Weltreisestory 3.Teil

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Felix Bergmeister reitet wieder. Im mittlerweile 3 Teilbericht seiner Weltreise bereist er das UNICEF Projekt in Mauretanien,  und durchquert Mali und Burkina Faso.

Mauretanien, Mali und Burkina Faso

Freitag, 1. 12. 06

Heute geht es weiter nach Mauretanien. Ich verlasse Dakhla um 7 Uhr in der Früh und mache mich auf den Weg zur 300km weiter südlich gelegenen Grenze.
Als ich den Marokkanischen Grenzposten um 11 Uhr erreiche warten überraschend wenig Leute auf die Abfertigung.
Ich hole mir meinen Ausreisestempel und gehe anschließend zum Zoll um mein Motorrad auszuführen.
Alle Formalitäten laufen freundlich und schnell ab.
Der Soldat am Schlagbaum wünscht mir eine gute Reise und ich verlasse Marokko.
Schlagartig verwandelt sich die gute Strasse in eine mies ausgefahrene Piste die durch ein Minenfeld führt.


 

Nach 8 Kilometern erscheint plötzlich eine Ansammlung von heruntergekommenen Hütten, so wie sie normalerweise von den Ziegenhirten bewohnt werden. Ich habe den mauretanischen Grenzposten erreicht. Die Soldaten fragen mich nach meinem Pass und überprüfen mein Visum. Als ich meinen Einreisestempel bekomme fragt mich einer der Männer ob ich vielleicht ein kleines Geschenk für ihn habe. Darauf hin gebe ich vor nichts zu verstehen und er lässt mich weiterfahren. Der zweite Weg führt mich zum Zoll um das Motorrad einzuführen. Ich muss eine Ehrenerklärung abgeben, in der ich mich verpflichte das Fahrzeug auch wieder auszuführen. Eine Devisendeklaration wird ebenfalls verlangt. Nach etwa einer Stunde und dem Abschließen der obligatorischen KFZ Versicherung kann ich nach Mauretanien einreisen. Nach dem modernen Marokko tritt mir hier eine total unterschiedliche Welt entgegen. Die Menschen leben entlang der Strasse in einfachen Zelten und Blechhütten, die Autos fahren zum Teil ohne Nummernschild.

 

 

 

Ich fahre hinein nach Noudhibou und die Atmosphäre ist nicht besonders angenehm.
Überall neben der Strasse fressen sich die Ziegen durch den Abfall und die Leute sitzen daneben auf dem Boden.
Die Herberge ist recht ok und ich nehme mir ein Zimmer für die Nacht.
Da es in Mauretanien keine Geldautomaten gibt, wechsle ich meine restlichen Dirham am Campingplatz zu einem weit besseren Kurs als auf der Bank.
Jeder hier möchte Devisen haben, darum sind die Wechselkurse am Schwarzmarkt sehr gut.



Samstag, 2. Dezember 200
Ich breche gleich in der Früh auf um nach Nouakchott weiter zu fahren.
Ich habe fast 500 km durch die Sahara vor mir. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es hier eine gute Strasse und die Strecke ist locker in einem Tag zu bewältigen.
Ich tanke in Nouadhibou voll und fahre los. Laut Information der Einheimischen gibt es nach 70 km noch eine Tankstelle und dann nichts mehr bis Nouakchott.
Diese Tankstelle hat aber keinen Benzin wie ich dort ankomme.
Ich frage den Besitzer ob noch eine kommt und er sagt nach rund 90 Kilometern könnte ich Benzin kaufen.
So ist das dann zum Glück auch, doch der Preis ist horrend. 2 Euro pro Liter in Mauretanien, und das aus dem Plastikkanister!

Als ich bezahle will der Tankwart dann natürlich noch ein Geschenk von mir. Hab ich mir doch fast gedacht.

Heute sehe endlich auch mal die wirklichen Bewohner der Wüste und eines stellt sich sogar genau hinter mein Motorrad.



Nach einem heißen Tag in der mauretanischen Wüste erreiche ich am späten Nachmittag dann Nouakchott. Auf der Stadtautobahn bekomme ich noch einen gehörigen Schreck.
Genau vor mir stürmen einige Männer über die Fahrbahn und klettern in größter Eile auf die Ladefläche eines am Straßenrand geparktem LKW, dass sie mir fast ins Motorrad laufen scheint sie nicht zu stören.
Solche Situationen sind immer ungut, alles geht extrem schnell, man weiß nie was wirklich passiert und kann sich auch kaum helfen, wenn es blöd kommt.

 

Durch Zufall finde ich eine kleine Herberge mitten im Botschaftsviertel, die von einer Französin betrieben wird.
Die Stimmung hier ist ausgezeichnet, der ganze Garten ist voll mit Geländewagen und Zelten von anderen Afrikafahrern. Ich schlage mein Zelt direkt am Dach der Herberge auf, im Schutz der hohen Bäume und mit Ausblick auf die Stadt.




Wunderschön, es wird gekocht und wir sitzen alle gemeinsam beim Abendessen und erzählen uns Reisegeschichten.

Sonntag, 3. Dezember 06

Heute verbringe ich einen gemütlichen Tag in der Stadt und schaue und höre mich ein wenig um.
Wenn man sieht, wie verkommen teilweise die Viertel von Nouakchott sind versucht man schon nach einem Grund dafür zu suchen.
Im allgemeinen ist Mauretanien ein armes Land, zumindest im Vergleich zu Marokko. Auf der anderen Seite ist das Land aber reich an Bodenschätzen und die Gewässer sind durchwegs für den Fischfang geeignet.

Von Choum aus fährt der längste Zug der Welt bis nach Noudibou damit das Eisenerz aus den Minen der Sahara in alle Welt verschifft werden kann.
Im Moment liegen im Hafen von Noakchott 8 internationale Fischereiflotten, die pro Stunde rund 20 Tonnen fangen und verwerten. Sehr wohl gegen ein steuerliches Entgeld, nur mit kleinem Gewinn für das Ursprungsland, wenn man bedenkt was bei uns ein Kilo Tunfisch kostet.

