Ducati Tours 2007

Lambo, Ducati, Ferrari an 3 Tagen. Wieviel Emotion hält ein Organismus aus? Findet es heraus bei den Ducati Tours 2007. Nur noch ein Termin!

Ducati Tours 2007

 
Anruf am Donnerstag Abend. Herr Füberbacher von WEISS Busreisen meldet: 'Herr Lentsch. Sie brauchen morgen nicht so früh aufstehen. Es sind nicht so viele Leute aus Wien und Wr. Neustadt. Ich hol euch alle mit einem Kleinbus ab, dann starten wir von Graz mit dem großen Bus. Sie können eine halbe Stunde länger schlafen. Also dann bis 4 Uhr 30."

Ich war froh. Die unmenschlichen (und auch untierischen) Arbeitszeiten bei 1000PS (Betreten des Büros nur gegen Eintritt) ersparten mir in den letzten Wochen jede Menge Schlaf. Da tat es schon gut zu hören, daß man mal eine halbe Stunde länger schlafen konnte. Doch an Schlaf war sowieso nicht zu denken, denn das erste Ziel am Freitag, den 16. März um 15.00 Uhr, hieß Automobili Lamborghini. Leidenschaftliche Landwirte werden jetzt patriotisch entgegnen "Wos wüst mit dem italienischen Klumpat. I bleib bei mein Steyr 6190 Spezial." Verständliche Entscheidung. Es ist allerdings anzumerken, daß Lamborghini ganz nebenbei auch zwei der schärfsten und brutalsten Sportwagen, den Murcielago und den Gallardo, traditionellerweise nach spanischen Kampfstieren benannt, für den kleinen Markt der großen Geldbörsen fertigt.

 

Wie oft ich dieses Bild im Fernsehen gesehen hab. Jetzt steh ich davor. Mei Herz!

Böse, sehr böse. MAMAAAA!

 

Eigentlich ist das Hauptziel der Ducati-Tours ja das Ducati Werk plus Museum, doch wenn man schon mal eine so weite Reise auf sich nimmt, wieso nicht gleich in Sant'Agata-Bolognese (Lamborghini) und in Maranello (Ferrari) vorbeischauen? Eben. Denn eins ist klar. Ein Mann muß kein Haus bauen, kein Kind zeugen und keinen Baum pflanzen, aber er muß einmal im Leben die großen italienischen Automobil- und Motorradhersteller gesehen haben. (Das gilt übrigens auch für Frauen. Man muß ein Fahrzeug nicht fahren können, um ein Fahrzeug zu lieben.)

Um 4.30 Uhr bestiegen wir also in Dunkelheit auf der Raststation in Bad Fischau den VW Bus mit bereits 6 Reisenden aus Wien. Die Stimmung war noch irgendwie eingeschlafen. In Graz wechselten wir dann in den 4*Bus mit allen nötigen Extras und starteten Richtung Italien. Da der Bus nicht voll besetzt war konnte sich jeder gemütlich ausbreiten, einige schnapsten an einem der Tische, die anderen 'bierten" sich schon mal warm und ich in meinem Fall nutzte die Zeit um verlorenen Schlaf nachzuholen. Wer's übrigens schon gerne in der Früh mit den kühlen Blonden angeht, der sei gewarnt, da es bei zuviel Alkoholkonsum durchaus zu einem Verweis der Museen und Werke kommen kann. Also immer mit Maß und Ziel.

 

Die Hinreise ging relativ schnell, es werden Pausen eingelegt, man kann sich recht frei bewegen und sitzt nicht eingepfercht wie in einem Flieger. Da stand die Uhr auch schon auf 14.30 und der Puls auf 140. Wenn man die Bilder aus Motorvision und Auto Motor und Sport TV plötzlich real vor sich hat, ist das schon schwer greifbar. Eine breite, verdunkelte Glasfront, davor zwei noch dunklere Automodelle. Ein Murcielago, ein Gallardo. Die gesamte Produktpalette - und das reicht, um das Reisserte zu kriegen. Der linke ist der nochmal erstarkte Murcielago, mit dem Zusatzkürzel LP 640. Das LP bedeutet 'longitudinale posteriore', also längs eingebaut, die Zahl nennt die Menge der Pferde unter der Haube. Der alte hatte nur 580 PS, das war nicht genug. Unpackbar breit ist das Monster (2Meter2)! 
 

