Husqvarna Vitpilen 801 im Test
Weniger exotisch, mehr alltagstauglich.
Die neue 801 Vitpilen tritt weniger ausgefallen und deutlich alltagstauglicher auf, als es ihre Vorgängerin "701" mit Einzylinder-Motor getan hat. Wo liegen die Unterschiede zur 801 Svartpilen und was zeichnet die neue Vitpilen aus? Das haben wir versucht beim ersten Test in Frankreich, entlang der Côte d’Azur, für Euch herauszufinden!
Den Retro-Pfad hat man bei der jüngsten Vitpilen Kreation weitestgehend verlassen und dafür ein modernes, eigenständiges Design kreiert. Der Begriff Eigenständig implementiert in diesem Fall aber auch das Schwestermodell Svartpilen, denn grundsätzlich haben die beiden Fahrzeuge bis auf wenige, optische Details und die Lackierungsoptionen mehr gemein, als das noch zuvor, bei der ersten Generation mit Einzylinder Motorisierung, der Fall war. Dort hatte es tatsächlich in der verspielten Ausgestaltung von Verkleidungsteilen, den Rad-Dimensionen und auch der Ergonomie, wesentlich mehr Differenzierungsmerkmale gegeben.
Unsere Berichte zu anderen Modellen aus der Vitpilen und Svartpilen Serie
Abgrenzung zur Husqvarna Svartpilen 801
Apropos Differenzierung, was fällt an der neuen Vitpilen direkt ins Auge? Die Fahrzeugfront mit der neu entwickelten Lampeneinheit natürlich. Der Effekt kommt in Natura deutlich schöner und wertiger zur Geltung, als es die ersten Bilder transportieren konnten. Die einzelne LED Projektionslinse, die sowohl Abblend- als auch Fernlicht beinhaltet, sorgt zusammen mit dem schräggestellten, schwebenden LED-Ring für einen tollen Effekt. Die Aluminium Kühlrippen hinten dran tragen ebenfalls zur wertigen Optik bei und geben dem Design zusätzliche Finesse. Tatsächlich schaffen es Bilder nur schwer, diesen Effekt einzufangen. Die Vitpilen Front wirkt damit definitiv moderner und aufwändiger, als die der Svartpilen mit einer eher klassisch anmutenden Lampen-Einheit. Das hervorragend ablesbare 5-Zoll-TFT-Display wurde unverändert übernommen, nur die Befestigung hat man für den schicken Frontscheinwerfer etwas angepasst.
Und wo sind an der Front die ikonischen Lenkerstummel der 701 geblieben? Optisch hatte ich sie gemocht. Sie passten herrlich zum exotischen Auftritt. Jetzt an der 801 greift man zwar auch ein schönes Stück weiter nach unten als auf der Svartpilen, findet aber dort einen konventionellen, vergleichsweise flach geformten Rohrlenker vor sich, der dem Fahrzeug ein großes Stück mehr Alltagstauglichkeit gibt. Generell geht Husqvarna mit den 801 Modellen auf eine breitere Zielgruppe zu. Exotentum und Radikalität lässt man bewusst zurück und so wildert die neue Zweizylinder Vitpilen nun als schillernder Fisch im Teich der Naked Mittelklasse.
Husqvarna Vitpilen 801 liefert bei Motor und Performance keine Überraschungen
Technisch basiert der Motor der Vitpilen 801 auf dem bekannten LC8c-Twin der KTM 790 Duke, einem 799 cm³ großen Parallel-Twin. Mit einer Leistung von 105 PS bei 9.250 U/min und einem Drehmoment von 87 Nm bei 8.000 U/min ist der Motor ein durchaus kraftvoller und sportlicher Geselle. Lobenswert ist an dieser Stelle die gelungene Abstimmung, welche sanftes Gas anlegen und einen sehr dosierten Leistungseinsatz ermöglicht. Ab mittleren Drehzahlen läuft das Aggregat zur Bestform auf. In den Gängen 2, 3 und 4 sprintet die Vitpilen selbst bei erhöhtem Landstraßentempo stets lebendig und vehement aus jedem Kurvenausgang, so dass man meinen könnte, man hätte mehr als die angegebene Leistung zur Verfügung. Zu einem sportlich, verspielten Fahrerlebnis trägt auch die Tatsache bei, dass im zweiten Gang beim harten Beschleunigen regelmäßig das Vorderrad leicht wird. Herrlich!
Produkttipps
Husqvarna Vitpilen 801 Preisgestaltung und Ausstattung
Die Vitpilen 801 bietet serienmäßig eine solide, schräglagenabhängige Elektronik-Ausstattung. Ab Werk sind drei Fahrmodi vorhanden: Street, Rain und Sport. Leider nur gegen Aufpreis, aber sehr empfehlenswert, ist darüber hinaus auch ein frei konfigurierbarer Dynamic-Modus erhältlich, der zusätzliche Features wie Supermoto-ABS, Anti-Wheelie-Kontrolle und eine einstellbare Schlupfregelung mitbringt. Wo wir vorhin beim abhebenden Vorderrad waren: Die Wheelie-Control kann in verschiedenen Stufen reguliert werden, welche die Steighöhe der Front beeinflussen. Damit legt man auch als unerfahrener Hinterradkünstler eine passable Performance hin - cooles Feature! Einen Tempomat kann man ebenfalls optional nachrüsten, wie auch den Quickshifter. Moment mal - war der nicht an der Svartpilen bereits Serienausstattung? Korrekt! Ab dem Modelljahr 2025 wird er aber auch beim Schwestermodell aufpreispflichtig. Eine Frechheit? Eigentlich nicht. Denn der Fahrzeugpreis soll insgesamt gesenkt werden. Eine finale Aussage zu den Verkaufspreisen konnte uns bis dato noch nicht gegeben werden. Aber fest steht, dass beide Modelle ein paar hundert Euro günstiger werden sollen. Damit möchte man die Einstiegshürde für Interessenten an Vit- und Svartpilen möglichst tief halten.