In Mauretanien boomt gerade die Telekommunikation ernorm. Die Big Player in dieser Branche erbauen sich in der Stadt richtige Paläste und es gibt kaum eine Strasse in der man keinen Handy oder wie hier Satellitentelefonshop findet. Kaum jemand auf der Strasse, der kein Handy hat, wenn auch zumeist ohne Guthaben.



Montag, 4. Dezember 2006

In der Früh ist es angenehm kühl und die Gegend rund um meine Herberge ist sehr einladend zum laufen.
Ich genieße es sehr wieder einmal unbeschwert ein paar Runden durch die Nachbarschaft laufen zu können. So selbstverständlich ist das hier nicht, denn es gibt überall streunende Hunde, die einen gerne verfolgen oder auch beißen.
Heute besuche ich das lokale UNICEF Büro von Nouakchott und spreche mit dem zuständigen Sekretär von Unicef-Mauretanien
Morgen werde ich die Gelegenheit haben ein Fieldoffice zu besuchen und mit den Kindern in Kontakt zu kommen.
 

Dienstag, 5. Dezember 2006
UNICEF Mauretanien- Ein Bericht über das Leben der Kinder jenseits der Sahara
Mauretanien erstreckt sich auf einer Fläche von 1.030.700  Quadratkilometern über die Weiten der westlichen Sahara. Von den 2.8 Millionen Einwohnern leben rund 800.000 in Nouakchott, Mauretaniens Hauptstadt. 54% der Einwohner sind unter 18 Jahre alt, die Rate des Analphabetismus für Männer liegt  bei 36%, für Frauen bei 54%. Außerhalb der Städte prägt die karge Wüste mit kleinen und einfachen Dörfern das Leben. Die Temperatur klettert während der Sommermonate jenseits von 60 Grad. Medizinische Versorgung und frisches, gutes Wasser sind oft eine Frage von vielen hundert Kilometern. Zu Fuß unmöglich zu erreichen. Viele Kinder werden buchstäblich auf der Strasse geboren, wachsen ohne Eltern und sicheres hygienisches Umfeld auf und haben keine Chance ihre Situation durch Bildung zu verbessern. Schwere Klimakatastrophen haben in der Vergangenheit immer wieder zum Sterben der, für die als Hirten lebenden Menschen, so notwendigen Herdentiere geführt. Genauso wie die häufigen Heuschreckenplagen, welche die ohnehin schon karge Ernte immer wieder vernichten. Zusätzlich stellen schwere Krankheiten wie HIV und Malaria, doch auch das Abrutschen der Jugendlichen in die Kriminalität und den Drogenkonsum, große Probleme des Landes dar. Hier beginnt die Arbeit von UNICEF, die sich in fünf Teilbereiche gliedert. Um einen umfangreicheren Einblick in das Aufgabengebiet von UNICEF zu geben möchte ich diese kurz vorstellen.

1. Gesundheit und Ernährung. Dieser Teilbereich kümmert sich um die Erschaffung von Grundvoraussetzungen, die  notwendig sind um ein Kind gesund zur Welt zur bringen und aufzuziehen. Sanitäre Strukturen müssen in der Regel erst aufgebaut und der Umgang damit vermittelt werden. Ebenso gehört die medizinische Versorgung und Aufklärung der Mütter zu diesem wichtigen Bereich

2. Bildung. Vielmals müssen Bildungsstrukturen harmonisiert werden um den Übergang von traditionellen Bildungswegen, wie der Koranschule zu modernen, wirtschaftlich orientierten Schulformen zu ermöglichen.

3. Kinderrechte und Jugendschutz. Dieser Bereich erfasst eine Harmonisierung in der Gesetzgebung sowie das Schaffen von neuen Gesetzten zum speziellen Schutz von Minderjährigen. Zum Teil werden Dinge wie Gewalt und Prostitution nie zur Anzeige gebracht, weil sie vor Scham und Angst verheimlicht werden.

4. Frauen und Mutterschutz. In der traditionellen Männergesellschaft Mauretaniens wird eine alleinstehende Frau mit Kind mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Es ist fast unmöglich so eine Anstellung zu finden. Dieser Bereich befasst sich daher mit Strategien zur Verbesserung der Position der Frau in der Gesellschaft. Dazu gehört auch die Vergabe von sogenannten Mikrokrediten, die als Soforthilfe über eine schlimme, evtl. lebensbedrohende Situation für Mutter und Kind helfen können.

5. Überwachung und Koordination. Hier werden alle Teilbereiche von UNICEF untereinander koordiniert und gesteuert. Die Analyse von verschiedenen Indikatoren, sowie die Implementierung von Ergebnissen aus Forschung und Kooperation mit anderen Bereichen, führen zur jeweils notwendigen Positionierung der Maßnahmen.
 

Auf meiner Motorradreise um die Welt für UNICEF besuche ich das Office in Nouakchott und bekomme einen Einblick in die Arbeit in Mauretanien vor Ort.



Ich treffe Dr. Souleymane Diallo, den Repräsentanten und Leiter von UNICEF Mauretanien und habe die Möglichkeit mit ihm über die verschiedenen UNICEF Interventionen zu sprechen. Sehr schnell begreife ich die Wichtigkeit dieser Maßnahmen.
Beispielsweise ist ein einziger Schulbus entscheidend dafür ob die Kinder einer ganzen Region die Möglichkeit auf Bildung und Zukunft bekommen.
Aufgrund der großen Entfernungen überland und der fehlenden Infrastruktur von öffentlichen Transportmitteln generell, wird ein Schulbesuch ohne Bus unmöglich.
Ebenso werden die Mütter der Kinder über die Wichtigkeit von Bildung für ihre Minderjährigen unterrichtet, denn sonst besuchen die Kinder die Klassen selten sehr lange.
Immunisierungsmaßnahmen für Mütter und Kinder gegen Krankheiten, sowie das Schaffen von speziellen Gesetzen zum Schutz der Kinder sind im Aufbau und werden den Großteil des Budgets der nächsten 2 Jahre in Anspruch nehmen.

