2020er KTM 890 Duke R auf der Landstraße

Wie schlägt sich KTM’s neuer Nakedbike-Alleskönner?

Zonko, Poky und Dennis waren für Euch in der schönen und kurvigen Buckligen Welt, in Niederösterreich unterwegs, um die brandneue KTM 890 Duke R einem Landstraßentest zu unterziehen. Auf der Rennstrecke hatte Dennis bereits das Vergnügen die Maschine und die Erstbereifung, den Michelin Power Cup 2 intensiv zu testen, doch wie schlägt sich die Maschine auf der Landstraße?

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Neben der bildschönen MV Agusta Brutale 800RR und der grazilen Street Triple RS, die wir an diesem sonnigen Tag testeten, wirkt die KTM 890 Duke R mit ihrer insektoiden Optik wie eine Außerirdische. Entsprechen die Fahrleistungen dem Aussehen?

KTM Duke 890 R - Technische Daten

Genauso agil, aber mit noch mehr Punch, nimmt die KTM 890 DUKE R alle Elemente auf, die wir an der KTM 790 DUKE so lieben und setzt noch einmal ordentlich was drauf. Das verspricht uns das offizielle Statement von KTM und es bedeutet nicht viel weniger, als ein in allen belangen besseres Motorrad als die Duke 790. Doch schafft es die Duke 890 R tatsächlich in nahezu allen Belangen besser zu sein?

Zu allererst die Fakten: Der Motor der KTM Duke 890 R beruht auf Basis des Reihen-2-Zylinders, der auch die Duke 790 antreibt. In der 890 R wurde allerdings nochmal mächtig Feinschliff am Motor betrieben. Das Aggregat besitzt nun mehr Bohrung und Hub, eine höhere Verdichtung sowie ein weiter nutzbares Drehzahlband. Infolgedessen kann der Motor der Duke 890 R nun 121 PS (bei 9250 U/min) statt 105 PS in der 790 Duke und 99 Nm anstelle der 87 Nm auf das Hinterrad bringen. Ca. 15% mehr Pferdestärken und rund 14% mehr Nm aus dem selben Aggregat zu generieren, ist schon eine Ansage und das spürt man im realen Fahrbetrieb auch!

Die 890 Duke R hat quasi über das gesamte Drehzahlband eine harmonische und dennoch kraftvolle Leistungsentfaltung, die sich zu keinem Zeitpunkt "thrillartig" aufbauen muss, sondern immer griffbereit in der rechten Hand schlummern. Dabei wirkt der Motor nicht langweilig, ganz im Gegenteil man fühlt sich als Fahrer einfach in nahezu jedem Drehzahlbereich wohl und hat stets das richtige Leistungsniveau abrufbar. Gerade auch auf der Rennstrecke ermöglicht dieses Motorenkonzept ein besonders einsteigerfreundliches Fahren. Da das Aggrergat genug Reserven bietet, selbst wenn man einen Gang zu hoch unterwegs ist, kann man sich zu 100% auf die Linie konzentrieren.

Im Straßenverkehr hingegen sorgt der Parallel Twin dafür, dass Leistungsabgabe, Kontrollierbarkeit und Fahrspaß beinahe perfekt miteinander harmonieren. So ist Spaß ohne Ende garantiert!

KTM Duke 890 R Elektronik & Software

Oft hapert es den bei den heutigen Mittelklasse Motorrädern nicht an Leistung, allerdings ist die Fahrbarkeit und das Fahrgefühl dann auch gleich einmal wenig zugänglich. Klar sind 99 Nm Drehmoment bei einem Trockengewicht von 166 Kg eine sehr feine Sache, doch die große Kunst liegt vor allem darin, die Leistung sauber und leicht auf die Straße zu bringen.

