Wie viel muss ein leistungsstarkes Naked Bike kosten?

Honda Hornet SP vs. BMW S 1000 R vs. Ducati Streetfighter V4 S

Die Auswahl der Naked Bikes über 150 PS ist inzwischen enorm. Der Kopf sagt aber vielleicht Honda – diese kostet in Deutschland nur 12.299 Euro. Das Herz könnte jedoch für die mehr als doppelt so teure Ducati schlagen. Oder doch doch lieber der Kompromiss in Form der BMW?

Werbung
powered by Kawasaki AT
Mehr erfahren

Zum Motorradkauf gehört so viel mehr als nur das Preisschild - das ist uns bewusst. Welcher Händler ist in der Nähe? Fühle ich mich einer Marke zugehörig? Welches Motorrad bereitet mir schlaflose Nächte, weil es noch nicht in meiner Garage steht? Dennoch ist es spannend zu sehen, welche finanzielle Bandbreite es unter Motorrädern gibt, die eigentlich in der selben Kategorie spielen. Ein Einblick, den wir bei einer HJC Helmpräsentation erhalten haben und Euch nicht verwehren möchten.

Design: Drei verschiedene Philosophien

Beim Thema Design gehen die Hersteller verschiedene Wege. Die Honda zeigt sich vergleichsweise nüchtern. Das Design - wenn auch sportlich - wirkt vertraut. Böse Zungen behaupteten schon bei der ersten Präsentation, Honda habe sich von Designsprachen anderer Hersteller "inspirieren" lassen. Dennoch macht die CB1000 Hornet SP einen durchdachten Eindruck. Die Linien und Proportionen passen - dieses Motorrad wird auch in 10 Jahren noch gut aussehen. Klassisch Honda: Hier wird nicht polarisiert.

Die neue Ducati Streetfighter V4 S nimmt das Wort "polarisieren" und tätowiert es sich stolz auf die Brust. Das neue Modelljahr löste schockwellenartigen Aufschrei in der Community auf, denn: Die Einarmschwinge ist weg. Das restliche Design blieb der Ducati Linie treu: Aggressive Linien, ausgestellte Winglets und Ducati Red soweit das Auge reicht. Während sich die Honda auch gerne mit einem Platz in der dritten Reihe zufrieden stellt, prescht die Ducati nach vorne und schreit: "Hier! Seht mich an!"

An dieser Auseinandersetzung uninteressiert wirkt die BMW S 1000 R. Für das Jahr 2025 hat sie sich ordentlich schick gemacht und steht mit neuer Maske und dem minimalistischen Heck sportlicher dar, denn je. Das technisch anmutende Design versprüht dennoch pure Funktionalität. Hier gibt es keinen unnötigen Pinselstrich. Da überrascht die Farbgebung mit neongrünem Heckrahmen umso mehr - richtig gewagt für ein deutsches Motorrad!

Gerade beim Design streiten sich die Geister. Hier gibt es keinen klaren Sieger - der persönliche Geschmack entscheidet.

Alltagstauglichkeit - die Hitze im Sattel

In Sachen Alltagstauglichkeit zeigt sich schnell, wie unterschiedlich die drei Naked Bikes konzipiert sind. Die Honda CB1000 Hornet SP überzeugt mit ihrer niedrigen Sitzhöhe, der bequemen Ergonomie und der einfachen Bedienung - ideal für Stadtverkehr und tägliches Pendeln. Kleine Schwächen wie die ruppige Gasannahme bei niedrigen Drehzahlen schmälern das Bild nur leicht. Die BMW S 1000 R wirkt sportlicher und verlangt mehr Einsatz, bietet aber moderne Technik, gute Fahrbarkeit und ein hervorragendes Gefühl fürs Vorderrad mit Abstrichen beim teigigen Quickshifter und spürbaren Vibrationen im Lenker. Die Ducati Streetfighter V4 S ist für den Alltag hingegen schlicht zu kompromisslos: aggressive Gasannahme, starke Hitzeentwicklung und eine auf Angriff getrimmte Ergonomie machen sie zur Herausforderung im Stadtverkehr. Für den täglichen Einsatz bleibt sie das faszinierendste, aber auch am wenigsten praktische Bike im Trio.

