Aprilia RSV4 Factory (2025) – Der 1000PS Testbericht
Mit 220 PS auf Landstraße und Rennstrecke: Geht das? Und wie!
Die Aprilia RSV4 Factory ist seit jeher ein Mythos in der Superbike-Welt. Ein Motorrad, das kompromisslos auf Performance getrimmt ist, aber sich dennoch immer wieder die Frage gefallen lassen muss: Ist so viel Power auch auf der Landstraße fahrbar? Genau dieser Frage ist die 1000PS-Crew nachgegangen – auf Landstraße und Rennstrecke, mit vier Fahrertypen vom Hobbyfahrer bis zum Profi, um euch zu erklären, was die RSV4 wirklich auszeichnet. Mit dabei: Mex (der sportlichsten 1000PS-Fahrer), Lena Kemmer (Nachwuchsracering), Martin Bauer (Ex-IDM-Champ) und ich, als sportlicher Allrounder.

Motor & Leistung Aprilia RSV4 Factory
Für das Modelljahr 2025 hat Aprilia den 1.099 cm³ V4 nochmals in Details optimiert. Die Euro 5+ Abgasnorm wird erfüllt, ohne die Maximalleistung von 220 PS bei 13.000 U/min und das satte Drehmoment von 125 Nm bei 10.500 U/min einzuschränken. Es ist unfassbar, diese Leistung. Aber so richtig vorwärts sprintet das Ding erst so ab 9.000, 10.000 Umdrehungen. Dann ist es echt ein Feuerwerk, beschreibt Mex treffend den Charakter des Triebwerks.
Dank Quickshifter und sanfter Gasannahme bleibt der Motor trotz seiner Gewalt fahrbar. Neu ist die nochmals feinfühligere Abstimmung der Elektronik, die für 2025 überarbeitet wurde. Das macht das Aggregat nicht nur stärker, sondern auch kontrollierbarer, sowohl für Profis à la Martin Bauer oder Ottonormalfahrer wie unsereins.
Das Fahrwerk im Detail
Auch im Modelljahr 2025 vertraut Aprilia auf das semiaktive Öhlins Smart EC 2.0 Fahrwerk (NIX30-USD-Gabel vorne, TTX36 hinten), das nun mit neuen Werks-Settings ausgeliefert wird. Ziel war es, die Balance zwischen Alltag und Rennstrecke noch besser zu treffen. Im Automatikmodus regelt die Elektronik permanent nach und sorgt für Stabilität, ohne Komfort ganz zu opfern. Man kann sehr schnell in die Kurven noch reinfahren, ohne hier ein schwammiges Gefühl zu bekommen, so das Feedback unseres Edeltesters Martin.
Der Fokus liegt klar auf Stabilität und Präzision für viele Fahrer ideal. Wer härter aus Kurven beschleunigt, spürt manchmal leichte Bewegungen am Heck, die mit Feineinstellungen optimiert werden können. Insgesamt bleibt das Fahrwerk eine Referenz im Segment und bietet einen breiten, sinnvollen Einstellbereich.
Die Ergonomie auf der Aprilia RSV4
2025 gibt es leichte Überarbeitungen an den Bedienelementen. Die Bedienelemente im Modelljahr 2025 sind weiterhin super leiwand, die wurden ja ein bisschen neu gestaltet, war sich die Testcrew einig. Links findet sich jetzt weiterhin der Plus-Minus-Taster für die Traktionskontrolle sowie die Wheelie-Control über den Tempomathebel ergonomisch optimiert. Die Sitzhöhe bleibt bei 845 mm. Für Fahrer bis 1,85 m ist die Position sportlich-aggressiv, aber erträglich. Ab 1,90 m wird es knifflig: Der spitze Kniewinkel und die hoch montierten Rasten machen es schwer, sich perfekt einzuklemmen. Auch die Scheibe ist relativ niedrig, was bei hohem Tempo für zusätzliche Windgeräusche sorgt. Ein kleiner Kritikpunkt bleibt: der Kupplungshebel ist auch 2025 nicht verstellbar.
