MotoGP Spielberg 2020 mit KTM-Doppelpodium!

Miguel Oliveira holt den Sieg, Pol Espargaro auf Platz 3

Ich war nach dem ersten MotoGP-Rennen 2020 am Red Bull Ring in Spielberg der festen Meinung, dass das zweite Rennen heute vermutlich nicht mehr diese unfassbare Brisanz und Spannung bieten würde – und wurde wie so oft eines Besseren belehrt. Erneut gab es einen Rennabbruch wegen eines schweren Unfalls und erneut waren im verkürzten zweiten Sprintrennen alle Karten neu gemischt. Nur ist diesmal KTM und nicht Ducati der glückliche Sieger!

Eigentlich waren die Weichen für ein ganz normales Rennen in Spielberg gestellt, das Wetter blieb bis zum Ende stabil, vom befürchteten Regen war glücklicherweise nichts zu sehen und spüren. Die verrückte MotoGP 2020 wäre sich aber selbst nicht treu geblieben, wenn nicht wieder unvorhersehbare Dinge passiert wären, die man nun mal weder planen noch berechnen kann zum Glück blieben alle Fahrer unverletzt. Beim Start war alles noch in Ordnung, KTM-Pilot Pol Espargaro startet von der Pole Position und muss sich vorerst nur hinter dem pfeilschnell gestarteten Joan Mir auf der immer besser werdenden Suzuki einordnen. Doch bereits in der ersten Runde macht ihm Jack Miller mit der berühmt berüchtigten Ducati-Power auf dem schnellsten Kurs der Saison auch diese Position streitig. Für den, immer noch an seinem Oberarmbruch laborierenden Marc Marquez springt indes Taka Nakagami in die Bresche und mischt ebenfalls ganz vorne mit.

Maverick Vinales springt bei über 200 km/h von seiner Yamaha ab!

Nach einem weiteren Schlagabtausch mit Miller kann sich Mir sogar ab der fünften Runde absetzen und es deutet alles darauf hin, dass er den Vorsprung souverän verwalten kann. Zumindest bis Runde 17, denn da kommt es erneut zu einer haarsträubenden Szene, die ebenso wie jene von letzter Woche keineswegs so glimpflich verlaufen hätte müssen. Denn die Vorderradbremse an Maverick Vinales´ Yamaha versagt komplett und der Spanier sieht seine einzige Chance darin, bei über 200 km/h (!) von der Maschine abzuspringen. Da erkennt man die Routine und Abgebrühtheit dieser Ausnahme-Athleten, Vinales rutscht in die Auslaufzone und kehrt unverletzt in die Box zurück, während seine Yamaha M1 in einen Airfence knallt und sogar Feuer fängt.

KTM und Ducati schnupfen die Suzuki

Grund genug, das Rennen abzubrechen und in weiterer Folge Joan Mir um seinen ersten möglichen Sieg zu bringen. Denn nach dem Restart zu den verbliebenen 12 Runden kann sich Mir trotz eines fulminanten Starts nur kurz gegen Jack Miller verteidigen, der seiner nachgetankten Ducati samt neuen Soft-Reifen bedenkenlos die Sporen geben kann. Allerdings hat auch ein anderer Hersteller bereits in den letzten Rennen gezeigt, dass er eigentlich ganz vorne mitmischen kann Pol Espargaro schickt sich an, mit seiner KTM Jagd auf Miller zu machen, nachdem er Mir souverän geschnupft hat.

KTMs Miguel Oliveira freut sich über den Fehler der anderen

Es bahnt sich also ein Fight um den Sieg zwischen Miller und Espargaro an, der sich in Runde 7 die Führung sichert, während sich still und heimlich Miguel Oliveira auf seiner Tech3-KTM auf den dritten Platz vorschiebt und das Geschehen vor sich mitverfolgt. Schließlich ist es am Ende auch ein klassisches Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte-Finale, denn Espargaro macht just in der letzten Runde einen kleinen Fehler, den Miller nutzen kann, um sich die Führung zu schnappen. Der Spanier bleibt aber am Australier dran, geht in der vorletzten Kurve wieder an Miller vorbei und beide gehen im Kampf um den Sieg in der letzten Kurve eine so weite Linie, dass Oliveira noch innen durchschlüpfen kann, um sich seinen ersten Sieg in der MotoGP zu holen. Im übrigen der erste Sieg eines Portugiesen und auch der erste Sieg einer Tech3-KTM!

