Suzuki V-Strom 800DE vs. Yamaha Tenere 700 Vergleichstest 2023
Ist die Tenere 700 wirklich unschlagbar?
Die neue Suzuki V-Strom 800DE geht grundsätzlich mit einem tollen Sympathie-Bonus ins Rennen - sie beendet eine jahrelange Durststrecke bei Suzuki. Endlich wieder mal ein cooles neues Motorrad von Suzuki! Doch bei all der Euphorie über ein neues Modell - wie gut ist sie wirklich? Direkter Vergleich mit der Benchmark Yamaha Tenere 700!
Die Frage, wie gut die neue Suzuki V-Strom 800DE wirklich ist, klärt man am besten, indem man sie mit den härtesten Konkurrentinnen vergleicht. Was würde also besser passen, als ein Duell mit der Yamaha Tenere 700 - die nun schon seit einigen Jahren höchst erfolgreich das Segment der geländegängigen Mittelklasse-Reiseenduros bereichert.
Macht die modernere Suzuki V-Strom 800DE alles besser?
Die neue V-Strom 800DE ist klarerweise das neuere, modernere Motorrad, auch wenn die Yamaha für heuer mit etwas mehr Elektronik auf ein höheres Level gehoben wurde. Aber schon alleine der neu konstruierte Motor der Suze holt mit 83 PS bei 8500 Touren ziemlich genau 10 PS mehr aus den beiden parallel angeordneten Töpfen und mit 78 Newtonmeter Drehmoment bei 6800 Umdrehungen auch exakt 10 Nm mehr Schmalz aus dem Triebwerk. Das hilft natürlich vor allem im unteren Drehzahlbereich, da schiebt die Suzuki mächtig an, dafür kommt ganz oben nicht mehr viel und man nutzt lieber den unteren Drehzahlbereich. Da erfreut es auf der Yamaha direkt, dass der Nachteil bei Leistung und Drehmoment zwar spürbar ist, der berühmte CP2-Motor (ebenfalls ein Parallel-Zweizylinder) hat aber von unten ebenfalls einen ordentlichen Punch und marschiert ab der Mitte immer noch brav. Der etwas rauere Charakter der Yamaha passt ohnehin sehr gut zum sehr offroad-orientierten Auftritt der Tenere 700. Massiv besser macht es die Suzuki also nicht, der Vorteil ist dennoch klar auf ihrer Seite.
Die Yamaha Tenere 700 wiegt spürbar weniger als die Suzuki V-Strom 800DE
Interessant ist das Duell der beiden Japanerinnen beim Handling und bei den Offroad-Qualitäten. Denn die Suzuki soll laut Werksangaben stolze 26 Kilo schwerer sein als die Yamaha, die von uns getesteten Maschinen waren beide mit Sturzbügeln ausgestattet, die Yamaha sogar mit Kofferträgern, wodurch der Unterschied auf 17 Kilo schrumpft - 236 Kilo fahrfertig mit 20 Liter Sprit klingen (und sind) trotzdem heftiger als 219 Kilo samt 16 Liter Sprit bei der Yamaha. Erwartungsgemäß fällt das höhere Gewicht auf befestigten Wegen weniger auf, da erfreut man sich auf der Suzuki an der besseren Stabilität, der höheren Präzision und dem enormen Komfort. Dazu passend packt auch die Bremse der V-Strom 800DE besser zu. Schade ist da lediglich, dass die Suzuki spürbar schluckfreudiger ist, als die Yamaha - die vier Liter mehr Tankvolumen haben tatsächlich einen guten Grund.
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Die Stunde der Yamaha Tenere 700 schlägt im Gelände!
Offroad schlägt dann die Stunde der Yamaha Tenere 700 - die Suzuki ist mit ihrem sensiblen, voll verstellbaren Fahrwerk zwar keineswegs schlecht im Gelände, die Yamaha kann aber, wenn es hart auf hart kommt, doch noch etwas mehr. Im Gelände zählen die Leistung und Elektronik-Features eben weit weniger, mit ihrer ausgewogenen Offroad-Ergonomie kann die Tenere 700 tatsächlich das, wonach sie aussieht - eine umgängliche Reiseenduro, mit der man sich auch so manche Rallye-Passage zutrauen kann.
