Continental ContiRaceAttack 2 - 700er Supermoto Reifentest

Fun is where Grip is: Conti zeigt, was mit einer SM möglich ist

Straßenzugelassene Rennstreckenreifen für den Ring, die Supermoto-/Kartstrecke und sportliche Ausfahrten auf der Landstraße. NoPain beleuchtet Stärken und Schwächen des ContiRaceAttack 2 in der Soft- und Medium-Mischung, vergleicht ihn mit anderen Fabrikaten für leistungsstarke Supermotos und gibt praxisnahe Tipps zum optimalen Luftdruck - sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Straße.

Wer seine große Einzylinder-Supermoto hauptsächlich auf der Landstraße bewegt und nur gelegentlich einen Abstecher auf die Rennstrecke wagt, darf sich glücklich schätzen, denn das Angebot an sportlichen Allroundern ist riesig. Anders siehts aus, wenn man wie unser NoPain mit seiner Ducati Hypermotard 698 Mono fast ausschließlich auf kompakten Rennstrecken oder engmaschigen Kartbahnen unterwegs ist und nur bei Schönwetter die Landstraße unsicher macht.

Über eineinhalb Jahre hat NoPain auf seiner eigenen und auf fremden Maschinen zahlreiche Reifen getestet - am Ring, auf der Supermoto-Strecke und auf der Straße. Allesamt Kandidaten für schwere Supermotos, mit rund 160 Kilo vollgetankt und 71 bis 76 PS am Hinterrad. Seine Erkenntnisse gelten dabei gleichermaßen für KTM 690 SMC R, Husqvarna 701 Supermoto und GasGas 700 SM.

Der Teufel steckt im Detail

Einerseits gibt es nicht alle Supermoto-Slicks für das 17-Zoll-Vorderrad, andererseits sind manche für die schweren Bikes schlicht zu "weich" und dürfen daher auf schnellen Rennstrecken gar nicht gefahren werden. Umgekehrt sind viele Superbike-Reifen hinten nicht in 160er-Breite erhältlich und bieten im Offroad-Einsatz zu wenig Grip. Außerdem ist das ständige Umstecken auf Dauer ein teures und zeitraubendes Unterfangen.

Darum hat sich NoPain auf die Suche nach dem heiligen Gral der 700er-Supermoto-Reifen gemacht. Herausgekommen ist eine Übersicht aller getesteten Modelle - inklusive seiner ehrlichen, subjektiven Einschätzung, klarer Empfehlungen und eines eindeutigen Favoriten für sportliche Piloten.

Das Learning: Supermoto ist nicht gleich Supermoto.

Die Hypermotard 698 Mono ist - wie auch die anderen erwähnten Bikes der Konkurrenz - mit rund 160 Kilo etwa 40 Kilo schwerer als klassische Wettbewerbs-Supermotos. Wer hier blind zu reinen Supermoto-Slicks und deren Hersteller-Druckangaben greift, riskiert böse Überraschungen. Aber keine Sorge: Selbst wenn es mit der Mono mal artgerecht in den Dreck geht, gibt es brauchbare Lösungen.

NoPains 700er Supermoto-Reifentipps

Vorderreifen 120/70 R17Hinterreifen 160/60 R17Landstraße AllroundLandstraße SportSM/Karting TrackSuperbike Circuit
Continental Road Attack 4Continental Road Attack 4+++++++
Michelin Power 6Michelin Power 6+++++++
Pirelli Diablo Rosso IVPirelli Diablo Rosso IV++++++++
Michelin Power GP 2Michelin Power GP 2++++++++
Continental Attack SM 2Continental Attack SM 2++++++++
Michelin PowerCup EvoMichelin PowerCup Evoo+++++
Michelin Power Slick 2Michelin PowerCup Evoxx++++
Michelin Power Slick 2Michelin SM Slick C (!)xx+++x
Pirelli Diablo Superbike SC1Pirelli Diablo Superbike SC2xx+++++
Pirelli Diablo Superbike SC1Metzeler RaceTec K2 (!)xx+++x
Continental RaceAttack 2 SoftContinental RaceAttack 2 Mediumo++++(+)++(+)

Anmerkungen: Der Hinterreifen vom Michelin Slick 2 ist leider nicht für 160/60 R 17 erhältlich, ansonsten wäre er an beiden Rädern eine klare Empfehlung für Superbike-Rennstrecken. Leider gibt es auch den Conti SportAttack nicht in 160/60 R 17.

