Lascorz bereitet sich auf die Zukunft vor: Gedanken über das Leben

Der querschnittgelähmte Joan Lascorz macht sich bereit, das Guttmann Institut zu verlassen und ins Leben zurückzukehren. Er blickt ungewiss in die Zukunft.

Lascorz bereitet sich auf die Zukunft vor: Gedanken über das Leben

Noch ist Joan Lascorz nach seinem Unfall in Imola im Guttmann Institut in Spanien untergebracht und widmet sich der Genesung und der Anpassung an sein neues Leben, aber er beginnt auch damit, sich mit seiner Zukunft zu befassen. Er war am 2. April bei Testfahrten auf der italienischen Strecke gestürzt und danach in eine Betonwand eingeschlagen, wobei er sich den Wirbel C6 der Halswirbelsäule verletzt hat und seitdem querschnittgelähmt ist. Er kann seine Beine, seinen Bauchbereich und auch seine Finger nicht bewegen, er hat aber Gefühl in den Fingern und Händen. Mentale Schäden hat er keine davongetragen.

Der Unfallhergang

Guim Roda, Team Manager des Kawasaki Racing Teams, sagte zur Ursache des Unfalls: "Joan verlor die Kontrolle über die Maschine, als er nach einer langen Geraden im fünften Gang in eine Rechtskurve ging, das Vorderrad war leicht vom Boden entfernt. Als es bei hoher Geschwindigkeit wieder Kontakt zum Asphalt herstellte, schwenkte die Maschine aus, Joan verlor die Kontrolle und kam von der Strecke. Er hatte gerade eine Reihe schneller Rundenzeiten hingelegt und war dabei, die schnellste Runde des Tages unter allen Fahrern zu verbessern."

Lascorz selbst fragt sich derweil immer noch, ob es einfach Pech war oder ob die Bedingungen in Imola nicht angemessen für eine Maschine mit 240 PS waren. "So oder so, meine Karriere als SBK-Fahrer ist vorbei und damit auch ein Abschnitt meines Lebens. Das ist eine sehr schwierige Situation und ich muss auf dem weiteren Weg sehr stark sein. Ich möchte für die unendliche Unterstützung danken, die ich bekomme: alle Motorradfahrer in der SBK und MotoGP sowie in allen anderen Klassen. Ich möchte auch den Rennsport-Fans und allen Amateur- und Profi-Fahrern danken, die ihre Anteilnahme gezeigt haben. Die Besuche von und Gespräche mit Albert Llovera, Filippo Preziosi, Oscar Lanza, Isidre Esteve und Pau Bach waren von unschätzbarem Wert für mich", sagte Lascorz.

Und auch bei seinen Ärzten und Krankenpflegern in der Clinica Mobile, im Maggiore Hospital in Bologna, bei der UCI, den Rückenmarks-Spezialiten im Vall d'Hebron Krankenhaus in Barcelona und den Leuten im Guttmann Institut bedankte er sich. "Überall wurde ich wie ein König behandelt. Danke auch an den katalanischen und spanischen Motorradverband und die Unterstützung von Panthera Rollstühlen. Am meisten aber Dank an meine Familie, meinen Vater Juan, der eine schwere Zeit erlebt, beinahe schwerer als ich, an meine Mutter Maribel, meine Brüder, Schwestern, Onkel, Cousins, Freunde und Teamkollegen, die alle Zeit mit mir verbracht haben."

Sobald er aus dem Guttmann Institut draußen ist, will Lascorz genau über sein Leben nachdenken und auch nach ökonomischen Ressourcen suchen, um seine Situation zu meistern, da das ebenfalls nicht einfach ist. "Ich werde neue Ziele finden müssen, um das Leben weiter zu genießen, das aber sicher nicht mit der gleichen Intensität wie bisher. Manchmal bin ich traurig, wie schnell sich alles wegen dieser Mauer verändert hat. Mir gehen viele Gedanken darüber durch den Kopf, was passiert ist. Manchmal denke ich optimistisch daran, was die Zukunft bringt", erzählte Lascorz.

Eine traurige Ungerechtigkeit

Nun muss er aber vieles einmal neu lernen. Ihm ist klar, es hatte viel Mühe gebraucht, damit er auf das Niveau kam, das er erreicht hatte. "Mit 18 hörte ich auf, Pizza mit einer 50cc-Maschine auszuliefern und begann meine Karriere als Fahrer. Es ist eine traurige Ungerechtigkeit, aber ich muss mich ihr so gut wie möglich stellen. Das ist eine Verletzung, die einen nicht nur vom Rennsport fernhält, sie zeichnet dich auch fürs Leben und ich werde ewig damit leben." Viel Stärke hat er daraus gezogen, welch großen Anklang die Plakette mit der Nummer 17 fand, die seine Freunde nach dem Unfall machten. Die gezeigte Solidarität war für ihn eine große Hilfe.

"Ich war überrascht, Rossi, Dovizioso, Crutchlow, Hayden, Pedrosa, Espargaro, Yonny Hernandez, Lorenzo und so viele weitere MotoGP-Fahrer - wenn nicht sogar alle - damit zu sehen. Dann noch Marquez, [Pol] Espargaro, Rabat, Rins, sogar noch mehr Fahrer, aber ich habe so viele vergessen. Einige Teams haben den Sticker auf ihre Verkleidungen gemacht. Das Catalunya Caixa Team von Alzamora oder das Team Pons haben ihn noch immer drauf - und sicher noch viele andere, die ich zu erwähnen vergessen habe. Es gab über 10.000 Sticker und das ist ein Punkt, der mich stolz macht", sagte Lascorz.

In der Superbike glaubt er seinen Sticker sogar überall gesehen zu haben, die Kawasaki-Fahrer haben ihn in allen Klassen drauf. "Motorradfahrer haben mir viele E-Mails mit Fotos und Ermutigungen geschickt und obwohl ich nicht alle beantworte, so habe ich alle gelesen. Alle, die ich vergessen habe oder nicht gesehen habe: Vielen Dank. An alle, die mich zu Events eingeladen haben und ich kam nicht vorbei: das liegt daran, weil ich erst meine neue Situation verstehen will. Deswegen will ich etwas Zeit, um zu entspannen und ein Privatleben zu haben." Mitte September soll Lascorz das Guttmann Institut verlassen, danach wird er sich einmal einige Monate daran gewöhnen, wie das Leben außerhalb der Einrichtung läuft und wird seine langfristige Zukunft planen.

©adrivo Sportpresse GmbH
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Foto: ©Kawasaki

Bericht vom 01.09.2012 | 1.897 Aufrufe

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