BMW R 1300 GS im 1000PS Offroad Test 2024

BMWs Flaggschiff im härtesten Offroad-Test des Jahres

13 aktuelle Adventurebikes messen sich im größten Offroadtest aller Zeiten. 6 Redakteure waren mit dabei - 3 Offroad-Profis und 3 Allrounder aus der 1000PS Redaktion. Welches Modell hat 2024 abseits der Straßen die Nase vorn? Wir werfen in diesem Bericht einen Blick auf die Performance der BMW R 1300 GS!

Bild von Mex
Mex

""In der Geschichte von 1000PS war es die bisher aufwändigste Offroad-Testproduktion: Über drei Tage hinweg stellten sich 13 aktuelle Adventurebikes in selektivem Enduro Gelände einem umfangreichen Vergleichstest. Trotz brütender Hitze von knapp 35 Grad und langer Arbeitstage bewies die Test-Crew unglaubliche Ausdauer und zeigte Engagement. Die harte Arbeit und Hingabe resultierten in detaillierten, aufschlussreichen Testeindrücken sowie natürlich auch leiwandem Bild- und Video-Material, welches über Wochen hinweg spannende Inhalte für unser Publikum auf unseren Webseiten, Youtube und Social-Media-Kanälen bieten wird. ""

Wo wurde die BMW R 1300 GS getestet?

Mit der BMW R 1300 GS waren wir zu Gast im größten Enduropark Europas, dem Red Stag Gelände in Rohr im Gebirge. Das weitläufige Areal, etwa eine Stunde südwestlich von der Wiener Stadtgrenze entfernt, bot mit 15 Kilometern Forststraßen und 28 unterschiedlichen Offroadtrails eine perfekte Test-Umgebung. Für jedes fahrerische Niveau sind hier ausreichend Möglichkeiten vorhanden, um sich einen ganzen Tag lang auszutoben. Mit unseren großen Adventure Bikes waren wir mehrheitlich auf den breiteren Waldwegen unterwegs. Doch auch einige grüne Trails (leichte Schwierigkeitsstufe) haben wir in den Test-Ablauf integriert, um den großen und edlen Bikes ordentlich auf die Schrauben fühlen zu können.

Offroad Profi Kurt Rubik zur BMW R 1300 GS

DER Platzhirsch! Seit Jahren, fast seit Jahrzehnten das Referenzeisen, wenn es ums Reisen auf zwei Rädern geht! So steht sie vor mir, mächtiges, schnittiges Design, der berühmte Boxer-2-Zylinder, und mit dem BMW GS-Logo brüllt sie mich förmlich wie ein Gorilla auf Steroiden an, um sofort alles liegen und stehen zu lassen und eine Weltumrundung zu starten! Challenge accepted! Mit hohen Erwartungen starte ich den vom Redakteurskollegen warmgefahrenen Boxermotor und stellte mir die BMW-Elektronik auf Vollstrecken ein! Sofort merkte ich, warum dieses Bike sooo beliebt ist: Der seidenweiche Boxermotor hängt sauberer am Gas als frisch gewaschene Bettwäsche! Druck in jeder Lage und extrem fein dosierbare Leistung ließen mich spielerisch den Schotter verteilen! Mindestens genauso gut ist das Fahrwerk der GS. Von allen Testbikes (13!!) hatte ich bei der GS das beste Vorderradgefühl beim Kurveneingang! Wahnsinn! Fast wie auf Schienen konnte ich das Vorderrad mit Druck ins Eck schieben, ohne Angst zu haben, per Lowsider im Nadelwald zu verschwinden! Dann kam eine Trinkpause mit großem Schock! Denn nach ein paar flotten Runden musste ich kurz zum Trinken einkehren und stellte die BMW am Rand der Schotterpiste ab. Motor aus, Gang rein (damit das Bike nicht wegrollt) und da passierte es! Plötzlich lag der Schalthebel am Boden! Ich bin keine 20 Minuten damit gefahren und schon gab die BMW auf! Ein endurotechnischer Uppercut gefolgt von einem Knockout! Das darf doch nicht sein, dachte ich mir, nachdem ich mir den Plastik-Schalthebel genauer angesehen habe. BMW hat es mit dem Leichtbau anscheinend zu ernst genommen und leider an der falschen Stelle gespart. Was für eine Niederlage, weil der Test ja erst begonnen hatte und nach der Pause auch wieder beendet war! Fazit: Die BMW ist immer noch eines der besten Bikes am Markt, und die Zukunft wird zeigen, wie sich die neue GS im harten Alltag schlägt. Für uns war der Test leider nach kurzer Zeit zu Ende, wegen eines gebrochenen Plastik-Schalthebels. Schade, das kann BMW sicher besser.

