GasGas ES 700 im Offroad-Test auf der Bosnia Rally 2023

Am besten Vollgas mit dem Rally-Kit von Bikes Peak

Als waschechte Sportenduro fühlt sich die GasGas ES 700 den 450ern näher als ihren eigentlichen Klassenkameradinnen. Mit Rally-Kit ausgestattet darf sie den Sportenduros bei der Bosnia Rally Gesellschaft leisten.

Was braucht eine Sportenduro? Einen kräftigen Motor, ein performantes Fahrwerk und so wenig Gewicht wie möglich. Was braucht sie nicht? Komfort, Laufkultur und überbordende Assistenzsysteme. Nach diesen Prinzipien ist die GasGas ES 700 ganz klar eine Sportenduro, wurde sie doch streng nach ihnen geschaffen. Auch wenn die Wettbewerbsmaschinen normalerweise mit maximal 450-Kubikzentimeter großen Motoren bestückt sind, diese 700er meint es ernst und distanziert sich ganz deutlich von den Reiseenduros.

GasGas ES 700: Technische Daten

Die GasGas ES 700 präsentiert sich als leistungsstarkes Offroad-Motorrad, das mit einem 1-Zylinder 4-Takt-Motor beeindruckende Werte von 74,7 PS Leistung und 73,5 Nm Drehmoment erreicht. Ihr robuster Chrom-Molybdän-Rahmen tragt ebenso zur Performance bei wie der 250 mm Federweg vorne und hinten, bereitgestellt von WP. Die Bremsen, bestehend aus einer 300 mm Einzelscheibe vorne und einer 240 mm Scheibe hinten von Brembo, versprechen ausgezeichnete Verzögerung. Assistenzsysteme wie ABS, verschiedene Fahrmodi und Kurven-ABS tragen zur Sicherheit bei, während die technischen Daten wie 935 mm Sitzhöhe, 146 kg Gewicht, 13,5 l Tankinhalt, 313 km Reichweite das Paket abrunden.

Der mächtige LC4 Einzylinder Motor

Denn auch die ES 700 trägt einen radikalen Einzylinder-Motor. Und zwar den seit vielen Jahren aus diversen KTM-, Husqvarna- und GasGas-Modellen bekannte "LC4" mit 693 Kubikzentimetern Hubraum und mittlerweile stolzen 75 PS, trotz strenger Euro-5-Abgasnorm. Wer ihn aus den Zeiten vor dieser Beschränkung kennt, ist heute wenig beeindruckt vom Antritt des Rieseneintopfes. Noch immer ausgesprochen kräftig stampft er aus der unteren Mitte vorwärts, doch der mächtige Punch von damals ist einer extremen Drehfreude gewichen. Spritzig schnalzt der Single ab mittleren Drehzahlen aufwärts und erreicht erst bei 8000/min seinen Peak. Ein faszinierender Wert, wenn man bedenkt, was für ein fetter Kolben hier oszilliert.

Die ES 700 fühlt sich auf der Bosnia Rally wohl, aber...

Mit der ab Werk 146 Kilogramm leichten und mit dem am 1000PS-Testbike verbauten Rally-Kit von Bikes Peak plus Sturzbügel von Outback Motortek nur unwesentlich schwereren Maschine hat der Motor leichtes Spiel und schiebt ihn gerne unter Volllast sportlich jeden Hang hinauf. Wird das Terrain anspruchsvoller und das Tempo langsamer, zeigt die ES 700 aber erste Schwächen. Zum einen die breite Spreizung zwischen den ersten beiden Gängen, die besonders bei steileren Auffahrten mehrfaches wechseln zwischen diesen Fahrstufen erfordert. Eins zu kurz, zwei zu lang - eine Beschwerde, die man aus dem brettharten Sattel der GasGas öfter mal hört.

Bretthart ist das WP-Fahrwerk mit extrem langen Federwegen (250 Millimeter vorne und hinten) zwar selbst nicht, doch mindestens straff. Durch Drehen der Einstellschräubchen lässt sich das Setting nur in sehr geringem Maße verändern und das Ansprechverhalten fällt besonders bei langsamer Fahrt negativ auf. Wer dagegen am Kabel zieht, erfreut sich an den riesigen Reserven des Fahrwerks, die auch richtig sportliche Fahrer absolut zufriedenstellen.

Hat es die GasGas problemfrei durch die Rally geschafft?

Und auch aufgrund der Ergonomie bevorzugt die ES 700 die harte Gangart. Der schmale Knieschluss und der sehr tiefe Lenker bewirken eine gebückte Position. Wer das Bike bei hohem Speed mit den Beinen lenkt, findet den Wohlfühlbereich der GasGas und genießt es, wenn die Umgebung langsam verschwimmt. In allen anderen Situationen wünscht man sich aber einen höheren und weiter vorne angebrachten Lenker für eine bessere Übersicht und mehr Bezug zum Vorderrad, das in langsamen Passagen immer etwas diffus rückmeldet.

