Motorradreise in Illinois - Biker-Paradies im Norden der USA

Am Mississippi entlang und mit Abstecher zur Harley-Zentrale

Es muss nicht immer das Monument Valley sein, wenn man als Motorradler die USA bereist. Wie wäre es alternativ mit Illinois. Illinois? Wo liegt denn das? Die Route 66 führt hier durch, und der Mississippi fließt hier. Und zu Harley-Davidson ist es auch nicht weit. Das sollten doch ausreichend Gründe sein für eine paradiesische Tour.

Text+Fotos: Norbert Meiszies/RKM

Die Great Lakes (Eriesee, Huronsee, Michigansee, Oberer See und Ontariosee) an der amerikanisch-kanadischen Grenze gehören noch zu den weniger bekannten Zielen deutscher Urlauber, speziell von Motorradfahrern, die typisch amerikanisches Highway-Feeling suchen. Auf den ersten Blick gibt es keine atemberaubenden Landschaften wie den Grand Canyon, oder außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten wie die Golden Gate Brücke in San Francisco, abgesehen vielleicht noch von den Niagarafällen ganz im Osten. Außerdem wissen die Wenigsten etwas mit dem Bundestaat Illinois anzufangen, geschweige, dass sie genau wissen wo er liegt. Dabei gilt Chicago, Ausgangspunkt dieser Tour, als echter Geheimtipp. Und spätestens wenn man sich daran erinnert, dass mitten im Zentrum die Route 66 ihren Ausgangspunkt hat, wird man neugierig. Durch Illinois führt nämlich einer der am besten ausgeschilderten und original erhalten gebliebenen Abschnitte der Mother Road. Wenn man dann noch seine Tour mit der Fahrt entlang dem Mississippi verbindet und dem Harley Davidson Museum in Milwaukee einen Besuch abstattet, dann wird aus einer scheinbar uninteressanten Reise ein echtes Motorradfahrer-Highlight.

Harley-Davidson Museum in Milwaukee

Es hat lange gedauert, weit mehr als 100 Jahre, bis Harley-Davidson endlich bereit war einen Blick hinter die Kulissen der Firmenhistorie zuzulassen. In zahllosen Buchern kann man die immer wieder heruntergebetete Geschichte der Grundung des Unternehmens durch William S. Bill Harley und Arthur Davidson in einem kleinen Holzschuppen hinter dem Haus der Familie Davidson in Milwaukee im Jahr 1903 nachlesen. Dort wo der Prototyp der späteren Motorrad-Legende entwickelt wurde, das erste unter dem Namen Harley-Davidson produzierte Modell Nummer 1. Hautnah miterleben kann man den Werdegang eines der ältesten Motorrad-Hersteller erst seit dem 12. Juli 2008. An jenem Tag eröffnete nach rund dreijähriger Planungs- und Bauzeit das einzigartige Harley-Davidson-Museum. Der Komplex liegt nur wenige Kilometer entfernt vom Harley-Firmensitz in Milwaukee. Von der ersten Harley aus dem Jahr 1903, uber die jungsten Modelle, bis hin zur Maschine von Elvis Presley aus dem Jahr 1956 reicht das Spektrum. Gleich daneben steht die Captain America, eine Replika der verschollenen Original-Harley aus dem Kultfilm Easy Rider.

Rob Kreidler der gute Harley-Mitarbeiter mit deutschen Vorfahren heißt wirklich so, hat mit der einstigen deutschen Motorradmarke aber nichts gemein führt uns durch einen besonderen Teil des Museums. Die sogenannte Back Roads Tour gibt exklusive Einblicke ins Harley-Davidson-Archiv mit all den Maschinen, die Harley in den vergangenen hundert Jahren gesammelt hat, und die Grundlage des Museums bilden. Rob zeigt uns Röntenaufnahmen von Evel Knievel, dem legendären Stuntman, die nach einem seiner missglückten Weltrekord-Sprünge mit einer Harley entstanden sind. Auch in die Werkstatt und die Halle mit den Bikes, die im Museum keinen Platz mehr gefunden haben dürfen wir einen Blick werfen und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Bei soviel Begeisterung, die Rob für seine Marke vermittelt, verschweige ich lieber, dass wir mit einer Indian Roadmaster unterwegs sind, um von Chicago ein Stück der Route 66 zu folgen, kurz vor St. Louis gen Norden abzubiegen und dann dem Mississippi auf den Spuren von Tom Sawyer und seinem Freund Huckleberry Finn zu folgen.

