Triumph Tiger Sport 800 vs Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT im Test
Welche ist der bessere Reihen-Dreizylinder-Sporttourer?
Auf unserer Tour durch Slowenien traf die neue Triumph Tiger Sport 800 auf Yamahas Hightech-Sporttourer Tracer 9 GT+. Zwei Dreizylinder-Motorräder, die preislich und technisch unterschiedlich antreten, aber auf der Straße überraschend eng beieinanderliegen.

Wir vergleichen auf den ersten Blick Äpfel mit Birnen - und doch macht dieser Vergleich Sinn. Eigentlich hätte es die brandneue Triumph Tiger Sport 800 verdient, sich mit der Yamaha Tracer 9 in der Standardversion zu messen, die preislich und ausstattungstechnisch eher auf ihrem Niveau liegt. Doch Yamaha hat uns die GT+ zur Verfügung gestellt, also machen wir das beste draus. Warum der Test trotzdem spannend ist: Neben den seltenen MV Agustas gab es lange Zeit keine Dreizylinder-Konkurrenz für die Yamaha Tracer. Nun hat die Triumph Tiger Sport 800 die Chance, auf unserem Roadtrip durch Slowenien zu zeigen, dass sie den besten Triple am Markt bietet.
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Triumph Tiger Sport 800 trifft Yamaha Tracer 9 GT+ im direkten Vergleich
Auf dem Papier trennen die Tracer 9 GT+ und die Tiger Sport 800 preislich Welten, doch entscheidend sind die Details. Die Yamaha bringt eine Fülle an Assistenzsystemen, eine LED-Lichtmatrix, serienmäßige Seitenkoffer und ein semiaktives Fahrwerk mit. Die Triumph dagegen punktet mit einem attraktiven Einstiegspreis, verzichtet aber auf diese elektronischen Helferlein. Das Herzstück, das beide Motorräder eint, ist jedoch der Motor. Mit 119 PS und 93 Nm in der Yamaha sowie 115 PS und 84 Nm in der Triumph begegnen sich die beiden Sporttourer beinahe auf Augenhöhe. Auch beim Gewicht liegen sie nicht weit auseinander: 217 Kilogramm für die Tiger Sport, 233 Kilogramm für die Tracer 9 GT+. Der spannende Teil beginnt aber erst, wenn es nicht mehr um Zahlen, sondern um Charakter und Fahrgefühl geht - und genau das wollen wir herausfinden.
Perfekte Basis für Touren: MoHo Motorradhotel Grof in Slowenien
Unser Test führte uns durch die schönsten Motorradstrecken Sloweniens, und als Ausgangspunkt wählten wir das MoHo Motorradhotel Grof bei Vrhnika. Das Hotel ist perfekt auf Motorradfahrer zugeschnitten und bietet neben komfortablen Zimmern auch einen motorradorientierten Service. Besonders praktisch ist der große Touchscreen in der Lobby, über den sich per Smartphone GPX-Touren herunterladen lassen.
Dazu kommen Waschservice für Motorradbekleidung, sichere Abstellmöglichkeiten für die Bikes und ein hauseigenes Restaurant mit regionalen Spezialitäten. Die Lage inmitten einer bekannten Hopfenregion sorgt außerdem für ein passendes Highlight am Abend: frisch gezapftes Bier direkt vor Ort.
Dreizylinder-Power: Motorcharakter von Tracer 9 GT+ und Tiger Sport 800
Der CP3-Motor der Yamaha Tracer 9 GT+ ist einer der Hauptgründe für die enorme Beliebtheit dieses Motorrads. Er kombiniert die typische Seidigkeit und unkomplizierte Handhabung eines Reihen-Dreizylinders mit einer beeindruckenden Elastizität in allen Gängen. Das Ansprechverhalten ist direkt, die Leistungsentfaltung linear, und dennoch bietet der Motor viel Drehmoment für seine Bauart. Wer das Gas kräftig aufzieht, wird mit einem sportlichen, beinahe räudigen Charakter belohnt. Dazu kommen angenehme hochfrequente Vibrationen, ein kerniger Sound - trotz Euro5+-Norm - und eine Dynamik, die zum sportlichen Fahren einlädt.

