Motorrad Ölwechsel richtig machen! - 1000PS Schraubertipps
DIY Ölwechsel Tipps für alle Schrauber-Neulinge
Der Ölwechsel beim Motorrad ist wichtig, wird bei jedem Bike irgendwann notwendig und an und für sich recht simpel. Es gibt dennoch einige Dinge zu beachten. Welche das sind und wie der Ölwechsel am besten gelingt, erklärt dir der Bericht.
Egal welches Modell von Motorrad wir fahren, früher oder später steht jeder vor den gleichen Problemen: Das Öl gehört gewechselt, die Bremsbeläge kontrolliert, die Kette nachgespannt, oder die Batterie geladen und Sicherungen überprüft. Wer die Werkstatt nicht auf Kurzwahl haben möchte, der wird sich irgendwann mit der Technik seiner Maschine auseinandersetzen müssen und dann vielleicht auch die einfachen Service- und Wartungsarbeiten selbst durchführen. Für erfahrene Schrauber sind diese ein Kinderspiel, doch gerade anfangs gibt es sehr viele Fragezeichen. Mit unseren 1000PS Schraubertipps bringen wir dir in einer Serie aus Berichten und Videos einfache Arbeiten an deinem Motorrad näher und weisen auf Gefahren und Tücken hin. Alle weiteren Schrauber-Themen findest du unterhalb verlinkt, heute geht es um den Wechsel des Motoröls. Mit Rat und Tat zur Seite steht uns unser Enduro-Veteran und Dauer-Bastler Arlo, der auf seinem Landwirtschaftsbetrieb auf allen möglichen Geräten herumschraubt, darunter auch eine Vielzahl Enduro-Motorräder.
Das brauchst du für den Ölwechsel am Motorrad
Der Vorgang des Ölwechsels ist an sich sehr simpel, dennoch braucht es dafür ein paar Dinge. Für die 1000PS Schraubertipps ist Louis unser Material-Partner. Damit du nichts vergisst, haben wir hier alle benötigten Materialien, Werkzeug und Equipment aufgezählt.
- Betriebshandbuch deines Motorrads: Um Schwarz-auf-Weiß alle modellspezifischen Informationen, wie Anzugsdrehmomente, die richtige Art von Öl und mehr, zu deinem Bike zu wissen.
- Frisches Motoröl: Mit dem richtigen Code bzw. den richtigen Eckdaten für dein Motorrad.
- Neuer Ölfilter plus O-Ring: Passend laut Betriebshandbuch
- Drehmomentschlüssel: Um die gelösten Schrauben genau richtig fest anzuziehen
- Nüsse oder Schraubenschlüssel in den richtigen Größen für die Öl-Ablassschraube und andere zu lösende Schrauben
- Ölfilterschlüssel/Ölfilter-Aufsatz für die Ratsche: Je nachdem ob man einen von außen angeschraubten Ölfilter mit seitlichem Zugang oder ausschließlich mit Zugang von vorne verbaut hat.
- Messbehälter: Um die Ölmenge genauer abzumessen
- Ölauffangbehälter: Um keine Sauerei zu veranstalten und das Öl später ordnungsgemäß bei einer Sammelstelle abzugeben.
- Einweghandschuhe: Das alte Öl enthält jede Menge Partikel und Stoffe, die nicht unbedingt gut für die Haut sind. Einweghandschuhe schützen hier.