Technische Daten Suzuki V-Strom 800DE vs. Yamaha Tenere 700:
Suzuki V-Strom 800DE | Yamaha Tenere 700 | |
Motor | 2-Zylinder, Reihe, 4V, DOHC | 2-Zylinder, Reihe, 4V, DOHC |
Hubraum | 776 ccm | 689 ccm |
Bohrung | 81 mm | 80 mm |
Hub | 62,6 mm | 65,6 mm |
Leistung | 83 PS bei 8500 U/min | 73,4 PS bei 9000 U/min |
Drehmoment | 78 Nm bei 6800 U/min | 68 Nm bei 6500 U/min |
Rahmen | Stahl | Stahl |
Lenkkopf / Nachlauf | 62° / 114 mm | 63° / 105 mm |
Durchmesser Gabel | 43 mm | 43 mm |
Federweg vorne | 220 mm | 210 mm |
Einstellmöglichkeiten vorne | Zug, Druck, Federvorspannung | Zug, Druck, Federvorspannung |
Federweg hinten | 220 mm | 200 mm |
Einstellmöglichkeiten hinten | Zug-, Druckstufe, Federvorspannung | Zug-, Druckstufe, Federvorspannung |
Bremse vorne Durchmesser | Doppelscheibe 310 mm | Doppelscheibe 282 mm |
Reifen vorne | 90/90-21 | 90/90-21 |
Reifen hinten | 150/70-17 | 150/70-18 |
Reifen Marke | Dunlop Trailmax Mixtour | Pirelli Scorpion Rally STR |
Radstand | 1570 mm | 1590 mm |
Sitzhöhe | 855 mm | 875 mm |
Tankinhalt | 20 l | 16 l |
Gewicht fahrbereit laut Werk | 230 kg | 204 kg |
Gewicht gewogen vollgetankt | 236 kg (mit Sturzbügeln) | 219 kg (mit Sturzbügeln und Kofferträgern) |
Die Elektronik bei Suzuki V-Strom 800DE und Yamaha Tenere 700
In Sachen Elektronik ist die Suzuki, wie anfangs erwähnt, zwar das modernere Bike, Yamaha hat bei der aktuellen Tenere 700 aber an den richtigen Stellen nachgelegt - sie will ja nach wie vor die Puristische unter den Mittelklasse-Reiseenduros sein. Somit hat sie nach wie vor kein Ride-by-Wire-System, keine Fahrmodi, keine Traktionskontrolle und keinen Quickshifter samt Blipper (optional kann lediglich ein Quickie zum Hochschalten geordert werden). Bei der Suzuki ist das alles in Serie dabei, die Traktionskontrolle kann sogar dreifach verstellt und ausgeschaltet werden. Dafür besitzt auch die Yamaha nun ein 5 Zoll Farb-TFT-Display, auf der Tenere sogar hochkant im coolen Rallye-Look verbaut. Außerdem bietet die Yamaha eine Connectivity-Möglichkeit und das ABS kann bei der Suzuki zweifach verstellt und abgeschaltet werden, bei der Yamaha hingegen entweder nur hinten oder ganz abgeschaltet werden - für echte Offroader ist das wohl praxistauglicher.
Elektronik im Detail - Suzuki V-Strom 800DE vs. Yamaha Tenere 700:
Suzuki V-Strom 800DE | Yamaha Tenere 700 | |
Handy Connectivity | x | ja |
USB im Cockpit | ja | ja |
Lautstärke (Wersangabe) | 84 dBA | 93 dBA |
Anti Hopping Kupplung | ja | ja |
IMU | nein | nein |
RbW | ja | nein |
Schaltassistent mit Blipper | ja | optional (nur Hinaufschalten) |
Display | 5 Zoll TFT | 5 Zoll TFT |
Serviceintervalle | 12.000 km | 10.000 km |
Riding Modes | x | x |
Engine Mappings | A,B,C | x |
Traction Control | 1,2,3,OFF | x |
Engine Brake | x | x |
ABS | 1,2,OFF | ON, hinten OFF, OFF |
1000PS zu Gast beim MoHo Motorradhotel Deixelberger in Kärnten
Den Test der beiden Japanerinnen führten im Übrigen fünf 1000PSler beim MoHo Gasthof Deixlberger in Kärnten durch. Wir möchten uns hiermit ganz herzlich für die hervorragende Unterkunft bedanken, die uns vor und nach unseren Motorradtouren geboten wurde. Das Engagement für Motorradfahrer und die erstklassige Gastfreundschaft haben unseren Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.
