Can-Am Origin 2025 im Offroad-Test
Elektro-Enduro im Gemüse - so schlägt sie sich wirklich!
Jetzt wird’s ernst: Die Can-Am Origin 2025 muss sich bei den Offroad-Testtagen im Red Stag Park im echten Gelände beweisen - mit Hobbyfahrer und Profi!

Bei den Offroad-Testtagen 2025 treffen sechs Motorräder auf anspruchsvolle Bedingungen im Red Stag Enduropark in Rohr im Gebirge. Mit dabei ist auch die Can-Am Origin 2025, ein elektrisch angetriebenes Adventure-Bike, das sich abseits von asphaltierten Straßen beweisen soll. Bereits beim Launch in Frankreich konnte ich erste Eindrücke sammeln, doch dort war das Terrain eher mild - ein paar Schottermeter, mehr nicht. Nun soll es ernst werden: Der dichte Wald, der tiefe Gatsch und die knackigen Steigungen rund um den Red Stag Park fordern jedes Offroad-Bike aufs Äußerste heraus. Getestet wird dabei aus verschiedenen Blickwinkeln - mit Mex als ambitioniertem Hobbyfahrer, Busty Wolter als routiniertem Enduro-Profi und Reiseenduristen McGregor. So entsteht ein Rundumblick, wie sich das E-Bike für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen schlägt.
Red Stag Endurogelände – Die perfekte Bühne für echte Offroad-Erlebnisse
Mitten im Wald, unter einem dichten Blätterdach, liegt das Red Stag Endurogelände - eine Offroad-Spielwiese, die ihresgleichen sucht. Das Gelände bietet alles, was das Enduristenherz höherschlagen lässt: Schotter, tiefer Waldboden, verwinkelte Trails, enge Passagen und sogar technisch fordernde Kletterstücke. Gerade bei durchmischtem Wetter offenbart sich hier, wie ernst es Yamaha und 1000PS mit dem Härtetest meinen. Kein steriles Testareal, sondern ein Ort, an dem Bikes unter realen Bedingungen geprüft werden - mit Matsch, Steinen, Wurzeln und allem, was eine echte Enduroprüfung ausmacht. Wer hier besteht, hat sich das Prädikat "abenteuertauglich" wahrlich verdient. Für die Testcrew rund um Busty Wolter, Mex und McGregor ist es der ideale Ort, um die Can-Am Origin bis an ihre Grenzen zu treiben.
Elektrischer Antritt mit viel Wucht - der Motor der Can-Am Origin
Für ein elektrisch betriebenes Adventure-Bike bringt die Can-Am Origin 2025 eine typisch kräftige, drehmomentstarke Leistungscharakteristik mit. Besonders eindrucksvoll ist der sofortige Antritt des Elektromotors, der bereits vom Stand weg mit spürbarem Druck nach vorne schiebt. Spannend ist, dass Can-Am als Tochterfirma des kanadischen BRP-Konzerns auch Schwesternunternehmen des österreichischen Motorbauers Rotax ist, die die Elektromotoren für Can-Am bauen. Jedenfalls war ich vom Antritt sofort begeistert, vor allem wenn man bedenkt, dass wir hier "nur" die 11-kW-Variante mit etwa 15 PS im Test hatten, die sogar mit dem A1-Führerschein gefahren werden darf. Gerade auf den ersten Metern sprintet sie förmlich los, was für ein Bike dieser Führerscheinklasse durchaus heftig ist.

Einen kleinen Augenblick bitte,
die technischen Daten werden geladen...
Natürlich gibt es auch eine 35-kW-Version der Origin mit rund 48 PS. Die zieht, wenn man das Gas stehen lässt, oben raus spürbar länger und kräftiger durch. Aber ganz ehrlich: Für den Offroad-Einsatz - und wenn man nicht gerade Busty Wolter heißt und mörderisch Tempo macht - reicht die kleine Variante völlig. Da ist richtig viel Schub vorhanden. Man muss aber dazusagen: Das Antriebskonzept ist komplett anders als bei einem Verbrenner. Wir alle sind mit klassischen Motoren aufgewachsen, das hier ist eine andere Welt - vielleicht aber die der Zukunft. Es braucht anfangs Eingewöhnung, denn die Dosierung erfolgt rein elektronisch. Die ersten Bewegungen am Gasgriff sollten eher vorsichtig passieren, weil das massive Drehmoment sehr direkt kommt. Wer die Traktionskontrolle deaktiviert, merkt schnell, wie das Heck gerne quer geht.
