Dragracing 2005

Aus und vorbei ist es hierzulande mit dem Versteckenspielen einer immer rascher aufstrebenden Motorsportart: Beschleunigungsmeetings für Motorräder sind seit Jahren jedenfalls bereits auf internationalem Boden populär - nun auch in Österreich in. Einige wenige, engagiertere, Fahrer stechen da mit laufenden Erfolgen hervor…

…und nicht nur hierzulande, sondern mit teilweise hervorragenden Ergebnissen auf internationalem Parkett. Natürlich an erster Stelle steht da der Name Rottensteiner. Hat bis vor kurzem sogar noch Senior Erich, mit kurz nach 55 nicht mal der Älteste, seine Pokalsammlung stetig vergrößert, so ist es seit längerer Zeit Sohn Markus, der fast alles an Streckenrekorden innehält. Aber es tut sich was am Nachfolgersektor: Woppi Wolfgang Windwarder, wie Markus Rotti-Rottensteiner allerdings heuer meistens auf ungarischem Boden anzutreffen, steht fast jedes Mal bei seinen Auftritten mit seiner 12er Kawasaki am Siegesstockerl. Oder Sven Manfred Rauscher und Mike Hüby (letztere zur Zeit im Fernsehen auf DSF zu sehen): Wer kann erahnen, welche finanziellen Entbehrungen notwendig sind, um im Mekka des Dragracesport, im englischen Brighton, an den Start gehen zu können… Doch vorerst zurück an den heimischen Herd 2005:

Achtelmeile NATTERNBACH (OÖ)

Saisoneröffnungsort, wie fast jedes Jahr bei den Dragracern, ist in Oberösterreich. Auf der 200 Meter langen Sprintstrecke ist zum ersten Mal Gelegenheit, die über den Winter hergerichtete und eventuell getunte Maschine einer ersten Prüfung zu unterziehen. In der Klasse über 1000ccm sind diesmal 12er-Kawasakis auf den ersten drei Plätzen. Wolfgang Windwarder gelingt im letzten Andrücken, den bis dahin führenden Roland Schwarzenbrunner vom obersten Podestplatz zu vertreiben. Günter Hromek alias Oldboy60 er feierte im April eben seinen 60er stieg von der Hayabusa auf die Kawasaki um und landet auf dem 3. Platz. Wheelie-King Franz Mayr aus Oberösterreich siegte mit seiner schnellen Yamaha R1 bis 1000ccm und Ex-Rennfahrerin Monika Aschermayr bei den 500ern.
 

Wolfgang Windwarder beim Start zu seinem Höllenritt
 
Das Racing Feuer brennt Lichterloh beim "Oldboy". Die jahrelange Erfahrung ist anscheinend nicht nur auf der Rennstrecke von Nutzen

Viertelmeile KREMS-GNEIXENDORF (NÖ)

Das zweite heimische Meeting ist am Flughafen Krems-Gneixendorf angesagt. Das Stockerauer Oldtimermuseum ist Veranstalter. An einem trockenen, aber windigen Tag sind Tausende Zuschauer gekommen, um sich das Spektakel zu geben. Außerdem wird paarweise gefahren, und man sieht die Fahrer und Fahrerinnen (Karin Mairitsch ist z. B. mit einer 12er BMW da) aus nächster Nähe! Dieses Mal geht es über die klassische Quartermile. Nicht unproblematisch ist die Auslaufzone: und wirklich - man muss sofort nach dem Ziel-Lichtschranken in die Eisen, sonst geht es ab in den Acker. Wenigstens für die Schnellsten des Tages. Wenn auch Franz Mayr (Klasse bis 1000) der Tagesschnellste der Motorräder ist, so treibt Wolfgang Windwarder, der Gewinner aus Natternbach, die Zwölfer doch wieder einmal mit Bestzeit in seiner Klasse über die 400-Meter-Bühne der Kremser Dragrace-Festspiele… Oldboy Hromek Günters 12er geht zwar gut, aber die Kawasaki seines Kontrahenten ist nicht zu bezwingen…
 

Karin Mairitsch tritt mit der bärenstarken BMW K1200R an Volles Haus in Krems

Achtelmeile LASSEE (NÖ)

 

