Yamaha Tracer 9 GT im Duell mit der Hightechvariante GT+
klassisch vs. futuristisch - die beiden Modellvarianten im Test
Zwei Sporttourer, ein Ziel: Fahrspass und Komfort in den Alpen. Wir haben die Yamaha Tracer 9 GT und die GT+ über den Glaubenbergpass und entlang des Vierwaldstättersees getestet. Beide überzeugen mit kräftigem CP3-Motor, semiaktivem Fahrwerk und Touring-Komfort. Die GT liefert das starke Preis-Leistungspaket, die GT+ setzt mit Y-AMT, Radar-ACC, Radar-UBS, Blind Spot und Matrix-LED den Technik-Massstab. Mit dabei: Erfahrungswerte aus mehreren tausend Kilometern im Alltag. Im Bericht zeigen wir, welche Variante sich für wen lohnt.

Die Kulisse könnte kaum schöner sein: Schweizer Bergstrassen, dichte Wälder, dann das Panorama hinunter zum Vierwaldstättersee. Genau hier haben wir die Yamaha Tracer 9 GT und die GT+ auf Herz und Nieren getestet. Schon auf den ersten Kilometern wird klar, warum diese Sporttourer so beliebt sind.
Der 890 cm³ CP3-Dreizylinder ist eine Wucht. 119 PS und 93 Nm Drehmoment sorgen dafür, dass selbst steile Rampen im zweiten Gang spielerisch genommen werden. Ab 7000 Touren brüllt der Motor los, bis 10000/min ist immer Dampf da. Auch wer die Drehzahlen tief hält, wird von sattem Durchzug verwöhnt - ein echter Allrounder.
Trotz vollem Tank und serienmässigen Koffern wirkt die GT mit ihren 227 kg (nass) erstaunlich handlich. Die GT+ bringt mit Radar- und Komfortelektronik etwas mehr auf die Waage (232 kg), bleibt aber ebenso agil. Beim Verbrauch überraschte uns die Praxis: knapp über 4 Liter auf 100 km, während Yamaha selbst 5,0 l/100 km angibt. Ein Wert, der zeigt, dass Langstrecke mit beiden Modellen nicht nur Spass macht, sondern auch effizient bleibt.
Und genau das ist das Spannende an diesem ersten Eindruck: Hier treffen kerniger Motorsound und sportlicher Charakter auf Komfort und Touring-Gene - ein Spagat, den Yamaha erstaunlich gut hinbekommt.
Klassisch gegen Futuristisch - Unterschiede zwischen der Yamaha GT und GT+
Schon die Tracer 9 GT bringt eine Ausstattung mit, die man in dieser Klasse nicht überall findet. Semiaktive KYB-Federung, Kurven-ABS, Heizgriffe, 30-Liter-Koffer, elektrisches Windschild, Quickshifter und ein 7-Zoll-TFT mit Smartphone-Integration sind serienmässig an Bord. Damit ist die GT bereits ein komplettes Reisepaket für sportliche Touren.
Die GT+ setzt aber noch eine ordentliche Portion drauf. Ihr Herzstück ist das Radarsystem, das gleich mehrere Assistenten möglich macht. Zum einen arbeitet es mit der Adaptive Cruise Control zusammen - der Tempomat hält nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch automatisch den Abstand zum Vordermann. Zum anderen ist das Radar mit dem Unified Brake System verbunden, das bei Gefahrensituationen automatisch Bremsdruck auf Vorder- und Hinterrad verteilt und so für mehr Stabilität sorgt.
Dasselbe Radar ist auch für den Totwinkel-Assistenten verantwortlich. Leuchtet eine kleine Warnanzeige im Spiegel auf, weiss man sofort, dass sich im toten Winkel ein Fahrzeug befindet. Auf der Autobahn oder in dichtem Verkehr ist das ein Feature, das man nach kurzer Zeit nicht mehr missen möchte.
Dazu kommt das Y-AMT - Yamahas automatisiertes Schaltsystem - das klassisches Kuppeln überflüssig macht und je nach Modus entspannt oder sportlich durch die Gänge schaltet. Wichtig für alle Schweizer Kunden: Die GT+ gibt es hier ausschliesslich mit Y-AMT. Eine manuell geschaltete Variante ist nicht verfügbar. Wer also lieber mit dem Fuss schaltet, ist gezwungen, zur Tracer 9 GT zu greifen. Das ist ein massiver Unterschied, der in anderen Märkten so nicht gilt und in der Schweiz ganz klar die Kaufentscheidung prägen kann.
Ein weiteres Highlight ist das neue Matrix-LED-Licht. Mit Kameraunterstützung verteilt es die Ausleuchtung dynamisch und blendet entgegenkommende Fahrzeuge automatisch ab. Dieses Feature gibt es mittlerweile bei beiden Modellen, doch in Kombination mit den Radar-Features ist das Gesamtpaket der GT+ klar im Hightech-Segment angesiedelt.
Damit ist die Tracer 9 GT die Vernunftlösung - alles drin, alles dran, fair bepreist. Die GT+ richtet sich dagegen an Technikliebhaber, die jede erdenkliche Hilfe an Bord haben wollen und bereit sind, dafür den Aufpreis zu zahlen.
Praxis aus erster Hand: 6’000 km mit der Tracer 9 GT - Erfahrung von unserem eigenen Kamermann Marcel
Neben unseren Eindrücken vom Pass und der Technik wollten wir auch hören, wie sich die Tracer im echten Alltag schlägt. Genau dafür haben wir mit Marcel gesprochen, der bereits über 6000 Kilometer mit seiner Tracer 9 GT unterwegs war.
Sein Fazit fällt klar aus: Die Tracer ist ein Tourer, der auch nach langen Tagen im Sattel nicht nervt. Sitzbank und Ergonomie sind langstreckentauglich, auch wenn er sich für den Fahrersitz kleine Spacer einbauen musste, um das leichte Wackeln zu beseitigen. Für die Sozia bietet die verlängerte Heckpartie spürbar mehr Platz - zusammen mit einem Topcase gibt das viel Vertrauen und Komfort.
Ein echtes Highlight ist das neue Matrix-LED-Licht. Marcel beschreibt es fast auf Pkw-Niveau: hell, klar, automatisch abblendend und beim Wiederaufblenden blitzschnell. In der Praxis heisst das: Wer abends in unbeleuchteten Regionen fährt, sieht besser und ermüdet weniger.
Auch die Alltagstauglichkeit überzeugt. Die serienmässigen Koffer sind keyless zu öffnen und sogar innen beleuchtet - kleine Details, die auf Reisen grossen Unterschied machen. Beim Beladen empfiehlt Marcel allerdings, auf Innentaschen zu verzichten, um das volle Volumen auszunutzen.
Marcel hat seine Tracer überwiegend mit klassischem Schaltgetriebe bewegt. Für ihn gehört der Quickshifter dazu, weil er präzise, schnell und zuverlässig arbeitet. Das macht die GT zu einer sportlichen und gleichzeitig entspannten Tourenmaschine, die sich auch im italienischen Stadtverkehr oder auf langen Autobahnetappen souverän schlägt.