BMW R 1300 GS Offroad Test 2024
Den Dreck spritzen zu lassen, ist mit dem drehmomentstarken, doch fein dosierbaren Boxer-Motor keine Herausforderung.

Offroad Amateur McGregor zur BMW R 1300 GS

Das GS-Konzept ist ausgereift und funktioniert auch in der neuen 1300er sehr gut, hat aber im Zuge dieser Neuentwicklung etwas Perfektion am Weg liegen lassen. Das gilt nicht für die Kernkomponenten des Motorrads. Der Boxer-Motor ist, wenn auch nun deutlich Drehzahl-hungriger, noch immer Wucht, das semi-aktive Fahrwerk sehr kompetent und die Ergonomie der GS perfekt für den gemischten Einsatz. Hinzu kommt die zwar großteils aufpreispflichtige, aber dafür extrem umfangreiche Ausstattung mit modernster State-of-the-art-Elektronik. Das Ergebnis ist ein großes, auch schweres Motorrad, welches sich aber dennoch auch von Hobby-Enduristen in allen Situationen sehr mühelos bewegen lässt. Nur wenige Motorräder am Markt können eine Motorradtour auf der Straße so luxuriös gestalten wie die GS, und machen gleichzeitig auch am losen Untergrund noch so eine gute Figur. Sie erlaubt sich aber Macken bei Kleinigkeiten, die dann den Gesamteindruck trüben. Zum Beispiel stört selbst mich als Amateur im losen Gelände das teilintegrale Bremssystem der Hinterradbremse, welches mir immer ungefragt hineinregelt. Auch bei Traktionskontrolle, Gasannahme und ABS wären mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschenswert. Die größte Niederlage war aber der von Kurt beschriebene, aus dünnem Kunststoff gefertigte Schalthebel, der in der Form nichts auf einem so teuren Motorrad mit Offroad-Ambitionen zu suchen hat. Schade, denn die GS hätte sonst in den folgenden zwei Testtagen sicher noch für viel Offroad-Spaß sorgen können.

BMW R 1300 GS Offroad Test 2024
Ein Schalthebel aus derart dünnem Plastik ist auf einer Enduro fehl am Platz. Schade, denn bis zu ihrem Ausfall, hatten sowohl die Profis als auch die Hobbyenduristen ein gutes Bild von der bayrischen Reiseenduro.

Arai Tour-X5: unsere Wahl für lange und harte Tage mit den Reiseenduros

Die intensiven Testbedigungen im Gelände waren optimal geeignet um auch unser Equipment auf die Probe zu stellen. In Sachen Helme vertraute die 1000PS-Crew einheitlich auf den neuen Tour-X5 von Arai. Der Helm sitzt perfekt ausbalanciert am Kopf und verhält sich unabhängig vom Tempo sehr neutral im Wind. Der Sitz des Helms generell ist als komfortabel zu bewerten. Über des gesamten Kopfbereich ergibt sich ein sattes Kontaktgefühl. Arai typisch umschließt die Polsterung auch sehr angenehm den Kieferknochen und baut keinen unangenehmen Druck im Bereich der Backen auf. Das verwendete Innenfutter am Tour-X5 liegt auch über einen langen, intensiven und schweißtreibenden Tag hinweg wohlig und hochwertig auf der Haut. Mit vielfältigen Belüftungsöffnungen im Stirn-, Kinn- und Oberkopf-Bereich verschafft man sich bei Bedarf ausreichend Frischluft. Die Verarbeitung ist erstklassig - die Helme sind nicht nur im Neu-Zustand edel und schön anzusehen, sie sind auch nach einigen harten Tagen im Gelände noch absolut top. Belüftungsöffnungen und Visier-Arretierung lassen sich selbst im verschmutzen Zustand perfekt bedienen. Ein toller, vielseitig einsetzbarer Helm für alle Arten von Motorrad-Abenteuer. Wir sprechen unsere vollste Empfehlung aus!