Der neue Motor der Triumph Tiger Sport 800 verkörpert ebenfalls klassischen Dreizylinder-Charakter, zeigt sich dabei aber noch berechenbarer und linearer. Langweilig wirkt er dennoch nicht: Die Triumph lässt sich entspannt und harmonisch fahren, bietet aber ebenso ausreichend Reserven für sportliche Momente. Subjektiv klingt der CP3 der Yamaha noch etwas präsenter und emotionaler, doch leistungsmäßig liegen beide Motoren nahezu gleichauf. Mit 119 PS und 93 Nm in der Yamaha sowie 115 PS und 84 Nm in der Triumph erfüllen beide Maschinen selbst ambitionierte Landstraßenfahrerwünsche mühelos.
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Handling, Ergonomie und Fahreindruck: Zwei Konzepte, zwei Charaktere
Nach mehreren Tagen auf den kurvigen Straßen Sloweniens zeigt sich: Die größten Unterschiede liegen weniger beim Motor, sondern vielmehr bei Handling und Ergonomie. Amelie beschreibt die Tiger Sport 800 als handlicher und zugänglicher, besonders beim Rangieren oder engen Wendemanövern. Das geringere Gewicht und die kompakteren Abmessungen der Triumph vermitteln mehr Sicherheit, gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten.
Die Yamaha Tracer 9 GT+ fühlt sich dagegen in schnellen Kurven überlegen an. Ihr semiaktives Fahrwerk passt sich permanent an wechselnde Straßenbedingungen an und sorgt selbst auf rauem Asphalt für beeindruckende Stabilität. Die Triumph verlangt hier etwas mehr Körpereinsatz, wirkt aber keineswegs träge - beide Motorräder bleiben agil und spaßorientiert.

Auch die Sitzposition verdeutlicht die Unterschiede: Die Tracer bietet eine aufrechte, fast tourenenduroartige Haltung mit mehr Platz und entspannter Armstellung. Die Tiger Sport 800 setzt auf eine sportlichere Position, mit näherem Lenker, mehr Druck aufs Vorderrad und einer schmaleren Sitzbank. Für kleinere Fahrer ist die Triumph oft leichter zu beherrschen, während große Fahrer auf der Tracer von der geräumigeren Ergonomie profitieren.
Ergonomie, Komfort und Praxistauglichkeit: Pokys Fahreindrücke
Für große Fahrer wie Poky, der knapp 1,90 Meter misst, zeigt sich die Tiger Sport 800 trotz kompakter Abmessungen erstaunlich komfortabel. Die Sitzhöhe von 835 Millimetern bietet sicheren Stand, der Kniewinkel ist zwar etwas spitzer, aber insgesamt gelungen. Für Soziusfahrten wird der Platz auf der Triumph knapper, lässt sich jedoch mit optionalem Topcase und Rückenlehne verbessern.

Die Yamaha Tracer 9 GT+ hingegen bietet mehr Raum, verstellbare Ergonomie und punktet mit dem zehnstufig höhenverstellbaren Windschild, das auf der Autobahn effektiv vor Fahrtwind schützt gerade für große Fahrer ein klares Plus. Bei der Zuladung überrascht die Triumph positiv: Mit 224 Kilogramm liegt sie vor der Yamaha.
Beim Motor sieht Poky die Yamaha leicht im Vorteil. Der CP3 wirkt noch souveräner, bietet besonders bei voller Beladung spürbar mehr Reserven und harmoniert perfekt mit der tourenorientierten Auslegung der Tracer. Dennoch ist der Dreizylinder der Tiger Sport ein echtes Highlight drehfreudig, kraftvoll und klangstark. Triumph ergänzt das Paket mit einem serienmäßigen Quickshifter, der präzise arbeitet und den sportlichen Anspruch unterstreicht.