92 Fahrer gehen in den verschiedenen Klassen in Lassee an den Start. In Anwesenheit von Reitwagen-Chefredakteur Mag. Triedl alias Zonko legen sich Biker und -innen mächtig ins Zeug. Gesamtsieger des Tages wird zwar die 1300er Käferböck-Turbo-Busa (Spezialklasse), doch Windwarder-Wolferl ist nur ein Zehntel langsamer. Aber der Sieg in der großen Klasse vor Oldy Hromek ist ihm nicht zu nehmen. Letzterer ist mit drei Maschinen in drei verschiedenen Klassen am Start, und neben einem Dritten mit der Hayabusa in der offenen Klasse fährt der bereits etwas ergraute Haudegen mit seiner Honda-Sechszylinder (und 6 offenen Megaphonen!!!) in der Oldtimerklasse ebenfalls an die dritte Stelle. Sieger wird Roland Zelenka mit seiner wunderschönen Suzuki Katana. Sensationell X-Mas Teufelharts Zeit mit der Z900 bei den Choppern. Das Tüpfelchen auf dem i ist Sven Rauschers 2. Platz mit der schon in die Jahre gekommenen ZRX mit Regenreifen! Erich Gruber wäre mit seiner Nitro-Kawa sicher weiter vorn gelandet, aber ein Getriebeproblem lässt Gruber nur den Trainingslauf überstehen.


Oldboy Hromek am Start mit seiner Kawasaki ZX12-R

Achtelmeile RANING (ST)

 

Eine Woche nach Lassee gibt sich am 26. Juni Raning in der Steiermark die Ehre. Hat 2004 noch Old Hromek Günter den Gesamtsieg an sich gerissen, so rechnet er sich heuer (immerhin sagt Lassee-Gesamtsieger Käferböck mit seiner Turbobusa sein Kommen an) nicht viel aus. Nun: Mit einem Tagessieg wird es wirklich nichts. Aber nur knapp! Bei zwei zusammengezählten Läufen verliert die Serienzwölfer des Oldboys jeweils nur 5 Tausendstel pro Lauf, was immerhin den Klassensieg darstellt. Mit der Hayabusa läuft für ihn nichts: Und überhaupt da letzterer ein funktionsfähiges Vehikel benötigt, um in die Arbeit zu fahren, ist es das letzte Beschleunigungs-Meeting für die nie geschonte Suzuki. Der 3. Zeitlauf (es werden normalerweise die zwei besten Läufe herangezogen und zusammengezählt) fällt buchstäblich ins Wasser. Für die Motorräder (es waren auch Autos am Start) ist das viel zu gefährlich, außerdem bringt eine sicher langsamere Zeit sowieso nichts. Rennleiter Herbert Pregartner musste nach zwei Läufen abbrechen. Eine vernünftige Entscheidung!


Die Turbobusa von Robert Käferböck - nichts für schwache Nerven, man munkelt von 350 - 400PS!

 

Sechstelmeile GROSSWEISSENBACH (NÖ)

 

Zu wahren Woldrich-Festspielen kommt es Nahe Zwettl beim 300-Meter- Beschleunigungsrennen. In der Ergebnisliste liest man viermal den gleichen Namen. Josef Woldrich von den Gollinger Speedracern legt die Latte hoch, und ein Traumlauf sichert den Sieg in der Klasse über 1000 vor Cousin Toni Woldrich. Gerademal Seriensieger Wolfgang Windwarder gelingt es im letzten Lauf, sich aufs Podium zu schieben. Danach folgten Engelbert Woldrich, Roland Schwarzenbrunner, Oldboy Hromek Günter und Thomas Woldrich. Alle auf 12ern unterwegs. Der Tagessieg geht an Bertl Käferböck mit der Turbo. Da es in der Nacht zuvor wie aus Kübeln schüttete und das Fahrerlager auf einem Stoppelacker angelegt ist, kommt es besonders im Startbereich - zu teilweisen starken Verunreinigungen und Griplosigkeit - und da die Strecke auch leicht bergauf geht, haben es die gewichtigeren Fahrer etwas besser, die reichlich vorhandenen PS auf die Straße zu bringen…
 


vorne Engelbert, hinten Woldrich und Diener

280 Meter PETTENBACH (OÖ)

 

Die sechste Station der heimischen Dragraceveranstaltungen führt am 13. August nach Oberösterreich: Pettenbachs exotische 280 Meter sind unter die Räder zu nehmen! Woppi Windwarder zieht wieder mächtig am Kabel und bringt das Kunststück zuwege, zum dritten Mal hintereinander den Tagessieg bei dieser Veranstaltung zu erringen. Roland Schwarzenbrunner sieht wieder einmal bis kurz vor Ende der Veranstaltung als Sieger aus, doch Windwarder (1.) und Josef Fast Sepp Woldrich (2.) machen den sogenannten Strich durch die Rechnung. Und Engelbert Woldrich entpuppt sich schön langsam als Geheimtipp. Bereits in Großweißenbach ließ er seine Klasse aufblitzen und dort wie auch hier durch einen wenn auch etwas undankbaren 4. Platz aufhorchen. Aber mit 24 gilt man in dieser Szene noch als Nachwuchs, und da hat er jedenfalls noch viel Zeit. Jedenfalls mehr als Oldboy Günter, bei dem es diesmal gar nicht lief. Oder besser: unter ferner… Rudy Kromoser setzt sich in der Streetfighterklasse an die Spitze und Lokalmatador Franz Mayrs Fritze-R1 ist in der Tausender-Klasse nicht zu schlagen. Wenn auch der Vorsprung nur knapp ist…
 


