Moto Guzzi Stelvio im 1000PS Offroad Test 2024

Ist Moto Guzzis moderne Reiseenduro geeignet fürs Grobe?

13 aktuelle Adventurebikes messen sich im größten Offroadtest aller Zeiten. 6 Redakteure waren mit dabei - 3 Offroad-Profis und 3 Allrounder aus der 1000PS Redaktion. Welches Modell hat 2024 abseits der Straßen die Nase vorn? Wir werfen in diesem Bericht einen Blick auf die Performance der Moto Guzzi Stelvio!

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Bild von Mex
Mex

""In der Geschichte von 1000PS war es die bisher aufwändigste Offroad-Testproduktion: Über drei Tage hinweg stellten sich 13 aktuelle Adventurebikes in selektivem Enduro Gelände einem umfangreichen Vergleichstest. Trotz brütender Hitze von knapp 35 Grad und langer Arbeitstage bewies die Test-Crew unglaubliche Ausdauer und zeigte Engagement. Die harte Arbeit und Hingabe resultierten in detaillierten, aufschlussreichen Testeindrücken sowie natürlich auch leiwandem Bild- und Video-Material, welches über Wochen hinweg spannende Inhalte für unser Publikum auf unseren Webseiten, Youtube und Social-Media-Kanälen bieten wird.""

Wo wurde die Moto Guzzi Stelvio getestet?

Mit der Moto Guzzi Stelvio waren wir zu Gast im größten Enduropark Europas, dem Red Stag Gelände in Rohr im Gebirge. Das weitläufige Areal, etwa eine Stunde südwestlich von der Wiener Stadtgrenze entfernt, bot mit 15 Kilometern Forststraßen und 28 unterschiedlichen Offroadtrails eine perfekte Test-Umgebung. Für jedes fahrerische Niveau sind hier ausreichend Möglichkeiten vorhanden, um sich einen ganzen Tag lang auszutoben. Mit unseren großen Adventure Bikes waren wir mehrheitlich auf den breiteren Waldwegen unterwegs. Doch auch einige grüne Trails (leichte Schwierigkeitsstufe) haben wir in den Test-Ablauf integriert, um den großen und edlen Bikes ordentlich auf die Schrauben fühlen zu können.

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Offroad Profi Busty Wolter zur Moto Guzzi Stelvio

Die Moto Guzzi Stelvio stufe ich nach meinen Fahreindrücken eher als Tourenmotorrad ein, weniger als Reiseenduro. Für eine richtige Enduro erwarte ich mehr Reserven beim Fahrwerk in Sachen Bodenfreiheit und Durchschlagresistenz. Zum gemütlichen Fahren über Straßen und entspannte Schotterwege taugt die Stelvio sehr gut, nach sportlich ambitioniertem Fahren im rauen Gelände schreit sie eher weniger. Die Fahrposition im Stehen ist eher entspannt und wenig sportlich ausgerichtet. Aufgrund der geringen Bodenfreiheit muss man beim Offroaden stets befürchten, sich die Auspuffrohre zu verbeulen oder gar den Motor an Steinen anzuschlagen. Auch das Fahrwerk, das nicht semiaktiv einstellbar ist, ist eher für Komfort auf weiten Strecken ausgelegt als für hohes Tempo im Terrain und die Gabel schlug des Öfteren bereits bei verhältnismäßig kleinen Schlaglöchern oder Bremswellen durch.

Moto Guzzi Stelvio Offroad Test 2024
Spürbar fehl am Platz! Die Moto Guzzi fühlt sich nicht wohl im groben Gelände, auch nicht in den Händen eines Profis.

Redakteur McGregor zur Moto Guzzi Stelvio

Dass die Moto Guzzi Stelvio nicht für Enduristen mit knackigen Offroad-Strecken auf der Reiseroute gebaut ist, merkt man auch als Amateur. Dafür scheppert das Fahrwerk zu sehr bei stärkeren Schlägen, die direkt an der Außenwand des Motorgehäuses angebrachten Fußrasten und der exponierte Auspuff sehen nicht aus, als würden sie Stürze im Groben gut wegstecken können und bei einer Reifenpanne am Heck hat man in der Pampa keine Chance, die 72(!) mm Mutter der Einarmschwinge per Hand zu lösen. Es ist offensichtlich, dass die Offroad-Performance der Stelvio bei ihrer Entwicklung keine allzu große Rolle gespielt hat. Dafür ist sie die erste große Reiseenduro von Moto Guzzi mit moderner Ausstattung, erhält sich trotz aller Moderne gleichzeitig aber den unverwechselbaren, traditionellen Moto Guzzi Charakter, der die italienische Marke so erfolgreich gemacht hat. Leichte Schotter- und Waldwege können problemlos mit gemütlichem Tempo befahren werden. Der ikonische V2 schnurrt, gute Vibrationen massieren die Seele und die mächtige Ausstattung der Stelvio erfüllt so ziemlich jeden Wunsch, den man an sein Tourenmotorrad richtet. Durch diesen Charakter und ihre Abstimmung, verleitet die Stelvio aber schon ganz intuitiv dazu, statt grober Trails eher schöne Küstenstraßen unter die Räder zu nehmen und dort das Dolce Vita zu genießen.