- Neuer Alu-/Kupferring für die Ablassschraube
Schritt Nr. 1: Motorrad vor dem Ölwechsel warmfahren
Der erste Schritt beim Ölwechsel ist das Warmfahren des Motorrads. Öl verändert wie jede Flüssigkeit seine Viskosität, also die Dicke der Flüssigkeit, abhängig von der Temperatur. Bei Kälte wird es dicker, bei Hitze dünnflüssiger. Um das Auslaufen aus dem Motorrad zu erleichtern, sollte das Öl auf Temperatur sein. Im Motor schwirren auch viele Schmutzpartikel, wie z.B. kleine Eisenspäne, durch die Gegend, die sich bei stehendem Motor auf allen Flächen absetzen. Im laufenden Motor zischt das heiße Öl durch alle Zwischenräume, Löcher und Spalten des Motors und sammelt dort die Schmutzpartikel auf. Lässt man nach dem Heißlaufen das Öl ab, wird mehr Dreck mit entfernt. Wie heiß muss das Öl werden? Da gehen die Meinungen auseinander. Manche heizen der Maschine so richtig ein und treiben den Motor mit viel Drehzahl an bis der Lüfter anspringt, weil sie meinen, dass so auch der letzte Rest an Schmutz im Öl landet. Andere, wie unser Arlo, wollen das Risiko von Brandblasen an den Fingern aber minimieren und geben sich auch mit einem erwärmten Motor nach ein paar Minuten Standgas mit gelegentlichen Gasstößen zufrieden.
Schritt Nr. 2: Öl richtig ablassen
Bevor auch nur ein Tropfen Öl fließt, sollte der Ölauffangbehälter richtig positioniert sein. Je nachdem, ob die Ölablassschraube nach unten oder seitwärts zeigt, ist der Auffangbehälter zentral oder seitlich unter dem Motorrad. Das Öl steht unter einem gewissen Druck, weshalb es auch als Strahl aus dem Motorrad schießen kann. Gerade bei seitlichen Ablassschrauben also besonders auf die richtige Positionierung der Auffangwanne achten. Prinzipiell eignet sich jedes Dichte Gefäß zum Öl auffangen, aber dafür gedachte Auffangbehälter machen einem den ganzen Prozesse durch die große, abfallende Auffangzone und die Entlüftungsschraube einfacher. Letztere auch unbedingt vor dem Ablassen aufschrauben, denn was in den Behälter an Öl hineinfließt muss auch an Luft entweichen. Liegt der Auffangbehälter, und vielleicht auch ein paar Tücher für alle Fälle, parat, dann kenn man auch schon die Ablassschraube aufdrehen. Vorsicht auf die Finger sollte das Öl heiß sein.
Auf der Ablassschraube sollte ein Dichtring aus Kupfer- oder Aluminium sein, der in der Regel auch getauscht gehört, da er sich beim Festziehen der Schraube plattdrückt und anpasst. Des Weiteren haben viele Ablassschrauben einen kleinen Magneten am inneren Ende, wo sich Stahlsplitter und metallene Schmutzpartikel sammeln. Diese am besten mit einem Tuch und eventuell Druckluft entfernen. Damit möglichst viel Öl aus dem Motorrad läuft, am besten auch noch die Öl-Einfüllschraube aufdrehen, damit Luft das ausfließende Öl im Motor ersetzen kann und kein Unterdruck entsteht. Ist das Motorrad aufgebockt, dann kann auch das Absenken den Hecks noch einmal versteckte Ölmengen hervorbringen. Das Öl tropft irgendwann nur mehr leicht dahin, trotzdem kann es sich hier noch lohnen sich eine halbe Stunde mehr Zeit zu nehmen und das Öl langsam ausrinnen zu lassen.
Schritt Nr. 3: Ölfilter tauschen
Je nach Bauart des Ölfilters unterscheidet sich dieser Schritt ein wenig. Bei innenliegenden Ölfiltern müssen zuerst ein paar Schrauben vom Ölfilterdeckel gelöst, der Deckel abgenommen und der Filter schließlich entnommen werden. Wenn man es zum erst Mal macht, dann lohnt es sich, hier genau aufzupassen, in welche Richtung der Ölfilter zeigen muss. Im Inneren befindet sich nämlich eine metallene Hülse, die wiederverwendet wird und nach dem Überstülpen des neuen Ölfilters auch in korrekter Richtung eingesetzt werden muss. Nach dem Entfernen des Ölfilters rinnt noch mehr Öl aus. Versiegt das Rinnsal, kommt der neue Ölfilter wieder auf die Hülse und dann zurück ins Motorrad. Noch ein extra Schritt muss bei diesen Ölfiltern angewendet werden: Im Deckel der Ölfilterkammer befindet sich ein O-Ring, der idealerweise auch getauscht werden sollte. Dann zumachen und Schrauben mit dem im Betriebshandbuch angegebenen Drehmoment festziehen.
