Husaberg Zweitakt 2011

TE 250 und TE 300 im Test. Zweitakter von Husaberg.

Husaberg TE 250 / TE 300

Wer hätte das gedacht. Ab sofort gibt es auch quirlige Zweitakter von der Fourstroke-Force Truppe aus Schweden. Die Erwartungshaltung war groß. Einspritzung? Mächtige Hubräume? Verkehrt eingebauter Motor? Nein! Ganz normale Motorräder mit Technik aus Mattighofen. Trotzdem war niemand enttäuscht, denn auch ohne Experimente sind sie die neuen Klassenbesten.

   

Großartiges Terrain! Wir befinden uns hier auf "Les Comes", einem Offroadspielplatz unweit von Barcelona. Die felsige Auffahrt forderte Fahrwerk und Fahrer, das ausgetrocknete Bachbett erforderte Konzentration und Fingerspitzengefühl. Selbst die Verbindungsetappen zwischen den knackigen Sektionen langweilten nicht. Im Sattel der neuen TE 250 kommt hier viel Freude auf. Die Technik des Motorrades ist mir großteils bekannt. Antrieb und Rahmen kommen vom großen orangen Konzernbruder. Doch als exklusivere Marke, hat Husaberg natürlich exklusivere Details am Motorrad montiert.

Neue Gabel für die Husabergs

Allen voran die neue Closed-Cartridge Gabel welche im Modelljahr 2011 in allen Husaberg Modellen zum Einsatz kommt. Bei den 4-Takt Modellen lindert sie die einzige echte Schwäche der Traumenduro, sie macht die Front deutlich stabiler ohne Agilität zu kosten. Bei den 2-Taktern erfreut man sich am sanften Ansprechverhalten schon auf den ersten Millimetern des Gabelhubes. Es kostet zwar Überwindung, doch die steinigen Auffahrten können hier ganz normal mit Gas auf Anschlag gefahren werden, die Gabel brilliert! Ansonsten punktet die 2-Takter natürlich überall dort, wo das niedrige Gewicht in den Vordergrund tritt. Denn während viele Enduropiloten in Sachen "heikle Situationen" nur auf grausame Auffahrten denken, schätze ich die Vorteile bei den ansonsten Kräfte raubenden engen und steilen Abfahrten.

Denn auch bergab müssen alle Komponenten perfekt passen. Die Bremserei ist an den Husabergs ohnehin schon immer über jeden Zweifel erhaben. Vorne wie hinten hat man tolle Bremsleistung kombiniert mit glasklarer Präzision zur Verfügung. Der Lenker passt zum hochwertigen Gesamtkonzept und lässt die Husaberg gut in der Hand liegen und der im Vergleich zu den KTMs größere Tank tritt offen gesagt überhaupt nicht negativ in Erscheinung. Die 2-Takt Bergs fühlen sich noch schlanker an als die ohnehin schon zierlich wirkenden 4-Takter  und lassen sich wunderbar mit den Knien durch die Felsbrocken dirigieren.

Akustische Nachteile für den 2-Takter

Nicht so gut fand ich die 2-Takter hier auf der Sonderprüfung. Denn der rund 5 Minuten lange Wiesenslalom wurde publikumswirksam zu Fuße des Fahrerlagers aufgebaut. Mechaniker mit Journalistenkollegen mussten weder die Stoppuhr auspacken und auch nicht mal zusehen, der verräterische Sound der 2-Takter entlarvt das Weichei sofort. Ich fühlte mich auf den quirligen 2-Taktern zwar pudelwohl und offen gesagt auch richtig schnell, doch das Publikum honoriert eben nur die volle Kreischerei aus dem Auspuff.

Der Teillastbereich ist nicht nur akustisch eine Schwäche der 2-Takter im Vergleich zu den Viertaktern. Die aktuelle Ware aus Mattighofen ist den Mitbewerbern in Sachen Ansprechverhalten, Leistung und Motorcharakteristik deutlich überlegen, aber gerade zu den so makellos abgestimmten 4-Taktern von Husaberg fehlt dann doch noch ein Stück an Perfektion. Hier werkt eben immer noch ein Vergaser, dort eine klinisch sauber arbeitende elektronische Einspritzung.