Nicht nur die Helm-Bike-Kombination ist heiß - im Sattel der Streetfighter V4 S beginnt man zu kochen.
Nicht nur die Helm-Bike-Kombination ist heiß - im Sattel der Streetfighter V4 S beginnt man zu kochen.

Landstraße - hier trennt sich die Spreu vom Weizen

Auf der Landstraße zeigen alle drei Bikes ihren wahren Charakter und wie unterschiedlich sie dabei zur Sache gehen. Die BMW S 1000 R überzeugt hier am meisten: Der breite, flache Lenker vermittelt hervorragendes Feedback vom Vorderrad, das Fahrwerk ist sportlich-präzise abgestimmt, und der Motor spricht direkt und kraftvoll an - sie lädt förmlich zum Kurvenjagen ein. Auch die Honda Hornet SP lässt sich sauber durch die Kurven lenken, erfordert aber etwas mehr Vertrauen, da der hohe, schmale Lenker weniger Rückmeldung bietet. Zudem kommt die sportliche Seite ihres Motors erst bei höherer Drehzahl zur Geltung. Die Ducati Streetfighter V4 S dagegen ist eine Klasse für sich: brutal, kompromisslos, hypersensibel - und genau deshalb beeindruckend. Fahrwerk, Bremsen und Einlenkverhalten sind überragend, aber der extreme Leistungsabruf und die aggressive Gasannahme verlangen volle Konzentration und fahrerisches Können. Wer sie im richtigen Modus bewegt, erlebt Gänsehaut - wer nicht, ist überfordert.

Produkttipps

Ausstattung

In puncto Ausstattung zeigen die drei Naked Bikes ganz unterschiedliche Philosophien - von funktionaler Schlichtheit bis hin zur fast rennstreckentauglichen Vollausstattung. Die Honda CB1000 Hornet SP bietet das, was man im Alltag wirklich braucht: ein übersichtliches 5-Zoll-TFT-Farbdisplay, Honda RoadSync für Smartphone-Konnektivität sowie eine Anti-Hopping-Kupplung. Das Fahrwerk ist sportlich, aber klassisch aufgebaut - mit voll einstellbarer Showa-Gabel vorne und einem hochwertigen Öhlins-Federbein hinten. Verschiedene Fahrmodi und Quickshifter sind an Bord, ABS und Traktionskontrolle arbeiten noch nicht schräglagenabhängig.

SP bedeutet bei Honda volle Hütte - nur der Kennzeichenträger war bei unserem Exemplar noch zusätzlich umgebaut.
SP bedeutet bei Honda volle Hütte - nur der Kennzeichenträger war bei unserem Exemplar noch zusätzlich umgebaut.

Die BMW S 1000 R bringt viel Ausstattung für ihren Preis: ein modernes TFT-Display mit Smartphone-Connectivity, verschiedene Fahrmodi, DTC (Dynamic Traction Control), ABS Pro, MSR (Motor-Schleppmoment-Regelung) und sogar eCall und Hill Start Control. Will man jedoch die volle Ladung S 1000 R muss man im Konfigurator noch zwei Haken setzen - nämlich beim Dynamic-Paket (Schaltassistent Pro, Fahrmodi Pro, Dynamic Damping Control DDC und Motorspoiler) und beim Komfort-Paket (Heizgriffe, Reifendruck-Control RDC, Temporegelung und Keyless Ride). Zwei Pakete, die den Preis doch deutlich erhöhen.