Was mir dabei besonders gefällt: Man fährt viel mehr mit den Ohren. Man hört genau, wann das Heck beginnt Schlupf zu generieren, wann Traktion abreißt. Und dazu kommen diese erdigen Geräusche - das Knirschen der Steine, das Schmatzen des matschigen Waldbodens. Die Natur um einen herum bewusst zu erleben, gehört zum Endurofahren dazu. Der leise Antrieb unterstützt dieses Erlebnis auf eine fast meditative Weise. Trotz aller Ruhe, fehlt es aber in keiner Situation an Power - zumindest als Amateur.

Busty hat als Profi den Motor noch aus einem anderen Blickwinkel bewertet. Für ihn setzt die Leistung zunächst weich ein, zieht dann aber ab mittlerer Drehzahl deutlich an. Seiner Erfahrung nach muss man den Gasgriff bewusster weiter aufdrehen, um die Reaktion zu bekommen, die man bei einem Verbrenner über das Zusammenspiel von Kupplung und Gas kennt. Dann kommt man aber auch im Groben auf flottes Tempo bzw. kann sich mit gezielten Leistungsschüben über Stock und Stein katapultieren. Deutliche Kritik äußerte er bei der Reichweite: Bei einer seiner Testrunden über etwa fünf bis sechs Kilometer verlor er rund 20 Kilometer an Reichweitenanzeige - bei einem sportlichen Tempo, aber dennoch überraschend viel. In der nächsten Runde nochmals 18 Kilometer. Für ihn steht fest: Bei rasantem Tempo ist die tatsächliche Reichweite deutlich geringer als man anhand der gefahrenen Kilometer erwarten würde.
Viel Display, viele Schalter - Elektronik und Bedienung der Can-Am Origin
Wie man es von einem modernen E-Motorrad erwarten würde, steckt in der Can-Am Origin 2025 eine gewaltige Portion Elektronik. Besonders auffällig ist das riesige 10,25-Zoll-Touchdisplay - fast wie ein kleiner Flachbildfernseher. Es wirkt futuristisch, bietet aber tatsächlich jede Menge Funktionalität. Apple CarPlay ist fix integriert, was im Alltag wie auch beim Navigieren das Leben erleichtern kann. Dazu kommen noch umfangreiche Optionen über die BRP-Apps, mit denen man zusätzliche Konnektivität und Navigation ins Spiel bringen kann. Aber: Auch wenn das Display beeindruckt, ist das gesamte Bedienkonzept nicht wirklich intuitiv oder unkompliziert gestaltet. Die wahre Herausforderung steckt in der linken Lenkerhälfte, die mit einer Vielzahl an Schaltern übersät ist. Da frage ich mich, ob man das nicht eleganter hätte lösen können. Insgesamt bleiben die technologischen Lösungen aber eine der großen Stärken der Origin - ganz besonders bei der Thermik im Batteriesystem.

Anders als bei vielen anderen E-Offroadern wird hier nicht nur der Motor, sondern auch die Batterie flüssigkeitsumspült. Das verhindert Hitzeschäden an einzelnen Zellen, selbst bei hohen Außentemperaturen oder langer Belastung im Gelände. Einzelne überhitzte Zellen können den gesamten Batterieverbund in Mitleidenschaft ziehen - vergleichbar mit dem schwächsten Glied in einer Kette. Durch die Flüssigkeitskühlung bleiben alle Zellen im optimalen Temperaturbereich, was nicht nur die Performance stabil hält, sondern auch die Lebensdauer der Batterie deutlich verlängern soll. Ein technisches Detail, das im E-Bereich viel zu selten umgesetzt wird - bei der Can-Am Origin aber Sinn ergibt.
