Triumph Bonneville Speedmaster Test 2018

Speed, slow and sweet. Master of mellow.

Geschwindigkeit muss nicht schnell sein. Bei der Triumph Speedmaster zählt der Moment - und das Drehmoment. Das neueste Bonneville Bike schafft Lebensqualität zwischen Naked Bike und Cruiser.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und stark begrenzten Höchstgeschwindigkeiten bräuchte man eigentlich einen Slowmaster und keinen Speedmaster, also einen Eric Clapton statt eines Yngwie Malmsteen, aber die Triumph Bonneville Speedmaster ist ja ohnehin eher Cruiser als Missile und wird daher auch als englisches Exportgut in Great America gewohnt freundlich und friedlich aufgenommen. Für mich ist es die größte Freiheit mit dem Motorrad überhaupt, es über amerikanische Straßen zu lenken. Hier verschmelze ich mit der Umwelt und bewege mich nicht nur durch sie hindurch. Ich weiß, das Erlebnis in Übersee erlangt Form und Farben durch Film und Fernsehen und irgendwie fühlt es sich jedes Mal ein bisschen an wie Fiktion, aber das macht es ja so schön. This is Hollywood. In Reality.

Was ist die Triumph Bonneville Speedmaster?

Der Speedmaster ist zusammen mit der Bobber Black das jüngste Modell in der Bonneville-Familie und reiht sich nach meinem Verständnis zwischen diese und die Bonneville T120. Mit dem unten näher beschriebenen Maverick-Styling-Paket sieht sie einem Bobber sowieso zum Verwechseln ähnlich und man könnte sich die Frage stellen, wozu man nicht gleich zu ebendiesem greifen sollte. Die geometrischen Unterschiede halten sich ohnehin in Grenzen, doch der Bobber ist und bleibt halt ein Einsitzer, während der Speedmaster einen gut gepolsterten Sozius mit sich führt, der sich einfach und schnell demontieren lässt. Insgesamt ist es mit mehr Chrom, einer polierten Auspuffanlage, einem Beach-Bar-Lenker und feinen Details das elegantere und entspanntere Modell. Doch der Meister kann auch anders.

Wieviel Speed steckt in der Speedmaster?

Als ich mich geistig auf die Testfahrt vorbereitete, habe ich gleich drei Dinge unterschätzt resp. vergessen. 1.) Wie motiviert die Guides bei Triumph sein können, 2.) Wie schnell man abseits viel befahrener und bewachter Free-, High- und Parkways in den USA fahren kann und 3.) Wie schnell man mit einem schräglagenarmen, 260 kg schweren Cruiser fahren kann. Letzteres liegt vor allem daran, dass der Speedmaster mit einer 310 mm Doppelscheibenbremsanlage und Zweikolben-Bremssätteln vorne, einer 41 mm Gabel mit 90 mm Federweg und einem genial verbauten Monoshock-Federbein mit 73,3, mm Federweg, sowie serienmäßigem ABS, einer abschaltbaren Traktionskontrolle und zwei Fahrmodi ausgestattet ist. Dazu kommt ein Drehmoment von satten 106 Nm bei 4.000 U/min., das sind um 45% mehr als beim alten Speedmaster. Der 8V-SOHC-Parallel-Twin mit 270° Kurbelwelle und 1200 Kubik Hubraum erlaubt in der High Torque-Konfiguration sehr entspanntes Fahren im niedrigen Drehzahlbereich. Bei 100 km/h stehen im sechsten Gang gerademal 2600 Touren an.

2600 Touren bei 100 km/h im Sechsten

Über den stark zum Fahrer hin gekrümmten Beach-Bar-Lenker lassen sich Lenkimpulse nicht so einfach und direkt übertragen wie über das fast gerade Rohr (das ist nicht pornografisch gemeint) des Bobbers, zumal auch die Fußrasten vorverlegt sind. Fährt man etwas schneller, merkt man sofort, wie man sich nach vorne beugt, um mehr Gefühl für das Vorderrad und mehr Kontrolle über den Lenker zu gewinnen. Ein Hemmnis ist natürlich auch die Schräglagenfreiheit, die für ein Motorrad dieses Typs zwar in Ordnung geht, für die echte Attacke aber nicht ausreicht. Ich muss allerdings ehrlich zugeben, dass mir unser Tempo in dieser großartigen Umgebung und auf diesem wunderschönen Motorrad auf Dauer auf die Nerven ging, ich wäre lieber, sagen wir mal zügig gecruist. Ich würde die Sportlichkeit des Speedmasters letztlich als überraschend überdurchschnittlich bezeichnen. Dass die Italiener laut unserem Guide noch schneller waren als wir, hat dann doch eine kleine Narbe auf meinem Ego hinterlassen...

Serienmäßig gut ausgestattet

Die Triumph Bonneville Speedmaster kommt mit ABS, abschaltbarer Traktionskontrolle, den Fahrmodi Road und Rain (selbe Leistung, anderes Ansprechverhalten), verstellbaren Hebeln und einem One-Button-Tempomaten. Das im analogen Tachometer integrierte LC-Display zeigt allerhand nützliche Informationen wie Uhrzeit, Momentan- und Durchschnittsverbrauch, Reichweite oder Drehzahl an. Da unsere Angaben in Meilen und Meilen/Gallone angegeben waren und ich die Werte danach leider nicht umgerechnet habe, kann ich zum Verbrauch leider nichts sagen; unsere Erfahrungen mit Bobber und Bobber Black haben uns aber gezeigt, dass er je nach Fahrweise zwischen 4,5 und 5,5 Liter liegen sollte.