Fahrwerkscharakter und Komfort: Showa gegen Semiaktiv-System
Beim Fahrwerk punktet die Triumph Tiger Sport 800 mit ihrem voll einstellbaren Showa-Fahrwerk, das vorn Druck- und Zugstufe sowie hinten Zugstufe und Federvorspannung bietet. Mit 150 Millimetern Federweg an beiden Achsen kombiniert sie Komfort und Stabilität gelungen. Auf unebenen Straßen dämpft sie Unebenheiten souverän weg, bleibt gleichzeitig in Kurven stabil und vermittelt viel Vertrauen.

Die Yamaha Tracer 9 GT+ geht hier einen anderen Weg: Ihr semiaktives Fahrwerk passt sich dynamisch an und bietet zusätzlichen Komfort auf wechselndem Untergrund. Die Tiger hingegen besticht durch Transparenz und direkteres Feedback - ideal für Fahrer, die ein klassischeres Fahrwerksgefühl bevorzugen.
Bremsperformance im Vergleich: Tiger überzeugt, Tracer schwächelt
Ein klarer Vorteil der Triumph Tiger Sport 800 liegt bei den Bremsen. Mit 310 Millimeter großen Bremsscheiben vorne liefert sie spürbar mehr Reserven als die Yamaha Tracer 9 GT+, die mit 298 Millimetern kleiner dimensioniert ist. Während die Yamaha-Bremse selbst in der GT+-Variante allenfalls durchschnittlich wirkt, zeigt sich die Triumph standfester und besser dosierbar.
Der Druckpunkt der Tiger-Bremsen ist zwar etwas weich, baut sich aber progressiv und gut kontrollierbar auf. Nach kurzer Eingewöhnung lassen sich kräftige Verzögerungen erzielen. Der einstellbare Bremshebel und die fein dosierbare Hinterradbremse runden das Paket ab. Hier setzt Triumph eindeutig die Benchmark.
Display und Cockpit: Triumph mit funktionalem, aber veraltetem Ansatz
Ein kleiner Kritikpunkt an der Triumph Tiger Sport 800 ist das Cockpit. Das LC-TFT-Mischdisplay erfüllt seinen Zweck, wirkt im Vergleich zu modernen Voll-TFT-Displays aber veraltet. Die Yamaha Tracer 9 GT+ punktet hier klar mit einem hochauflösenden, vollfarbigen TFT-Display, das selbst in der Standardversion überzeugt. Für Fahrer, die Wert auf eine moderne Anmutung und hohe Ablesbarkeit legen, bietet die Yamaha eindeutig die zeitgemäßere Lösung.
Motorradausrüstung für den wechselhaften Sommer
Temperaturen von bis zu 35 °C, sintflutartige Regengüsse und heiße Filmfahrten - bei unserer Crossover-Tour waren nicht nur die Bikes und wir, sondern auch unsere Ausrüstung gefordert. Mit den versatilen Softgepäcklösungen von SW-Motech wurde der Stauraum erweitert und Textilkombis von Modeka machten uns die Tour so angenehm wie möglich. Sowohl Pokys Modeka Lucano Kombi, als auch Amelies Striker III Lady Kombi, wie auch meine Aeris II Kombi haben sich durch pragmatische Qualitäten, wie gut verteilte Taschen, kühlende Lüftungsflächen und angenehmen Tragekomfort ausgezeichnet.
Unsere verschwitzten Köpfe zierten währendessen HJC F100 Carbon Helme, die mit ihrem Flip-Back-System noch angenehmer zu tragen sind, als herkömmliche Klapphelme. Die Vielseitigkeit unserer Ausrüstung wurde komplettiert durch die Cardo Packtalk Pro Kommunikationssysteme am Helm. Damit gelingt die Abstimmung bei jeder noch so chaotischen Tour.