Nach diesem unfangreichen Briefing erwartet mich ein Kamerateam um eine Reportage meines Besuches für das mauretanische Fernsehen und UNICEF zu drehen.

Linktipps:

Wir fahren gemeinsam zu einem Field Office von UNICEF in die Vorstadt von Nouakschott.
Die Häuser sind heruntergekommen und der Wind weht den Sand über die nicht asphaltierten Strassen. Unser UNICEF Landcruiser biegt in eine schmale Seitengasse ein und wir halten vor einem kleinem Haus.
Freudig laufen uns Kinder entgegen um zu sehen wer vorbeikommt.
Als ich aus dem Wagen aussteige nimmt mich schon der erste Junge bei der Hand und will mich hinein führen.
In dieser Station leben 20 Straßenkinder, die die Möglichkeit haben von hier aus jeden Tag die Schule zu besuchen, bzw. ein geregeltes und sicheres Leben zu führen. Ali, der Gruppenvater, begrüßt mich herzlich. Er ist ein sehr sportlicher und zielstrebiger Mann um die 50, der in seinem Leben wohl schon einiges gesehen hat. Er erzählt mir wie wichtig dieser Anlaufpunkt für die Jugendlichen ist. Wenn die Kinder allein auf der Strasse sind, sind sie ein leichtes Opfer für Gewalttäter, Kriminelle und Jugendbanden. In diesen Banden werden sie von älteren Jugendlichen zum Diebstahl, zur Prostitution und zum Drogenkonsum gezwungen. Die meisten Jugendbanden in Mauretanien konsumieren la Droge. Aus einem Plastiksack werden Klebstoff, Lösungsmittel oder Dieseldämpfe inhaliert. So geben sich die Minderjährigen für einen Moment der Illusion hin ihr Leid zu vergessen und verlieren auch die Hemmungen sich zu prostituieren und zu stehlen. Wer das über mehrere Monate und Jahre macht, muss mit schwersten und irreversiblen Störungen des Zentralnervensystems rechnen und wird dadurch für die kriminellen Gangleader noch leichter zu kontrollieren. Um dann, wenn die Gehirnfunktion auch für den Straßendiebstahl nicht mehr ausreicht, als unfreiwilliger Organspender verkauft zu werden.
Ich setze mich mit den Kindern zusammen und wir unterhalten uns. Ich erzähle ihnen von wo ich herkomme und, dass ich mich auf einer Motorradreise befinde.


 

Es ist ein wunderschöner Moment zu sehen wie sich die Kinder darüber freuen, wie ich ihnen vom Triathlon erzähle oder wie ich mit dem Motorrad nach Afrika gekommen bin und Dromedare gesehen habe, die größer waren als meine Maschine.
Ein Tag pro Kind, inklusive Nahrung und medizinischer Versorgung, kostet hier viel weniger als wir in einem Kaffeehaus Trinkgeld geben.
Wenn man aber einmal in die Augen dieser Kinder gesehen hat und sieht wie glücklich sie sind hier sein zu dürfen, dann sieht man auch wie viel Freude man oft mit einer für uns unbedeutend kleinen Menge Geld machen kann.
Anschließend gebe ich ein TV Interview in dem ich mich und meinen Einsatz für UNICEF vorstelle und die Kinder und Jugendlichen Mauretaniens dazu ermutige den Weg der Hoffnung nicht aufzugeben. Wenn wir den Kindern jenseits der Sahara helfen auf ihrem Weg, haben wir jetzt die einmalige und zugleich wunderbare Chance ihre Zukunft und die der Welt hinter der Sahara nachhaltig zu beeinflussen. In dem wir UNICEF unterstützen.

 

Mittwoch, 6. Dezember 2006
Heute gehe ich noch mal ins Büro von UNICEF Mauretanien und stelle bei einer Tasse Tee meinen Bericht fertig. So ist eben die herzliche Gastfreundschaft hier, wer zu Gast ist, soll sich auch zu Hause fühlen.
Das Verabschieden von diesem Platz fällt mir gar nicht leicht, aber nach so vielen neuen Erfahrungen die ich hier machen durfte freu ich mich darauf meinen Bericht schnell ins Internet zu stellen.

Am Abend hat einer der Gäste in unserer Herberge Geburtstag. Wir musizieren gemeinsam und grillen den größten Hummer den ich je gesehen habe.




Donnerstag, 7. 12. 2006
Eigentlich war es ja mein Plan über den Senegal und Dakar nach Westafrika zu fahren.
Einerseits wegen der lästigen und oft korrupten Formalitäten an der Grenze Mauretanien/Senegal und anderseits, um noch etwas mehr von Mauretanien zu sehen als nur die Strecke an der Küste, beschließe ich über die berühmte Route d´Espoir (Strasse der Hoffnung) nach Mali zu reisen.

Diese Strecke führt über 1000km von Nouakchott bis an die Grenze zu Mali. Direkt zwischen den südlichen Ausläufern der Sahara und dem Sahel. Die Schwierigkeit diese Route zu bereisen liegt allerdings darin, dass die Benzinversorgung nicht immer gegeben ist.
Es gibt zwar genug Tankstellen, die werden aber sehr oft nur mit Diesel beliefert.
Für mich bedeutet das 70 Liter Treibstoff mitzuführen um sicher durchfahren zu können. Da ich solche großen Mengen nicht am Motorrad transportieren kann, habe ich großes Glück, dass sich andere Reisende aus Frankreich dazu bereit erklären für mich 40 Liter Treibstoff in ihrem Wagen mitzuführen. Sie haben den selben Weg vor sich wie ich.
Doch vor der Abreise gehts noch auf den Markt von Nouakchott zum Kanister kaufen.
Alleine schon ein Abenteuer!
Die Strasse der Hoffnung zieht sich anfangs durch eine wunderschöne Dünenlandschaft um später in die Dornenbuschsavanne überzugehen, den Sahel.