Vitpilen 801 Fahrwerk: Sportlich straff und voll einstellbar!
Das Fahrwerk basiert auf der bereits bekannten Hardware der 801 Svartpilen. Hinsichtlich Abstimmung wurde aber eine angepasstes Setup implementiert. Die Vitpilen liegt damit ab Werk merklich straffer als ihr Schwestermodell. Vorne handelt es sich um eine WP APEX Upside-Down-Gabel mit 43 mm Durchmesser und 140 mm Federweg, hinten wird ein WP-Federbein mit 150 mm Federweg und direkter Anlenkung verbaut. Beide Elemente vermittelten bei der Ausfahrt entlang der Cote d'Azur einen soliden, sportlichen Eindruck. Während man auf der Svartpilen bei sportlicher Fahrt gerne ein paar Clicks in Richtung mehr Dämpfung gehen möchte, vermittelt die Vitpilen einen satten und souveränen Eindruck, so dass man auch bei engagiert, sportlicher Fahrweise nicht ans Limit kommt. Im Gegenteil, sensible Naturen können hier am Federbein guten Gewissens sogar ein wenig die Dämpfung öffnen, um etwas mehr Komfort zu schaffen. Einstellbar sind beide Bauteile jedenfalls in Dämpfung und Vorspannung - sehr löblich! Also alles perfekt? Nicht ganz. Weiterhin hat das Fahrwerk ein wenig Schwierigkeiten, wenn es um Unebenheiten und Stöße geht, welche in Schräglage bewältigt werden müssen. In diesen Momenten verhält sich die Dämpfung etwas unsanft und knochig. Ein bekanntes Phänomen, das sich seit den Anfängen der Konstruktion in der ersten 790 Duke gehalten hat.
Kein Lametta aber funktional einwandfrei: Die Bremse der Husqvarna Vitpilen 801
Für Verzögerung sorgt eine J.Juan-Bremsanlage mit zwei 300-mm-Bremsscheiben und Vierkolben-Radialbremssätteln an der Front sowie einer 240-mm-Scheibe hinten. Die Zeiten von edlen Magura HC1 Armaturen und Brembo Bauteilen, wie man sie noch in der 701 Generation verbaut hatte, scheinen vorüber. Aber ist die Bremsleistung deswegen schlecht? Nein, im Gegenteil! Über den Bremshebel hat man einen festen und glockenklaren Druckpunkt, wirklich schön wie präzise und dosierbar damit die Bremskraft am Vorderrad eingesetzt werden kann. Auch in Sachen Performance und Standfestigkeit geht alles vollkommen in Ordnung. Wer also auf glamouröse Marken für die Gespräche am Biker-Stammtisch verzichten kann, ist hier gut aufgehoben. Schwarze Hebel, welche beidseitig auch in der Griffweite verstellbar sind, runden den hochwertigen Eindruck ab.
Husqvarna Vitpilen 801 Preise, Farben und Verfügbarkeit
Die Vitpilen 801 wird bereits im Laufe des Monats November 2024 erhältlich sein. Sie steht in zwei Farbvarianten beim Händler - anders als die Svartpilen nicht in schwarz - sondern in auffälligem Neon-Gelb metallic oder edlem matt Silber ist sie zu haben. Der Preis wird in beiden Farbvarianten identisch sein. Noch wissen wir aber nicht genau, welche Zahl am Preisschild stehen wird. Der Betrag dürften jedenfalls etwas unter dem der 2024er Svartpilen liegen, soweit uns das bei der Präsentation mitgeteilt wurde.
Fazit: Husqvarna Vitpilen 801 2025
Die Vitpilen 801 setzt visuelle Akzente, die sie deutlich von der Svartpilen abheben. Der Bi-LED-Projektionsscheinwerfer wird von einem Halo-LED-Tagfahrlicht umgeben und verleiht der Front ein moderneres Erscheinungsbild. Zudem wurde der Aluminium-Rohrlenker tiefer und weiter in Richtung Vorderrad montiert, was die Ergonomie aktiver und sportlicher gestaltet. Die Krümmerverkleidung reicht weiter nach unten und verleiht der Optik eine zusätzliche Note von Sportlichkeit. Im Vergleich zur Vorgänger-Generation "701" ist die neue Vitpilen weitaus weniger radikal und deutlich alltagstauglicher geworden. Der Reihen-Zweizylinder, welchen man bereits aus anderen Modellen der Pierer Gruppe kennt, bietet ein tolles Fahrspaß-Erlebnis. Besonders gelungen ist die sanfte Gas-Annahme und die Drehfreudigkeit des Aggregats. Ein toller Motor für die Landstraße! Aus dem Zubehör ist in jedem Fall der Quickshifter eine absolute Empfehlung. Wer auch noch den optionalen Tempomat und Heizgriffe hinzubucht, macht aus der 801 Vitpilen einen tollen Begleiter im Alltag und auf Reisen. Für Letzteres ist sie nicht nur durch den entspannten Kniewinkel und den guten Sitzkomfort absolut tauglich, auch der niedrige Spritverbrauch ist hier positiv anzuführen.- individuelle Optik
- druckvoller Motor
- sanfte Gas-Annahme
- voll einstellbares Fahrwerk
- hochwertige schräglagenabhängige Elektronik
- guter Sitzkomfort
- Fahrspaß garantiert
- viele Ausstattungsoptionen aufpreispflichtig
- Dämpfungseigenschaften in Schräglage
Bericht vom 01.11.2024 | 8.726 Aufrufe