Ganz im Gegensatz zur Bremse. Sanfter Biss und sehr viel Hebelweg zur Dosierung stehen der Sportenduro bestens und lassen an Vorder- und Hinterrad keine Wünsche offen. Auch weil das ABS komplett abschaltbar ist und somit das sportliche Treiben nicht stören kann. Gleiches gilt für die Traktionskontrolle. Fun-Fact: Im zahmen Motormapping "1" lässt sich das ABS nur am Heck deaktivieren. Erst wenn man sich traut, die schärfere Abstimmung "2" auszuwählen und sich dem direkten Ansprechverhalten des Singles zu stellen, erlaubt die Elektronik auch die unüberwachte Hoheit über das Vorderrad.

Jenes wird ab dem dritten Fahrtag immer wieder von Öl-Tröpfchen gefährdet, die aus dem rechten Gabelholm entweichen. Der Simmerring ist undicht und eine nicht unerhebliche, wenn auch nicht bedrohliche Menge Gabelöl tritt deshalb aus. Abgesehen davon bleibt die ES 700 aber ohne Panne und steckt auch diverse Umfaller im Stand locker weg - so wie es sich für eine Sportenduro gehört.

Einheitsreifen für die Bosnia Rally 2023: Conti TKC 80

Während unserer Reise entschieden wir uns für eine einheitliche Bereifung von Continental und wählten den TKC 80 als unsere erste Wahl. Angesichts der anspruchsvollen Offroad-Herausforderungen suchten wir nach einem bewährten Produkt mit außergewöhnlicher Leistung. Der TKC 80 hat sich seit seiner Markteinführung vor 36 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und bewährt, was wir während unserer sechstägigen Offroad-Expedition deutlich erlebten. Dieser Reifen, von Continental selbst als 50/50 Dualsport-Reifen kategorisiert, erwies sich als äußerst widerstandsfähig, verschleißarm und äußerst verlässlich. Obwohl er auf insgesamt 8 verschiedenen Fahrzeugen montiert war, stellten wir nur einen einzigen Reifenschaden fest, und das auch nur, weil wir auf einem schnellen Abschnitt einen übersehenen Felsbrocken trafen. Aus diesen Gründen sprechen wir uneingeschränkt eine Empfehlung für den TKC 80 von Continental aus, der sich auf Asphalt vergleichsweise leise und stabil verhielt und gleichzeitig im Gelände eine erstaunliche Vielseitigkeit zeigte. Ein wahrer Klassiker unter den Grobstollenreifen!

Navigation auf der Bosnia Rally mit dem Garmin zumo XT2

Die Bosnia Rally charakterisiert sich als ein Roadbook-Training, doch es besteht auch die Option, einfach dem Streckenverlauf per Navigationsgerät zu folgen. Im Verlauf unserer Filmaufnahmen waren wir gelegentlich gezwungen, bestimmte Streckenabschnitte mehrfach zu befahren. Da Roadbooks sich weniger gut mit spontanen Richtungswechseln und Rückverfolgungen vertragen, entschieden wir uns dafür, auf das neue Motorrad-Navigationsgerät Garmin zumo XT2 zurückzugreifen. Aufgrund seiner stabilen Halterung, widerstandsfähigen Technik und des großformatigen, hochauflösenden Displays überstand das zumo XT2 unbeschadet die anspruchsvollen 1000 Kilometer voller herausfordernder Bedingungen und führte uns zuverlässig ans Ziel. Alle unsere Testeindrücke zu diesem High-Tech-Navigationsgerät findet ihr hier.

Leicht, dennoch widerstandsfähig - Gepäcklösungen von Enduristan für die Bosnia Rally

Kamerazubehör, Werkzeug, Reifenreparatursets, Ersatzhebel und der gelegentliche Snack - Während der Bosnia Rally hatten wir eine beträchtliche Menge an Ausrüstung dabei. Um unsere Rücken während der herausfordernden Etappen nicht zusätzlich zu beanspruchen, entschieden wir uns größtenteils dafür, die Ausrüstung an den Motorrädern zu befestigen. In Offroad-Situationen ist geringes Gewicht von größter Bedeutung. Daher verzichteten wir auf sperrige Koffer und entschieden uns stattdessen für die flexiblen Gepäcklösungen von Enduristan. Sowohl Seitentaschen, Gepäckrollen, Lenkertaschen als auch Tankrucksäcke boten ausreichend Stauraum und hielten den Strapazen der Rally stand. Auf diese Weise blieben unsere Rücken frei für die 3-Liter-Trinkblase und die schlanken, passgenauen Rucksäcke von Enduristan. Dank ihrer vielseitigen Befestigungsmöglichkeiten, nützlichen Funktionen und widerstandsfähigen Verarbeitung erwiesen sich unsere Enduristan-Gepäckstücke als ideale Begleiter für die anspruchsvolle Bosnia Rally.

Bericht vom 20.08.2023 | 15.986 Aufrufe

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