 
Wir fahren heute rund 350 km und verbringen die Nacht im Busch. Als wir unser Nachtlager aufgebaut haben kommen auf einmal einige Männer aus der Nacht, die uns Tee und Kamelfleisch anbieten.

Der Abend ist gerettet und am Lagerfeuer entsteht ein wahres Festessen. Besser gehts eigentlich nicht mehr.




Freitag, 8. 12. 2006
Die ersten Sonnenstrahlen wecken mich in meinem Zelt und ich klettere hinaus in die riesige Weite der Steppe. Wir brechen unser Lager ab und fahren die Fahrzeuge zurück auf die Strasse.
Als ich meine Reifen kontrolliere trifft mich fast der Schlag. Sie sind komplett gespickt mit sternförmigen Dornenkugeln! Abgeworfen von Dornenbüschen.
Wirklich unglaublich was diese Reifen aushalten, die Stachel sind teilweise über einen Zentimeter lang und stecken mitten im Gummi. Trotzdem verliere ich keine Luft und kann unbeschadet weiterfahren.
 


Nach der kleinen Stadt Aleg führt die Strecke durch bizarre Felslandschaft in die Berge.
Wunderschön zum Motorradfahren, aber man ist auch hier nie alleine auf der Strasse.
Gegen Sonnenuntergang verlassen wir die Strasse wieder und schlagen unsere Zelte mitten im Busch auf. Es sind noch rund 200km an die Grenze und Morgen werden wir frisch ausgeruht dort ankommen. Den Abend verbringen wir natürlich wieder am Lagerfeuer.



Samstag, 9. Dezember 2006
Heute gehts über Ayoun in Richtung Mali. Da meine Begleiter in Ayoun noch Einkaufen und Essen gehen wollen, werde ich alleine über die Grenze fahren und wir werden uns in Nioro wieder treffen.
Als ich ungefähr 80km vor der Grenze anhalten um noch etwas zu rasten, kommt wie aus dem Nichts plötzlich eine Nomadenfamilie auf mich zu und bietet mir an auf ihrem Teppich zu essen. Dazu bekomme ich auch noch Kamelmilch serviert.

Genau diese Zufälle und Begebenheiten sind es die Reisen durch ferne Länder so unglaublich interessant machen. Mauretanien war wieder ein Beispiel dafür wie wichtig es ist sich mit einem Land länger auseinander zu setzten.


So unangenehm auch die ersten Tage in den großen Städten waren, so herzlich bin ich hier von den Menschen im Sahel empfangen worden. Gerade hier wo es so wenig gibt, sind die Menschen so herzlich und gastfreundlich.
Der Grenzübertritt verläuft heute recht lustig und eigentlich fast problemlos. Nur ziehen sich die Formalitäten über eine Strecke von rund 50 Kilometern! Was zu kleineren Pannen führen kann.
Nachdem ich in Marokko und Mauretanien unzählige Militär und Polizeikontrollen passiert habe, stoppe ich bei Checkpoints die offensichtlich unbesetzt sind nur kurz und fahre, wenn keiner kommt, wieder weiter. Normal kein Problem.
Heute passiert mir das dummerweise beim letzten Zoll Checkpoint. Weit und breit kein Mensch und ich gebe Gas.
15 Kilometer weiter stoppt mich dann die Polizei und will die Exportbescheinigung für mein Motorrad sehen. Natürlich habe ich keine, weil ich ja den Checkpoint überfahren habe und ich muss noch mal zurückfahren.
Als ich mit der Bescheinigung wiederkomme, bittet mich einer der Polizisten zu sich in die Unterkunft. Wir nehmen auf einem rostigen Feldbett platz und er fragt mich erwartungsgemäß nach einem Geschenk.
Wieder gebe ich vor nichts zu verstehen und sage lustig grinsend, Mauretanien ist gut. Er sagt darauf, Ja, sehr gut. Darauf sage ich Mauretanien mit dem Motorrad ist sehr gut und Afrika ist groß. Er sagt darauf, Motorrad ist gut und Afrika ist groß.
Nach dieser spannenden Unterhaltung darf ich die Unterkunft ohne Geschenk verlassen und mache mich erleichtert auf den Weg zum letzten Posten.
Als dieser schon in Sichtweite ist, stoppt mich wieder die Polizei. Wie ich meinen Pass hervorholen will, lacht der Beamte und fragt mich ob ich Motoröl mithabe und ob ich mich mit Autos auskenne. Bei näherer Betrachtung der Situation erkenne ich, dass der Polizeiwagen auf der Strasse hängen geblieben ist!
Ich klettere vom Motorrad und schaue mir das Auto an. Keine Chance, da was zu machen.
Nach einem freundlichen Händedruck fahre ich weiter und verlasse Mauretanien.

Nach einer kurzen Fahrt durchs Niemandsland erreiche ich den Grenzposten von Mali.

Samstag, 09, Dezember 2006
Nachdem ich am späten Nachmittag die Grenze überquert habe erreiche ich nach kurzer Fahrt durch das Niemandsland den Grenzposten von Mali. Ich bleibe stehen und wie ich mich schon auf langwierige Formalitäten vorbereite sagt der anwesende Soldat nur, Willkommen, sie haben soeben Mali erreicht! Nach 50 Kilometern gibt es kühles Bier!
Unglaublich, ich zeige nicht einmal meinen Pass her und kann, ohne auch nur irgendeine Kontrolle, einreisen. Die Formalitäten soll ich dann 50 km weiter in Nioro erledigen.
So ist es dann auch. In Nioro führt mich der erste Weg zum Zoll um das Motorrad einzuführen. Der Beamte fragt mich sofort ob ich ihm meine BMW verkaufen möchte. Als ich nein sage, gibt er mir enttäuscht den Einreisestempel und wünscht mir eine gute Reise. 