Die Ducati Streetfighter V4 S spielt in einer anderen Liga - und lässt das spüren. Mit einem 6,9-Zoll-TFT-Display in hoher Auflösung, vollumfänglicher Elektronik (inkl. DTC, DWC, EBC, DSC, Launch Control, Wheelie Control, adaptiver Fahrwerkssteuerung u. v. m.) sowie einer Navigationsvorbereitung ist sie ein echtes Technik-Monster.

Das semiaktive Öhlins-Fahrwerk (Smart EC 3.0) passt sich dynamisch an Fahrstil und Untergrund an das ist Superbike-Technologie für die Straße. Ein Quickshifter (DQS Up/Down 2.0) ist serienmäßig und funktioniert exzellent. Zusätzliche Ausstattung wie Schmiederäder, LED-Tagfahrlicht (DRL), Tempomatvorbereitung und hochwertigste Komponenten unterstreichen den High-End-Anspruch - allerdings zu einem entsprechend hohen Preis.

Ist der Preis-Leistungs-Sieger offensichtlich?

In Sachen Preis-Leistung setzt die Honda CB1000 Hornet SP ein starkes Zeichen. Für 12.299 Euro bekommt man ein gut verarbeitetes, leistungsstarkes Naked Bike mit hochwertigem Fahrwerk, zuverlässiger Technik und absolut alltagstauglicher Ergonomie. Zwar fehlt es an moderner Elektronik und Premiumfeatures, doch was an Bord ist, funktioniert unkompliziert und solide - ein klassischer Honda-Vorteil.

Die BMW S 1000 R kostet deutlich mehr, bietet dafür aber auch spürbar mehr Ausstattung - vorausgesetzt, man investiert zusätzlich in die optionalen Pakete. Dann bekommt man ein sehr ausgereiftes, vielseitiges Motorrad mit sportlichem Anspruch und vielen alltagstauglichen Helfern. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet sie allerdings nur dann, wenn man gezielt nach seinen Bedürfnissen konfiguriert.

Die BMW lässt sich umfangreich konfigurieren. Wer aufs Geld schauen möchte, sollte die Haken in der Zubehörliste gezielt setzen.
Die BMW lässt sich umfangreich konfigurieren. Wer aufs Geld schauen möchte, sollte die Haken in der Zubehörliste gezielt setzen.

Die Ducati Streetfighter V4 S dagegen ist aus Preis-Leistungs-Sicht schwer zu rechtfertigen - zumindest mit rationalem Maßstab. Sie bietet zwar Technik auf absolutem Top-Niveau und exklusive Komponenten serienmäßig, liegt preislich aber in einer eigenen Welt. Wer kompromisslose Performance und maximale Faszination sucht, wird bei ihr fündig - wer auf das Verhältnis von Kosten und Nutzwert achtet, eher nicht.

Fazit – Wie viel muss ein leistungsstarkes Naked Bike kosten?

Die Antwort auf diese Frage hängt stark davon ab, was man von einem Naked Bike erwartet - und wie viel man bereit ist, dafür zu investieren. Die Honda CB1000 Hornet SP beweist eindrucksvoll, dass man auch für vergleichsweise wenig Geld ein durchdachtes, fahraktives Motorrad bekommen kann. Sie ist nicht perfekt, aber ehrlich, zugänglich und macht vieles richtig - vor allem im Alltag.

Die BMW S 1000 R zeigt, dass Technik und Sportlichkeit auch in der Mittelklasse beeindruckend kombiniert werden können - wenn man bereit ist, über den Basispreis hinaus zu investieren. Sie ist das ausgewogenste Paket im Test.

Und die Ducati Streetfighter V4 S? Sie ist ein Erlebnis - brutal, wunderschön, technisch überragend - aber eben auch ein Luxusgut. Ihre Leistung und Ausstattung sind überdimensioniert für den Alltag, aber genau das macht ihren Reiz aus.