Anreise nach Illinois

Direktflüge nach Chicago bieten Lufthansa bzw. das Partnerunternehmen United ab Frankfurt bzw. München an. Außerdem fliegen fast alle größeren Fluglinien das Drehkreuz im Norden der USA an. Flüge sollten rechtzeitig gebucht werden, gerade in den Sommermonaten sind sie schnell ausgebucht. Die Preise pendeln zwischen 500 und 1200 Euro je nach Fluggesellschaft und Saison.

Der Traum von Freiheit und Abenteuer - Mit dem Motorrad entlang der Route 66

Ganz zwangsläufig startet unsere Tour in Chicago dort, wo für die meisten Motorradfahrer der Traum von Freiheit und Abenteuer beginnt, auf der Route 66. Es braucht schon etwas Geduld, um das Schild an der East Adams Street zu finden, das den Beginn des berühmten US Highway 66 kennzeichnet. Neuerdings gibt es sogar eine zweite, moderner gestaltete Tafel an der Adams Ecke Wabash Ave. Das original steht aber zwischen den Hausnummern 78-98 ohne große Ankündigung neben einer Bushaltstelle. Die 2.451 Meilen (knapp 4000 Kilometer) lange Strecke zwischen Chicago und Los Angeles war einstmals die wichtigste Ost-West-Verbindung der USA. Längst hat sie ihre Bedeutung verloren. Sie wurde von mehrspurig ausgebauten Interstate Highways abgelöst, die einen geraden und kurzeren Weg durch die Landschaft wählen. Die alte einspurige 66 existiert zwar weiterhin, rund 80 Prozent des Weges sind immer noch befahrbar, aber häufig liegt sie versteckt und ist nur teilweise ausgeschildert.

Start der Route 66 in Chicago
Die historische Route 66 beginnt zwischen Wolkenkratzern in Chicago

Für Illinois gilt das Gott sei Dank nicht, sonst hätten wir auf unserer Reise jede Menge Zeit mit Kartenlesen und Stöbern in Reiseführern vergeudet. Hat man erst einmal Chicago auf dem Highway 55 in Richtung Jolie verlassen, dann tauchen sie schon bald auf, die braunen Hinweisschilder mit dem Vermerk Historic Route 66 und den entsprechenden Richtungspfeilen. Jolie hat sich dem Erhalt des Mythos Route 66 voll und ganz verschrieben. Fast an jeder Straßenecke gibt es Schautafeln und Karten mit entsprechenden Infos. Meine Sozia drückt neugierig auf einen Knopf an einer der Wegmarkierungen und schon ertönt aus dem Lautsprecher die passende Untermalung: Get your kicks on Route 66. Jener Song, den ein gewisser Robert William Bobby Troup jr. 1946 komponierte und der zum musikalischen Denkmal der Straße aller Straßen wurde. Der Refrain beinhaltet die Aufzählung verschiedener Städte und Ortschaften entlang dem Streckenverlauf, darunter St. Louis, Oklahoma City, Amarillo, Flagstaff und Kingman Winona nicht zu vergessen , die heute mehr oder weniger die Geschichte der Route 66 bewahren.

Einreise in die USA

Für die Einreise ist der maschinenlesbare Reisepass erforderlich. Alle nach dem 26.10.2005 ausgestellten Pässe müssen ein digitales Foto und alle ab dem 25.10.2006 einen integrierten Chip enthalten. Ein Visum wird nicht mehr verlangt. Dafür muss man sich mindestens 72 Stunden vor Ankunft in den USA bei der Online-Registrierung ESTA übers Internet anmelden (www.esta.cbp.dhs.gov). Eine Bestätigungsnummer und damit die Erlaubnis zur Einreise bekommt man direkt. Diese Anmeldung kostet 14,50 Dollar und muss mit einer Kreditkarte bezahlt werden. Auf dem Flug erhält man eine Zollerklärung, die ausgefüllt bei der Einreise abgegeben wird. Bei der Immigration, der Passkontrolle am ersten Flughafen in den USA, werden vom Reisenden digitale Fingerabdrücke genommen und ein Foto gemacht. Die Prozedur kann, besonders in Chicago, sehr zeitaufwendig sein. Als Führerschein genügt eigentlich die EU-Fahrerlaubnis, sicherheitshalber empfiehlt sich allerdings die Mitnahme eines Internationalen Führerscheins. Den gibt es beim Straßenverkehrsamt.