Da kommen bei der 890 Duke R mehrere Faktoren ins Spiel: Erstens hat sich KTM für eine wirklich sehr sportliche und performante Erstbereifung mit dem Michelin Power Cup 2 für die Duke 890 R entschieden, die gerade bei trockenen Verhältnissen erstklassigen Grip ohne Ende beschert. Der Reifen verhält sich auch im Grenzbereich sehr transparent und bietet eine Menge Fahrspaß und sogar Rennstreckentauglichkeit.

Zweitens: Die Elektronik der KTM. Mittlerweile typisch für die Orangen ist die Duke sehr üppig mit elektronischen Helferlein ausgerüstet. So kannst zwischen drei Fahrmodi gewählt werden, eine schräglagenabhängige Traktionskontrolle ist ebenso mit an Board wie Kurven-ABS, eine Anti-Hopping-Kupplung und sogar eine Motorschleppmomentregelung ist mit dabei. Wer sich entsprechende Sonderausstattung verbauen lässt kommt zudem in den Genuss eines grundsätzlich sehr präzise arbeitenden Quickshifters (natürlich mit Blipper-Funktion) und kann nun auch Gebrauch vom Trackmodus machen. Ebenfalls optional sind die (abschlatbare) Wheelie-Control und die Launch-Control, die es einem ermöglicht am Start maximal zu beschleunigen. Setzt man alle Häckchen im Zubehör, bekommt man ein Elektronikpaket, auf Basis der 6D IMU, das den aktuellen Supersportlern und Hyper Nakeds in nichts nachsteht. Die elektronischen Assistenzsysteme haben in unserem Landstraßentest sehr gut funktioniert und den Fahrer harmonisch bei seinen Befehlen unterstützt.

Anmerkung zum Quickshifter: Die Duke 890 R hatte im Zeitpunkt unseres Tests bereits zwei anspruchsvolle Tage auf der Rennstrecke hinter sich gehabt, bei der unterschiedlichste Fahrer die Duke an ihr Limit gebracht haben. Auf der Landstraße hat die Duke nach dem Trackday Einsatz wiederholt leichte Probleme beim Runterschalten mit Quickshifter gezeigt. Der Drucksensor hat den Schaltbefehl scheinbar einige Male nicht ganz einwandfrei erkannt. Erfahrungsgemäß ist dies jedoch eine Einstellungssache und sollte nach zwei solch intensiven Rennstreckeneinsätzen beim KTM Spezialisten problemlos behoben werden können. Vor dem Rennstreckeneinsatz bestanden diese Erkennungsprobleme definitiv nicht.

KTM Duke 890 R Fahrwerk, Ergonomie und Fahrverhalten

Auch in puncto Rahmen und Fahrwerk hat KTM im Vergleich zur 790er ordentlich nachgelegt. Die Basis der Duke 890 R besteht aus einem modifizierten Rahmen und einem neuen Alu-Heckrahmen. In Kombination mit dem tiefer positionierten Lenker und der höher gestellten Fußrastenanlage sitzt du auf der 890er Duke R nun deutlich sportlicher im Sattel. Das macht sich gerade bei einem spritzigen Fahrstil positiv bemerkbar und sorgt für bessere Transparenz im Sitz, jedoch muss die 890er Duke R dadurch etwas an Komfort einbüßen. Die Gabel der Duke besteht aus einer voll einstellbaren Wp Apex 43er Upside-Down-Gabel mit 140 mm Federweg. Das WP Apex Federbein der Maschine ist ebenfalls voll einstellbar und kommt auf einen maximalen Arbeitsweg von 150 mm. Das Fahrwerk in Verbindung mit der sportlichen Sitzposition sorgt für ein knackiges Feedback im Sattel und vor allem eines, einer gehörigen Portion an Fahrspaß!