Produkttipps
Präzises Handling im RSV4-Sattel
Mit rund 202 kg Trockengewicht und der kompakten Bauweise bleibt die RSV4 eines der stabilsten Superbikes am Markt. Das Fahrverhalten wurde für 2025 leicht verfeinert: Die Geometrie blieb gleich, doch die elektronischen Helfer greifen noch harmonischer ein. Sie macht genau das, was ich will. Und wenn ich die Linie doch mal korrigieren muss, dann geht das mit ganz kleinen Bewegungen, so mein persönlicher Eindruck vom Handling der RSV4 - gleich ob auf der Landstraße oder am Track.
Die RSV4 vermittelt enormes Vertrauen ins Vorderrad, bleibt neutral und kippt nicht ungewollt in die Kurve. Wer schnelle, präzise Linien liebt, wird dieses Fahrgefühl zu schätzen wissen. Und selbst durch sehr engen Spitzkehren lässt sich die RSV4 noch recht gut bewegen, hier hilft ihr die feine Gasannahme auch im Drehzahlkeller. Das kann nicht jedes Superbike auf diesem Niveau.
Elektronik & Ausstattung
Aprilia hat 2025 die Elektronik weiter optimiert. Zwar arbeitet weiterhin das semiaktive Öhlins 2.0-System, nicht die neueste 3.0-Version, doch die Software wurde verfeinert. Fahrmodi, Motorbremse, Traktionskontrolle, Wheelie-Control, Slide-Control, Launch-Control und ABS sind weiterhin individuell konfigurierbar. Neu ist die verbesserte Bedienlogik am Lenker, die eine noch intuitivere Steuerung ermöglicht. Mit zwei Wippen am linken Schalter die Traktionskontrolle während der Fahrt hoch und runter schalten das ist schon cool, lobt Mex. Ein 5-Zoll-TFT bleibt das Herz der Informationszentrale, ergänzt um Tempomat und Smartphone-Anbindung (wer möchte).
Bremsenupdate an der RSV4 1100 Factory 2025
Vorne arbeiten auch 2025 weiterhin zwei 330 mm Bremsscheiben mit den neuen Brembo Hypure-Sätteln. Sie ersetzen die bisherigen Stilema-Sättel und sind leichter, aber ebenso steif. Verzögert wirklich ernsthaft gutes Hebelgefühl, knackiger Druckpunkt, so das Fazit aus der Praxis. Die Bremse erlaubt tiefes Hineinbremsen in Kurven und vermittelt sofort Vertrauen. Hinten bleibt die 220 mm Scheibe ein verlässlicher Begleiter. Das ABS arbeitet auf sehr hohem Niveau und ist selbst unter Rennstreckenbedingungen für sportliche Fahrer ein gutes Sicherheitsnetz. Erst wenn man wie Racering Lena und Ex-Champ Martin absolut ans Limit geht, kann es Sinn machen - sofern man darin geübt ist - das ABS zu deaktivieren. Wer aber nicht regelmäßig um Pokale fährt, kann das ABS getrost aktiviert lassen und wird keine Bremsperformance-Einbußen zu spüren bekommen. Das sitzt!
Alltag & Landstraße
Trotz aller Rennstreckengene überrascht die RSV4 2025 auf der Landstraße mit guter Beherrschbarkeit. Dank sanfter Gasannahme und optimierter Elektronik ist sie auch im Alltag fahrbar. Die Ergonomie ist kompromisslos sportlich, aber für mittelgroße Fahrer noch machbar. Der Tempomat sorgt auf der Autobahn für Entspannung, die Traktionskontrolle ist jederzeit schnell anpassbar. Ich finde sie ist auch nicht sehr kompliziert vom Handling. Aber man muss sich da trotzdem rantasten, beschreibt Lena ihren Fahreindruck auf der Landstraße ehrlich. Wer Komfort sucht, ist falsch aber wer ein supersportliches Fahrgefühl auch auf der Landstraße erleben möchte, wird hier nicht enttäuscht. Erstaunlich ist, dass das elektronische Fahrwerk genug Komfortreserven bietet, um auch Straßen zweiter Ordnung ohne Bandscheibenvorfall zu überstehen.