An der Route 66 ist die Zeit stehen geblieben

Immer geradeaus ging es schon damals nicht auf der Sixtysix. Mal führen uns die Wegweiser links von der Hauptstraße ab mitten durch sattgrüne Weiden auf halbwegs gut asphaltieren Straßen, dann geht es auf einmal rechts ab über einen einsamen Feldweg, durch dessen Teerdecke sich Löwenzahn und anderes Unkraut gefressen hat und aus der Legende eine Holperstrecke machen. Die Landschaft ist fahrerisch wenig abwechslungsreich flach, und die Sicht frei bis zum Horizont. Lediglich ein paar Farmhäuser sorgen für optische Abwechslung. Wir können uns gut vorstellen, wie sich die Okies gefühlt haben, die mittellosen Farmer, die John Steinbeck in seinem Roman Früchte des Zorn beschrieben hat, als sie sich durch die Einsamkeit des Mittleren Westens auf der Route 66 auf den Weg gen Kalifornien mit Sack und Pack aufgemacht haben, um dort an der fruchtbaren Küste ihr Glück zu finden.

Die alte Route 66
Die alte Route 66

Regelmäßig stoßen wir bei unserem Kreuz-und-quer-Gecruise auf Überbleibsel jener Zeit. Der Gemini Giant mit seiner Rakete in Händen gehört dazu. Die etwa zehn Meter hohe Werbefigur steht wie vor 60 Jahren in Wilmington am Straßenrand. Nur lockt er heute nicht mehr Autofahrer in eine Auspuffwerkstatt, sondern dient als willkommenes Fotomotiv für Motorrad-Touristen wie uns. Wer nicht nur Erinnerungsstücke aus jener Zeit abfotografieren will, sondern das Flair, das die Straße immer noch ausstrahlt, hautnah erleben will, muss in einem der alten Diner seine Mittagspause einlegen. Zum Beispiel im Polk-a-Dot Drive-in. Seit 1956, als das Restaurant in einem Schulbus eröffnet wurde, scheint die Zeit in Braidwood stehen geblieben zu sein. Hier trifft man nur Einheimische, die an der Theke ihr Sandwich oder ihren Hamburger bestellen und dann darauf warten, dass aus der Küche ihre Bestellnummer aufgerufen wird. Es herrscht reges Treiben, ein Kommen und Gehen. Der Laden ist proppevoll, obwohl die Einrichtung eher bescheiden ausfällt. Dafür gibt es die für die 1960er-Jahre typischen Musik-Wahlautomaten an jedem Tisch. Statt Rihanna hört man Elvis und die Everly Brothers aus der originalen Wurlitzer-Anlage in der Ecke.

Reisezeit für Urlaube in Illinois

Die beste Reisezeit sind die Monate im Frühsommer oder Herbst. Ab Ende Juni schnellt das Thermometer schon mal über die 30-Grad-Grenze, bis in den Mai hinein kann es allerdings noch recht kühl sein und sogar mal Schnee fallen. Das gilt genauso für den Spätherbst ab Ende Oktober.