Die obligatorische Meldung am Polizeiposten verläuft in etwa genauso, nur, dass mich einer der Männer bittet mit seinem Motorrad eine Runde durch den Hof zu drehen während ein anderer Polizist auf den Stufen vor der Station sitzt und Gitarre spielt.

Auch meine Kfz Versicherung für Westafrika kann ich heute Abend noch abschließen. In einem dunklen Garten unter einem Sonnenschirm. Nachdem ich den Versicherungsmakler aufgeweckt und ihm anhand seiner Unterlagen erklärt habe, wie viel ich zu zahlen habe!  
Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich merke, dass sich in mir eine Änderung vollzogen hat. Ich finde all diese Dinge nicht mehr seltsam, sie gehören einfach dazu. Jetzt bin ich wirklich in Afrika angekommen.

Den Abend verbringe ich am Campingplatz und freue mich nach 3 Tagen wieder über eine Dusche. Auch meine französischen Freunde treffe ich wieder.

Sonntag, 10. Dezember 2006
Wir werden heute wieder gemeinsam fahren und brechen schon um 8 Uhr in der Früh auf. Vor uns liegen heute rund 450 km bis Bamako von denen fast 150km über eine angeblich gute Piste führen.Der erste Abschnitt dieser Piste beginnt direkt hinter Nioro. Im Moment wird gerade eine neue Asphaltstrasse neben dem ursprünglichen Pistenverlauf gebaut und aufgrund der vielen Baufahrzeuge weist die Strecke teilweise tiefe, sandige Spurrillen auf.

Mit meiner schwer beladenen BMW ist die Strecke trotzdem recht gut zu bewältigen und ich kann eigentlich fast alles mit dem zweiten und dritten Gang fahren.


Nach rund 50km erreichen wir wieder Asphalt für weitere 100km und dann geht es 100km auf einen echten Pistenhighway. Bis auf das teilweise starke Wellblech kann man sich in Afrika eigentlich keine bessere Piste wünschen. Bei Regen freilich, wäre das eine andere Geschichte.
Die letzten 150 km führen wieder über Asphalt und durch zahlreiche kleine Dörfer. Bevor wir Bamako erreichen wird es dunkel.
Überall neben den Strassen brennen kleine Feuer und ich fahre durch eine wahre Wand aus Nebel und Rauch. Auf der Strasse sind Menschen, unbeleuchtete Fahrzeuge und alle Arten von Tieren. Ich fahre mit Hupe, Lichthupe und beiden Blinkern um auf mich aufmerksam zu machen. Ständig ist die Fahrt ein Kampf ums Überleben. Wenn man etwas vermeiden sollte ist es definitiv in Afrika bei Nacht zu fahren.
Wir erreichen Bamako gegen 8 Uhr Abends. Unsere Herberge ist ausgezeichnet und es ist irrsinnig schön nach diesem langen Tag unter einem Moskitonetz einzuschlafen.

Montag, 11. Dezember 2006
Heute habe ich die Gelegenheit Bamako kennen zu lernen. Am besten geht das gleich in der Früh auf der Laufstrecke. Ich laufe am Ufer des Niger und werde von den Kindern und Passanten begeistert angefeuert. Fast wie bei einem Triathlon.
Während des Tages unternehme ich eine Taxifahrt durch die Stadt und bin von der Atmosphäre begeistert. Alles lebt und bewegt sich mit irrsinnig hoher Geschwindigkeit.
Die Menschen schaffen aus allen Dingen noch irgendetwas Brauchbares und machen durchwegs einen fröhlichen Eindruck auf mich.

 



Dienstag, 12. Dezember 2006
Heute verbringe ich einen netten Tag in der Herberge in Bamako. In der Früh gehe ich laufen und schau mir die alte Brücke über den Nigerfluss zu Fuß an. Ein Abenteuer.
Anschließend kümmere ich mich um mein Motorrad und wechsle das Getriebe- und Motoröl. Sehr zum Interesse der anwesenden Einheimischen, die sofort so nebenbei versuchen bei mir einen Mechanikerlehrgang zu machen.
Da die meisten Leute hier technisch sehr talentiert sind, habe ich bald die perfekten Helfer für diverse Aufgaben ausgebildet.
Am späten Nachmittag scheitere ich dann kläglich daran in der Stadt einen neuen Motorradspiegel zu kaufen. Ich komme in den Abendverkehr und stecke im Stau.
Die Luft im Zentrum ist dermaßen verschmutzt, dass es mir schwer fällt mich physisch auf dem Motorrad zu halten. Mir wird schwindlig und schlecht.
Auf Gehsteigen und Radwegen( die gibts dort wirklich!) fahre ich so schnell wie möglich wieder aufs andere Ufer des Flusses. Dort ist die Luft etwas besser
 

Mittwoch, 13. Dezember 2006
Auch heute gönne ich mir einen Tag mit Sport und Ruhe in Bamako. Ich fahre in den größten Supermarkt der Stadt.
Ganz automatisch gehe ich zur Obstabteilung und packe mir drei Äpfel Granny Smith in einen Plastiksack.
Ich schaue nach der Codenummer für die betreffende Wahre und als ich sie eingebe trifft mich fast der Schlag. Der Preis beträgt 6500 CFA. Das sind umgerechnet fast 10 Euro für drei Äpfel!
Selbstverständlich tätige ich den Kauf nicht und kann bei genauerer Untersuchung der verschiedenen anderen Wahrenpreise eigentlich nur den Kopf schütteln.
Das Angebot ist allgemein mit dem bei uns zu vergleichen, die Preise aber bis zu 3! Mal so hoch.
Das in einem der ärmsten Länder der Welt. Manchmal fragt man sich schon.
Das billigste Mineralwasser kostet übrigens 300 CFA. Fast 50 Cent sind definitiv nicht wenig, wenn man bedenkt, dass Kleinkinder und schwangere Frauen eigentlich nichts anderes trinken sollten.


