Bergfrühling am See
Mit der CBF1000F im Osten unterwegs. |
|
Mole West in Neusiedl: Point of Interest mit südlichem Flair an einem Früh-Frühlingstag. |
|
Unter den österreichischen Must-have-been-Adressen steht für Motorradfahrer der Neusiedler See nicht unbedingt ganz oben auf der Liste. Das hat zumindest zwei Dinge zur Folge: Erstens entgeht einem was. Zweitens sind wenige unterwegs (abgesehen von den Lokalmatadoren). Zwischendurch kann man sich wunderbar in illustren & idyllischen Lokalitäten entspannen oder dem Wellenschlag des Sees lauschen. Sanft säuselt der Wind in den Palmen, leise klatschen die Wellen an die Mole, gedämpft plätschert Stimmengemurmel dahin, dazwischen dezentes Kaffeelöffelgeklapper und Eiswürfelklirren. Draußen fliegen bunte Drachen übers Wasser, die strahlende Sonne wärmt, überheizt aber nicht. Frühling am Meer? Schon irgendwie. Betrachtet man den Neusiedler See als das, was er gerne genannt wird: Das Meer der Wiener. Ein bisschen salzig ist er ja. Unsere Location: die Mole West in Neusiedl, erste Reihe fußfrei. Der Cappuccino ist zwar nicht geschenkt, aber gut, eine Kreislauf-stärkende Unterlage zum Seele-Baumeln-Lassen. Die Eisen stehen vor der Tür, in der Sonne, und lassen sich, wie wir auch, den Morgenfrost wegwärmen. Fahren wir doch einmal ins Burgenland! Ein derartiges Ansinnen ruft unter Motorradfahrern gewöhnlich Gähnen, An-die-Stirn-Tippen und sonst noch was wenig Zustimmendes hervor. Ausgenommen vielleicht bei Cruiser-Reitern. Die von der sportlich(er)en Fraktion meinen: Dort ist es ja flach wie auf einer Palatschinke. Ur-fad! Ahnungslose! Schließlich hat das Burgenland nicht nur eine Neusiedlersee-Seite, sondern auch eine mehr als hügelige, sogar eine buckelige. Doch das ist eine andere Gegend. |
|
Noch herrscht Ruhe im Segel- und Urlauber-Paradies.
|
|
Wir bleiben am See. Außer Segeln & Surfen, Nationalpark-Wandern, Vogel-Beobachten und Um-die-Heurigen-Ziehen hat er doch etwas zu bieten: Es gibt ein paar gröbere Erd-Erhebungen. Die heißen gegen den Norden zu - Leithagebirge. Da drüber ziehen sich drei passabel kurvige Übergänge, Pässe wäre ja doch ein wenig übertrieben. Trotzdem, oder gerade deshalb, ziehts etliche Eisenreiter von nah und fern dahin. Besonders zu Saisonbeginn. Denn es ist dort gewöhnlich wärmer als im weiten Rest von Österreich, ergo zieht dort der Frühling früher ein, demnach sind auch die Straßen früher trocken und schotterfrei. Und am See heißt ja schließlich nicht direkt am Strand. Wovons ohnehin nicht gar so viel hat, da ist meistens der breite Schilfgürtel vor. Und das lässt sich am besten von einem erhöhten Standpunkt er- und überblicken, siehe Erd-Erhebungen. |
|
Die Seejungfrau in Jois verspricht und bietet Ruhe & Einkehr, untermalt von sanftem Wellenschlag. |
|
Von Kaisersteinbruch nach Winden am See und umgekehrt führt einer der drei Leithagebirgs-Übergänge. |
|
Von welcher Seite man die Sache angeht, von Eisenstadt oder von Neusiedl aus, ist im Prinzip egal. Es eignet sich super zum Einstieg, wie eingangs beschrieben, die Mole West in Neusiedl. Von dort bis Winden am See ist es ein Katzensprung, zum Reifen-Anwärmen eignen sich die alten und neuen Kreisverkehre auf dem Weg dahin. Weiden bleibt links liegen, es geht nach rechts, bergauf oder auch hügelan, in Richtung Kaisersteinbruch. Die Kurvenradien sind anfangs sanft, links und rechts steht der Wald. Der ist im Frühjahr noch stark lichtdurchlässig und bietet viel Licht- und Schattenspiele. Die Asphalt-Qualität ist passabel. Zu jeder Jahreszeit. Wer in Kaisersteinbruch schon müde ist, der ist wirklich außer Form. Jetzt schon heimfahren gilt nicht. Wenn man sich in Winden vorm sofortigen Weiterfahren nach Donnerskirchen windet, bietet sich ein kleiner Retour-Abstecher nach Jois an. In der Bucht bei der Inselwelt offeriert die Seejungfrau in Form eines idyllischen Strand-Restaurant Ruhe & Einkehr. Der Wellenschlag ist sanfter als in Neusiedl, Kite-Surfer sind hier eine seltene Spezies. Die sind dafür ein paar Dörfer weiter, in Breitenbrunn, geradezu in Massen zu finden. Es sieht aus, als wäre da ein Nest, der Himmel hängt hier voller bunter Drachen. Und es kommen immer wieder noch neue dazu. Die trainieren wohl für den Surf World Cup 2010 in Podersdorf (30. 4. 5. 5.). Wohlweislich hat im Breitenbrunner Seebad auch das Strandwirtshaus schon offen, Eintritt wird noch keiner kassiert, obwohl der nicht so exorbitant hoch ist, dass man gleich wieder flüchten müsste. |