"Woppi" Windwarder holt drei mal hintereinander den Tagessieg, mächtig Leistung



 

Viertelmeile BREITENAU (NÖ)  
Als eines der bestorganisierten Dragracemeetings gilt seit heuer Breitenau nahe der Neunkirchner Allee. So engagierte man z. B. Fast Leo Seyser, selbst (Auto-) Rennfahrer, als Spitzenzeitnehmer und den bekannten Speedway-Sprecher Markus The Voice Scherz. Fazit: jede Menge begeisterte Zuschauer bekommen mit, wie an diesem Tag eine drei Jahre alte Serien-Kawasaki ZX12R den Vorjahres-Steckenrekord auslöscht. Mit einer bärenstarken, aber für Dragracemeetings weniger geeigneten Triumph Rocket geht die bekannte österreichische Journalistin Karin Mairitsch an den Start, und Deutschland-Export Mike Hüby stellt seine NOSferatu Grundlage ist ein 750er Kawa-Motor - an die Startlinie. Ein Turboschaden verhindert allerdings, im Kampf um die Bestzeit einzugreifen. Während Windwarder und Rottensteiner an diesem Tag in Ungarn antreten (jeweils dort als Sieger in ihren Klassen!), übersetzt Oldboy Hromek seine 12er kürzer, und auch das überaus heikle Wegfahrzeremoniell ist seit diesem Tag ein anderes: Bei einem Start mit etwa 8.500 U/min und einem nur ganz kurzen Burnout verliert der Motor keine Drehzahl, verriet uns der aus den 70er Jahren Rundstreckenrennerprobte. Fazit: Streckenrekord (9.827sec) und Sieg beim Superfinale vor Engelbert und Josef Woldrich. Heinz Diener, der schnelle Kawacup-Pilot, diesmal auf einer Ring-ZX10r, verbläst ebenfalls die starke Konkurrenz: mit 9.919sec wird er Klassenbester. Ein allerletztes Mal sieht und hört man in der Oldtimerklasse die legendäre Honda CBX. Die alte Dame aus dem Jahr 1979 hat ihre Rente verdient und bleibt ab diesem Meeting im Stall, so sein Besitzer. Immerhin reicht es für den Oldy-Klassensieg.


 

Mike Hübi auf der bitterbösen "NOSferatu"