Selten setzt man sich auf ein Motorrad rauf und fühlt sich wirklich von Anfang an wohl auf der Maschine. Man hat durchgehend das Gefühl, dass wirklich nahezu alles an der Maschine stimmt. Von der Sitzposition, über Motorcharakteristik bis hin zum Fahrwerk und der Elektronik. Die Maschine fährt sich wirklich traumhaft und sorgt ich kann es nicht oft genug sagen: Einfach für Fahrspaß ohne Ende! Ohne Ende, weil der Motor in jedem Bereich so gut funktioniert und mit seinen 121 PS und dem kräftigen Drehmoment von 99 Nm für den Landstraßenbetrieb perfekt ausgelegt ist.

Die Maschine mag nicht mehr ganz so quirlig wie die 790er Duke sein, hat aber so gut wie nichts an Agilität einbüßen müssen. Im Sattel wirkt sie einfach etwas erwachsener, beinahe der Mittelklasse entwachsen. Den größte Kompromiss muss man bei dieser technisch hervorragend gelungenen Maschine meiner Meinung nach bei der Optik eingehen. Optik ist bekannterweise Geschmackssache und Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Meinen Geschmack trifft KTM nicht, aber umso mehr der Fahrspaß und die technischen Daten. Diese überwiegen bei Weitem den "Makel" des zum Teil gewöhnungsbedürftigen Designs. Dazu kommt, dass man sich wirklich an die Optik der Maschine gewöhnt und sie sogar lieben lernt. KTM war und ist eben schon immer etwas besonderes gewesen und das soll auch so bleiben!

Brembo Stylema Anker

Ein weiteres Highlight an der Duke 890 R sind die brutal agierenden Brembo Stylema Bremsen. Vorne ankern die Brembo Stylema Monoblock Vierkolben-Radialbremssättel auf einer 320 mm Doppel-Scheibe und sorgen für atemstockende Bremsverzögerung a la Supersportler! Die Bremse ist auf der Duke 890 R so scharf wie kaum an einem anderen Motorrad, liegt ganz einfach natürlich auch an dem geringen Gewicht und der Sitzposition die du als Fahrer einnimmst. Wichtig ist natürlich, dass auch das Kurven-ABS tadellos funktioniert und so schafft es die Duke trotz radikaler Bremskraft maximale Sicherheit zu vermitteln - Bravo!

So hast du im Sattel maximale Kontrolle und die Duke räumt dir bei möglichen Fahrfehlern genügend Sicherheitsreserven ein. Nicht zuletzt durch die top funktionierende Traktionskontrolle.

Fazit: KTM 890 Duke R 2020

Die KTM Duke 890 R ist genau die richtige Prise “mehr” Motorrad, die der ein oder andere an der Duke 790 vermissen könnte. Sie ist radikaler, sportlicher und macht unglaublich viel Spaß! Die Duke 890 R ist für mich persönlich eine der besten Wahl, wenn man ein hervorragendes Landstraßenmotorrad haben möchte, das unglaublich viel kann und nahezu perfekt für die Landstraße abgestimmt ist. Vorausgesetzt, man steht auf sportliche Nakedbikes. Auch auf der Rennstrecke macht die Duke 890 R eine überraschend gute Figur und ist somit auch für Hobby Piloten mit gelegentlichen Ausflügen auf die Renne eine echte Option! Einzig mit dem Design benötigt man vielleicht ein zwei Blicke mehr um sich zu verlieben, aber Schönheit liegt halt immer im Auge des Betrachters.


  • Ein unglaubliches tolles Aggregat mit 121 PS, 99 Nm und Fahrspaß in jedem Bereich!
  • ein hervorragend abgestimmtes Motorrad, dass so viel richtig macht!
  • Fahrwerk, Elektronik, Motor und Ergonomie sind sehr stimmig und sportlich
  • Brutale Bremskraft und Performance dank Brembo Stylema und 6D IMU!
  • Ein Design, an das sich wohl einige Fahrer gewöhnen müssen…
  • Quickshifter hat nach zwei Tagen Rennstreckeneinsatz etwas herumgezickt

Bericht vom 11.07.2020 | 37.376 Aufrufe

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