Moto Guzzi Stelvio Offroad Test 2024
Für einfachere unbefestigte Wege eignet sich die Stelvio durchaus, bevorzugt aber auch hier ein eher entspanntes Tempo.

Arai Tour-X5: unsere Wahl für lange und harte Tage mit den Reiseenduros

Die intensiven Testbedigungen im Gelände waren optimal geeignet um auch unser Equipment auf die Probe zu stellen. In Sachen Helme vertraute die 1000PS-Crew einheitlich auf den neuen Tour-X5 von Arai. Der Helm sitzt perfekt ausbalanciert am Kopf und verhält sich unabhängig vom Tempo sehr neutral im Wind. Der Sitz des Helms generell ist als komfortabel zu bewerten. Über des gesamten Kopfbereich ergibt sich ein sattes Kontaktgefühl. Arai typisch umschließt die Polsterung auch sehr angenehm den Kieferknochen und baut keinen unangenehmen Druck im Bereich der Backen auf. Das verwendete Innenfutter am Tour-X5 liegt auch über einen langen, intensiven und schweißtreibenden Tag hinweg wohlig und hochwertig auf der Haut. Mit vielfältigen Belüftungsöffnungen im Stirn-, Kinn- und Oberkopf-Bereich verschafft man sich bei Bedarf ausreichend Frischluft. Die Verarbeitung ist erstklassig - die Helme sind nicht nur im Neu-Zustand edel und schön anzusehen, sie sind auch nach einigen harten Tagen im Gelände noch absolut top. Belüftungsöffnungen und Visier-Arretierung lassen sich selbst im verschmutzen Zustand perfekt bedienen. Ein toller, vielseitig einsetzbarer Helm für alle Arten von Motorrad-Abenteuer. Wir sprechen unsere vollste Empfehlung aus!

Leatt Adventure Gear im Härtetest beim 1000PS Adventurebike-Vergleich

Während unserem Reiseenduro Test haben wir einheitlich Ausrüstung vom renommierten Hersteller Leatt getragen. Unsere Redakteure waren wahlweise mit der Flow Tour Kombi oder der Multi Tour Kombi ausgestattet. LEATT, bestens bekannt für hochwertigen Motocross- und Hard-Enduro-Bekleidungen, bietet seit kurzem auch für Adventure-Bike-Fahrer robuste und vielseitige Schutzbekleidung in der neuen ADV Kollektion. Die Flow Tour Jacke überzeugte besonders durch ihre herausragende Belüftung, die selbst bei den heißen Bedingungen von bis zu 35 Grad für angenehme Kühlung sorgte. Dank des integrierten Systems für Trinkblasen, blieben unsere Tester auch auf staubigen Wegen gut hydriert. Die großzügigen, wasserdichten Taschen boten ausreichend Stauraum für persönliche Gegenstände und ermöglichten einen komfortablen Zugriff während der Fahrt. Die Multi Tour Kombi hingegen punktete mit ihrer Vielseitigkeit und dem dreilagigen Aufbau, der optimalen Schutz und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wetterbedingungen bietet. Beide Modelle sind mit CE-zertifizierten Protektoren an kritischen Stellen ausgestattet, die maximalen Schutz bieten, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Sogar ein LEATT Neck-Brace ist mit den Jacken kompatibel. Besonders gefallen hat uns an beiden Modellen auch der geteilte Brustschutz, der nicht nur für Sicherheit sorgt, sondern bei geöffnetem Reißverschluss auch hohen einen Tragekomfort bietet. Die Ausrüstung von LEATT stellte sich als ideal für unsere intensiven Tests heraus. Robust, sicher und auch der nötige Komfort für lange Fahrtage unter extremen Bedingungen war uns damit gegeben.

Fazit: Moto Guzzi Stelvio 2024

Mit der neuen Stelvio hat Moto Guzzi nun auch eine (Kardan-)Reiseenduro bzw. einen Adventure-Tourer im Portfolio, der sich zwar - vollgestopft mit modernster Elektronik - auf der Straße zu Hause fühlt, aber auch für unbefestigte Wege bereit ist. Für härteres Gelände ist sie zwar spürbar nicht gemacht, dafür passt weder ihre Ergonomie, noch sind ihr Fahrwerk und andere Komponenten dafür ausgelegt. Dafür bietet sie mit ihrem charakterstarken V2-Motor, der nicht nur optisch sorfort ins Auge sticht, sondern auch von seiner Performance zu überzeugen weiß, einzigartigen Charme und ein Alleinstellungsmerkmal im breit aufgestellten Reiseenduro-Segment.


  • charaktervoller, präsenter Motor
  • umfangreiche Elektronik
  • Gute Ergonomie für den Asphalt
  • Windschutz
  • radargesteuerte Sicherheits-Features (PFF-Modell)
  • hohes Gewicht
  • Heizgriffe nicht Serie
  • auch Quickshifter aufpreispflichtig
  • Fahrwerk und Bodenfreiheit eignen sich nicht für mittelschweres bis anspruchsvolles Gelände

Bericht vom 02.10.2024 | 10.679 Aufrufe

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