Profi Busty hat sich bei der Elektronik schnell in Richtung Fahrhilfen orientiert - und auch dort zeigt sich, wie viel einstellbar ist. Verschiedene Fahrmodi, ABS und Traktionskontrolle lassen sich deaktivieren, was für sportliches Fahren im Gelände essenziell ist. Er braucht zwar einen Moment, bis er die entsprechenden Menüpunkte gefunden hat, danach ist er aber zufrieden mit der Wirkung. Was ihn allerdings störte, war der Startvorgang selbst: Ein umständliches Prozedere aus Sicherheitsabfragen, AGB-Bestätigungen, mehrfachen Gasgriffbewegungen und Startknopf-Interaktionen. Gerade wenn man einfach nur schnell losfahren möchte, fühlt sich das zu langwierig und übertechnisiert an.
Komfortabel, neutral und berechenbar - das Fahrwerk & Handling der Can-Am Origin 2025
Beim Fahrwerk der Can-Am Origin fällt zunächst die verbaute 43 mm Upside-Down-Gabel ins Auge. Die Dimensionen wirken grundsätzlich passend, vor allem auch in Bezug auf den Federweg, der solide ausfällt. Allerdings ist die Fahrwerkshardware weder vorne noch hinten einstellbar. Als Fahrer nimmt man also genau das Setup, das Can-Am serienmäßig vorgibt. Für meine ca. 75 kg war das Setup grundsätzlich in Ordnung. Es ist nicht auf Top-Niveau, was Ansprechverhalten und Reserven betrifft, aber es passt zum Einsatzspektrum. In der Realität wird man mit einem E-Adventure-Bike wie diesem eher moderat im Gelände unterwegs sein. Ein auffälliges Detail: Das hintere Federbein sitzt relativ exponiert direkt hinter dem Hinterreifen und bekommt dementsprechend viel Schmutz ab. Zwar ist ein Kunststoffschutz vorhanden, aber bei feuchtem Wetter - wie wir es bei unseren Testtagen hatten - kann sich über längere Zeit doch einiges ansammeln. Das könnte auf Dauer die Funktion beeinflussen.

Trotzdem gibt es einen wichtigen technischen Kniff, der wiederum einzigartig im Segment der E-Motorräder ist: Der Antrieb ist direkt an die Schwinge angeflanscht und als Einarmschwinge mit einem geschlossenen Antriebssystem mit innenliegender Kette verbunden. Das führt dazu, dass das typische Einsacken des Hecks beim Beschleunigen ausbleibt - es entsteht kein Lastmoment, das das Heck nach unten zieht. Dadurch bleibt das Motorrad beim Herausbeschleunigen sehr neutral. Anfangs ist dieses Verhalten etwas ungewohnt, weil man bei klassischen Enduros mit einer anderen Rückmeldung rechnet. Aber je länger man damit unterwegs ist, desto besser fühlt sich diese stoische Beschleunigung an. Es fühlt sich berechenbar, stabil an und bringt maximale Traktion auf den Boden.
Busty hat das Fahrwerk bei deutlich sportlicherem Tempo getestet und kam dabei ebenfalls zu einem ausgewogenen Fazit. Für ihn liegt das Setup klar auf der komfortablen Seite. Beim aggressiven Hineinfahren in tiefe Löcher oder Unebenheiten hat er zwar das Ende des Federwegs gespürt, harte Schläge in Lenker oder Fußrasten blieben aber aus. Das zeigt: Die Abstimmung ist nicht für Hardcore-Offroad-Action gedacht, sondern orientiert sich eher am Touring- und Abenteuerbereich. Und in diesem Rahmen erfüllt das Fahrwerk seinen Zweck vollkommen - auch wenn ambitionierte Fahrer wie Busty an die Grenzen stoßen können.
Eigenwillige Ergonomie - zwischen Kontrolle und Kompromiss
Die Ergonomie der Can-Am Origin 2025 sorgt für gemischte Gefühle. Was positiv auffällt: Die schlanke Taille des Motorrads ist gelungen, sie wird auch nach vorne hin nicht unangenehm breit. Gerade bei langsamen, technischen Passagen - etwa beim Umkurven von Bäumen im engen Waldstück - kann man sehr präzise und spielerisch unterwegs sein. Ohne eine Kupplung dosieren zu müssen, kann der Fokus rein aufs Gewichtsverlagern und dem Folgen der Fahrlinie gelegt werden. Das Knie außen am Tank führen und das Motorrad mit feinem Vorderradgefühl über verwurzelte Trails dirigieren. Da macht sich die Kombination aus kräftigem, leicht kontrollierbarem E-Motor und der kompakten Ergonomie bezahlt. Doch sobald es um längere Fahrten bei flotterem Tempo - etwa auf Schotterwegen mit gleichmäßigem Tempo - werden der eher tief liegende Lenker und die hohen Fußrasten zum Nachteil. Die daraus resutlierende, stark gebückte Haltung ist nicht angenehm. Je größer der Fahrer und länger die stehende Fahrt wird, desto schlechter. In diesen Momenten wirkt die Ergonomie weniger durchdacht.