Donnerstag, 14. Dezember 2006
Ich nütze den heutigen Tag dazu ins Museum von Bamako zu fahren. Die ausgestellten Objekte sind sehr interessant, die Stücke bestehen zum Teil aus Werkzeugen und Pfeilspitzen aus dem Neolitikum (der Frühsteinzeit) und reichen bis zu aufwendigen Figuren aus dem 12. und 13. Jahrhundert.
Einzig die Museumswächter nerven extrem, sie verfolgen jeden Gast auf Schritt und Tritt und weisen einen bei jedem! Ausstellungsstück darauf hin, dass Fotografieren streng verboten ist.
Fragen zu den einzelnen Objekten können sie allerdings nur mit Oui, Monsieur beantworten.
Selbstverständlich scheitern sie bei mir und meinen Fotoabsichten jämmerlich. Ich melde dem Wächter kurzerhand, dass ich ein Blitzlicht hinter der nächsten Ecke gesehen habe und dort einen illegalen Fotographen vermute.
Der pflichtbewusste Mann bedankt sich und läuft sogleich um die besagte Ecke um den angeblichen Übeltäter zu suchen, während ich einstweilen mein Foto schieße.
Herrlich, wie bei Lara Croft in Tomb Raider!

 


Donnerstag, 15. Dezember 2006
Heute gehts zur die Botschaft von Nigeria. Nach den eher mäßigen Erfahrungen mit der Nigerianischen Botschaft in Marokko hoffe ich, dass ich das Visum jetzt in Bamako ohne allzu große Schwierigleiten bekommen kann.
Allgemein sind Visa für Nigeria meist mit hohem finanziellen und bürokratischen Aufwand verbunden. Unzählige Kopien von diversen Dokumenten sowie alle möglichen Arten von Empfehlungsschreiben sind sehr oft unumgänglich.
Punkt 9 Uhr parke ich meine Maschine vor dem Botschaftsgebäude und der Wächter begrüßt mich mit einem freundlichem Händedruck.
Ich sage ihm, dass ich ein Visum brauche und er bittet mich herein.
Als offenbar einziger Klient komme ich sofort dran und alles läuft wie so oft ganz anders als erwartet.
Die Dame hinter dem Schalter fragt mich nach meiner Nationalität und als sie Österreich hört nennt sie mir den Preis für mein Visum. 29000 CFA. Das sind etwas weniger als 45 Euro. Unglaublich, in Marokko wollten sie 300US Dollar von mir. Ein Empfehlungsschreiben oder eine Einladung will hier auch niemand von mir sehen. Ich bin positiv überrascht und bezahle.
Das Visum kann ich mir dann am Montag abholen.
Jetzt habe ich also noch etwas Zeit in Bamako und ein gemütliches Wochenende in der Herberge vor mir.

Freitag, 16. Dezember. 2006
Heute beschließe ich einen Ausflug zu den nahegelegenen Wasserfällen zu machen.
Da man sein Motorrad eigentlich nirgends sicher abstellen kann, beschließe ich ein Taxi zu nehmen. Dieses stellt in der Regel eine preisgünstige und relativ sichere Art der Fortbewegung dar und ist außerdem eine nette Abwechslung zum Motorrad.
Ich nenne dem Fahrer mein Ziel und wir beginnen über den Preis zu verhandeln. Nach rund einer halben Stunde haben sich so ziemlich der ganze Taxistandplatz sowie einige Passanten und Mopedfahrer an der Diskussion beteiligt. Einige sind auf meiner Seite und selbstverständlich so wie ich der Meinung, dass es sich bei dem Taxifahrer um einen Straßenräuber handelt, andere meinen wiederum, der reiche Tourist soll zahlen.
In Afrika ist eben jede Diskussion öffentlich, alle beteiligen sich mit höchstem Eifer und treten für die Seite ein, die ihrer Meinung nach im Recht ist.
Nach weiteren schweißtreibenden 15 Minuten und der Drohung meinerseits mit einem anderen Taxilenker in Verhandlungen einzutreten, einigen wir uns über den Preis. 7 Euro für den ganzen Nachmittag sind für mich in Ordnung und für den Fahrer das Geschäft des Monats.
Also geht es los. Es muss hierzu angemerkt werden, dass der Taxilenker freilich keine Ahnung hat wo sich das Ziel befindet. Das ist in den meisten Fällen so. Jeder Auftrag wir angenommen und das Ziel wird durch Befragung von Kollegen und anderen Verkehrsteilnehmern nach dem mehr oder weniger richtigem Weg, früher oder später gefunden.
Bei meinem Wunschziel ist das diesmal besonders schwer. Die Wasserfälle liegen etwas außerhalb der Stadt und wir müssen zuerst einmal die richtige Stadtausfahrt finden. Das gelingt selbstverständlich nicht und wir verirren uns in einer der Vorstädte von Bamako.
Nach duzenden weiteren Befragungen sowie dem Mitnehmen von angeblich ortskundigen Fußgängern bleibt plötzlich der Wagen stehen.
Bei näherer Untersuchung von Motor und Starter finden wir schnell die Ursache des Problems. Der Sprit ist alle.
Immer noch nicht auf dem richtigen Weg, dafür aber ohne Benzin und Tankstelle weit und breit, haben wir also eine  Panne!

 


Eigentlich ist es überflüssig zu erwähnen, dass der Taxifahrer kein Geld für Benzin dabei hat und deshalb natürlich mich bittet ihm auszuhelfen. Nach langer Diskussion über die weitere Vorgangsweise sowie das schlussendliche Fahrtgeld einigen wir uns darauf, dass der Preis so bleibt wie verhandelt, der Taxifahrer das von mir erhaltene Spritgeld vom Fahrtpreis abzieht und ich einstweilen auf sein Auto aufpasse, während er zu Fuß Benzin holt.
Innerhalb weniger Minuten haben sich natürlich sämtliche Kinder der Strasse versammelt um den dummen Toubab 
(weißen Mann) zu bestaunen, der allein mit einem Taxi mitten auf ihrer Strasse parkt.
Der Rückweg verläuft im Vergleich zur Hinfahrt relativ ruhig. Wir verirren uns eigentlich nur einmal und das Benzin geht uns auch nicht aus. Kurz gesagt, die Rückreise ist ein Erfolg.
Als ich den Taxifahrer bezahle, fragt er mich natürlich automatisch nach einem Geschenk und bittet mich ihn wieder zu kontaktieren, wenn ich die nächste Ausfahrt plane.
Den Abend verbringe ich ziemlich ermüdet in der Herberge.