Einheitsreifen im Test für maximale Vergleichbarkeit
Ein entscheidender Baustein unseres Testsettings war die einheitliche Bereifung. Während die Aprilia RSV4 Factory serienmäßig noch mit dem Pirelli Diablo Supercorsa SP V3 ausgeliefert wird, setzten wir in unserem Test bereits auf den brandneuen Supercorsa SP V4.
Der Unterschied war deutlich spürbar: Mit erweitertem Temperaturfenster, kürzerer Aufwärmzeit und einer optimierten Gummimischung liefert die vierte Generation nicht nur eine verbesserte Laufleistung, sondern auch ein beeindruckendes Gripniveau. Besonders faszinierend: Die Vielseitigkeit des Reifens. Auf der Landstraße überzeugte er mit hoher Stabilität und Präzision, auf der Rennstrecke mit Grip fast auf Slick-Niveau.
So war es möglich, direkt von der Garage auf den Track zu rollen ohne Umrüsten, ohne Kompromisse. Ein echtes Trackday-Highlight für all jene, die mit dem Bike sowohl im Alltag als auch auf der Rennstrecke Spaß haben wollen. Wie schon im TuneUp-Projekt mit der Panigale V4 und Martin Bauer bestätigt, liefert der V4 auch auf der RSV4 1100 Factory ein stabil, präzise und verlässliches Fahrverhalten egal, ob auf der Landstraße oder im harten Gefecht am Kurvenausgang unter Rennbedingungen am Track.
Test-Crew Equipment: NEXX X.R3R Helm
Unsere Testcrew war einheitlich mit NEXX-Helmen unterwegs genauer gesagt mit dem X.R3R, dem sportlichsten Modell im Portfolio der Portugiesen. Die Carbon-Schale sorgt nicht nur für eine edle Optik, sondern hilft auch, das Gewicht niedrig zu halten: In Größe M bringt der Helm gerade einmal 1350 Gramm auf die Waage. Ein Pluspunkt, der auf langen Etappen für entspannte Nackenmuskeln sorgt.
Besonders beeindruckend ist die Aerodynamik: Der integrierte Spoiler verleiht selbst bei Topspeed jenseits der 200 km/h eine spürbare Stabilität. Die Belüftung arbeitet hervorragend Stirn, Oberkopf und Kinn lassen sich gezielt durchlüften. Auch subjektiv überzeugte der Helm: Für mich war der sportlich-kompakte Sitz entscheidend, betonte Lena. Martin hingegen lobte vor allem das große Sichtfeld, das auf der Landstraße wie auch auf dem Track wertvolle Übersicht liefert. Damit punktet der X.R3R nicht nur technisch, sondern auch optisch ein aerodynamischer Blickfang, der perfekt zur auffälligen Aprilia RSV4 1100 Factory passt.
Fazit: Aprilia RSV4 1100 Factory 2025
Die Aprilia RSV4 Factory 2025 ist kein völlig neues Motorrad, sondern eine konsequente Evolution. Feinjustierte Elektronik, überarbeitete Bedienelemente und die neuen Brembo-Bremsen sind die größten Neuerungen. Ansonsten bleibt sie ein kompromissloses Superbike mit 220 PS, präzisem Fahrwerk und einem Fahrgefühl, das Gänsehaut garantiert. Kurz gesagt: Die RSV4 Factory 2025 ist kein Bike für jedermann, aber für Enthusiasten ein Traum. Ein Motorrad, das Respekt fordert – und dafür ein unvergleichliches Fahrerlebnis schenkt.- sehr gut abstimmter Motor, der nicht nur Rennstrecke sondern auch Landstraße kann
- sehr gutes elektronisches Fahrwerk, welches sich gut über das neue Display einstellen lässt
- wunderbares Gefühl für das Vorderrad
- gute Sitzposition, wenn man nicht deutlich größer als 1,85 Meter ist
- Bremse sehr gut dosierter und kräftig im Biss
- noch immer guter Aprilia V4-Sound, trotz Euro5+
- eher lange Serienübersetzung
- Kupplungshebel nicht verstellbar
Bericht vom 24.09.2025 | 4.569 Aufrufe