Enduro Panorama 2017

Arlo schindet sich für euch beim Hard Enduro

Unter Insidern längst bekannt, lockte die Veranstaltung in ihrer neunten Ausgabe neben zahlreichen Pros und Hunderten Hobby-Enduristen auch den Arlo mit an den Start. Auf dem Programm standen heftige Schindereien unterteilt in drei Leistungsgruppen: Pro, Expert und Hobby.

Zugegeben, der Name Enduro Panorama lässt ja eher auf eine gemütliche Tour mit Big Enduros schließen, als auf eine knochenharte Enduro Schinderei der üblen Sorte. Zwar gibt es das "Panorama" nun schon seit 2009, allerdings fand das damals noch kleine und feine Rennen mit durchschnittlich 200 bis 300 Startern erst in den letzten Jahren auch in unseren Breiten Gehör. Wirklich "explodiert" was die Teilnehmeranzahl angeht, ist das Rennen allerdings erst dieses Jahr. Mit über 500 Startern in drei Klassen geht der Eunduroclub Haita an die Grenzen des machbaren bzw. auch darüber hinaus.

Top Veranstaltung mit Minuspunkt

Mittlerweile bewege ich mich auch schon in meiner zweiten Endurodekade und habe an zahlreichen nationalen und internationalen Rennen teilgenommen. In diesen Jahren habe ich viele "gute", aber auch "schlechte" Veranstaltungen erlebt. Doch was unterscheidet nun gut von schlecht? Die Organisation des Enduro Panoramas ist kaum zu verbessern, die Registrierung geht prompt, auf Anfragen verschiedener Art wird höflich und vor allem schnell geantwortet und auch die Abwicklung vor Ort kann sich sehen lassen. So finden sich an allen vier Renntagen insgesamt 230 perfekt ausgebandelte Streckenkilometer mit eigenen Loops für die verschiedenen Klassen. An Stellen, bei denen es Probleme geben könnte, sind meist Guides anzufinden und auch zwischendurch sind an den bis zu 12 Checkpoints immer Guides platziert, was ein dickes Plus beim Thema Sicherheit bedeutet. Allerdings fand sich dieses Jahr ein Manko, das der Veranstaltung einen Minuspunkt einheimste. Die große Teilnehmerzahl in Verbindung mit den diesjährigen schlechten Wetterverhältnissen waren für die Strecke, die zu 80 Prozent aus Singletrails besteht, dann doch etwas zuviel. Am sichtbarsten äußerte sich das bei Stauungen vor Hindernissen: Kam ein Fahrer nicht über ein Hindernis hinweg, versuchten nachkommende Fahrer neben dem Steckengebliebenen vorbei zu fahren und blieben ebenfalls oft hängen, nur wenige Minuten später stauten sich an solchen Engpässen dann dutzende Fahrer mit knirschenden Zähnen. Hier sollten die Veranstalter für 2018 dann noch mal die Köpfe zusammenstecken und eine Begrenzung der Teilnehmerzahl andenken.

Schinderei in allen Klassen

Egal ob Hobby oder Profi, jeder einzelne Fahrer, der dieses Rennen bestreitet, hat Großartiges geleistet. Wer vom Enduro Panorama spricht, weiß, dass es sich nicht um gemütliches Endurowandern handelt, sondern um waschechtes Hard Enduro in drei Leistungsgruppen. In der top besetzten Pro Klasse lieferten sich der Tscheche David Cyprian und Philipp Scholz wohl den erbittertsten Kampf seit Langem. Täglich wechselten sich die beiden an der Spitze ab und dementsprechend knapp gewann am letzten Tag Cyprian vor Scholz mit nur 3 Minuten Vorsprung, Dritter wurde Norbert Jozsa. Bei den Österreichern belegte Dieter Rudolf den vierten Platz, Philipp Bertl rutschte nach Problemen am dritten Tag auf den 8. Gesamtrang. Lars Enöckl trat nach zwei verpatzten Tagen die Heimreise an.

1000PS in der Hobbyklasse

Geprägt von zahlreichen Schindereien in diversen Expertklassen meldete ich mich beim Panorama in der "mildesten" Klasse, Hobby, an. Im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung, da das Wetter sich von seiner üblen Seite zeigte. Zwar regnete es während des Rennens nur äußerst selten, doch die heftigen nächtlichen Regengüsse setzten der Strecke ordentlich zu und der normalerweise so griffige Waldboden glich an manchen Stellen einem Eislaufplatz. Erstmal scheute ich die Abfahrten mehr als die Auffahrten. Wer schon mal in Osteuropa seine Enduro bewegt hat, weiß, die Karpaten bieten nahezu nie enden wollende Hänge, ebenso beim Panorama. Durch den aufgeweichten Boden wurde man bei den Abfahrten dann allerdings oft zum Beifahrer und Stürze waren unvermeidlich. Nach vier kräftezehrenden Renntagen fand ich mich auf dem 44. Platz wieder; wobei mir die Platzierung in diesem Fall eher "Holler" ist und ich überglücklich bin, es jeden Tag heil ins Ziel geschafft zu haben.

Panorama - Enduro für Jedermann?

Ich habe die Veranstaltung dieses Jahr von seiner härtesten Seite kennengelernt, der Regen und die hohe Teilnehmerzahl verschärften die ohnehin schon nicht leichten Rahmenbedingungen noch weiter. Würde ich also Enduroneulingen und "Nagycenk-Enduristen" das Panorama nahelegen? Diese Frage muss ich mit einem entschlossenen Nein beantworten. Bei den Pros gibt sich die Elite ein Stelldichein und nimmt das Rennen als Vorbereitung für die Romanics und das Hare Scramble - die beiden härtesten Endurorennen der Welt. Zwar geht es in den Expert- und Hobbyklassen etwas leiser zur Sache, von einer gemütlichen Endurotour kann aber auch in diesen beiden Klassen keine Rede sein (auch nicht bei optimalen Wetterbedingungen). Wer seine Nennung beim Panorama abgibt, sollte also schon einige Male in karpatischen Wäldern in den Helm geschrien, bis zur Erschöpfung gekämpft und sich selbst schon zig Male geschworen haben, nie, wirklich nie wieder auf eine Enduro zu steigen.

pics by Marius Dinca

Bericht vom 09.05.2017 | 12.287 Aufrufe

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