Suzuki GSX-8S Test am Stelvio - Alpenmasters 2023

Nackter Flitzer am anspruchsvollen Stilfser Joch

Die beliebte Suzuki GSX-8S konnte sich schon in so manchem Vergleichstest heuer durchsetzen. Doch nun kommt der Endgegner: Das Stilfser Joch. Kann die GSX-8S auch in den Alpen überzeugen?

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Alpenmasters 2023: In Kooperation mit Europas größter Zweiradzeitschrift MOTORRAD war es wieder einmal Zeit ein breites Portfolio an Motorrad-Neuheiten auf ihre Alpentauglichkeit zu überprüfen. Ausgehend vom MoHo Pure Mountain Resort Paradies in Sulden am Ortler traten 16 Bikes in Paaren gegeneinander an. Neben dem Rennen um den Alpenmaster selbst, wozu ihr alle Details in den MOTORRAD Heften 15/23, 16/23 & 17/23 nachlesen könnt, wurden die Motorräder auch einzeln von uns getestet. Neben großen 30L-Reiseenduros, Hyper-Nakeds und Elektro-Tourern war auch die Suzuki GSX-8S mit dabei. Kann das Mittelklasse Naked Bike zwischen den großen Bikes mit Agilität überzeugen, oder fehlen ihr für Touren im Hochgebirge doch entscheidende Features?

800er Motor mit ordentlich Druck - Motor & Leistung der Suzuki GSX-8S

Der Motor dieser Maschine, ein Zweizylinder mit 776 ccm Hubraum, besticht durch sein hohes Drehmoment und seine drehmomentstarke Charakteristik. Das Fahrzeug bietet viel Druck aus niedrigen Drehzahlen bis zur Mitte des Drehzahlbandes, was eine schnelle Beschleunigung aus Kurven ermöglicht. Obenrum verliert der Motor etwas an Kraft, was jedoch im Einklang mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen der Straßenverkehrsordnung liegt und dem Geldbeutel zugutekommt. Mit 83 PS bei 8500 U/min und einem Drehmoment von 78 Nm bei 6800 U/min bietet dieser Motor dennoch ausreichend Leistung, um Spaß zu haben. Außerdem ist der Reihenzweizylinder dank viel Schwungmasse auch sehr niedertourig und entspannt fahrbar.

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Ergonomie der Suzuki GSX-8S

Die Ergonomie und Sitzposition der GSX-8S mit einer Sitzhöhe von 810 mm sind angenehm ausgewogen. Der etwas längere Tank erlaubt es dem Fahrer, leicht nach vorne gelehnt und aktiv in Richtung Vorderrad orientiert zu sitzen. Dies vermittelt ein Gefühl von Sportlichkeit, ohne dabei übermäßigen Druck auf die Handgelenke auszuüben. Die Sitzposition erlaubt sowohl entspanntes als auch sportliches Fahren, je nach Vorlieben und Fahrsituation.

Fahrverhalten auf Alpenpässen - Handling der Suzuki GSX-8S

Die aktive Sitzposition und der breite Lenker geben der Suzuki eine große Vielfalt an möglichen Fahrstilen. Leicht hängend schmiegt sich das Knie gut an die Passform an, sie lässt sich aber über den breiten Lenker und die schmale Taille aber auch sehr gut in die engen Radien der Passstraßen drücken. Das man sich das auch auf abenteuerlicher asphaltierten Pässen zutraut, liegt an der Federung. Das nicht verstellbare Fahrwerk ist auf der härteren Seite und spricht selbst auf schlechten Pisten gut an. Die knackige Abstimmung leitet klares Feedback von der Straße an den Fahrer. Gekoppelt mit der aktiven Sitzposition lässt sich die GSX-8S so sehr sportlich bewegen. Es gibt sicherlich Naked-Bikes in diesem Segment unter 95 PS, die komfortabler über schlechte Alpenpässe fahren können, doch nur wenige können es auch so sportlich. Dabei ist die Suzuki nicht ungemütlich, lässt sich auch langsam und entspannt gut bewegen, ohne dass der Fahrer im Sattel leiden muss.

Top Bremsen auf der Suzuki GSX-8S

Suzuki hat bei sämtlichen Kernkomponenten der GSX-8S einen Volltreffer gelandet. Nach dem Motor und dem Fahrwerk performen auch die Bremsen mit 310 mm Doppelscheibe und Vierkolben-Bremszange an der Front ausgesprochen gut. Die radialen Nissin Bremsanlagen beißen kräftig und präzise zu und harmonieren sehr gut mit dem sportlichen Fahrwerk. Auch Aufstellmoment leistet sich die Suzuki kaum eines, weshalb man mit ihr sehr motiviert in die Kehren reinbremsen kann, um dann gleich wieder mit dem satten Drehmoment des Motors rauszubeschleunigen. Ein rundum gelungenes Gesamtpaket. Nur das ABS könnte etwas später regeln. Selbst in der schärfsten Stufe schaltet sich das Antiblockiersystem für unseren Geschmack noch zu früh ein.