Der große Mex stieß auf ähnliche Einschränkungen, insbesondere bei der Position der Fußrasten. Diese sind für seinen Geschmack ungewöhnlich hoch montiert, was im Sitzen zu einem spitzeren Kniewinkel führt - untypisch für eine Enduro. Beim stehenden Fahren muss er sich sehr weit nach vorn beugen, was sich negativ auf die Bewegungsfreiheit auswirkt. Auch die Distanz zwischen Rasten und Lenker empfindet er als zu gering. Mex meint, es wäre ergonomisch stimmiger, wenn der Lenker drei bis vier Zentimeter weiter vorne positioniert wäre - Platz dafür wäre im Cockpit genug. Für kleinere oder leichtere Fahrer dürfte das Konzept gut aufgehen - durch die niedrige Sitzhöhe und die schmale Taille.
Auch Busty musste sich zunächst an die Ergonomie gewöhnen. Für ihn lag das Hauptproblem ebenfalls in der hohen Position der Fußrasten. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt des Motorrads insgesamt weiter nach oben. Beim sportlichen Fahren im Stehen muss er sich mehr nach vorne beugen, was ihn in seiner gewohnten Haltung einschränkt. Gleichzeitig betonte Busty, dass die Sitzposition an sich angenehm ist. Wenn er sitzt - etwa im Touring-Modus - passt der Abstand zum Lenker, und auch die Höhe der Rasten wirkt weniger auffällig. Insgesamt ergibt sich ein klarer Eindruck: Während die Sitzergonomie stimmig wirkt, verlangt die Stehposition, vor allem für große oder sportliche Fahrer, einige Kompromisse ab.
Aggressiv hinten, schwach vorne – Bremsverhalten und Rekuperation
Die Bremserei ist für mich eines der gewöhnungsbedürftigsten Kapitel bei der Can-Am Origin 2025. Das beginnt bereits beim Druckpunkt der Vorderradbremse, der sehr weich und knautschig wirkt. In Kombination mit dem eher komfortabel abgestimmten Fahrwerk, fehlt das präzise Feedback über die Haftgrenze am Vorderrad. Statt Vertrauen entsteht Unsicherheit - ein Gefühl, das sich im Gelände schnell negativ bemerkbar macht. Am anderen Ende des Motorrads sieht es gegenteilig aus: Die Hinterbremse spricht extrem aggressiv an. Der Übergang von kaum Bremswirkung zu blockierendem Hinterrad ist zu abrupt, die Progression der Bremse zu gering. In engen Kurvenzonen oder bei vorsichtiger Verzögerung war die Can-Am für mich das Motorrad, mit dem ich am zurückhaltendsten bremsen musste. Zwar profitiert sie von einem insgesamt tiefen Schwerpunkt, was bei engen Manövern hilfreich ist, doch das Gesamtgewicht liegt trotzdem knapp unter 190 Kilogramm. Das spürt man, wenn es in der Bremszone ernst wird.

Busty hat ebenfalls einige kritische Punkte zum Bremssystem angemerkt - insbesondere in Zusammenhang mit der aktiven Rekuperation. Ein weiteres einzigartiges technisches Feature der Can-Am: Dreht man den Gasgriff aus der Standardstellung nach vorne, wird wird progressiv die Motorbremswirkung erhöht und zusätzliche Energie zurückgewonnen. Beim Offroad-Fahren kann das jedoch schnell zu ungewollten Überraschungen führen, besonders wenn man das System nicht kennt. Busty erlebte eine solche Situation, als er sich beim Bremsen im Stehen abstützte, der Gasgriff leicht nach vorne ging und durch die aktive Rekuperation das Hinterrad plötzlich blockierte. In Kombination mit der ohnehin bissigen Hinterradbremse ein kritischer Moment. Seine Empfehlung: Dieses Feature im Gelände besser deaktivieren. Auf der Straße hingegen sieht er darin einen sinnvollen Zugewinn - vor allem, weil man dadurch die begrenzte Reichweite deutlich erhöhen kann. Mehr Informationen dazu gibt es im ersten Can-Am Origin Test.