So wurden die Noten vergeben!
Jeder Tester durfte für verschiedene Kriterien mit Schulnoten von 1 bis 5 seine Wertung abgeben. Der Durchschnitt daraus zeigt sehr deutlich, wo offensichtlich die Vorteile und Nachteile der Suzuki V-Strom 800DE und der Yamaha Tenere 700 liegen!
Die Benotung der beiden Reiseenduros Suzuki V-Strom 800DE und Yamaha Tenere 700:
Suzuki V-Strom 800DE | Yamaha Tenere 700 | |
Motor Komfort und Dosierung | 2,20 | 5,00 |
Drehfreudigkeit Motor | 4,40 | 4,40 |
Motor Durchzug | 2,20 | 3,40 |
Motorleistung | 3,00 | 4,60 |
Getriebe | 1,40 | 3,60 |
Quickshifter | 1,80 | 5,00 |
Kupplung | 1,80 | 3,20 |
Regelung Traktionskontrolle | 3,00 | 5,00 |
Einstellmöglichkeiten Traktionskontrolle | 3,40 | 5,00 |
Qualität Schalter | 1,80 | 4,80 |
Logik Bedienelemente | 2,00 | 4,40 |
Offroad Fähigkeiten | 3,40 | 2,40 |
Stabilität | 1,40 | 3,60 |
Handling | 2,80 | 3,20 |
Präzision | 2,20 | 4,00 |
Fahrwerk Qualität | 2,00 | 2,60 |
Fahrwerk Einstellbereich | 1,40 | 2,40 |
Bremse Dosierbarkeit | 1,80 | 3,60 |
Wirkung Bremse | 2,40 | 4,80 |
Verbrauch | 5,00 | 3,20 |
Windschutz Wirkung und Einstellbereich | 3,80 | 3,40 |
Sitzbank | 1,80 | 3,60 |
Offroad Ergonomie | 2,60 | 1,60 |
Onroad Ergonomie | 2,48 | 3,77 |
Durchschnittliche Platzierung | 2,49 | 3,76 |
Endnote | 1 | 2 |
Die Bewertungen belegen, was sich viele Interessenten der beiden Japanerinnen denken: Keine andere Enduro gilt als so cool, wild und zäh wie die Yamaha Tenere 700. Ihre tolle Motorcharakteristik, das sehr praxistaugliche Fahrwerk und die ausgereifte Offroad-Ergonomie sorgen insgesamt für hervorragende Fahrleistungen im Gelände. Da muss man abwägen, ob die Macken wie viel Spiel im Gasgriff, spürbare Lastwechsel beim Übergang vom Last- in den Schiebebetrieb und das ansatzweise kippelige Handling wirklich ein Problem darstellen. Die Tenere 700 ist jedenfalls immer noch das Motorrad, das als Reiseenduro im Gelände am meisten glänzen kann. Der Motor funktioniert im Gelände wunderbar und macht auch auf der Straße Spaß. Sie ist eine echte Enduro! Die Ausstattung will ohnehin puristisch sein, der Preis dafür ist jedoch leider schon relativ hoch. Die Suzuki V-Strom 800DE kann stattdessen das modernere Layout, den, von unten kräftigeren Motor, das umfangreichere Elektronik-Package und die insgesamt universellere Auslegung ins Spiel bringen. Dass sie dabei kaum teurer als die Yamaha ist, macht sie insgesamt zur Siegerin.
Die Preise von Suzuki V-Strom 800DE und Yamaha Tenere 700:
Mit einem Preis von 11.500 Euro in Deutschland, 12.790 Euro in Österreich und 11.895 Franken in der Schweiz bietet die Suzuki V-Strom 800 DE eine gute Ausstattung und Features für Reise- und Offroad-Abenteuer. Die Yamaha punktet glücklicherweise mit ihrem, von Anfang an zelebrierten Purismus, denn die Ausstattung ist weniger umfangreich, dennoch ist sie mit 11.374 Euro in Deutschland, 12.099 Euro in Österreich und 11.790 Franken in der Schweiz nur geringfügig günstiger als die Suze.