Erster Countach. Die Farbe ist jetzt wieder modern.

 
Danke, genug gesehen, bringt's mi haaam!! Doch dann geht's erst richtig los. In der Museumshalle stehen Geräte wie einer der ersten Countach, in grün, ein Miura, ein Jalpa (kommt in Rocky IV vor!), ein paar Diablo GTRs, Formel 1 Boliden und sogar monströse Rennbootmotoren. Hier bin ich Mensch, hier mag ich sein. Mit Bluthochdruck geht es weiter in die Werkshalle, wo die Sportwagen größtenteils in Handarbeit gefertigt werden. Glaubt man nicht, wieviel Leute hier die Teile zusammensetzen. Da wird ein Motor zusammengesteckt, dort werden Sitze und Armaturen mit Leder verkleidet, hier wird die Elektronik überprüft. Und am Ende rollen im Schnitt 2,5 Murcielagos und 4 Gallardos pro Tag vom Band. Wartezeit bei Bestellung: 1 Jahr. Zeit zu sparen.
 

Lamborghini Impressionen

Echter Stier in freier Wildbahn. Ich wär so gerne Millionär...

Als Zigarettenwerbung noch erlaubt war und die Boliden was gleich schauten. Das gelbe Camel Design kommt gleich nach dem schwarz-goldenen John Player Special.

Geballte Kraft. Ist er zu stark, bist du zu schwach.

Oida Thierry Boutsen, legendär.

Verkehrte Welt. Schaut nur so aus, als würde das Auto an der Wand hängen. Ich habe Magnetschuhe an.

 
Nach dem Werksbesuch ging's ins Hotel, wir bummelten noch durch die schöne Stadt Modena, holten uns eine Pizza aus einem der empfohlenen, hervorragenden Lokale und ruhten uns für den kommenden Tag aus. Abfahrt 9 Uhr, das ist human, das ist in Ordnung. 

Um 10 Uhr waren wir bei Ducati bestellt, wo wir wieder überpünktlich ankamen. Nach einem Espresso in der Ducati Bar (70 cent! Weltklasse!) wurden wir zunächst durch das Werk geführt. Am Samstag wird in Italien noch weniger gehackelt als unter der Woche, weshalb nicht alle Fertigungsstraßen in Betrieb waren. Die Prozesse wurden in der letzten Zeit geändert, wodurch man die Fehlerquote erheblich senken konnte, fast um das 4-fache. Manche Sachen habe ich nicht kapiert, die kann ich euch leider nicht erklären. Überrascht hat mich, daß 60% der Ducatis Monster und nur 2% Supersportler sind! Auch hier wird viel von Hand gemacht, geschraubt, gesteckt, gefertigt. Zu unserer Freude startete man am Ende der Führung eine 1098er an, die am Anfang nicht so recht wollte. Kein Saft! 
Wer sich wundert, wieso ich keine Fotos in den Fabriken gemacht habe - das ist streng verboten.

 

Ducati Impressionen

Die letzte Tausender in geschichtsträchtiger Lackierung

 

Der zweite Teil war der Besuch im Museum, der ebenfalls von einer Mitarbeiterin kommentiert wurde.

Doch bei dem Aufgebot an Siegesmotorrädern, Trophäen und Lederkombis von Größen wie Carl Fogarty hatten wir uns schnell in alle Richtungen verteilt. Eine schöner als die andere, da brauchst du keine Mailänder Models zum Aufputz. Einziger Wermuthstropfen: Der hauseigene Ducati-Shop ist leider bescheiden sortiert. 

Als wir das Museum wieder verlassen hatten und draußen bei 25 Grad auf den Buschauffeur warteten parkt sich plötzlich eine nagelneue Hypermotard 1100 bei der Ausfahrt ein. Eine unwirkliche Szene. 

1 Minute später gab es für den Fahrer keine Möglichkeit mehr, das Firmengelände zu verlassen, da er von 50 Personen umzingelt war, die entweder mit ausgestrecktem Zeigefnger, ausgestrecktem Handy oder einem Fotoapparat im Anschlag den Piloten in Schach hielten. Erst tausend Klicks später durfte er seine Testfahrt fortsetzen.