Highlights der Route 66 und Start des hügeligen Mississippi-Landes

Irgendwann müssen wir doch weiter, schließlich gilt es weiter Ausschau zu halten, um nicht in Dwight an Amblers Texaco Gas Station vorbei zu fahren, einer der schönsten restaurierten Tankstellen entlang der Route 66. Seit 1933 wurde hier an die Reisenden Benzin verkauft, bis der Besitzer Phillip Becker wie sollte es anders sein - nach 66 Jahren das Gebäude der Stadt als Erinnerungsstück überlies. Mein Navi versucht immer wieder mich auf den Highway 55 zu lotsen, die schnellste Verbindung nach Springfield, aber wir ignorieren die Vorgaben und folgen weiterhin brav den braunen, rechteckigen Schildern. Deshalb verpassen wir auch nicht die Ortsdurchfahrt von Odell mit der Standard Oil Gas Station, die jetzt als Touristeninformation dient, oder das verschlafene Gardner mit dem urigen Two Cell Jail, einem Mini-Gefängnis mit zwei winzigen Zellen mitten in einer Grünen Wiese und dem hübschen Streetcar Diner gleich daneben. Heute liegen die einstmals blühenden 66-Gemeinden nur wenige Meilen vom neuen Highway entfernt, aber das Leben rauscht doch einfach vorbei. Die Einheimischen freuen sich über jede Abwechslung und fangen sofort an zu erzählen wie es früher war und geben uns Hinweise, was wir uns unbedingt noch anschauen sollen. Dazu zählen natürlich auch die 1,4 Meilen ursprünglicher Route 66 aus dem Jahr 1931, die aus handverlegten Pflastersteinen bestehen. Hinter Chatham führt die Straße durch Kornfelder, um schließlich hinter einer langgezogenen Kurve in die ganz normal befahrbare Brick Road überzugehen.

Brussels Village Jail Illinois
Das Brussels Village Jail in Illinois

Dass wir uns hier etwas länger mit Fotos aufhalten ist selbstverständlich, schließlich ist es das letzte Stück Route 66 auf unserer Tour. Mit unserem Schwenk Richtung Westen scheinen wir in eine ganz andere Welt einzutauchen. Aus dem flachen Farmland von Illinois tauchen wir ein in die mehr hügelige Flusslandschaft vom Mississippi River. Ging es bisher überwiegend geradeaus - die einzige Kurve war die Abbiegespur an der Ampel - so gilt es plötzlich unsere Roadmaster über Erhebungen und durch Wechselkurven zu manövrieren. Statt in die Landschaft zu düsen, muss ich aufpassen nicht vom rechten Weg abzukommen. Auf dem Scenic Drive durch den waldreichen Pere Marquette State Park kommt richtig Fahrspaß auf. Die Indian scheint sich auch wohl zu fühlen. Locker wedelt sie uns durch heimisch klingende Orts-Namen wie Meppen, Hannover und Brussels durch das Two River Wildlife Refuge.

Bezahlung und Geld in den USA

Zahlungsmittel ist der US-Dollar. 100 US-Doller entsprechen derzeit circa 88 Euro-Cent. Bezahlt wird hauptsächlich mit der Kreditkarte. Auch wenn die USA insgesamt immer noch ein recht günstiges Reiseland ist, so ist man doch immer wieder überrascht, wenn sich der Preis für einen Hamburger im Restaurant entgegen den Angaben in der Speisekarte durch Steuern und Trinkgeld, dem sogenannten Tip, um mehr als ein Viertel verteuert. In vielen Restaurants wird der Tip inzwischen gleich mit auf die Rechnung gesetzt. Üblich als Tip sind 18 Prozent des Rechnungsbetrages. Nur wenn der Service zu wünschen übriglässt, sollte man unter dieser Grenze bleiben. Die Bedienungen bekommen ein niedriges Grundgehalt, sie leben vom Trinkgeld.

Zeischen Deutsch-Amerikanern und dem Mississippi

Beim Halt am alten Friedhof von Brussels können wir an den Grabsteinen ablesen, woher die Namen stammen: In den 1850er-Jahren siedelten sich verstärkt deutsche und belgische Auswanderer in dem Zwei-Fluss-Gebiet an. Vereinzelt findet man an den Häusern noch Aufschriften, die daran erinnern wie z.B. das Wittmond Hotel, die frühere Trading Post. Noch bis weit in die 1920er-Jahre war Deutsch die Umgangssprache. Kein Wunder das uns immer wieder erzählt wird, dass man selbst deutsche Vorfahren hat, als man erkennt, dass wir Landsleute sind. Hier erhalten wir auch den Tipp nicht die Brücke in Louisiana zu nehmen, sondern mit der Fähre auf die andere Seite des Mississippi zu gelangen. Eine gute Idee, wie wir feststellen. Nicht nur fahre ich gerne Fähre, die Straße nach Golden Eagle, so heißt der Ort für die Überquerung, erweist sich als abwechslungsreiche Kurvenstrecke mit einer beschaulichen Landschaft ringsum.