Fazit: BMW S 1000 R 2025

Die BMW S 1000 R bleibt auch 2025 ein kompromissloser Roadster für sportlich ambitionierte Straßenfahrer. Die BMW S 1000 R 2025 ist kein Motorrad für Poser oder Warmduscher. Sie ist ein technisches Statement – glasklar, präzise und gnadenlos effizient. Wer glaubt, Naked Bikes seien zahme Allrounder, der wird hier eines Besseren belehrt. Wer ein kraftvolles Naked Bike mit moderner Technik und ausgeprägtem Fahrspaß sucht, findet in der S 1000 R eine hervorragende Wahl.


  • Kräftiger Durchzug im unteren und mittleren Drehzahlbereich
  • Fein abgestimmte Fahrhilfen, inkl. serienmäßiger MSR und optimierter DTC
  • Schaltautomat serienmäßig, nun auch mit besserer Funktion
  • Starke Bremsleistung mit ABS Pro auch in Schräglage
  • Verbesserte Ergonomie durch neuen Kurzhub-Gasgriff
  • intuitives Bedienkonzept
  • starke Bremse mit klarer Rückmeldung
  • hohe Fahrstabilität
  • sehr gutes Schaltverhalten
  • feinfühlige Elektronik
  • hochwertiges Sportler-Chassis
  • erstaunliche Alltagstauglichkeit
  • narrensicheres Frontgefühl
  • Vibrationen im Lenker
  • weniger sensibles Fahrwerk bei kleinen Unebenheiten
  • relativ lautes mechanisches Klangbild

Fazit: Ducati Streetfighter V4 S 2025

Auch wenn man hier eine 214PS Rakete unterm Hintern hat, lässt sich die neue V4 Streetfighter auch von Ungeübten dank ihrer angenehmen Leistungsentfaltung, des sehr stabilen Fahrverhaltens und der angenehmen Ergonomie sehr einfach fahren. Gerade die enorme Stabilität beeindruckt dabei am meisten für ein unverkleidetes Bike und hebt damit die neue Ducati deutlich über die Konkurrenz. Neben dem hohen Preis bleibt bei der neuen V4 dabei wohl die notwendige Selbstbeherrschung das größte Manko, um im Straßenverkehr nicht gleich in Handschellen abgeführt zu werden.


  • Hohe Stabilität
  • Starker Motor
  • Gute Rückmeldung
  • Gute Ergonomie
  • Preis
  • Servicekosten - Desmo
  • Einzelsitzer-Konfiguration (Sozius-Sitz nur mit Aufpreis)

Fazit: Honda CB1000 Hornet SP 2025

Die Honda CB1000 Hornet SP ist mehr als nur ein neues Motorrad – sie ist ein Statement. Honda beweist, dass sie es immer noch können. Sie haben ein Motorrad geschaffen, das in jeder Hinsicht überzeugt: Motor, Fahrwerk, Bremsen, Preis-Leistung. Man setzt sich drauf und weiß sofort, wie man mit diesem Ding fahren muss. Es gibt keine Rätsel, keine bösen Überraschungen. Nur pure, ehrliche Performance zu einem Preis, der die Konkurrenz alt aussehen lässt. Das ist nicht nur ein gutes Motorrad – das ist ein Wendepunkt. Honda ist zurück, und wie sie zurück sind.


  • Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Top Federbein der höchsten Spezifikation
  • hochwertige Brembo Stylema Bremsen
  • kultivierter Vierzylinder mit gutem Laufverhalten
  • exzellente Verarbeitung und Honda-Zuverlässigkeit
  • einfaches, intuitives Handling
  • komfortable Ergonomie für lange Fahrten
  • Motor unter 6.000 U/min etwas träge im Antritt
  • konservative ABS-Regelung ohne IMU limitiert Bremsperformance
  • schwieriger Lastwechsel bei niedrigen Drehzahlen
  • zu lange Übersetzung im ersten Gang

Bericht vom 29.09.2025 | 19.215 Aufrufe