Piaggio MP3 500 ie LT im Test

Was kann der mörder Dreiradler für B-Scheiner?

280 kg, 41 PS, Traktionskontrolle und ABS. Und trotzdem eine herrliche Fahrerei. Braucht keinen A-Schein. Nicht einmal den B-111. Die Rakete für Käfigbürger.

Den MP3 500ie kann man tatsächlich mit dem Autoführerschein fahren. Man braucht nicht einmal den B-111. Das ist eine echte Frohbotschaft für Käfigbürger, die im Stau ins Lenkradl beissen und dekompensieren. Sie können aussteigen und sich auf ein "Motorradl" setzen, ohne den A-Schein zu machen. Bravo! Da freuen sich die Menschen, und da freut sich der Faber, der die "parallelschwingenden Panzer" importiert. Nun, ich bin wahrscheinlich nicht die Zielgruppe für den MP3, hatte aber trotzdem eine Hetz damit. Von den 280 Kilos spürt man nichts, der 41 PS starke Vierventiler zieht ampelorientiert forsch an, 150 km/h auf der Uhr sind ohne langen Anlauf möglich. Damit ist man in der Stadt nicht untermotorisiert und wird auch auf der Großglockner Hochalpenstraße nicht verenden.

Keine Winterreifen, weil zu schnell. Braucht man aber nicht unbedingt.

Das Herausragende am MP3 sind die beiden Vorderräder mit der Parallelogramm-Aufhängung. Beim Einlenken merkt man wenig davon (funktioniert wie bei einem Motorradl oder einem herkömmlichen Roller), aber auf glatten Belägen ist die Front einfach um Welten stabiler als bei richtig einspurigen Fahrzeugen. Das schafft Vertrauen und fördert den Übermut auf glitschigen Schienen und nassem Kopfsteinpflaster. Go MP3 go, wir stürzen nicht! Der Ganzjahresfahrer, der sich Winterreifen leisten möchte, kann sich die Marie sparen. Es gibt nämlich noch keine. Für die verfügbaren Roller-Wintergummis ist der MP3 500 einfach zu schnell. Man darf aber davon ausgehen, dass es bald einen Hersteller gibt, der Winterreifen mit höherem Geschwindigkeitsindex auf den Markt bringen wird. Derweil wird mit den normalen Gummis angeraucht. In diesem Zusammenhang darf ich auf die Traktionskontrolle verweisen, die ich a priori für einen vollen Holler gehalten habe (wer braucht bei 41 PS und 280 kg eine elektronische Fahrhilfe?!). De facto hat die Traktionskontrolle auf dem eiskalten Asphalt aber doch zwei, drei Mal eingegriffen, weil der Hinterreifen in einen Slide ausbrach. Der Eingriff erfolgte vorbildlich sanft (also ohne Stottern). Gratulation, Piaggio, sehr gut gemacht!

Stauraum für Vollvisieringer, Jet und Milchpackerln.

Unter der breiten, sehr bequemen Sitzbank findet sich Platz für einen Vollvisierhelm (im Winter einfach angenehmer) und einen Jethelm. So gesehen hat man auch Platz für einen exzessiven Einkauf bei der Billette oder dem Kranklschen Zielpunkt. Weil mich ein schneller Rollifahrer auf die Arretierung des Parallelogramms angesprochen hat: Man kann beim Hinrollen zur Kreuzung mittels Schalter die Vorderradaufhängung arretieren (bei weniger als 5 km/h), und dann steht der MP3 von alleine. Beim Losfahren löst sich die Arretierung, sobald man 5 km/h erreicht hat. Aufpassen dabei muss man nur, dass man den MP3 in der Waagrechten arretiert. Hat er leichte Schräglage (in Spurrillen zum Beispiel), ist das Wegfahren durchaus mit einem kleinen Kippmoment verbunden. Alles in allem hat mir der MP3 500 wirklich getaugt. Wenngleich ich persönlich schärferes Gerät vorziehe. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es den MP3 500 ie jetzt in Aktion gibt: 9.999,- Euro.

Fazit: Piaggio MP3 LT 500ie Sport 2014

B-Schein-taugliches Motorrad mit 500 Kubik. Keine Rakete, aber in der Stadt durchaus forsch zu bewegen. Auch auf den Großglockner hinauf wird man nicht verhungern. 41 PS sind bei 280 kg keine Lawine, aber dennoch viel besser als 100 PS bei einem 1,5 Tonnen Bürgerkäfig. Das Herausragende am MP3 ist der mörderische Grip auf den Vorderrädern.


  • Zwei Vorderräder bieten sensationellen Grip und Stabilität.
  • Hohes Gewicht
  • hoher Preis.

Bericht vom 02.12.2014 | 64.567 Aufrufe

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