|
Breitenbrunner High Life mit Kite-Surfern aus nah und fern. Viele trainieren schon für die WM in Podersdorf. |
|
In Purbach ist es noch sehr still. Derzeit hat mehr die Jagd als das Radfahren und Segeln das Sagen. | In jeder Hinsicht eine feine Adresse: die Purbacher Kellergasse. Besonders fein ists bei der Sandhoferin. |
Zuschauen macht hungrig. Das Wasser wirkt nicht gerade badefreundlich warm. Der Wind schon gar nicht. Nichts gegen das Breitenbrunner Strand-Restaurant, doch die Kellergasse von Purbach lockt. Und die Sandhoferin, die zwar von außen wie ein Heuriger aussieht, es aber nicht im traditionellen Buffet-Sinn ist. Es gibt hier, nebst einer Reihe kulinarischer & origineller Köstlichkeiten, Kaffee & Kuchen. Der Vorgarten ist der Sonne zugewandt und gut windgeschützt. Die ursprüngliche Idee, ein wenig entlang des Purbacher Kanals zu lustwandeln stellte sich als möglicherweise keine gar so gute heraus. Vor der Segel-Saison haben hier noch die Jäger das Sagen. Radfahrer trauten sich offenbar auch nicht hinein. |
|
Auf dem Parkplatz an der Applauskurve wartet immer einer auf andere. Nicht immer kommt grad wer. |
|
Stichwort Jäger. Es wird Zeit, wieder was zu tun. Eine der örtlichen Hausstrecken ruft: die Verbindung von Donnerskirchen nach Hof am Leithagebirge. Die hat zwei Haupt-Schikanen: Eine 70 km/h-Beschränkung für Zwei- UND Vierradler - dazu teils reichlich glatten Asphalt. Ob das eine mit dem anderen zusammenhängt? Dafür sind die Kurven-Radien ein wenig anspruchsvoller, spannend wirds in der letzten Rechten, das ist die Applaus-Kurve. Auf dem Parkplatz warten die Jäger, äh die Gegner. Immer steht zumindest einer parat, um sich mit örtlichen Matadoren und zugereisten Reitern zu messen. An einem stillen Wochentagsnachmittag sind halt nicht viele unterwegs, wie ein einsamer Bayern-Sportler feststellen musste. Er wollte das gar nicht kommentieren. Ein ganz Wortkarger war das. |
|
Von Hof nach Donnerskirchen und retour: eine 70km/h-Beschränkung und teilweise etwas glatter Asphalt. |
|
Der Königshügel der Region ist der Stotzinger Berg. Hier ists gut plaudern, schauen und gesehen werden. |
|
Einmal ist nicht genug, also gehts von Hof entweder gleich wieder zurück. Oder auch vorerst weiter. Zum Königshügel: dem Stotzinger Berg. Von Hof am Leithagebirge führt die Route scharf links nach Au am Leithagebirge, weiter nach Stotzing und von da aus in Richtung St. Georgen bei Eisenstadt. Auch hier lauern Tempo-Einschränkungen. Und Ortskundige, die allzu gerne prüfen, ob Fremdlinge was können. Doch die sind keineswegs unfreundlich oder unkommunikativ. Auf den Stamm-Parkplätzen, selbstredend im Sichtbereich der Applauskurven, ist immer ein buntes Volk versammelt. Das ist jederzeit zu einem Plausch bereit, die wollen nicht bloß gesehen werden, sondern auch selbst was sehen. Auch die neue CBF1000F, die sich im Schotter- und nahezu Staub-befreiten Winkelwerk eindeutig sauwohl fühlte. |
|
In Rust ist es im zeitigen Frühling einigermaßen ruhig, stille Plätze lassen sich noch finden. |
|
Die nähere Umgebung von St. Margarethen ist ein weites und großteils flaches Land. |
|
Hin und her, das taugt uns sehr. Doch nach der Stotzing-Hof-Donnerskirchen-Etappe kann man durchaus wieder ein wenig Sightseeing einlegen. Leider ist in der Nebensaison im St. Margarethner Steinbruch gar nichts zu sehen und zu schmecken. Weder Kulissen noch Leckerbissen. Völlig tote Hose. Nur der Wind ist munter. Und das Bundesheer. In Rust und Mörbisch hingegen ist allerhand los. Ein stilles Platzerl am See findet sich trotzdem, zum kontemplativen Abschluss eines kurzweiligen Frühjahrs-Nachmittags, vor der Heimkehr ins warme Nest. Noch bricht der Abend früh an, und die Temperatur nähert sich lang vor dem Sonnenuntergang der Null-Grad-Marke an. Und am Ende des Tages zeigt sich, dass der Neusiedler See dem Eisen-Treiber auch - Berge geben kann. |
|
Außerhalb der Saison ist im St. Margarethner Steinbruch nicht wenig, sondern gar nichts los. | |
|
|
[googleadlarge] | |
|
|
Interessante Links: |
Text/Fotos:Trixi Keckeis |
TRIXI
Weitere BerichteBericht vom 14.04.2010 | 7.356 Aufrufe