Triumph Bonneville T100 Test

Der Klassiker von Triumph im Test: Bonneville T100

Die Bonneville ist der wahrscheinlich authentischte Klassiker am Markt. 1959 lief die erste Bonnie vom Band - heute, 55 Jahre später, hat sich viel geändert - aber nicht alles.

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Wenn man in Zusammenhang mit Motorrädern das Wort "Klassiker" fallen lässt, muss man eigentlich auch "Triumph Bonneville" sagen. Denn die Bonnie ist keine neu zusammengestoppelte Neo-Klassikerin so wie einige andere derzeit angebotene "Classics". Ihre Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1959 - die Bonnie wurde heuer also 55 Jahre alt. Klar hat sich über die Jahre aus technischer Sicht einiges getan. Scheibenbremsen und Einspritzung,... sind nur zwei Begriffe, die im Laufe der Zeit an die aktuellen Standards angepasst wurden. Die Optik allerdings weicht nur in geringem Maße von der Ur-Bonnie ab.

Was damals als Straßenmotorrad zahlreiche Siege a la TT und Co. feierte, erregt mit seinen heutigen Eckdaten keine Klosterschwester mehr. Zwar wuchsen sowohl Leistung und Hubraum der Bonnie über die Jahre hinweg, allerdings stößt man im Gespräch mit Ringheizern auf absolutes Unverständnis wenn man ihnen von den 68 PS und 68 NM der Bonnie erzählt. Hier prallen eben zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Nervenkitzel trifft auf Entspannung, Rundenzeit auf Landschaft genießen und "in der nächsten Kurve hab ich ihn" auf "ich glaub da vorne leg ich jetzt a Tschik-Pause ein".

Immer schön langsam - net hudeln!

Lässt man sich dann aber doch mal zur schnelleren Gangart hinreißen, wird man von der Bonneville wieder in die Schranken gewiesen. Die Engländerin bewerkstelligt das mit ihrer relativ geringen Schräglagenfreiheit. Genug um durch die Gegend zu schlendern, bei motivierter Fahrweise setzen die Fußrasten dann aber doch etwas früh auf. Ähnlich verhält es sich mit dem Fahrwerk. Das funktioniert in moderater Gangart sehr gut, bietet aber dann auf holprigem Untergrund oder bei sportlicherer Fahrweise etwas zu wenig Reserven. Man sollte sich eben schon im Klaren darüber sein, dass ein Klassiker zum gemütlichen Cruisen und nicht zum Heizen gebaut wurde.

Überzeugt hat die Sitzbank der Bonneville T100. Die lange flache Sitzbank bietet großen Komfort für jede Ausfahrt. Auch die Sozia erfreut sich auf der Bonnie über hohen Sitzkomfort. Ein wertvolles Argument um den Kauf der T100 vor der Holden rechtzufertigen. Übrigens, wer es dann halt doch noch gerne etwas komfortabler hat, kann im Triumph Zubehör Shop zur King and Queen Sitzbank greifen. Königlicher Sitzkomfort garantiert. Apropos, mit einer Sitzhöhe von 775 mm bietet sich die Engländerin auch für etwas kleiner gewachsene Fahrer an. Was aber nicht im Widerspruch damit steht, dass sich auch größere Fahrer auf ihr wohl fühlen werden. Durch die aufrechte Sitzposition fühlen sich kleinere und größere Fahrer gleichermaßen wohl auf der Triumph.

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Seit 2009 leichter und mit besseren Bremsen.

Im Jahr 2009 musste die Bonneville etwas abspecken, seitdem bringt sie ohne Sprit 214 kg auf die Waage. Ein Gewicht, mit dem sie sich relativ easy am Stand handeln lässt und das wohl niemanden überfordern sollte. Natürlich wirkt sich das geringe Gewicht auch auf die Fahreigenschaften positiv aus. Ohne wirklich "arbeiten" zu müssen, spaziert sie durch jede Kurve und Kehre. Ebenfalls 2009 überarbeitete Triumph die Bremsen der Bonnie. Vorne bekam sie eine größere 310 mm Scheibe und 2-Kolben Bremssättel spendiert, auf der Hinterachse arbeitet wie zuvor eine 255er Scheibe - beide übrigens aus dem Hause Nissin. Auch bei den Bremsen braucht man keine Angst vor Überforderung zu haben. Wie auch der Rest des Bikes arbeiten diese im gemütlichen Cruise-Modus hervorragend. Glaubt man aber Marc Marquez mimen zu müssen, wird man relativ schnell an die Grenzen der Bremsen stoßen.

Die Bonneville bekommt man in Deutschland um 9.540 €, in Österreich darf man dank Nova 10.940 € berappen. Geht man nur nach den technischen Spezifikationen, handelt es sich hier um kein Schnäppchen, dafür gibt es einfach zu viele Bikes, die mehr können und dabei weiniger kosten. Allerdings ist die T100 nicht überteuert, man bekommt dafür auch mehr als nur ein Motorrad. Während man sich an anderen Bikes nach ein paar Jahren satt gesehen hat und sich was Neues wünscht, sieht die Bonnie auch nach (in dieser Form) knapp 15 Jahren immer noch furchtbar scharf aus.

Kein Bike für den richtigen Biker?

Es ist relativ schwer, die Faszination eines Klassikers zu verstehen, ohne jemals einen gefahren zu sein. Entspanntes Dahingleiten, genießen der Umgebung und auch mal langsamer fahren zu können als höchstens erlaubt. All diese Eigenschaften zaubern vielen "richtigen Bikern" Runzeln auf die Stirn. Doch wie so oft sollte man sich nicht zu viele Gedanken darüber machen, was die anderen denken. Die Bonnie kann sicher nicht alles, dafür kann sie viel - sie ist das Nutztier, dass dich jeden Tag zur Arbeit fährt. Sie ist dein Wochenendbike, auf der du mit deiner Frau jede Menge Spaß auf Tagestouren hast. Sie ist mit Seitentaschen bepackt das Bike mit dem du auf die Tridays fährst. Sie ist das Bike, das auch nach 10 Jahren genau so cool und frisch wirkt wie am ersten Tag. Und vor allem ist die Bonneville T100 das Bike mit dem du bei jeder Fahrt deine Seele auf Urlaub schickst und immer mit einem breiten Grinser von ihr steigst.

Fazit: Triumph Bonneville T100 Black 2014

Die Bonneville ist ein faszinierendes Bikes mit tollen Vorzügen. Die Empfehlung richtet sich an alte Hasen die einfach gerne Motorradfahren, an junge Hupfer die ein cooles Fortbewgungsbewgungsmittel suchen oder an gestresste Yuppies die die passende Entschleunigung suchen.


  • angenehme Sitzposition
  • ruhiger Motor
  • für große und kleine Fahrer
  • sehr entspanntes Fahren
  • Fahrwerk stößt schnell an seine Grenzen
  • Schräglagenfreiheit nicht all zu groß

Bericht vom 15.09.2014 | 54.399 Aufrufe

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