwanden Kollegen in der gelben Gruppe. Die gemeinsame Fahrt mit euch hat mir viel Spaß gemacht!
Was mich bei diesem Test besonders überzeugt hat, war die Performance vom Bridgestone S23 exakt jene Reifen, die wir zuvor auch beim Landstraßentest gefahren sind. Und obwohl sie primär als sportliche Straßenreifen gelten, haben sie hier am Ring bewiesen, dass sie auch bei ambitionierten Track-Ausritten nicht in die Knie gehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Während viele auf spezialisierte Slicks oder hypersportive Gummis schwören, bieten die S23 eine beeindruckende Mischung aus Alltagstauglichkeit und Rennstreckenvertrauen. Kein Schmieren, kein abruptes Wegrutschen einfach berechenbarer Grip, selbst bei harter Gangart. Gerade im Zusammenspiel mit dem präzisen, aber nicht nervösen Fahrwerk der Hornet SP ergibt sich ein stimmiges, vertrauenserweckendes Gesamtbild.
Fazit: Honda CB1000 Hornet SP 2025
Die CB1000 Hornet SP überrascht. Sie ist sportlicher, giftiger und unterhaltsamer, als man es einer nackten Honda zugetraut hätte. Wer ein Naked Bike sucht, das Power, Ergonomie und Technik in einem harmonischen Paket vereint, ist hier goldrichtig.- Sehr attraktiver Preis
- Gutes Handling
- kultivierter Motorlauf
- kraftvoller, drehfreudiger Vierzylindermotor
- hochwertiges Fahrwerk mit Öhlins und Showa
- starke Brembo-Bremsen
- angenehme Ergonomie
- ABS regelt auf der Rennstrecke zu früh
- serienmäßiger Endtopf für große Piloten störend
- Lenkerkröpfung etwas konservativ
- Bewegungsfreiheit im Sattel auf Rennstrecke etwas eingeschränkt
Bericht vom 23.07.2025 | 1.250 Aufrufe