 

Nicht Foggyrob. Foggy-Kot

Heiliger Gral: Ducati Supermono

Beim unerwarteten Erscheinen eines Promis wird man schnell zum skrupellosen Hobbypaparazzo. 
Ducati Hypermotard 1100.

Nie gesehene Detaillösungen an der Hypermotard: Heckspoiler als Haltegriffe

Oben: Geschlossene Kupplungsdeckel sind verpönt. 
Unten: Dezenter Monster Umbau, sanfte Tröten, Welt Heck! (Pseudo Underseat)

 
Am Nachmittag konnte man an einer Stadtführung durch die Altstadt von Bologna teilnehmen. Eine wunderschöne Stadt mit jungem Publikum, tollen Geschäften und Lokalen. Wir hätten gerne noch einen Tag dort verbracht, an einem Wochenende geht sich leider nicht alles aus. Nach der Stadtführung wurden wir direkt zu einem Weingut gebracht, das verschiedene Sorten Lambrusco herstellt. Ja, es gibt verschiedene Sorten, und zwar sehr gute. Bei uns genießt ja der Lambrusco leider den Ruf eines Limonadenweins. Hier ist er mehr als das, viel mehr. Zum Wein wurden allerlei Antipasti gereicht, wie Grissini mit Prosciutto, Salami, kleine Pizzaecken, Weißbrot, Salsisccia...jedenfalls viel zu viel. Ich mußte den Raum verlassen, um mich nicht anzustopfen. Denn danach folgte das richtige Abendessen - mit jeder Menge Lambrusco am Tisch. Ein herrlicher Abend. 
 

Hauptplatz in Bologna, noch leer. Samstag Nachmittag komplett voll.

Feinkost Paranoia. Schnell raus oder ich hab 10 Kilo mehr.

Quattro Formaggi. Oder cinque, sei, sette, otto,...

 
Am Sonntag stand die letzte Station unserer Reise am Programm - die Galleria Ferrari in Maranello. 
Das Werk ist für Besucher leider nicht zugänglich. In der Galleria stehen Legenden wie die Zwölfzylinder von Prost und Berger, Niki Laudas Weltmeisterauto und der schnellste straßenzugelassene Ferrari aller Zeiten - der Enzo. Ob Testarossa, F50 oder Ferrari Dino, man kann sich an den roten Exoten nicht satt sehen. 

Die Fan-Shops sind übrigens bestens sortiert, nur 50 bzw. 100 Meter von der Galleria entfernt gibt es zwei Shops mit allen erdenklichen Auto- (auch nicht Ferrari) und sogar Motorradmodellen. Manche Modelle kosten mehrere tausend Euro, zu ergattern sind auch echte Ferrari-Motorenteile, Autogrammkarten, ein echtes Formel 1 Lenkrad (nur 5 Lange) etc. 

 

Ferrari Impressionen

What the fuck? Die haben meinen weißen Testarossa umlackiert. Das muß ich Tubbs sagen.

Tut gut, um die ganzen Schumi Fotos zu verdauen. Die Roten von Berger und Lauda.

Formel 1 Cockpit einst und jetzt. Links das von Berger, rechts das von Schumi. Jetzt wundert mich nicht mehr, warum Berger sich so schwer tat und Schumi alles gewann.

 

Fazit: Für 239 Euro kriegt man außergewöhnlich viel geboten, alles inklusive. Hier erlebt man mehr als in 3 Wochen Cluburlaub mit Animateur Carl-Uwe. Der Buschauffeur war Welt, alles war bestens organisiert, es gab keine Wartezeiten, keine Verspätungen oder gar Verplanungen.

Ich überlege inzwischen schon die nächste Reise mit WEISS Busreisen zu machen - zur Motorshow nach Bologna. Die nächsten Ziele sind aber der Moto GP in Brünn (inkl. 1 Nacht in Brünn) und der Formel 1 GP von Budapest (inkl. 1 Nächtigung).

 

Kleiner Mann ganz groß. Das nennt man "Dedication"

 

 

Interessante Links:

 

 

Text: kot
Fotos: kot

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Bericht vom 20.03.2007 | 7.212 Aufrufe

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