Legende:
x nicht erlaubt bzw. keinesfalls empfohlen
o möglich, aber nur bedingt empfohlen
+ gut
++ sehr gut
+++ exzellent

NoPains Konklusio

Superbike-Circuit 'only' Tipp: Wer ausschließlich auf Strecken wie dem Pannoniaring Gas gibt, wählt vorne den Pirelli Diablo Superbike SC1 und hinten den SC2 - und achtet penibel auf die Temperatur. Diese Kombination funktioniert nur mit Reifenwärmern und ist nicht für Supermoto-Einsätze geeignet.

Supermoto/Karting-Track 'only' Tipp: Ausschließlich auf dreckigen Supermoto-Strecken unterwegs? Dann wirst du entweder mit dem Pirelli Diablo Superbike SC1 vorne und dem Metzeler RaceTec K2 hinten glücklich - oder mit einer Kombi aus Michelin Power Slick 2 und Supermoto Slick C. Die Kombination eines Superbike-Slicks in Soft am Vorderrad und eines Supermoto-Slicks in Medium am Hinterrad hat sich als absoluter Bringer herausgestellt und wird auch von echten SM-Weltmeistern auf ihren schweren Promo-Supermotos gefahren. Besser mit Reifenwärmern einsetzen, Finger weg von schnellen Rennstrecken und selbstverständlich hast du damit auch auf der Landstraße nichts verloren.

Der Universal Soldier: Continental ContiRaceAttack 2 Soft/Medium

Der ContiRaceAttack 2 in den Mischungen Soft und Medium ist Contis schnellster profilierter Rennreifen mit BlackChili-Compound. Er richtet sich an Sumo-Fahrer, denen der ContiAttack SM 2 nicht mehr genügt - beziehungsweise an jene, die ihre supersportlichen Einsätze regelmäßig auf kompakte Rennpisten wie den Pannoniaring verlagern. Der Reifen fühlt sich auf allen Rennstrecken wohl und kann dank Straßenzulassung auch auf Achse bis zur Rennstrecke und retour (noch genügend Restprofilitiefe vorausgesetzt) gefahren werden. Reifenwärmer sind empfohlen, aber nicht zwingend notwendig.

Reifenmontage: Lieber dem Profi überlassen!

Für diesen Langzeittest bestellten den ContiRaceAttack 2 Soft in 120/70ZR17 und den Medium in 160/60ZR17 - also wieder einmal umstecken. Viele Reifenhändler oder Werkstätten bieten dieses Service an, doch oft fehlt es an Know-how beim Ein- und Ausbau der Räder. Wer auf Nummer sicher gehen und keine Kratzer an seinen Felgen riskieren will, sollte sich an einen absoluten Spezialisten wenden - zum Beispiel an Reifen Bauer Langenlois.

Damit alles sauber läuft, gilt es bei der Montage Folgendes zu beachten: Auf etwaige Reifendrucksensoren Rücksicht nehmen, den Reifenwulst und die Felge ausreichend schmieren, mit rund 4 Bar Setzdruck für festen Sitz montieren und die Montagepaste vollständig entfernen, bevors auf die Straße geht.

Egal, wer euch die Arbeit abgenommen hat - vor der ersten Fahrt solltet ihr immer selbst den Reifendruck kontrollieren und ihn je nach Einsatzbereich anpassen.

Der ContiRaceAttack 2 Soft/Medium auf der SBK & Sumo-Strecke

Contis profilierter Rennstreckenreifen mit BlackChili Compound ist wie gemacht für Hobbyrennfahrer, die es sowohl auf schnellen Rennstrecken als auch auf kurvigen Kartstrecken ordentlich laufen lassen wollen. Der Reifen glänzt mit schnellen Aufwärmzeiten und konstant hohem Grip. Selbst bei ungeplanten Stopps oder längeren Wartezeiten - Stichwort Sturz oder Öl auf der Strecke - bleibt alles entspannt, denn der Conti lässt sich leicht und lange auf Temperatur halten.