KTM ist ganz oben in der MotoGP angekommen!

Somit sowohl aus portugiesischer Sicht als auch aus österreichischer Sicht durch die orange Brille ein voller Erfolg, zumal Pol Espargaro als Dritter für das erste Doppelpodium für KTM sorgt! Verärgert darüber zeigt sich klarerweise Joan Mir und Suzuki, denn Espargaro überfuhr in der letzten Kurve das sogenannte Tracklimit, verließ also die Rennstrecke und hätte somit Mir vorbei lassen müssen. Klarerweise eine schwierige Auslegungssache, denn Espargaro wurde von Miller abgedrängt und hatte keine Möglichkeit, auf der Strecke zu bleiben - hätte dann aber eben nicht außerhalb der Strecke beschleunigen dürfen. Wie auch immer nun darüber entschieden wird, an Oliveiras Sieg ist nicht zu rütteln, daher auch nicht an bereits zwei KTM-Siegen in der MotoGP 2020 Brünn und nun Spielberg 2. Und gerade der letzte Sieg zeigt eindrucksvoll auf, dass KTM ganz oben in der MotoGP angekommen ist immerhin durchkreuzte Oliveira nun die permanente Siegesserie von Ducati beim Österreich-Grand Prix, die Roten konnten seit 2016 bereits fünfmal in Folge jubeln, während der Sieger der vorigen Woche, Andrea Dovizioso diesmal nur Fünfter wurde.

Stimmen nach dem Rennen

Miguel OLIVEIRA (POR/KTM): Das ist so emotional. Es gibt so vieles, was ich jetzt sagen möchte, aber ich schaffe es kaum, ein paar Worte herauszubringen. Danke an alle, die an mich geglaubt haben! Und an alle portugiesischen Fans. Ich habe Geschichte geschrieben für mein Land. Ich könnte nicht glücklicher sein, dass es mit KTM und Red Bull passiert ist!

Jack MILLER (AUS/Ducati): Im ersten Rennen wollte ich davonfahren, aber wir konnten den Speed von Joan (Mir, Anm.) nicht mitgehen. Er hat richtig Gas gegeben. Im zweiten Rennen war alles anders. Ich konnte zwölf Runden alles geben und habe schon an den Sieg gedacht, war aber in der letzten Kurve zu weit. Gratulation an Miguel!

Pol ESPARGARÓ (ESP/KTM): In diesem Rennen konnte jeder gewinnen. Ich habe einen guten Job gemacht und bin glücklich, dass ich am Podest bin. Das war ein Wahnsinns-Fight in der letzten Kurve. Das ist Racing! Es war das Rennen von Joan Mir. Man muss ehrlich zugeben, dass es eigentlich sein Sieg war.

Was bedeutet der KTM-Sieg für die laufende MotoGP-Saison?

Auf einer Strecke, die bisher als Ducati-Land bezeichnet wurde, erfolgreich zu sein, zeigt KTM, dass man sich in Sachen Motorleistung keineswegs verstecken muss. Dann aber auch die, für ihre Wendigkeit gelobte Suzuki hinter sich zu lassen, lässt hoffen, dass KTM sich auch auf engeren Kursen, wie etwa in San Marino, wo die kommenden beiden Rennen ausgetragen werden, wacker schlagen kann.

Was ist nur mit Yamaha in der MotoGP los?

Vom Pech verfolgt scheint Yamaha zu sein, nach den Siegen von Petronals-Yamaha-Pilot Fabio Quartararo bei ersten beiden Läufen schien die WM noch in der Hand der Japaner zu liegen, doch Motorprobleme mit der Ventilsteuerung und neuerdings Bremsprobleme bei nahezu allen Yamaha-Piloten treiben den Technikern den Schweiß auf die Stirn. Wenigstens kommt mit San Marino wie bereits erwähnt ein Kurs, der das Material wieder weit weniger fordert als der Highspeed-Kurs in Spielberg. Man wird ja sehen, wer dann in zwei Wochen die Nase vorne hat. Es bleibt also nach wie vor spannend in der MotoGP, denn das Feld liegt näher beisammen als jemals zuvor!

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Bericht vom 23.08.2020 | 8.162 Aufrufe

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