Y-AMT oder Schalten in der Yamaha Tracer 9 GT und GT+: Die grosse Debatte
Kaum ein Thema spaltet die Tracer-Fahrer so sehr wie die Wahl des Getriebes. Mit dem Quickshifter an der GT lässt sich blitzschnell und butterweich hoch- wie runterschalten - ein System, das so gut funktioniert, dass es kaum Wünsche offen lässt. Wer gerne selbst Hand und Fuss anlegt, findet hier die sportlichste Variante.
Auf der anderen Seite steht das Y-AMT, das in der GT+ in der Schweiz serienmässig verbaut ist. Dieses automatisierte Schaltsystem ersetzt Kupplungshebel und Schalthebel komplett. Über Wippschalter am Lenker lassen sich die Gänge manuell durchklicken, oder man fährt einfach im Automatikmodus. Je nach Wahl übernimmt die Elektronik entweder komfortables Cruisen (D) oder hält die Gänge etwas länger für eine sportlichere Gangart (D+).
Auf langen Autobahnetappen spielt das Y-AMT zusammen mit dem Radar-Tempomat seine Stärken aus: Der Fahrer spart Energie, bleibt entspannter und kann sich mehr auf die Umgebung konzentrieren. Im Stadtverkehr oder im Stau macht es ebenfalls Sinn - kein Kupplungsspiel, kein lästiges Herumgeschalte.
Wer es allerdings sportlich mag, stört sich manchmal an den Eigenheiten des Systems. Gerade zwischen dem zweiten und dritten Gang kann es vorkommen, dass Y-AMT mitten in der Kurve einen Gang wechselt. Das fühlt sich nicht immer harmonisch an und erinnert daran, dass die Elektronik nicht die menschliche Intuition ersetzt.
Am Ende bleibt es eine Frage der Vorliebe. Wer maximale Kontrolle und sportliche Präzision sucht, fährt mit der GT und klassischem Getriebe wahrscheinlich glücklicher. Wer dagegen das volle Komfort- und Hightechpaket will, findet in der GT+ mit Y-AMT ein rundes Paket - zumindest, wenn man bereit ist, sich auf die neue Schaltphilosophie einzulassen.

Fazit Yamaha Tracer 9 GT vs GT+: Zwei Sieger mit unterschiedlichem Charakter
Ein Test in der Schweiz ist immer etwas Besonderes. Vom Glaubenbergpass über die engen Kehren hinunter zum Vierwaldstättersee bis zu den offenen Passagen Richtung Obwalden die Yamaha Tracer 9 GT und GT+ haben überall gezeigt, wie vielseitig sie sind. Auf kurvigen Bergstrassen brillieren sie mit Agilität und sattem Drehmoment, am Seeufer und auf den langen Geraden beweisen sie Komfort und Effizienz.
Die Tracer 9 GT ist dabei der klare Preis-Leistungs-Sieger. Semiaktives Fahrwerk, Matrix-LED-Licht, 7-Zoll-TFT und das serienmässige Koffersystem machen sie zu einem Sporttourer, der kaum Wünsche offenlässt und trotzdem bezahlbar bleibt.
Die GT+ richtet sich an jene, die das Maximum wollen. Radar-Tempomat, Unified Brake System, Totwinkel-Assistent, Y-AMT und jede Menge Komfort-Features bringen sie technologisch an die Spitze ihrer Klasse. Gerade auf langen Autobahnetappen in Richtung Tessin oder beim täglichen Pendeln durch den Verkehr von Luzern oder Zürich spielt sie ihre Vorteile voll aus.
Doch genau hier liegt auch die Entscheidung: In der Schweiz gibt es die GT+ nur mit Y-AMT. Wer das klassische Schalten liebt, greift zwangsläufig zur GT. Wer offen für Neues ist und das volle Hightech-Paket will, findet in der GT+ eine faszinierende Begleiterin.
Yamaha wagt mit dieser Modellgeneration den Spagat zwischen Tradition und Zukunft und beide Varianten sind auf ihre Art gelungen. Ob sportlich-klassisch oder hightech-komfortabel mit einer Tracer 9 steht dem nächsten Alpenabenteuer nichts im Weg.
Bericht vom 12.09.2025 | 5.073 Aufrufe