1000PS Offroad Testtage 2024
Unsere Ausrüstung: Der neue Arai Tour X-5 Adventure Helm, Leatt Textilkombis und Garmin Satelliten-Kommunikationsgerät für Notfälle

Leatt Adventure Gear im Härtetest beim 1000PS Adventurebike-Vergleich

Während unserem Reiseenduro Test haben wir einheitlich Ausrüstung vom renommierten Hersteller Leatt getragen. Unsere Redakteure waren wahlweise mit der Flow Tour Kombi oder der Multi Tour Kombi ausgestattet. LEATT, bestens bekannt für hochwertigen Motocross- und Hard-Enduro-Bekleidungen, bietet seit kurzem auch für Adventure-Bike-Fahrer robuste und vielseitige Schutzbekleidung in der neuen ADV Kollektion. Die Flow Tour Jacke überzeugte besonders durch ihre herausragende Belüftung, die selbst bei den heißen Bedingungen von bis zu 35 Grad für angenehme Kühlung sorgte. Dank des integrierten Systems für Trinkblasen, blieben unsere Tester auch auf staubigen Wegen gut hydriert. Die großzügigen, wasserdichten Taschen boten ausreichend Stauraum für persönliche Gegenstände und ermöglichten einen komfortablen Zugriff während der Fahrt. Die Multi Tour Kombi hingegen punktete mit ihrer Vielseitigkeit und dem dreilagigen Aufbau, der optimalen Schutz und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wetterbedingungen bietet. Beide Modelle sind mit CE-zertifizierten Protektoren an kritischen Stellen ausgestattet, die maximalen Schutz bieten, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Sogar ein LEATT Neck-Brace ist mit den Jacken kompatibel. Besonders gefallen hat uns an beiden Modellen auch der geteilte Brustschutz, der nicht nur für Sicherheit sorgt, sondern bei geöffnetem Reißverschluss auch hohen einen Tragekomfort bietet. Die Ausrüstung von LEATT stellte sich als ideal für unsere intensiven Tests heraus. Robust, sicher und auch der nötige Komfort für lange Fahrtage unter extremen Bedingungen war uns damit gegeben.

Fazit: BMW R 1300 GS 2024

BMW hat die neue R 1300 GS mit viel Erfahrung und Know-how entwickelt, was sich in ihrer fortschrittlichen Technik und Vielseitigkeit zeigt. Das Modell spricht sowohl erfahrene als auch neue Fahrer an und bietet eine beeindruckende Kombination aus Leistung, Komfort und modernster Ausstattung. Es ist eine gelungene Mischung aus Kompaktheit, Kraft und Luxus, die sowohl im Gelände als auch auf der Straße performt. Leider ist die erste Baureihe der neuen 1300 GS an manchen Ecken und Enden noch nicht zu 100% ausgereift, wie mehrere Rückrufaktionen als auch anfällige Bauteile zeigen.


  • Kräftiger Motor mit sehr sportlichem Ansprechverhalten
  • Sehr tolle Traktion
  • Sehr stabiles Fahrverhalten - trotzdem präsentiert sich das Motorrad agil und kurvenfreudig
  • Handschützer bieten guten Windschutz
  • In minimaler Ausstattung wirkt das Motorrad kompakter und sportlicher als bisher
  • gut integrierter Radartempomat
  • verständliches Bedienkonzept
  • gut ablesbares Display
  • vielfältige Möglichkeiten zur Ergonomie Anpassung
  • Toll funktionierendes und unauffällig integriertes Notrufsystem
  • Sehr gute Balance bei unterschiedlichen Beladungszuständen
  • Nicht jede Wunschkonfiguration ist möglich - teilweise müssen unnötige Extras mit gewählt werden
  • Fahrwerk arbeitet auf einem guten Niveau - ein wirklich makelloses Ansprechverhalten wird jedoch ebensowenig geboten wie ein wirklich breiter Einstellbereich
  • Front Collision Warning (FCW) löst im rauen Alltag nervige Fehlalarme aus
  • Motorrad wirkt bei großen Piloten vor allem von hinten für eine Reiseenduro etwas zu kompakt
  • ABS System gibt bei sportlicher Fahrweise zu viel Rückmeldung in den Bremshebel
  • Anfälligkeit der Seitenverkleidungen für Kratzer im rauen Gelände und bei Nutzung mit groben Stiefeln
  • Handguards mit integrierten Blinkern nicht geländetauglich
  • Spiegel mit integrierten Totwinkel-Warner und exponierter Verkabelung ungeeignet fürs Gelände
  • Sitzkomfort für Fahrer und Beifahrer auf langen Strecken nur mittelmäßig - Sitzbank ist zu weich!
  • Auf langen Strecken zu Zweit ist das direkte Ansprechverhalten vom kräftigen Motor etwas anstrengend
  • Trotz des gehobenen Preisniveaus der GS lässt die Qualität mancher Bauteile, wie z.B. beim Schalthebel aus Plastik, zu wünschen übrig

Bericht vom 12.09.2024 | 10.587 Aufrufe

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