Elektronik der Suzuki GSX-8S

Suzuki verzichtet auf schräglagenabhängige Systeme, stattdessen können Traktionskontrolle, Gasannahme und ABS schnell und einfach im Display ohne extra Menü-Navigation eingestellt werden. Leistungsmodus A ist zum Beispiel sehr scharf und reißt förmlich am Gas, B legt das Gas sanfter an und C eignet sich mit der trägen Leistungsentfaltung für besonders widrige Bedingungen. Hinzu kommt der serienmäßige, gut funktionierende Quickshifter mit Blipper-Funktion, der die Suzuki noch sportlicher und die Passjagd spaßiger macht. Er braucht aber mehr Kraft am Schalthebel, als die Schaltassistenten der Konkurrenz.

Suzuki GSX-8S bei den Alpenmasters 2023
Die von den MOTORRAD-Kollegen gemessenen Daten der Suzuki GSX-8S

Fazit: Ist die Suzuki GSX-8S tauglich für die Alpen?

Bild von Vauli
Vauli

"Die kleine, quirlige Suzi passt erstaunlich gut in die verwinkelten Alpen! Schon klar, sie hat zu wenig Windschutz, um die wahre Königin der Alpen zu werden, der bärige Motor katapultiert die wendige 8S aber herrlich aus den Spitzkehren heraus, dass es nur so eine Freude ist. Auch das Fahrwerk präsentiert sich erstaunlich erwachsen und die Bremse packt brav zu. Lediglich das übervorsichtige ABS mischt sich beim ganz harten Ankern zu früh ein. Insgesamt aber eine helle Freude, dass Suzuki endlich wieder ein richtig gutes, leistbares Bike auf die Räder gestellt hat."

Wie es Kollege Vauli sagt, ist "alpentauglich" ein schwammiger Begriff. Aber wer kurvige Straßen und Winkelwerke agil durchkreuzen möchte, ohne sich permanent beim Gasgeben zusammenzureißen, könnte in der Suzuki GSX-8S die richtige Maschine dafür finden. Die druckvollen 83 PS reichen mehr als aus, um es auf öffentlicher Straße krachen zu lassen. Hinzu kommen noch eine gelungen, aktive Ergonomie, ein nahezu perfekt abgestimmtes Fahrwerk, gute Bremsen und ein Elektronikpaket, wo alles drin ist, was man braucht, inklusive Quickshifter. Gleichzeitig ist die GSX-8S aber zugänglich genug, um nie zu stressen und auch Fahranfängern bedenkenlos empfehlbar. Sie bietet sogar genug Komfort und Reichweite, um mit ihr Alpentouren anzugehen. Wir hatten am Stilfser Joch und umliegenden Pässen eine großartige Zeit mit der Suzuki GSX-8S.

Fazit: Suzuki GSX-8S 2023

Suzuki war nun jahrelang jene Marke welche nette Bikes zu einem guten Preis / Leistungsverhältnis angeboten hat. Mit der Suzuki GSX-8S tritt man deutlich selbstbewusster auf. Sie präsentiert sich hochwertig, ausgereift und stellt sich an die Spitze einer hart umkämpften Klasse. Die unspektakulären Leistungsdaten und das relativ hohe Gewicht trüben das Bild nur kurz. Bei den Testfahrten überzeugt die Suzuki voll und ganz. Ein richtig gutes Motorrad.


  • Ausgewachsenes und hochwertiges Gesamtkonzept
  • drehmomentstarker Motor
  • erstklassige Laufkultur, stabiles Fahrverhalten, insgesamt sehr hochwertiger Eindruck
  • sehr gute Sitzbank
  • Tolle Nakedbike Sitzposition
  • Guter und präziser Quickshifter
  • hochwertige Bedienelemente
  • sehr gutes Display
  • Fahrwerk bietet trotz fehlender Einstellmöglichkeiten Reserven für einen breiten Einsatzbereich
  • Gute Ergonomie
  • Quickshifter und Schaltung benötigen etwas mehr Bedienkraft als üblich
  • Motorrad etwas schwerer als andere Bikes in dieser Klasse
  • ABS regelt sehr defensiv
  • Motor hat nach oben keine Drehzahlreserven

Bericht vom 18.09.2023 | 26.271 Aufrufe

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