Das grundsätzliche Bremsverhalten sieht Busty ebenfalls kritisch: Die Balance zwischen Vorder- und Hinterbremse sei unausgeglichen. Die Vorderradbremse fühlt sich für ihn zu schwach an, während die Hinterbremse übermäßig aggressiv reagiert. Selbst im rein mechanischen Modus ohne Rekuperation bleibt dieses Ungleichgewicht bestehen. Unterm Strich ist das Bremssystem der Can-Am Origin für sportlich ambitionierte Offroad-Fahrer aktuell kein Highlight - weder im Gefühl noch in der Kontrolle.
Abenteuerlust mit Einschränkungen - Langstrecke und Robustheit der Origin
Die Can-Am Origin 2025 bringt interessante Konzepte für den Adventure- und Reisesektor mit - auch wenn ihre Reichweite einer echten Langstreckenmaschine widerspricht. Offiziell wird eine Reichweite von etwa 100 Kilometern angegeben. In der Praxis, vor allem bei engagierter Fahrweise oder grobem Gelände, reduziert sich diese jedoch oft auf etwa 50 bis 60 Kilometer. Insofern ist der Begriff "Langstreckenmotorrad" hier mit Vorsicht zu genießen. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die konstruktiven Details, denn unabhängig von der Akkukapazität bringt die Origin einige Eigenschaften mit, die für Abenteurer und Vielfahrer spannend sind.
Servicefreundlich zeigt sich die Maschine etwa beim Antriebssystem. Obwohl kein klassischer Ölwechsel erforderlich ist, enthält die zentrale Antriebseinheit Öl, das erstmals nach 5.000 Kilometern und danach nur alle 10.000 Kilometer gewechselt werden muss. Die innenliegende Kette im geschlossenen Antriebskasten wird permanent automatisch nachgespannt und muss laut Hersteller nur alle 25.000 Kilometer kontrolliert werden. Bei der Präsentation wurden sogar optimistisch Aussagen getroffen, dass diese Kette theoretisch ein Motorradleben lang halten sollte. Hinzu kommt ein verschraubter Heckrahmen, sowie ein gut geschütztes Hebelwerk und stabile Fußrasten. Allerdings bleibt die Frage offen, wie einfach im Ernstfall ein Zugriff auf sensible Komponenten möglich ist, da viele Teile sehr integriert verbaut sind.
Interessant ist auch die Robustheit im Offroad-Einsatz. Die Origin verzichtet auf viele klassische Schwachstellen eines Verbrenners - etwa die Empfindlichkeit gegenüber Wasser. Da weder Ansaugsysteme noch Abgasanlage vorhanden sind und das Motorrad komplett wasserdicht sein soll, kann man damit theoretisch auf Tauchgang gehen. Auch der Schutz des Akkublocks wirkt massiv und stabil, deutlich robuster als etwa ein frei hängender Ölkühler an konventionellen Maschinen. Reifenmäßig ist die Origin mit klassischen Enduro-Dimensionen bestückt: 90/90-21 vorn und 120/80-18 hinten. Der schmale Hinterreifen orientiert sich an Motocross-Standards und bietet damit die Grundlage für ernstzunehmende Geländebereifungen.
Fazit vom Profi: Viel Technik, aber für wen genau?