Speedmaster für große Fahrer?

Dass der Speedmaster bei einer Sitzhöhe von 705 mm auch ein Motorrad für kleinere Fahrer/innen ist, dürfte klar sein, aber wie sieht es mit einer Körpergröße von 1.90 m und mehr aus? Diese Frage wurde nämlich von einem Zuseher meines Live-Videos gestellt. Wenn ich mit meinen 1.80 m aufrecht hinsetze, greife ich den Lenker mit gestreckten Armen. Wer demnach längere Arme hat, kann sich sogar etwas zurücklehnen und noch entspannter dahingleiten. Und auch bis die Knie den Armen beim Lenken in die Quere kommen könnten, ist noch genug Luft nach oben. Ich würde also durchaus sagen, dass man mit 1.90 m oder sogar noch größer bequem Platz auf dem Speedmaster findet.

Vergleich Speedmaster mit Bobber und Bobber Black

Abgesehen von minimalen Abweichungen im Lenkkopfwinkel und einem etwas geringeren Federweg des versteckten Monoshocks von 73,3 statt 77 mm, liegen die Unterschiede zwischen dem Speedmaster und dem Bobber vor allem im Vorderreifen und den Bremsen. Während der Bobber mit nur einer 310 mm Scheibe auskommen muss, sind es beim Speedmaster zwei davon. Das wirkt sich deutlich auf die dem Cruiser zumutbare Fahrweise und -geschwindigkeit aus. Mit einem Vorderreifen im Format 100/90-19 wirkt der Bobber zudem nicht nur eleganter, sondern fährt laufruhiger, allerdings auch weniger agil. Mit 130/90-16 und 150/80-16 tragen Speedmaster und Bobber Black vorne wie hinten dieselbe Schuhgröße.

Triumph Bonneville Speedmaster Zubehör

Ein klassischer Cruiser wie die Triumph Speedmaster ist nie ein von fremden Laboranten in weißen Mänteln aufgrund von Wirtschaftszahlen, Verkaufsstatistiken und Marktforschungsergebnissen entwickeltes und in vollautomatisierten Fabriken produziertes Produkt, sondern das emotionale Ergebnis einender Gedankenwelten, die den Erbauer und den Käufer verbinden. Dadurch kann das Motorrad auch für den/die Besitzer/in zum rohen Marmorblock werden, in dem man die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck und einen verborgenen Körper zum Vorschein bringen kann. Einfacher formuliert: Mit Inspiration-Kits, Highway (Touring) und Maverick (Bobber), und mehr als 130 Original-Zubehörteilen lässt dich die Speedmaster nach Wunsch und Wesen individualisieren.

Triumph Speedmaster Highway

  • Triumph-Gepäcktaschen Leder, 27,6 l Stauraum
  • Windschutzscheibe hoch, verstellbar
  • extra breiter Sozius mit Rückenlehne
  • Öleinfülldeckel poliert

Triumph Speedmaster Maverick

  • Vance & Hines Auspuff schwarz
  • Krümmer schwarz
  • gesteppte Einzelsitz braun
  • hinterer Kotflügel ohne Sitzbankbügel
  • Öleinfülldeckel schwarz

Triumph Bonneville Speedmaster Preise Deutschland

  • Jet Black € 13.750
  • Cranberry Red € 13.875
  • Fusion White / Phantom Black € 14.050

Preise Deutschland: zzgl. 450 Euro Nebenkosten

Triumph Bonneville Speedmaster Preise Österreich

  • Jet Black € 15.950
  • Cranberry Red € 16.075
  • Fusion White / Phantom Black € 16.250

Preise Österreich: inkl. Nebenkosten und NOVA

Fazit: Triumph Bonneville Speedmaster 2018

Auch wenn der Beach Bar-Lenker, die Sitzhöhe von nur 705 mm und der drehmomentlastig ausgelegte Motor der Triumph Speedmaster zum entspannten Gleiten mit dem klassischen Cruiser einladen, so steckt in dem neuesten Bonneville-Bike mehr Speed, als man erwarten würde. Für eine doch recht sportliche Performance garantieren eine 310 mm Doppelscheibenbremse, großzügige Federwege, einstellbare Hebel sowie zwei Fahrmodi und eine abschaltbare Traktionskontrolle. Wirklich wohl fühlt man sich aber, wenn man sich zurücklehnt und das tiefe Bollern des britischen Parallel-Twins genießt - und vielleicht sogar den Tempomat die Arbeit machen lässt.


  • Doppelscheibe vorne
  • sattes Drehmoment
  • ABS, TC, Tempomat Fahrmodi serienmäßig
  • Sozius abnehmbar
  • +130 Zubehörteile
  • mäßige Schräglagenfreiheit
  • Rücklichtgehäuse aus Plastik

Bericht vom 22.01.2018 | 120.862 Aufrufe

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