Herbstflucht Teil 2

Herbst-Flucht nach Portugal 2009 - Teil 2. Endstation Lissabon und Sehnsucht.

Herbst-Flucht nach Portugal 2009 - Teil 2

Mit der KTM 690 SM LE in Portugal unterwegs

Der Atlantik bei Praia de Quiaios, wenn die Sonne einmal nicht scheint: Wind, waagrecht daherpeitschender Regen, wilde Wellen und weiß-schaumige Gischt. Geil!

 

...Sowas Ähnliches, nämlich mobiles Duschen, kündigten die sich verdichtenden Wolken jedoch inzwischen an. Engagiert, aber nicht überhastet, traten wir die Rückfahrt nach Coimbra an, gewürzt mit einem Kaffee- und Kuchen-Päuschen in Arganil. Den Parkplatz unseres Hotel D. Luis haben wir noch im Trockenen erreicht. Kurz darauf plätscherte und gluckste es. Nicht in den Duschen. Draußen. Regen. Also hatte der Wetterbericht recht behalten.


Auf einen Porto nach Porto! Mit dem Leihwagen.


Das tat er auch noch am darauf folgenden Morgen. Vom Atlantik her fegten Wolken und Wind und Regengüsse daher. Was tun, nun? Der Großteil der Gruppe zeigte sich alles andere als fahrlustig. Na, fahren wir doch auf einen Porto nach Porto! Ob ein Leihwagen-Ausflug während einer Motorradreise auch würdig ist, darüber wurde nicht diskutiert. Auch nicht, als just bei der Abfahrt die Wolkendecke aufriss und die Sonne sich zeigte, in all ihrer Pracht.

Sie begleitete uns bis nach Porto, wo Manfred direkt das Zentrum ansteuerte. Ebenes Gelände gibts hier, außer am Ufer des Douro, so gut wie nicht. Auch wissen wir jetzt, dass ein VW-Bus grad noch durch die Gassen passt. In der Breite. Was auch auf die Parkgaragen zutrifft. Und so wandelten wir ohne Helm in der Hand, das zumindest war ein Vorteil, per Auto und nicht per Motorrad unterwegs zu sein den Fluss entlang. Wie alle anderen Touristen auch.

Inzwischen war es Mittag. Am rechten Ufer reiht sich ein Restaurant ans andere. Die meisten sind beschirmt. Das stellte sich als gut heraus. Gegen Ende des feudalen Mahls, wir hatten Portugiesisches von Fisch und Fleisch samt allerlei Zwischen- und Nebengerichten, waren gerade beim Kaffee, öffnete der Himmel seine Schleusen. Und zwar alle auf einmal.

In jeder Ortschaft gibts guten Kaffee & Kuchen. In Arganil war beides besonders gut.


Viele KTM Fans zeigten Daumen hoch. Bei Regen.


Das Lokal unserer Wahl entpuppte sich als eines, dessen Gastraum um ein Vielfaches kleiner ist, als der Gastgarten. Alle wollten rein. Auf einmal. Dementsprechend entwickelte sich drinnen die Stimmung, angeheizt durch präventiv eingesetzte Destillate. Eine halbe Stunde später war der Regenzauber vorbei. Wir konnten endlich daran gehen, unser Vorhaben auf einen Porto nach Porto zu fahren in die Tat umzusetzen. Nachdem man sich geeinigt hatte, weder zu Calem noch zu Sandeman zu gehen, sondern zu Croft, stiegen wir die steilen Gassen am linken Douro-Ufer hinauf. Um gleich alle Fragen vorwegzunehmen: Nein, Lara Croft war nicht zu Hause. Und der Wein wird auch nicht von Jungfrauen eigenfüßig gestampft. Aber der Kost-Porto war gut. An Erfahrungen und Flaschen reicher fuhren wir schließlich nach Coimbra zurück. Bei unserer Ankunft war der Abend schon einigermaßen fortgeschritten. Am samtschwarzen Himmel funkelte der Abendstern. Ein gutes Wetter-Zeichen?

Porto ist: monumentale Gebäude, schmale Häuser, enge & steile Gassen, viel Douro-Ufer.

Die leise Hoffnung auf Wetterbesserung wurde schon in der Nacht zunichte gemacht. Gegen zwölf war kein Stern mehr zu sehen. Es begann zu schütten. Und es hörte nicht mehr auf. Das Frühstück zog sich in die Länge. Die Gesichter ebenfalls. Ich fragte die KTM, ob sie auch im Regen fahren würde. Sie sagte: Ja! Ich hätte auch ja gesagt. Die anderen nicht. Aber es fanden sich doch noch zwei andere. Super! Fahren! Zu viert Manfred ist ja schließlich ein wetterfester Tour-Guide starteten wir die Maschinen und strebten vorsichtig, aber zielstrebig in Richtung Figueira da Foz.

Viele Leute waren nicht auf den Straßen. Aber fast alle streckten angesichts der KTM die Daumen hoch. Hm. Viele Fans hier. Hat wohl mit den kürzlich hier über die Bühne gegangenen Sixdays (10. 17. 10. 09) zu tun.

