Ducati Hypermotard 1100 & 1100S (2007-2012) Gebrauchtberatung

Funbike für Auserwählte

Die Hypermotard von Ducati war schon immer eines der Motorräder, an denen sich die Geister scheiden - nicht nur wegen ihres Designs, sondern auch wegen des Sinns, überhaupt in die Modellpalette aufgenommen zu werden! Doch worauf muss man bei einem gebrauchten Exemplar achten? Hier die Antwort.

Diese verrückte Supermoto wurde von Pierre Terblanche entworfen und steht ganz im Zeichen des Spaßes, während der praktische Nutzen in den Hintergrund tritt. Die erste Generation von Ducatis wildem Kind, die 2007 auf den Markt kam, wurde von dem wunderbaren luftgekühlten 1100er Motor angetrieben. Die Hypermotard hat keine ausgefallene Elektronik, sondern das was du siehst, ist das, was du bekommst - verrücktes Styling, eine Menge luftgekühlter Power und ein wirklich agiles Supermoto-Handling. Die Hypermotard macht Spaß, ist aber auch sehr begrenzt einsetzbar. Sie ist etwas für Sonntagsausflüge und ganz sicher nicht für den Arbeitsweg.

Der 1100er Motor begeistert

Der luftgekühlte Desmo-Motor mag aufgrund seiner Kühlmethode und seines Zweiventil-Designs altmodisch klingen, aber er ist ein brillanter Motor, der dank seines langen Hubs und seines Nieder-Drehzahls-Setup ein hohes Drehmoment bietet. Mit einer Leistung von 95 PS ist er zwar nicht beeindruckend stark, aber wenn du ihn fährst, sind die 105 Nm Drehmomens der Star der Show und garantieren eine kräftige Beschleunigung. Wenn du einfach nur cruisen willst, ist der Twin sehr entspannt, aber wenn du am Lenkerende drehst, das ihn mit fossilem Treibstoff füttert, solltest du den Lenker gut festhalten...

Welche Probleme macht die Ducati Hypermotard 1100?

Die Wurzeln des 1100er-Motors lassen sich weit in die Geschichte von Ducati zurückverfolgen. Er hat sich bestens bewährt und ist im Allgemeinen ein zuverlässiger Motor, solange er gut gepflegt wird. Die Hauptprobleme der 1100er sind in der Regel optischer Natur oder werden durch Straßenschmutz und mangelnde Reinigung verursacht. Also achte auf abblätternde Farbe an den Gehäusen und um den Kupplungsnehmerzylinder herum, was auf eine undichte Stelle hinweist. Du musst die üblichen Ducati-Checks durchführen, d.h. überprüfen, ob die Nockenwellenriemen alle zwei Jahre ausgetauscht wurden und ob der "Desmo-Service", d.h. die Überprüfung des Ventilspiels, planmäßig bei 12.000 Kilometer durchgeführt wurde. Es gibt ein paar Schwachstellen, wie z.B. korrodierte Kabel am Anlasser, aber im Allgemeinen ist der Motor recht zuverlässig.

Da es keinen Unterschied zwischen dem Motor des Serienmodells und des S-Modells gibt, verpasst du in Bezug auf die Leistung nichts, wenn du das günstigere Modell kaufst. Der EVO-Motor (der 2010 eingeführt wurde) hat zwar nicht mehr Spitzenleistung und Drehmoment, aber er liefert seine Werte bei anderen Drehzahlen und fühlt sich im mittleren Drehzahlbereich stärker an. Achte auf Probleme mit der Freilaufkupplung (ein Quietschen, wenn der Anlasser betätigt wird) und auf Warnleuchten, da die Sensoren mit der Zeit kaputt gehen können. Ducati bietet für die Hypermotard eine Auspuffanlage von Termignoni an, die ziemlich cool ist und schönen zusätzlichen V-Twin-Sound erzeugt.

Ducati Hypermotard 1100 und 1100S (2007-2012) Verbrauch

Der luftgekühlte Motor ist in Bezug auf den Verbrauch in Ordnung und bei sanfter Fahrweise kann 6 l/100km erreichen. Du darfst aber nicht vergessen, dass es sich um eine Hypermotard handelt und das bedeutet, dass die Fahrt oft nicht so spritsparend ist. Daher sind 7,5 l/100km realistischer und die Reichweite des relativ kleinen 11,5 Liter Tanks liegt bei unter 200 Kilometer. Bei den EVO-Modellen mit 12,4-Liter-Tank ist die Reichweite natürlich etwas höher.