Samstag, 17. Dezember 2006
Heute freue ich mich übers Laufen am Fluss und muss immer noch über die heitere Taxiausfahrt von Gestern nachdenken.
Eigentlich sind es genau diese Dinge, die eine Reise wirklich ausmachen. Je mehr man mit den Menschen in Kontakt kommt, desto mehr interessante und auch lustige Dinge passieren.
Heute Abend bin ich ins Kulturzentrum von Bamako eingeladen. Am Ufer des Niger findet ein traditionelles Musikfestival statt. Viele Künstler aus Mali und der angrenzenden Länder werden auftreten.
Die Stimmung ist ausgezeichnet. Die Musik transportiert eine tolle Atmosphäre und nach kurzer Zeit ist das ganze Festgelände in Bewegung. Die Leute tanzen, klatschen und singen.
Ein paar Zuschauer versuchen allerdings von außen, so unauffällig wie möglich und ohne zu zahlen auf das eingezäunte Festivalgelände zu gelangen. Im allgemeinen Aufruhr und Trubel können einige unbemerkt über den Zaun springen.
Nach kurzer Zeit wird das allerdings von der Polizei bemerkt. Die Vorgangsweise in so einem Fall entspricht natürlich nicht der bei uns. Mit Schlagstöcken und Fußtritten werde die Leute hinausbegleitet.
Teilweise verschlechtert sich die Stimmung augenblicklich. Wieder bilden sich Gruppen, und die Leute beginnen Partei zu ergreifen. Einige sind für die Polizei, einige dagegen. Auf jeden Fall ist es Zeit für mich zu gehen, ein allgemeiner Tumult kann sich schnell entwickeln.
Wieder in der Herberge angekommen, sehe ich, dass das Festival ohnehin im Fernsehen übertragen wird.
Ich schaue noch etwas zu und gehe dann schlafen.
 
Sonntag, 17. 12. 2006
Heute gehe ich laufen in der Früh und komme wie immer an der Lybischen Botschaft vorbei. Die Wachmannschaft ist verschlafen wie an jedem Morgen, doch die Männer grüßen mich nett. Heute gibts sogar eine Tasse Tee für mich und nachher mache ich gemeinsam mit den Jungs ein paar Liegestütze.
Am Nachmittag fahre ich ins Zentrum um mit der Karte etwas Geld abzuheben.
Aus irgendeinem unerfindlichem Grund funktioniert aber keiner der Bankomaten, die ich anfahre und ich mache mich wieder auf den Heimweg.

Montag, 18. Dezember 2006
Heute fahre ich auf die Nigerianische Botschaft um mein Visum abzuholen. Ich werde wieder so freundlich empfangen und man überreicht mir meinen Reisepass. Drinnen befindet sich ein Visum für Nigeria. 3 Monate gültig, ein Monat Aufenthalt. Genau dieses Visum hätte mich in Marokko 300 Dollar gekostet.
Ich bedanke mich herzlich und erkundige mich nochmals über die Sicherheitslage im Land.
Einige Gebiete Nigerias sind im Moment extrem unstabil und ich möchte diese auf meiner Durchreise vermeiden.
Meine Transitroute sollte aber laut Auskunft der Botschaft trotz einiger Probleme in den betreffenden Regionen gut passierbar sein. Auf einer Strecke von rund 600km habe ich mit rund 150! Checkpoints und Roadblocks der Polizei zu rechnen.
Wenn die alle ein Geschenk von mit erwarten muss ich am Ende meine Maschine verkaufen oder riskieren als Zigarettenschmuggler verhaftet zu werden. Hoffen wir das Beste!
Ich habe somit alle wichtigen Dinge in Bamako erledigt und werde mich planmäßig weiter auf die Reise in Richtung Süden machen.

Dienstag, 19. Dezember 2006
Heute erledige ich meine Weihnachtspost und bereite die für morgen geplante Abreise nach Burkina Faso vor. Ich hoffe, dass ich dann das rund 1500km entfernte Lome in Togo während der Weihnachtsfeiertage erreichen kann.
Ich werde wie geplant Neujahr in Lome verbringen und dann Anfang Jänner weiter nach Nigeria reisen. Dieses Land stellt nach wie vor sicherheitstechnisch ein großes Risiko dar und die Durchquerung im Süden stellt mich trotz der hohen Militär und Polizeipräsenz vor eine schwierige Aufgabe.
 
Mein Klimafenster für das angrenzende Kamerun beträgt dann nur mehr rund 15 Tage. Schaffe ich es in dieser Zeit nicht die schwierigen Pisten des Norden zu durchqueren komme ich in die Regenzeit und die Strecken werden unpassierbar. Läuft aber alles weiter so wie bisher sollte es keine Probleme geben den Zeitplan einzuhalten.

Mittwoch, 20 Dezember 2006
Gleich in der Früh verabschiede ich mich von den Freunden in der Herberge und mache mich auf den Weg nach Sikasso.
Ich verbringe dort die Nacht in einem einfachen Hotel und werde morgen die Grenze nach Burkina Faso überqueren.