Mark Twain Riverboat
Das Mark Twain Riverboat

Mit der Golden Eagle Fähre überqueren wir nicht nur den Mississippi, sondern gleichzeitig auch die Grenze von Illinois nach Missouri. Bei der Überfahrt über den 3.778 Kilometer langen Strom kommt uns selbstverständlich die Geschichte von Tom Sawyer in den Sinn, die in dem fiktiven Ort St. Petersburg am Mississippi spielt. Den Abenteuern von Tom und seinem Freund Huckleberry Finn kommen wir schon bald sehr nahe, nämlich in Hannibal. Vorher passieren wir noch Ortschaften, die schon bessere Tage gesehen haben. Am deutlichsten wird das in Ilasco, eine Geisterstadt, deren Zementfabrik früher mehr als 2.500 Arbeiter beschäftigte und den Baustoff für die Schleusen des Panama Kanals lieferte. Jetzt fahren wir vorbei an leer stehenden Geschäften, vom Gras überwucherten Fußwegen und halb verfallenen Häusern.

Motorradfahren und ausleihen in den USA

Motorrad fahren in den USA ist eine ausgesprochen entspannte Angelegenheit. Orientierungsprobleme sollte es keine geben, alle Beschilderungen sind übersichtlich. Miet-Motorräder der Marke Harley-Davidson sowie einige BMW-Modelle gibt es in zahlreichen Vermietstationen von Eagle Rider (www.eaglerider.com), dem größten Anbieter in den USA.

Mit dem Motorrad entlang des Mississippi

Ganz das Gegenteil von Ilasco ist Hannibal, mit schmucken Häusern, farbenfroh eingerichteten Läden und frisch gestrichenen Zäunen. Wahrscheinlich haben die Tom Sawyers von Hannibal hier den gleichen Trick angewendet, wie in dem berühmten Roman von Mark Twain beschrieben. Man muss eine Strafe wie das Anstreichen eines Zauns nur so gut verkaufen, dass es eine Auszeichnung wäre die Holzbretter anmalen zu dürfen. Dann kann man dafür sogar Geld kassieren. Irgendwie habe ich auch meine Sozia dazu bekommen den Zaun von Mark Twains Haus zu streichen, obwohl es eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Geld habe ich allerdings nicht verlangt, nur fürs Foto musste sie posieren. Zwischen der Ansammlung mehrerer weiß gestrichener Holzhäuser hat Mark Twain seine Jugend verbracht, eine Druckerlehre absolviert und als Lotse auf dem Mississippi gearbeitet, bevor er der gefeierte Schriftsteller wurde und seine eigenen Kindheitserlebnisse als die Abenteuer von Tom Sawyer nieder schrieb.

Mit dem Motorrad entlang des Mississippi
Gemütlich geht es entlang des Mississippi

Man kann sich schon gut vorstellen, dass man am Mississippi leicht zum Schriftsteller werden kann. Die Landschaft am Strom lädt geradezu ein die Gedanken fliegen zu lassen. So ruhig wie das Wasser fließt, so geruhsam lassen wir es auf unserer Indian bei der Fahrt dem Fluss entlang angehen. Hektik kann auf der wenig befahrenen Straße gar nicht aufkommen. Wir lassen uns einfach treiben, wechseln bei jeder Gelegenheit von der einen auf die andere Uferseite, staunen über Windmühlen wie in Holland, oder den Drag Strip des Cordova International Raceway. Den Versuch, unserem Cruiser auf der Rennstrecke die Sporen zu geben, unternehmen wir erst gar nicht. Geschwindigkeit müsste hier eigentlich ein Fremdwort sein.

Essen & Unterkunft in den USA

Gerade in den ländlichen Gebieten wird gutbürgerliche Kost serviert, zudem in Mengen, die ein normaler Mitteleuropäer kaum bewältigen kann. Neben frisch zubereiteten Hamburgern die mit denen von McDonalds nicht zu vergleichen sind gibt es vor allem Fleisch in Form von Steaks, die in einer ausgezeichneten Qualität kredenzt werden. Mittlerweile gibt es selbst in kleinen Ortschaften eine sogenannte Brewery, wo selbst gebrautes Bier serviert wird. Das ist nicht immer nach unserem Geschmack, aber eine Alternative zu den wässrigen Buds und Coors aus der Flasche. Für ein Abendessen sollte man inklusive Wein oder Bier rund 35 Dollar pro Person einplanen. In normalen Motels zahlt man ab 80 Dollar für ein Zimmer, häufig ist ein einfaches Frühstück inklusive. In besseren Motel- und Hotelketten (z.B. Best Western) sind rund 100 Doller für ein Doppelzimmer zu veranschlagen.

