Vespa GTS 125 und GTS 300 Test 2023 - Update für die Ikone

Juliane testet die neuen Vespa GTS Modelle in und um Rom

Seit nunmehr 76 Jahren sind Vespas erfrischend bunte Kleckse in grauen Städten. Solche, die nicht nur dem Berufsverkehr, sondern auch dem Alltag ihrer Besitzerinnen und Besitzer Farbe geben. Das gilt für alle Vespa-Modelle, selbstverständlich auch für jene der GTS-Baureihe. Wir haben die 2023er Modelle getestet!

Weil die aber neben Style auch Fahrdynamik verkörpern, überarbeitete Piaggio die 125er und 300er Vespa GTS für die Saison 2023 optisch nur leicht, technisch dafür umso umfangreicher. Unterhalb der stylischen und in 14 (!) verschiedenen Farben erhältlichen Stahlkarossen ändert sich so Einiges. Neuerungen bei Fahrwerk, Bremsen sowie elektronischer Ausstattung sollen die GTS-Modelle auf ein neues Level heben. Was die Updates bewirken, durfte Juliane im Vespa-Paradies herausfinden und alle vier Ausstattungsvarianten der neuen GTS in und um Rom ausprobieren.

Varianten und Optik der neuen Vespa GTS

GTS, GTS Super, GTS SuperSport und GTS SuperTech - so nennt Piaggio jene vier verschiedenen Varianten. Jede von ihnen gibt's entweder als 125er oder 300er. Ob nun der kleinere oder größere Motor unter der Stahlblech-Karosserie steckt, lässt sich optisch nur schwer erkennen. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Versionen lässt sich schon etwas leichter erspähen, zum Beispiel anhand der unterschiedlichen Sitzbänke, Felgenfarben und Dekor-Details (matt oder glänzend). Am Design selbst wurde nur vorsichtig geschliffen. Die charakteristische Krawatte, ist jetzt minimal breiter und einige Bereiche der Verkleidung wurden etwas kantiger gestaltet. Weitere kleine Änderungen betreffen Kotflügel, Emblem und Kennzeichenposition sowie Spiegel und Rücklicht. Aber wie gesagt, Optik spielt beim Update eine untergeordnete Rolle halten wir uns also nicht zu lange damit auf.

GTS 125 und GTS 300 Motor

Auch wenn die beiden Motoren mechanisch nicht verändert wurden (der 278-Kubik-Motor der 300er-Modelle leistet knapp 24 PS und 26 Nm, der 125-Kubik-Motor der immerhin 14 PS und 12 Nm), entfernte Piaggio die elektronische Limitierung (GTS 125 war limitiert auf 98 km/h, GTS 300 auf 120 km/h) und lässt die Einzylinder nun frei drehen. Der für die 300er versprochene Gewinn von 5 km/h (nach Werksangaben nun deren 125) wird aber wohl nur wenige Kunden bei der Kaufentscheidung beeinflussen. Trotzdem: auf den Landsträßchen vor den Toren Roms beschleunigt die Vespa GTS 300 souverän und geschmeidig auf über 100 km/h und lässt bei dreistelliger Reisegeschwindigkeit fast keine Vibrationen verspüren. Etwas schwerer tut sich naturgemäß die 125er GTS. Aber aufgehorcht: auch sie schafft über 100 km/h und ihre Variomatik arbeitet ebenso unauffällig, geschmeidig und damit gut.

Neues Fahrwerk für die Vespa Stadtroller

Dass beide Varianten sich auch bei Topspeed sehr stabil geben, ist nichts Neues. Mit der komplett neuen Vorderradaufhängung soll aber noch mehr Ruhe in die Fuhre kommen. Eine zusätzliche Strebe formt nun ein Parallelogramm (statt eines Dreiecks), was vor allem das Einfedern sensibler und konstanter gestalten und auch Vibrationen im Lenker verringern soll. Und es funktioniert. Auf der Probefahrt über Landstraßen und auch innerstädtisches Kopfsteinpflaster bleiben die Vespa GTS 300 und GTS 125 nicht nur geschwindigkeits- und bremsstabil, sondern auch sehr komfortabel. Am jederzeit spielerischen Handling haben natürlich die 12-Zoll-Räder einen nicht unerheblichen Anteil. Unabhängig von der Geschwindigkeit genügt ein minimaler Lenkimpuls, um eine Kurve einzuleiten. Trotzdem sind die Vespa GTS Modelle nicht nervös und geben in Schräglage ein sicheres Gefühl.

Neue Bremsen getestet im römischen Stadtverkehr

Apropos Sicherheit: Auch die Bremserei der GTS 300 und GTS 125 ist neu. Vorne bekommen alle Varianten Nissin-Sättel, hinten einen Brembo-Sattel und am Lenker zwei Brembo-Bremspumpen, deren Hebel im Vergleich zum Vorgängermodell näher an den Lenker wandern. Eine bissige Kombination, die nicht wie bisher viel Handkraft fordert, sondern mit zwei Fingern die Verzögerung ordentlich dosieren lässt. Gerade im Stop-and-Go des römischen Verkehrs gefällt dieses Update. Zum Glück musste hier bei der Präsentation niemand das ABS testen, seine unauffällige Anwesenheit vermerken wir aber (wie auch die der Traktionskontrolle) als Pluspunkt.