Echte 2-Takt Freaks können sich aber nichts anderes als einen Vergaser vorstellen. Denn das robuste Teil ist mit dafür verantwortlich, dass die 2-Takt Modelle sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb wesentlich billiger sind als 4-Takt Enduros. Im 1000PS Büro haben wir im Moment eine Dauertest 250er 2-Takt EXC im Einsatz und das geplante Wartungsbudget wird sogar noch unterschritten. Bei der routinemäßigen Kolbenkontrolle präsentierte sich dieser in einem erschreckend neuwertigen Zustand. 50 Stunden 250er 2-Takt vs. 1000PS Redaktion, das ist wie ein 5-Minuten Kampf zwischen Mike Tyson vs. Mr. Bean. Auch Mike wird danach keine allzu großen Servicearbeiten an seinem Körper zu erledigen haben.

250 oder 300?

Noch schwieriger als die Wahl zwischen 2T und 4T ist die Wahl zwischen 250er und 300er. Nicht etwa weil die beiden TE Modelle von Husaberg so knapp beisammen liegen, sondern weil beide ihren ganz speziellen Charme und ihre Vorzüge haben. Die TE 300 hat klarerweise Drehmoment der Extraklasse zu bieten. Schwere Piloten oder Leistungsfreaks finden hier auf alle Fälle die richtige Wahl. Früher war es so, dass die 300er im niedrigen Drehzahlbereich angenehmer zu fahren war als die 250er, was im aktuellen Modelljahr aber nicht mehr der Fall ist. Auch die 250er fährt sich unten rum sehr angenehm. Der Übergang in jene Drehzahlbereiche wo es sehr ernst wird ist nicht mehr so erbarmungslos wie noch vor 2-3 Jahren. Schon in der Grundabstimmung kommen 2-Takt Neulinge mit dem Konzept gut zurecht. Für den Feinschliff lassen sich sowohl 250er als auch 300er sowohl in Sachen Zündkurve (durch ein Knopferl am Lenker) als auch mit verschiedenen Einstellungen am Ventil beim Zylinderauslass (durch Wechseln einer Feder) anpassen.


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Glaubt es oder glaubt es nicht, doch der Handlingvorteil der 250er ist auch für Teilzeit-Enduristen spürbar und genießbar. Die rotierenden Massen sind nun mal geringer und darauf kommt es in Wechselkurven eben wirklich an. Handlingfetischisten greifen also zur 250er 2-Takt und werden selbst auf längeren Touren die 300er nicht vermissen.

2 Takt oder 4 Takt?

Bei dieser Frage kann man wohl nur auf die persönlichen Vorlieben der einzelnen Piloten verweisen. Nach dem 2-Tagestest in Spanien war mir aber klar. Auf der Stoppuhr siegte die TE 250, beim Schweissoutput auf der langen Runde war ich mit der souveränen FE 570 am besten bedient. Die meisten Kollegen gaben aber eher der 390er den Vorzug. Ich selbst habe mit der Power der 570er aber kein Problem. Denn die makellose Motorabstimmung lässt mich die bärenstarke Husaberg immer so fahren wie ich möchte und in kniffligen Situationen lässt mir die übermotorisierte Version einfach mehr Möglichkeiten offen.

Insgesamt wird sich die Enduroszene über die neuen TE (Twostroke Enduro) Modelle von Husaberg freuen. Radikale Ansätze mit Einspritzung usw. hätten die 2-Takt Freaks vermutlich verschreckt. So steht nun das Motorrad auf der im Moment technisch besten Basis im Schauraum. Wer kein oranges Bike haben möchte, kriegt es nun eben auch in Blau mit im wesentlichen 2 feinen Extras. Die bessere Gabel und den größeren Tank. Der Preisunterscheid liegt bei rund 300 Euro, was unserer Ansicht nach schon alleine durch die Gabel gerechtfertigt ist. Die Qual der Wahl beim Endurokauf ist also im Jahr 2011 um einen Protagonisten erweitert worden.

 

Steht ihr gut - der dicke Krümmer. Husabergs gibt es also ab sofort auch mit 2-Takten.

 

Husaberg TE 250 und TE 300 Video

 

Husaberg TE 250 und TE 300 Daten, Infos und Bilder

Text: Nastynils, Fotos: Peuker, Montero

 

Bericht vom 08.07.2010 | 19.623 Aufrufe

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