Donnerstag, 21. Dezember 2006
Ich erreiche den Malischen Grenzposten und erledige meine Formalitäten für die Ausreise.
Alles läuft schnell und problemlos, ebenso wie die Einreise nach Burkina Faso.
Einzig der Zollbeamte fragt mich wieder ob ich ihm mein Motorrad verkaufen will. Ich sage darauf natürlich nein, da ich ja nach Süd Afrika fahren will und außerdem mein temporäres Zolldokument, welches er mir gerade ausgestellt hat, einen Verkauf in Burkina Faso verbietet.
Solcherart belehrt schüttelt mir der Mann die Hand und wünscht mir eine gute Weiterfahrt.
Burkina Faso empfängt mich zunächst mit der typischen Landschaft des südlichen Sahel. Das Buschland streckt sich endlos zum Horizont und die Temperaturen lassen einen nun wirklich erahnen, dass man in Afrika ist.

Gegen Mittag erreiche ich Bobo Dilasso und genehmige mir eine kalte Flasche Cola an der Tankstelle. Sofort werde ich von Straßenkindern belagert und alle wollen mich oder eben das Motorrad angreifen und festhalten.
Um meine Cola in Ruhe trinken zu können kaufe ich eine Packung Erdnüsse und bitte den Tankwart diese unter den Kindern zu verteilen.

Am Nachmittag nehme ich dann noch viel vor. Um wirklich zu Weihnachten nach Togo zu kommen, fahre ich heute die fast 400 km von Bobo Dilasso bis Ouagadougou durch.
Die Landschaft ist wunderschön und die Strecke führt über gute Strassen und Pisten.


Jedesmal wenn ich kurz anhalte um zu rasten bekomme ich sofort Gesellschaft. Irgendwer interessiert sich immer für den seltsamen weißen Mann, der mitten auf der Strasse anhält und dann auch noch Fotos macht.
Was jedoch auffällt ist, dass die schweren manuellen Arbeiten fast nur von Frauen und Kindern verrichtet werden. Die jungen Männer umringen mich zwar meistens begeistert wenn ich in die Dörfer komme, arbeiten sehe ich sie aber eigentlich nie.



Gegen Abend erreiche ich planmäßig Ouagadougou, die Hauptstadt von Burkina Faso.

Hier läuft jedoch alles ganz anders als erwartet. Normal gibt es vor jeder Stadt eine Reihe von Polizeikontrollen die einen als Tourist zumindest durchwinken oder auch länger mit einem plaudern.
Die Posten sind aber alle unbesetzt.
Verkehr ist fast keiner auf der Strasse und das Zentrum von Ouagadougou ist menschenleer.
Das ist in einer afrikanischen Großstadt normal ein Ding der Unmöglichkeit. Das kommt mir so seltsam vor, dass ich anhalte und meine Maschine in eine dunkle Hauseinfahrt schiebe um die Stille zu beobachten.
Plötzlich passiert ein Militärkonvoi mit gut 50 Fahrzeugen die Strasse. Die Männer die ich erkennen kann sind bewaffnet und die Geschwindigkeit, mit der die Fahrzeuge vorbeifahren, deutet nicht unbedingt auf eine friedliche Truppenbewegung hin.
Zusätzlich wird die Hauptstadt ständig im Tiefflug von Kampfflugzeugen überflogen. Auch das ist nicht üblich, wenn alles ruhig ist. Vor allem, welche Luftwaffe überfliegt hier die Hauptstadt? Die eigene? Das macht keinen Sinn.
Irgendetwas muss passiert sein und ich weiß nicht was.
Ich schalte mein Licht aus und fahre durch die leeren Strassen bis ich eine Herberge sehe.
Als ich dort ankomme traut der Besitzer seinen Augen nicht. Er erzählt mir, dass eigentlich der Ausnahmezustand verhängt wurde und eine Ausgangssperre in Kraft ist.
Als ich frage was eigentlich passiert ist, weiß er das selber anscheinend nicht so genau. Er sagt, das Militär kämpft gegen die Polizei!
rgendwie verloren und ohne eine andere Möglichkeit beschließe ich die Nacht in der Herberge zu verbringen und hoffe, dass ich am nächsten Tag die Hauptstadt sowie das Land über die Grenze nach Togo verlassen kann.
In der Nacht höre ich einige Explosionen in der Stadt. Heute schlafe ich eigentlich kaum.


Freitag, 22. Dezember 2006
Ich verlasse die Herberge gleich bei Tagesanbruch und kann wieder Menschen auf den Strassen sehen. Mein Plan ist es mit dem Frühverkehr durch die Stadtausfahrt zu kommen und dann so schnell wie möglich zur Grenze zu fahren.
Ich halte an einer Tankstelle und versuche mich wieder nach der Lage zu erkundigen. Wieder sagt man mir, dass es Kämpfe zwischen dem Militär und der Polizei gibt. Mehr scheint aber keiner zu wissen, oder zu sagen.
Wenn das stimmt was mir die Leute hier erzählen, könnte das bedeuten das ein Bürgerkrieg ausbrechen kann oder bereits im Ausbrechen ist. Burkina Faso ist eigentlich ein politisch ruhiges und stabiles Land aber das hat in so einem Fall wenig zu sagen. Der Staatspräsident ist sogleich General der Streitkräfte und Konflikte entstehen in Afrika leicht von heute auf morgen. Ich habe keine Lust darauf da mitten drin zu sein.
Im relativ dichten Frühverkehr passiere ich die Stadtausfahrt zwischen einigen großen Lastwagen. Polizei kann ich nirgends sehen und ich mache mir von neuem Sorgen. Wie sicher ist das Land wohl, wenn die Leute wissen, dass keine Exekutive im Einsatz ist um nach dem Rechten zu sehen.
Politische Konflikte ziehen einen ganzen Rattenschwanz von Problemen nach sich, die weit risikoreicher für einen Reisenden sein können als die eigentlichen Problemursachen.
Die Fahrt bis zur Grenze verläuft aber ohne Hindernisse und ich erreiche den 290km entfernten Grenzposten nach rund drei Stunden.
Die Abwicklung der Formalitäten verläuft absolut normal und ich atme kräftig auf als mir der togolesische Grenzbeamte den Einreisestempel gibt.
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Bericht vom 18.04.2007 | 5.953 Aufrufe

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