Ergonomie und Sitzposition stellen zufrieden!

Ein weiterer Pluspunkt: Die komfortabler gewordene Sitzposition. Der Lenker ist nun 1,4 cm breiter und die neue Sitzbank läuft weit vorne schmal zu. Sie ermöglicht es, auch mit 1,69 Metern Körpergröße einen sicheren Stand zu finden. Einmal in Fahrt rutscht man dann einfach nach hinten und genießt den Komfort des breiten, gut gepolsterten Sitzes - gerne auch mehrere Stunden am Stück. Mit Sozius aber lieber nicht allzu lange, die Sozius-Fußrasten - sie sind sehr gut in die Verkleidung integriert - lassen sich für den Passagier nur durch Eindrehen der Füße erreichen.

Vespa GTS 2023 Ergonomie
Ergonomisch eröffnet man sich einer breiten Kundengruppe.

Vespa GTS 2023: Elektronische Ausstattung

Dass etwas neu ist, bemerken Vespa-Kenner beim Blick auf die Schaltereinheit der 2023er GTS 125 und GTS 300 Modelle. Oder auf den Zündschlüssel: Dank Keyless-GO kann das schlanke Teil jetzt immer in Hosen- oder Jackentasche bleiben. Weiter wurde das LCD-Display unterhalb der analogen Instrumente etwas größer, die Variante GTS SuperTech trägt gar ein 4,3-Zoll-TFT-Dashboard mit Navigationsfunktion. Während GTS SuperSport und SuperTech serienmäßig Connectivity an Bord haben, bieten GTS und GTS Super nur die Vorbereitung dafür (Nachrüsten möglich). Via MIA-App kann dann das Smartphone mit dem Roller verbunden werden, was stets einwandfrei funktioniert.

Als Schmankerl verfügt die GTS 125 außerdem serienmäßig über eine Start-Stopp-Automatik, die bei der Testfahrt keinerlei Probleme machte und trotz des ohnehin geringen Verbrauchs von ca. 2,4 Litern auf 100 Kilometern (3,2 Liter bei der 300er) sicher noch ein paar Cent sparte.

Stauraum der neuen GTS Modelle

Nicht neu, aber immer noch praktisch: die GTS-Modelle verfügen über eine USB-Steckdose im Handschuhfach, in das jedes Smartphone gut hineinpasst. Auch nicht neu, aber immer noch unpraktisch: unter der Sitzbank hat immer noch kein Integralhelm Platz und sogar die meisten Jethelme sind zu groß. Ein schwacher Trost: Originale Vespa Helme passen rein und für alle anderen gibt's ein Topcase im Zubehör.

Das Staufach der neuen GTS Modelle.
Das Staufach der neuen GTS Modelle.

Vespa GTS Preise 2023

Bei den Preisen zeigt sich ein seltenes Bild: es gibt kaum einen Unterschied. Einzig die GTS 300 Super ist in Österreich teurer als in Deutschland - jedoch nur um 100 Euro.

ÖsterreichDeutschland
Vespa GTS 1255.999 Euro5.999 Euro
Vespa GTS 125 Super6.099 Euro6.099 Euro
Vespa GTS 125 Supersport6.299 Euro6.299 Euro
Vespa GTS 125 SuperTech6.499 Euro6.499 Euro
Vespa GTS 3006.999 Euro6.999 Euro
Vespa GTS 300 Super7.199 Euro7.099 Euro
Vespa GTS 300 SuperSport7.299 Euro7.299 Euro
Vespa GTS 300 SuperTech7.499 Euro7.499 Euro

Fazit: Vespa GTS 125 2023

Die Vespa GTS 125 wird optisch aufgefrischt und technisch kernsaniert. Das neue Fahrwerk und die neuen Bremsen überzeugen im ersten Test auf ganzer Linie. Die GTS bietet nach wie vor den unvergleichlichen Vespa-Style, mischt ihm aber nun noch mehr Fahrspaß und Komfort bei.


  • neues Design der ursprünglichen Linie treu
  • leichtes, spielerisches Handling
  • Fahrwerk komfortabler und stabiler als zuvor
  • zu wenig Stauraum unter Sitzbank
  • Soziusfußrasten zu weit innen positioniert 
  • Stauraum unter Sitz wird erwärmt

Fazit: Vespa GTS 300 2023

Die Vespa GTS 300 wird optisch aufgefrischt und technisch kernsaniert. Das neue Fahrwerk und die neuen Bremsen überzeugen im ersten Test auf ganzer Linie. Die GTS bietet nach wie vor den unvergleichlichen Vespa-Style, mischt ihm aber nun noch mehr Fahrspaß und Komfort bei.


  • neues Design der ursprünglichen Linie treu
  • leichtes, spielerisches Handling
  • Fahrwerk komfortabler und stabiler als zuvor
  • zu wenig Stauraum unter Sitzbank
  • Soziusfußrasten zu weit innen positioniert 
  • Stauraum unter Sitz wird erwärmt

Bericht vom 11.10.2022 | 84.473 Aufrufe

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