Fazit zum Crossover-Vergleich Triumph Tiger Sport 800 vs. Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT 2025
Trotz der unterschiedlichen Ausstattung in deisem ungleichen Vergleich, hat unsere Reise durch Slowenien spannende Einblicke gewährt. Die Frage nach dem besten Dreizylinder-Motor im Segment der Tourenmotorräder bleibt meiner Meinung nach Geschmacksfrage. Sportliche Kurvenheizer werden vermutlich den frechen Charakter des Yamaha CP3-Motors schätzen. Wer es gepflegter, linearer, aber lange nicht langweilig bevorzugt, der sollte die Tiger Sport 800 ausprobieren. Von den Motoren abgesehen wird vor allem die Größe des Fahrers einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben. Die Yamaha bietet die bessere Ergonomie und überlegenen Windschutz für großgewachsene Piloten, die Triumph macht es kurzbeinigen einfacher.
Fazit: Triumph Tiger Sport 800 2025
Die Triumph Tiger Sport 800 präsentiert sich als vielseitiger Sporttourer, der eine gelungene Mischung aus Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit bietet. Besonders hervorzuheben sind der neue 798-ccm-Dreizylindermotor mit seiner linearen Leistungsentfaltung bei dennoch vorhandenem Charakter, sowie das gut abgestimmte Showa-Fahrwerk, das sowohl Komfort als auch Stabilität bietet. Auch die Ausstattung mit serienmäßigem Quickshifter, Tempomat, Kurven-ABS und Traktionskontrolle unterstreicht den modernen Anspruch des Motorrads. Die Ergonomie ist durch die niedrige Sitzhöhe und schmale Bauweise für viele Fahrer zugänglich, während der Verbrauch und die Reichweite überzeugen. Allerdings zeigt der Windschutz Schwächen, insbesondere bei größeren Fahrern. Den Gesamteindruck trübt das aber kaum, vor allem wenn man den Preis der Tiger Sport 800 einbezieht. So ein Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es sonst bei keinem neuen Crossover-Motorrad.- Sanfter, leistungsstarker Dreizylinder mit breitem nutzbaren Drehzahlband
- gut abgestimmtes Fahrwerk für Komfort und Stabilität
- niedrige Sitzhöhe und zugängliche Ergonomie
- Wartungsintervall von 16.000 km
- umfangreiche Serienausstattung inklusive Quickshifter, Tempomat und Kurven-ABS
- attraktiver Preis
- hohe maximale Zuladung
- gute Bremsperformance
- Unzureichender Windschutz mit lauten Verwirbelungen für größere Fahrer
- kein „Resume“-Knopf für den Tempomaten
- Spritzschutz am Heck ohne Seitenkoffer eher mäßig
Fazit: Yamaha Tracer 9 GT+ Y-AMT 2025
Die Yamaha Tracer 9 GT+ 2025 zeigt eindrucksvoll, wie sinnvoll Technik eingesetzt werden kann, um Touring einfacher, sicherer und zugleich spannender zu gestalten. Für erfahrene Vielfahrer, technikaffine Genussfahrer und alle, die ein durchdachtes Motorrad mit Stil, System und Substanz suchen, ist sie eine Offenbarung.- Spaßiger, drehfreudiger Motor
- Agiles Handling
- Praktische Touring-Ausstattung
- Gut funktionierender adaptiver Tempomat, den man in der Praxis gerne nutzt
- Riesiges, gut ablesbares TFT-Display
- Gute Bedienung der Elektronik
- Einzigartige Kombination aus hochwertiger Technik und Fahrspaß
- Hochwertiges Matrix LED Licht sorgt für Sicherheit und Fahrkomfort
- Harmonisches automatisches Schaltgetriebe erfordert wenig Konzentration - lange Strecken erfordern wenig Energie vom Fahrer
- Gute Ergonomie für eine breite Zielgruppe
- sehr gute Systemintegration aller elektronischen Features
- präzises Handling
- hochwertige Verarbeitung und Details
- sinnvolle Features machen in der Praxis Spaß
- Feine Vibrationen am Lenker
- Sitzbank ist zu weich und Polsterung wirkt nicht hochwertig
- Bei schlechtem Asphalt könnte das Ansprechverhalten der Gabel besser sein
- max. Zuladung etwas zu gering
- Y-AMT im Automatik-Modus braucht noch etwas Feinschliff
Bericht vom 10.09.2025 | 11.942 Aufrufe