Viele moderne Motorräder nutzen aber außenliegende Ölfilter, die per Gewinde angeschraubt sind. Hier muss man sich nicht mit O-Ringen und Hülsen beschäftigen und hat es leichter. Ist der Ölfilter besser von der Seite erreichbar, dann nutzt man den Ölfilterschlüssel, umfasst damit den Ölfilter, zieht fest und schraubt den Ölfilter gegen den Uhrzeigersinn ab. Manchmal erreicht man den Ölfilter besser von vorne, wo sich der Ölfilter-Aufsatz für eine Ratsche, auf Deutsch "Knarre", am besten eignet. Abschrauben, ausrinnen lassen, wieder anschrauben. Damit das Anschrauben reibungsfrei gelingt und die Gummidichtungen nicht beschädigt werden, sollte man die gummierten Teile des Filters mit etwas Öl benetzen.
Schritt Nr. 4: Öl-Ablassschraube richtig festziehen
Warum ist das Festziehen einer Schraube ein eigener Punkt? Weil hier die kostspieligsten und heikelsten Fehler passieren können. Sie wird in die Ölwanne, einen Teil des Motorgehäuses geschraubt, welche oft aus weichen Materialien gefertigt sind. Die Schraube wiederum ist aus Stahl und kann schon mit relativ wenig Kraft das Gewinde beschädigen. Deswegen geben die Hersteller genaue Drehmomente für diese Schrauben an. Zuerst gilt es die Ablassschraube mit einem neuen Kupfer- oder Aluring per Hand wieder hineinzuschrauben. Geht sie etwas streng, kann man sich mit einer normalen Ratsche helfen, aber sobald die Schraube am Motorgehäuse ansteht, ist Schluss. Dann muss man das korrekte Drehmoment im Betriebshandbuch nachgelesen und die Ablassschraube der Drehmomentschlüssel angezogen werden.
Schritt 5: Öl einfüllen
Der Motor ist wieder dicht, der Ölfilter eingesetzt. Jetzt fehlt nur noch das Öl. Wie viel Öl man braucht, verrät wieder das Betriebshandbuch. Zusätzlich gibt auch das Ölschauglas, falls vorhanden, einen Einblick in den Füllstand des Motorrads. Zu wenig Öl ist logischerweise nicht gut, aber auch zu viel sollte man nicht einfüllen, da sich sonst übermäßiger Druck aufbauen und zu Beschädigungen führen könnte. Wichtig ist hier, dass das Motorrad bei der Kontrolle des Ölstands mit beiden Rädern auf einer ebenen Fläche steht. Über den Öleinfüllstutzen wird das Öl eingefüllt. Soll es schneller rinnen, kann man die Ölflasche auch in der Sonne oder auf einem Heizkörper etwas erwärmen. Selbst wenn man die im Betriebshandbuch angegebene Menge oder etwas weniger einfüllt, kann der Ölstand laut Schauglas über dem Maximum liegen. Das liegt daran, dass das Öl ohne laufenden Motor nicht in alle Bereich gelangt. Öleinlassstutzen zuschrauben, einmal kurz anstarten und für ca. 30 Sekunden mit Standgas laufen lassen und schon ist der Ölstand akkurater. Nach dem Abstellen des Motors braucht das Öl aber auch wieder, um hinunterzurinnen und sich wieder in der Ölwanne zu sammeln. Mehrmaliges Nachfüllen ist bei diesem Schritt keine Seltenheit.
Schritt 6: Die Nachkontrolle
Nach den ersten gefahrenen Kilometern sollte man noch einmal den Motor, die Ablassschraube, Öleinfüllstutzen und Ölfilter auf ihre Dichtigkeit kontrollieren, ebenso wie den Ölstand. Womöglich nicht korrekt angezogene Schrauben sind durch das austretende Öl in der Regel leicht erkennbar. Hält alles dicht, hat man erfolgreich einen Ölwechsel am Motorrad durchgeführt.
GREGOR
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