Die Can-Am Origin 2025 ist ohne Zweifel ein interessantes Motorrad - insbesondere aufgrund ihrer technischen Ansätze, die in dieser Form bei klassischen Verbrennern oder anderen Herstellern so nicht zu finden sind. Features wie die aktive Rekuperation, die clevere Antriebseinheit oder die flüssigkeitsgekühlte Batterie machen neugierig und zeigen Innovationsfreude. Doch beim Fahren bleiben viele Fragezeichen. Die Reichweite ist für eine Reiseenduro zu gering, für sportliches Offroad-Fahren fehlt es an Agilität und die Ergonomie - besonders mit den hohen Fußrasten - passt nicht ins gewohnte Bild. Das Bike wirkt nicht wendig genug, nicht ausgereift genug für definierte Einsatzzwecke. Je länger man mit der Origin unterwegs ist, desto mehr entdeckt man zwar Dinge, die Spaß machen. Doch unterm Strich bleibt die Frage offen, für wen dieses Motorrad tatsächlich gemacht ist. Ein Konzept mit Potenzial, das noch seinen Platz finden muss.
Fazit aus Sicht des Hobby-Enduristen: Speziell, schräg - aber faszinierend
Nach intensiven Tagen im Gatsch ist für mich klar: Die Can-Am Origin 2025 bietet ein absolut einzigartiges Fahrerlebnis. Von der Antriebseinheit über die Geometrie bis hin zum Handling auf losem Untergrund - alles fühlt sich eigenständig an. Der Motor macht richtig Spaß, das digitale, extrem stabile Fahrgefühl ist beeindruckend, und das kompakte Konzept mit dem tiefen Schwerpunkt geht im Gelände überraschend gut. Aber ich wünsche mir, dass Can-Am diese Idee vom elektrischen Adventure-Bike noch konsequenter weiterdenkt. Gerade beim Fahrwerk und bei der Bremsanlage hätte ich mir mehr Qualität erwartet - insbesondere in dieser Preisklasse. Der UVP liegt bei knackigen 16.499 €. Und das ist wohl auch der Hauptgrund, warum die Origin nie ein Massenprodukt sein wird. Sie ist ein Nischenmotorrad für Enthusiasten mit einem Faible für Technik - und mit dem nötigen Budget für ein Dritt- oder Viertmotorrad. Wer allerdings einmal die Möglichkeit bekommt, sie zu fahren, sollte das unbedingt tun. Denn der Horizont wird durch ihre Besonderheiten durchaus erweitert besonders, wenn man vielleicht nur den A1-Führerschein hat.
Leatt ADV-Kombis im Offroad-Test: Zwei starke Lösungen für jedes Wetter
Bei den Offroad Testtagen 2025 überzeugen die beiden Adventure-Kombis von Leatt mit Funktionalität, Schutz und Tragekomfort. Die MultiTour 5.5 ist der wetterfeste Allrounder mit 3-lagigem Aufbau, 20.000 mm wasserdichter Innenjacke und durchdachter Belüftung - ideal für 10 bis 20 °C und wechselhafte Bedingungen. Die FlowTour 5.5 punktet mit großflächigen Mesh-Einsätzen, sportlichem Schnitt und ebenfalls wasserdichter Außenjacke - perfekt für aktive Fahrer bei 25 °C+. Beide bieten hochwertige Level-2-Protektoren, clevere Details wie Trinksystemvorbereitung und variable Weitenverstellungen. Wer kompromisslose Touring-Funktion sucht, greift zur MultiTour. Wer Leichtigkeit, Luft und Flexibilität schätzt, liegt mit der FlowTour richtig.
Mehr Tests von den Offroad Testtagen 2025
Fazit: Can-Am Origin 2025
Die Can-Am Origin 2025 liefert ein einzigartiges Fahrerlebnis, das sich klar von klassischen Enduros unterscheidet. Mit innovativem Antriebskonzept, interessanter Fahrwerkskonstruktion und digitaler Präzision überzeugt sie auf technischer Ebene. Doch bei Reichweite, Bremsabstimmung und Ergonomie zeigt sich, dass das Konzept eher für experimentierfreudige Nischenfahrer als für die breite Masse gedacht ist.- innovatives Antriebskonzept
- sehr gutes Handling bei niedrigen Geschwindigkeiten
- beeindruckender Schub trotz 11?kW
- selbstspannende Kette im geschlossenen System
- robuste Bauweise
- leises und naturnahes Fahrgefühl
- unausgewogene Bremsabstimmung
- beschränkte Reichweite im Gelände
- eingeschränkte Ergonomie für große Fahrer
- Fahrwerk nicht einstellbar
- Startprozedur zu komplex
- kaum Langstreckenpotenzial
Bericht vom 03.07.2025 | 823 Aufrufe