Ein wahres Funbike für die Landstraße

Die Hypermotard sieht vielleicht gewöhnungsbedürftig aus, aber sie kann ganz entspannt eine Landstraße hinunterdonnern und ist auch für die Rennstrecke geeignet. Dank ihrer 17 Zoll Räder kannst du sie mit sehr sportlichen Reifen ausstatten und abgesehen von dem starken Eintauchen der Gabel macht sie jede Menge Spaß, wenn du richtig Gas gibst. Das S-Modell, mit seinem verbesserten Fahrwerk, den Bremsen und den leichten Marchesini-Felgen, ist das sportlichere der beiden Modelle, aber unterschätze nicht das Potenzial des Basismodells. Mit einer Sitzhöhe von 845 mm fühlt sie sich vielleicht etwas hoch an, aber wenn du erst einmal unterwegs bist, wird das schnell übersehen, denn du wirst die ganze Zeit von Ohr zu Ohr grinsen. Wie bei allen Motorrädern mit Einarmschwinge musst du auf festsitzende Exzenternaben achten.

Ducati Hypermotard 1100 und 1100S (2007-2012) Bremsen

Beide Hypermotard-Modelle (Standard und S) sind mit Brembo-Bremsanlagen und Vierkolben-Bremssätteln ausgestattet, wobei die Bremssättel der S im Gegensatz zu denen des Basismodells aus einem Stück bestehen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du den Unterschied in der Leistung bemerkst und bei einem gebrauchten Motorrad gleicht ein neuer Satz Bremsbeläge mit hoher Reibung den Unterschied aus.

Bietet die Hypermotard irgendeinen Komfort?

Die Hypermotard macht absolut keine Zugeständnisse in Sachen Komfort. Während die aufrechte Sitzposition der Supermoto recht entspannt ist, ist der Sitz steinhart und wenn du einen Sozius mitnimmst, musst du dich darauf einstellen, dass dieser eher einen Zug nach Hause nimmt, als dass er den Rückweg mit dir antreten will. Da die Ducati über kaum Windschutz verfügt, trifft der ganze Wind auf deinen Körper und das bedeutet, dass deine Arme und dein Nacken nach gewisser Zeit schmerzen werden. Ja, das Tourenfahren ist keine Stärke, aber wenigstens sind deine Hände hinter den Handguards warm und geschützt...

Zubehör und Fahrhilfen des Ducati Supermoto

Abgesehen von Ducatis Datenerfassungssystem DDA der EVO-Modelle gibt es keinerlei Fahrerassistenzsysteme. ABS und Traktionskontrolle waren nie eine Option. Was das Zubehör angeht, so entscheiden sich die meisten Besitzer für einen Nachrüstauspuff, bei dem die beiden Auspuffrohre unter der Sitzbank durch einen einzelnen, hoch montierten Schalldämpfer ersetzt werden. Gelegentlich tauschen Besitzer die Hebel gegen Performance-Elemente aus oder bauen ein Windschild oder einen verbesserten Kupplungsnehmerzylinder ein, aber die meisten Hypers bleiben abgesehen von kosmetischen Spielereien ziemlich unverändert.

Ducati Hypermotard 1100 und 1100S (2007-2012) Gebrauchtfazit

Die Hypermotard 1100 ist eine Maschine, die nicht allen Bikern gefallen wird. Sie ist ziemlich unkomfortabel, aggressiv und eignet sich am besten für Wochenendausflüge und nicht für den täglichen Weg auf zwei Rädern. Trotzdem macht das Fahren mit dieser Maschine unheimlich viel Spaß und wenn du eine großhubige Supermoto willst, gibt es nur wenige Maschinen, die so viele Grinser pro Kilometer bieten.

Über Jon Urry

Als begeisterter Motorradfahrer und Weltenbummler, der seit 2001 schon für Motorradmagazine in acht Ländern gearbeitet hat und jährlich über 30.000 Kilometer im Sattel verbringt, behauptet Jon von sich selbst zumindest seit 2003 jedes Modell von jedem (namhaften) Hersteller gefahren zu sein, das er kennt. 1000PS ist es gelungen ihm eine Reihe an Gebraucht-Berichten abzuluchsen, sodass ihr, von unserer Crew auf Deutsch übersetzt und da oder dort erweitert, in den Genuss seiner einzigartigen Erfahrungen kommt.

Autor

Bericht vom 16.12.2022 | 24.783 Aufrufe

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