Entspannung pur - Motorradreise in Illinois

Wir entspannen in der Sonne auf der Bank vor dem Iron Horse Social Club in Savannah. Wir sind wieder einmal nach Illinois gewechselt, um uns die Sozialeinrichtung für Harley-Fahrer näher anzuschauen. Savannah gehört nämlich zu den beliebtesten Ausflugszielen der Biker im Mittleren Westen. Mit dem Iron Horse, dem Hawg Dogs, Foggies Bar und Poopys besitzt der Ort gleich mehrere Anlaufstellen mit dem typischen Flair aus Beer, Babes und Hot Dogs. Gut, dass wir schon vormittags hier eingelaufen sind und die Harleylistas erst später kommen. Mit unserem Indian-Missisippi-Dampfer hätte man uns vielleicht gar nicht weiter gelassen nach Milwaukee ins Harley-Museum. Das wäre echt schade gewesen.

Alle Informationen zum Harley-Davidson-Museum in Milwaukee

Das Museum befindet sich an der Kreuzung 6th Avenue und West Canal Street 400 in WI-53201 Milwaukee, nur wenige Kilometer vom Stammsitz der Company entfernt. Auf den Straßen des Museumsgeländes und in den Parking Gardens gegenuber vom Museum stehen kostenlose Parkplätze fur ungefähr 500 Autos oder 1000 Motorräder bereit. Die Einfahrt in die Parking Gardens erfolgt uber die Canal Street. Nachtparken oder Camping auf dem Gelände sind nicht gestattet. Nach Milwaukee kommt man am besten von Chicago uber den Highway 94. Wer nicht mit Auto oder Motorrad unterwegs ist, kann die Eisenbahn nehmen. Mit Amtrak fährt man von Central Station Chicago nach Milwauke etwa eineinhalb Stunden. Der Preis beträgt 48 Dollar hin und zuruck. Danach ist es noch ein Kilometer Fußweg bis zum Museum. Geöffnet ist das Museum von Mai bis September täglich (auch am Wochenende) zwischen 9 und 18 Uhr, donnerstags gar bis 20 Uhr. In den ubrigen Monaten öffnet das Museum eine Stunde später um 10 Uhr. Der Eintritt kostet fur Erwachsene 20 Dollar, fur Jugendliche bis 17 Jahre zehn. Rentner (ab 65) und Studenten zahlen 14 Dollar. Tickets lassen sich auch online bestellen. Wer uber den normalen Museumsbesuch hinaus noch mehr uber die Schätze der Marke erfahren will, sollte sich fur die Back Roads Tour anmelden. Mittwochs und freitags gibt es jeweils vormittags und nachmittags exklusive Einblicke ins Harley-Davidson-Archiv mit all den Maschinen, die Harley in den vergangenen hundert Jahren gesammelt hat und die Grundlage des Museums sind. Zu dieser Halle hat man normalerweise keinen Zutritt. Die Fuhrung kostet 20 Dollar zusätzlich zum Eintritt. Sie kann online unter www.harley-davidson.com gebucht werden.

Landkarten und Reiseführer für die USA

Empfehlenswert sind die Karten des Amerikanischen Automobil Clubs AAA. Die gibt es separat für jeden Bundesstaat. Mit einem ADAC-Mitgliedsausweis gibt es die Karten vor Ort kostenlos. Zudem sind sie mit 4,95 Doller sehr preiswert. Einen AAA gibt in in Chicago in der Michigan Avenue. Als Reiseführer empfehlenswert ist Lonely Planet Chicago von MairDuMont (ISBN-10: 3829722613) für 29 Euro sowie Great Lakes von Vista Point für 22,95 Euro.

Bericht vom 23.04.2021 | 8.031 Aufrufe

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