KTM 990 Supermoto
KTM 990 Supermoto |
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"Der frühe Vogel fängt den Wurm" lautet eine alte Bauernweisheit. Da dürfen auch 0° nicht schrecken. |
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Vor nun gut 3 Jahren brachte KTM den weltweit leichtesten Serien Zweizylinder an die Öffentlichkeit. Im Modelljahr 2008 gibts für das Leichtgewicht, verpackt in der stärksten Supermoto der Welt, mehr Hubraum und Einspritzung statt Vergaser. Was bedeutet, daß sich nichts geändert hat. Wie schon damals wird das Gesamtpaket zu einem der Highlights des Jahres. Winkelwerkballerina mit Kraft bis zum Hilferuf. |
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Video KTM 990 Supermoto |
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Optischer Eindruck: |
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Obwohl KTM die Außenhaut der Supermoto sichtlich umänderte, lief mir kein "Oida schaut eh ur geil aus, Oida he" über die Lippen. Ist aber bei der 990 wahrscheinlich gleich wie bei den besten Songs, die durch jedes Mal Hören immer besser werden. Deshalb stünde nach eingehendem Studium mittlerweile auch die Supermoto in meinem Stall, wenn ich keine Freundin hätte, die für Vernunft und Ordnung mit militärischem Nachdruck in unseren vier Wänden sorgt. Der Tank, der mit 19 Litern nun um 1,5 Liter mehr fasst als bei der Vorgängerin, fällt bulliger aus und zeigt noch deutlicher an, daß es sich um das Spielzeug für die ganz großen Jungs handelt und nicht um einen Eintopf für Grießkochesser. Man könnte es als mahnenden Zeigefinger verstehen, denn die SM ist deutlich brutaler geworden und näher an die Superduke gerückt, die bekanntlich zu den schärfsten existierenden nackten Waffen überhaupt gehört. Vorsicht ist geboten. (1000PS zeigt an dieser Stelle Verantwortung) |
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Die ersten Kilometer: |
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Schlechte Kombination: schneller Fahrer trifft auf langsamen Fotografen. |
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Klar zu erkennen die Affinität des Fahrers zu Schotter und Dreck. |
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Sehr fein auch die neue Sitzbank, die einerseits um einen Zentimeter angehoben wurde, andereseits den Fahrer mehr ins Motorrad integriert und ein noch direkteres Handling ermöglicht. Sie ist leider etwas schmäler und scheint für längere Ausfahrten und Touren weniger geeignet als zuvor. Ich machte mir trotzdem keine Sorgen um mein Gemächt, selbst nach meiner 4-stündigen Ausfahrt freute sich meine Freundin berechtigt mich zu sehen. Mitverantwortlich für den insgesamt hohen Fahrkomfort ist auch die aufrechte Sitzposition, schön entspannt und ganz locker werden Supersportler auf kurvigen Passagen durchgereicht, das angemessen breite Kommandorohr immer perfekt unter Kontrolle. Einzig bei Fahrten über 150 Km/h (natürlich nur auf deutschen Autobahnen) wirkt der Wind aufgrund des fehlenden Windschilds etwas heftig, 200 scheinen kaum zu bewältigen, obwohl sie locker über 230 laufen müßte. Mühsame Anreisen zu einem Zielort, von dem aus man dann täglich Sternfahrten absolviert, sollten lieber am Anhänger und nicht am Bandl abgestottert werden. |
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Jetzt neu im 1000PS Tele Shop: der 1000PS Felgenaufkleber, so hat man die Hasen auf seiner Seite |
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Wer dachte, die 950er hatte bereits mehr als ausreichend Kraft zur Verfügung, hatte wahrscheinlich eh Recht. Trotzdem fühlt sich die Neue mit den 115 PS genau richtig an, nicht zu stark und nicht zu schwach. Sage ich. Ich fahre im Gelände aber auch eine 300 EXC Zweitakter und stufe hier ebenfalls die Kraft als "genau richtig" ein. Dem Durchschnittsfahrer stellt sich die 990er leistungsmäßig als Herausforderung dar. Die Einspritzung reagiert aggressiver und gibt sich nur wenig Mühe, die Kraft geschmeidig und weich in Vortrieb umzusetzen. Hier geht eben nichts über einen Vergaser. Der Gasgriff gibt nicht nur mehr Kraft frei, sondern macht dies noch dazu direkter. Ist sicher weniger Einsteiger tauglich als die 950er. Der Unterschied, der in Punkto Benutzerfreundlichkeit die große Supermoto deutlich von der Superduke trennte, ist somit fast ganz verschwunden, die Gewöhnungsphase dauert länger. Für Fortgeschrittene und Profis bedeutet das Leistungsplus jedoch schlicht und einfach katapultartige Beschleunigung aus der Kurve und Powerwheelys ohne Ende. |