 
 
Deshalb entführte ich die Kante aber eher nicht in den Sand, soviel SM musste nicht sein, und die Reifen waren auch nicht so ganz die passenden, also lief sie nur ein paar hundert Meter auf Schotter und auch auf Panorama-Holzstegen. Wegen der schönen Aussicht auf den Strand und den dunkelgrau, von der Gischt vernebelten Atlantik.

Waagrecht daherkommender Regen, Salzluft bis in den letzten Winkel, pfeifender Wind, schaumgekrönte Wellen. Wild! Geil! Schön! Das Sandspielen übernahm inzwischen Manfred mit seiner GS. Die trieb er an den Strand, bis dicht ans Wasser. Wo sie sich eingrub. Tief. Wir dachten schon, der nächste Brecher holt Mann und Maschine. Aber die beiden buddelten sich erfolgreich wieder aus. Und meinten, es hat Spaß gemacht. Uns auch. Beim Zuschauen. So hatten wir beim Abendessen viel zu erzählen. Und nasse Sachen im Badezimmer hängen.

Die Golfer mit Meerblick, die Biker im Keller.


Die Etappe des nächsten Tages, Coimbra Cascais, südwärts gings weiter, fand unter weitgehend trockenen Bedingungen statt. Nicht nur für Manfreds GS und meine KTM, die per Lkw reisten. Wiederum hatte der Wetterbericht richtig berichtet, berichteten jene, die auf eigener Zweirad-Achse das Quartier gewechselt hatten. Das Hotel am Schlusspunkt der Tour entpuppte sich als Motorradfahrer-freundlich und auch wieder nicht. Einerseits war ein eigenes Park-Areal unter Palmen für uns reserviert. Andererseits wurden wir weit weg vom herrlichen Meerblick in den untersten und dunkelsten Stockwerken einquartiert. Die Golfer haben nämlich im Pestana Vorrang. Bei den Zimmern. Aber was ein rechter Motorrad-Tourenfahrer ist, der sitzt sowieso nicht auf dem Balkon und schaut den ganzen Tag aufs Meer.
   

Der Manfred - das ist allerhand - fährt Motorrad in jedem Land.
Was er jedoch noch nie gut fand, sind Regen, Sturm und Nebelwand.

Das bringt den Guide um den Verstand, er gräbt sich ein im Wüstensand.
Wir finden es nur interessant, daß niemand ihm hier geht zur Hand. (by kot)


Lissabon sollte man eher zu Fuß erkunden.


Für den Abschluss der Reise war ursprünglich ein Lissabon-Ausflug per Bus auf dem Programm gestanden. Angesichts von einem, für viele zwei, verlorenen Fahrtag(en) entschied man sich, doch auch ein wenig Motorrad zu fahren. Die Küste entlang. Noch einmal Atlantik schauen. Mit Mittagessen am Strand. Meerblick inklusive. Dass sich inzwischen wieder einmal der Himmel verfinsterte, das erwähnten wir in den Tischgesprächen nicht. Vorsichtshalber. Gut wars. Das bisschen Sprühregen, das folgte, hat letztlich niemanden gestört. Zumal dieser beim Einschleusen in Lissabons recht ungezügelten Stadtverkehr wieder aufgehört hatte.

In dieser Stadt hat man ein Herz für Motorradfahrer: Es gibt eigene Parkplätze für die Eisen. Da herrscht zwar permanente Überfüllung, aber für die schmale Kante reichts immer noch. Lissabon selber sollte man laut Reiseführer ohnehin eher zu Fuß erkunden. Ein halber Nachmittag ist dafür natürlich viel zu kurz. Doch es hat zumindest für Aufzug-Fahren, Straßenbahn-Zuschauen und Kaffee- beziehungsweise Tee-Trinken gereicht.

 
Der Gedanke, noch ein paar Tage anzuhängen, setzte sich während der viel zu kurzen Woche immer hartnäckiger in meinem Hirn fest. Leider war kein preiswerter Flug zu kriegen, so kurzfristig. Sonst hätte ich die Kante weiter nach Andalusien getrieben, hätte herausgefunden, ob der Cyran spanisch sprechen kann, ob Sherry wesentlich anders schmeckt als Portwein, ob der Asphalt in Spanien besser ist als in Portugal und wer weiß, was sonst noch.

Seis drum: Silvester in Andalusien ist auch eine tolle Option. Ich habe mein Ticket schon in der Tasche. Diesmal schicke ich jedoch mein Equipment im voraus mit. Nicht auszudenken, noch einmal einen Fahrtag zu verlieren.

Letzter Tag, letzte Blicke auf den Atlantik. Der gibt sich bei Schönwetter friedlich blau.

Abflug von Lissabon über die Ponte Vasco da Gama über den Tejo:
mehr als 17 Kilometer lang und nur vom Flugzeug aus zu überblicken


 

Interessante Links:

 

Text: Keckeis
Bilder: Trixi Keckeis, Manfred Cyran, Sylvia Linc, Peter Mitterer

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Bericht vom 16.11.2009 | 3.896 Aufrufe

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