Der Monocompound (Soft vorne, Medium hinten) hat sich auch bei Supermoto-Einsätzen bewährt, wo das Vorderrad hart angebremst wird und das Hinterrad regelmäßig blockiert oder slidet. Durch den Verzicht auf mehrere Übergänge zwischen unterschiedlichen Mischungshärten besteht keine Gefahr, dass an der Lauffläche etwas einreißt. Ebenso gibt es keine supersofte Mischung am Rand, die sich schon nach den ersten Schrägfahrten abhobelt. Der Reifen bietet bei jedem Tempo hohe Stabilität beim Anbremsen und Herausbeschleunigen sowie ein konstant gutes Feedback. Wird das Hinterrad doch einmal zu heiß, kündigt der Reifen den Grenzbereich rechtzeitig und dezent an. Kein plötzlicher Rutscher, sondern sauber vorhersehbar.

Reifendruck auf der Rennstrecke - ContiRaceAttack 2

Mit abgesenktem Luftdruck auf der Rennstrecke ist der Einsatz von Reifenwärmern dringend empfohlen. Wir starteten stets mit einem Kaltdruck von 2,2 bis 2,3 bar vorne und 2,0 bar hinten und ließen die Heizdecken mindestens eine Stunde bei rund 80 °C laufen, damit Reifen und Felge vollständig durchgewärmt waren.

Direkt nach dem ersten Turn wurde der Druck überprüft und auf 2,4 bis 2,5 bar vorne sowie bis maximal 2,4 bar hinten angepasst. Im Laufe des Tages - besonders bei wechselndem Wind oder Wetter - sollte der Heißdruck immer in diesem Bereich gehalten werden.

Auf der Landstraße mit dem ContiRaceAttack 2

Straßenzugelassene Rennstreckenreifen sind auch auf der Landstraße bei hochsommerlichen Bedingungen eine feine Sache. Sie bieten enormen Grip, präzises Feedback und ein sattes Gefühl in Schräglage. Allerdings funktionieren die Reifen nur dann optimal, wenn sie warm sind - deshalb sollte man die ersten Kilometer immer ruhig angehen.

Beim Kaltluftdruck orientieren wir uns am Rennstrecken-Heißdruck. Rund 2,4 Bar vorne und 2,3 Bar hinten haben sich bei Temperaturen um die 20 Grad bestens bewährt. Bei kühleren Außentemperaturen füllen wir die Reifen tendenziell etwas stärker, im Hochsommer lassen wir etwas Luft ab.

Achtung: Kritisch wird es bei Kälte oder starker Nässe, denn dann fällt der Grip rapide ab. Zudem kann das geringe Profil kaum Wasser ableiten. Hinzu kommt, dass die steife Karkasse zwar Präzision bringt, auf schlechten Straßen aber wenig Komfort bietet. Schlaglöcher und Kanaldeckel machen mit solchen Reifen keinen Spaß.

Kurz gesagt: Straßenzugelassene Rennstreckenreifen auf der Landstraße sind etwas für Schönwetter und heißen Asphalt. Sie funktionieren großartig, wenn alles passt, verzeihen aber wenige Fehler außerhalb ihrer Komfortzone. Wer das beachtet, hat auch auf der flotten Sonntagsausfahrt jede Menge Grip und ein breites Grinsen unterm Helm.

Bild von NoPain
NoPain

"Der ContiRaceAttack 2 Soft/Medium fühlt sich auf allen Arten von Rennstrecken fast so wohl wie die echten Spezialisten und ist zusätzlich straßenzugelassen. Auf der Rennstrecke können Reifenwärmer zwar genutzt werden, auf der Landstraße sind sie bei sommerlichen Bedingungen und mit dem richtigen Luftdruck natürlich nicht nötig. Einfach die ersten Kilometer etwas ruhiger angehen. Kein Umstecken vor und nach den Trackdays, volles Vertrauen - ein super Reifen!"

Bericht vom 26.10.2025 | 3.092 Aufrufe