Herrliche 6-fach Tröte auf der Honda CBX
Viertelmeile, PUNITZ (BGLD)  
Erstmals seit längerer Zeit ist Rotti Junior in heimischen Landen wieder am Start! Die burgenländischen Veranstalter wollten aber noch mehr: Dragracer aus unserem westlichen Nachbarland lädt man zu diesem Flughafen-Event, doch zeigt es sich nach den ersten Läufen, dass die deutschen Kollegen auch nur mit Wasser kochen: 9.38 ist die beste Zeit, die Martin Klug mit seiner 1600er(!) GSXR plus Lachgas auf die Bahn bringt. Für den Defekt-erprobten Gruber ist bereits nach dem ersten Lauf mit seiner Lachgas-ZXR Schluss: das Krad fackelt fast ab, denn ein Feuerlöscher ist an dieser Stelle nicht vor Ort. Es reicht aber noch immer für Rang 3 in der Spezialwertung. Auch die X-Mas-Truppe allen voran Urgestein Goldi von der Alcoholic Church ist vor Ort. Die Dinge laufen aber nicht so, wie es sich der Haudegen mit seiner Dragqueen vorstellt. Keine Frage gibt es, wer die schnellste Zeit bringt… - erraten: 9.08 zeigte die Stoppuhr, als Markus Rottensteiner über die Ziellinie fährt. Dabei zeigt sich, dass letzterer nicht nur schnell, sondern auch hilfsbereit sein kann: des Oldboy Günters Kupplung lässt den Fahrer im Stich, und zwischen seinen Superläufen repariert Rotti notdürftig unter der mehr schlechten als rechten Assistenz des verzweifelten alten Herrn das heißgelaufene rutschende Innenleben der 12er. Fazit: es geht sich knapp noch ein 3. Platz in der Wertung aus.
Rottensteiner Junior und Senior - diese beiden haben wahrlich Benzin im Blut
Und man muss bedenken, dass allein in dieser offenen Klasse 74 Teilnehmer antreten (alles über 600ccm ist dabei). Die Gebrüder Torgler auf Hafner-getunten 1000er-Suzukis machen diese Klasse unter sich aus. Beim anschließenden Superfinale kommt es zu keinen Überraschungen lediglich der Frühstart Rottensteiners (daher nur 3.) verhindert den totalen Triumph an diesem Tag. Und Old-Balboa Erich alias Rotti sen. hat besonderes Pech: einen Tag vor Punitz ist der Pechvogel in einen Unfall verwickelt, und so muss der Leidgeplagte mit seinem Comeback auf 2006 hoffen…
Achtelmeile NEUSTIFT (OÖ)  
4. September - Einen Tag nach Punitz geht es 300 Kilometer gen Westen nach Neustift, Oberösterreich, zum letzten heimischen Meeting. Der Oldboy rechnet sich wegen der Aussage seines Vortag-Retters Rottensteiner (Vielleicht hält das Ding noch morgen, aber die Beläge sind hinüber) nur wenig Chancen aus. Und Talent Engelbert Woldrich auf der gleichen Maschine, also ebenfalls auf einer schnellen 12er Kawasaki, zu biegen, ist eine mehr als schwierige Aufgabe.
7000 begeisterte Zuschauer in Neustift
Bereits am Vormittag stellt Woldrich die Sache vorerst klar: sämtliche Zeiten von ihm sind unter der 7-Sekunden-Marke, und das gelang ein Jahr vorher lediglich Woppi Windwarder, der an diesem Tag in Ungarn übrigens erfolgreich - um die Meisterschaft fährt (wie Rottensteiner auch). Mayr Franz ist ebenfalls vor Ort und lässt das begeisterte Publikum seine Pausen-Kunststücke beklatschen. Und es sind nicht wenige an der Strecke: eine lt. Behörde angegebene Zahl von knapp 7000(!!!) Zusehern lässt die Veranstalter jubeln. Der schnelle Franz auf seiner R1 will an diesem Tag alles, doch leider verhindert ein kleiner Ausrutscher mit großen Folgen dieses Vorhaben: der Schalthebel ist nach 5 von 6 geplanten Läufen gebrochen, und das ergibt in der Klasse bis 1000ccm nur den 2. Platz hinter Herbert Vierlinger. Am spannendsten wird es jedoch bei den Großen: Trotz eines Reifenschadens (es entweicht zwischen den drei letzten Läufen immer Luft aus Woldrichs 12er-Hinterreifen) knallt Engelbert eine Bestzeit nach der anderen auf den Asphalt. Hromek Günter immer knapp dahinter. Vor dem letzten entscheidenden Lauf verpasst dieser der Kawasaki eine kürzere Übersetzung und das war es! Jetzt fährt er auch nicht mehr in den Motor hineinhörend ihm ist alles egal. Fazit: Bestzeit des Tages und den alten Streckenrekord um knapp zwei Zehntel gekappt…
FAZIT  
Sieht man etwas näher in die heimische Motorrad-Quartermileszene, so kommt man zum Schluss, dass diese Motorsportart, wie eingangs erwähnt, sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Und das liegt sicherlich auch an einigen wenigen Fahrern, die die Aufgaben ernster nehmen als der Rest des Feldes und, unter Aufbietung des oft letzten Groschens bzw. Cents, bei fast jedem der heimischen Veranstaltungen am Start ist. Auch die internationalen Ergebnisse Rauschers, Rottensteiners, Windwarders, der es, so gut es geht, auch kein heimisches Meeting auslässt, oder des Woldrich-Clans, Mayrs und Old Hromeks lassen keinen Zweifel daran, dass die Dragracescene im Aufwind ist. Und bleibt…
 
RELATED LINKS  
http://www.acc-racing.com (200m Lassee)
www.airfieldrace.at (400m Krems)
www.msc-natternbach.at (200m Natternbach)
http://www.8ung.at/mrsc-pettenbach/ (280m Pettenbach)
www.sl-motorsport.at  (Zeitnehmer Breitenau)
www.pregartner-motorsport.at (200m Raning)
www.schmalergrad.at.tt (200m Neustift)
http://members.aon.at/msco/ (400m Punitz)
www.dragster.atw.hu (400m Meidl-Airport, Ungarn)
www.dragster.hu (400m Rabaring, Ungarn)
www.vmccsprint.co.uk (400m Brighton, England)
www.dragrace.cc (Sven Manfred Rauscher)
www.moto-rotti.at (Markus und Erich Rottensteiner)
www.racingmonika.com (Monika Aschermayr)
www.textundbild.at (Karin Mairitsch)
www.guenter.hromek.at (Oldboy Hromek)
www.mcc-neumarkt.at (400m Neumarkt, bis 2004)
www.8ung.at/motorradclub-trieben/ (300m Trieben, 2006)
Autor

Bericht vom 14.11.2005 | 7.360 Aufrufe

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