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Stellt dir die Haare auf - und das Bike auch. |
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Damit das alles auch wieder zum Stillstand kommt, - dafür sorgt bei der 990 Supermoto die Firma Brembo. Vorne zwei radial montierte Vierkolbensättel für jeweils eine 305 mm Scheibe, sowie ein Zweikolbensattel und eine 240er Scheibe hinten, lassen selbst Botox behandelte Gesichter wieder lebendig wirken. Betätigt werden die insgesamt acht Kolben der vorderen Bremseinheit durch eine radiale Bremspumpe. Die Bremsen fühlen sich nie überfordert und können leicht mit einem Finger betätigt werden. Da kommt das echte Supermoto-Feeling auf, wenn sich beim stärkeren Anbremsen das Hinterrad leicht versetzt dennoch hat man immer das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben und sicher unterwegs zu sein. So leichtgängig wie die Bremse funktioniert auch die Kupplung. Mehr als ein Finger war auch zum Einkuppeln nie notwendig. Ebenfalls neu auf der Supermoto ist das von der Superduke übernommene Cockpit. Formschön und funktionell werden Drehzahl, Geschwindigkeit, Tripkilometer, Motortemperatur,…. und sogar die Außentemperatur angezeigt. War notwendig, denn die Big SM ist kein spartanisches Sportgerät mit Taferl, sondern ein universell einsetzbarer Straßenhengst für Kurz- und Langstrecke, mit schier unendlichen Kraftreserven. Insgesamt wurde die Supermoto um ein schönes Stück brutaler. Das KTM Credo "Ready to Race" wurde in gewohnter mattighofener Härte zelebriert. Fahrer, die in der 950 Supermoto noch ein Stück Gemütlichkeit gefunden haben, werden bei der 990er nur bedingt fündig. Dafür bleiben jetzt leistungsmäßig keine Fragen mehr offen. |
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Technische Daten KTM 990 Supermoto | |||
Motorbauart | Zweizylinder, 4-Takt | ||
Hubraum | 999 ccm | ||
Bohrung x Hub | 101 x 62,4 mm | ||
Leistung (homologiert) | 85 kW / 115 PS | ||
Max. Drehmoment | 97 Nm @ 7000 rpm | ||
Kompresssion | 11,5:1 | ||
Starter / Batterie | E-Starter 12 V / 11,2 Ah | ||
Getriebe | 6 Gänge | ||
Gemischaufbereitung | Keihin EMS | ||
Steuerung | DOHC | ||
Schmierung | Druckumlaufschmierung | ||
Motorschmierung | 10W50 | ||
Primärtrieb | 67:35 | ||
Sekundärtrieb | 17:41 | ||
Kühlung | Flüssigkeitskühlung | ||
Kupplung | Mehrscheibenkupplung im Ölbad, hydraulisch betätigt | ||
Zündung | Keihin EMS | ||
Rahmen | pulverbeschichteter Chrom Molybdän Gitterrohrrahmen | ||
Rahmenheck | Aluminium | ||
Lenker | Aluminium | ||
Federung vorne | WP USD Ø 48 mm | ||
Federung hinten | WP Monoshock | ||
Federweg vorne / hinten | 200 / 210 mm | ||
Bremse vorne / hinten | Brembo Vierkolben-Festsattel, radial verschraubt, 2 x schwimmende Bremsscheibe Ø 305 mm | ||
Bremse hinten | Brembo Zweikolben-Schwimmsattel, Bremsscheibe Ø 240 mm | ||
Felgen, vorne / hinten | 3,5 x 17"; 5,5 x 17" | ||
Bereifung vorne / hinten | 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17 | ||
Enddämpfer | 2 x Edelstahl mit Kat | ||
Steuerkopfwinkel | 65.1° | ||
Nachlauf | 110 mm | ||
Radstand | 1510 mm | ||
Bodenfreiheit unbelastet | 195 mm | ||
Sitzhöhe | 875 mm | ||
Tankinhalt | ca. 19 Liter | ||
Gewicht (ohne Benzin) | ca. 191 kg |
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Photos: arlo, woodpecker
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Fazit: KTM 990 Supermoto T 2008
Insgesamt wurde die Supermoto um ein schönes Stück brutaler. Das KTM Credo "Ready to Race" wurde in gewohnter mattighofener Härte zelebriert. Fahrer, die in der 950 Supermoto noch ein Stück Gemütlichkeit gefunden haben, werden bei der 990er nur bedingt fündig. Dafür bleiben jetzt leistungsmäßig keine Fragen mehr offen.- Scharfe Optik
- exzellentes Fahrwerk
- agiles, sicheres Fahrgefühl
- einzigartige Fahreigenschaften
- direktes Handling
- aufrechte Sitzposition
- relativ leistungsfähiger Motor.
- fehlendes Windschild stört beim schnellen Fahren
- relativ lange Gewöhnungsphase
- bedingt für Einsteiger und Durchschnittsfahrer geeignet
Bericht vom 28.02.2008 | 44.346 Aufrufe