Ein Blick hinter die Kulissen des Vergleichtests
Auf Calimoto könnt ihr einen groben Überblick über die gefahrene Strecke bekommen. Beachtet jedoch, dass die Offroadpassagen hier nicht enthalten sind. Um unsere Smartphones zu befestigen, haben wir die Halterungen von Quadlock verwendet.
Außerdem möchten wir HJC für die schnelle Lieferung des Touren-Klapphelms HJC RPHA 91 danken. Wir haben den großartigen Komfort und die reibungslose Klappmechanik sehr genossen.
Für ein angenehmes Klima direkt am Körper (und auch für die Kollegen in näherer Umgebung) vertraut 1000PS auf Bamigo. Üble Gerüche haben da keine Chance!
Während des Tests haben wir Tankrucksäcke von Hepco & Becker verwendet.
Fazit: Yamaha Tenere 700 2023
Die Tenere 700 wirkt im Vergleich zu anderen Reiseenduros auf den ersten Blick nicht mehr konkurrenzfähig. Sie ist preislich mittlerweile deutlich nach oben gerückt und bietet nicht diese Ausstattung, die man in dieser Klasse mittlerweile erwartet. Doch sobald das Motorrad ins Gelände abbiegt ist man im Sattel einfach begeistert. Das Motorrad ist hart im Nehmen und meistert auch anspruchsvolle Passagen sehr zuverlässig. Ein richtig gutes Abenteuermotorrad. Wer jedoch so tut als sei er ein Abenteurer und fährt eigentlich nur Asphalt der könnte sich das Leben mit einem anderen Motorrad leichter machen.- sehr robuster und zuverlässiger Auftritt
- sportliche und schlanke Optik
- spielerisches Fahrverhalten
- erstaunlich sportlicher und spaßiger Motor
- gute Verarbeitung
- gutes Fahrwerk mit einem praxistauglichen Einstellbereich
- vergleichsweise geringes Gewicht
- sehr hart im Nehmen
- ABS abschaltbar
- sehr geländegängig
- sehr gute Ergonomie im Gelände
- wenig Sitzkomfort auf längeren Touren
- Bremse wirkt etwas lasch, magere Bremsleistung
- Tankverschluss unpraktisch
- Ausstattungsliste in Sachen Elektronik sehr kurz
- Gasgriff hat großes Spiel
- Ansprechverhalten ist etwas rau
- das Bedienkonzept mit dem fummeligen Rad kam beim Test nicht gut an
Fazit: Suzuki V-Strom 800DE 2023
Erstaunlich, wie sehr ein unaufgeregtes, praktisches Allround-Motorrad wie die Suzuki V-Strom 800DE ins Herz fahren kann. Vermutlich liegt es gerade an dieser schlauen Auslegung mit überschaubaren Elektronik-Features, die bestens auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Der Motor wirkt dank dem ausgezeichneten Ride-by-wire-System im unteren Bereich kräftiger, als es der Hubraum erwarten ließe und macht On- als auch Offroad alles richtig. Das Fahrwerk ist mit jeweils 220 Millimeter Federweg vorne und hinten richtig gut auf Offroad getrimmt, bietet aber klarerweise auch für Straßenfahrer auf schlechten Straßen einen Vorteil. Die Ergonomie passt soweit, lediglich große Fahrer sollten sich wegen des etwas spitzen Kniewinkels die höhere, optionale Sitzbank überlegen.- von unten kräftiger Motor
- voll verstellbares Fahrwerk
- überschaubare, schlaue Elektronik-Features
- Quickshifter up/down Serie
- dynamisches Design in coolen Farben
- spitzer Kniewinkel für Fahrer mit langen Beinen
- Fußrasten schleifen früh
- Windschild nur mit Werkzeug verstellbar
- schwerer als viele Konkurrentinnen
Bericht vom 12.10.2023 | 21.353 Aufrufe