Supermoto Neutal

Bescheidenes Wetter, aber feine Rennen in Neutal. Dani Müller holt sich mit 4 Starts 4 Siege und fährt den Österreichern auf und davon.

Der Rennsonntag in Neutal wurde vor allem durch 3 Faktoren bestimmt. Nieselregen, leichten Regen und starkem Regen. Für alle die daheim geblieben sind und bei sonorem Formel 1 Dröhnen in der Couch verpennt haben, präsentieren wir hier die Hauptdarsteller des Wochenendes.

 
Red Wing Gordon und Philip Jelinek

Beide gehören zum Inventar des Supermoto-Intercups. Action-Sprecher Phillip Jelinek (rechts im Bild) führt mit dem Micro seit Jahren durch das Programm des Supermoto Intercups. Er spricht genauso schnell wie Heinz Prüller, schafft es aber wesentlich sinnvollere Infos durch das Mikro zu jagen.

Red Wing Gordon (links im Bild) betreut mit vollem Herzschmerz seit Jahren die Honda Racing Aktivitäten im Supermoto Intercup. Highlight war sicherlich der Doppelstaatsmeistertitel von Christian Ackerl auf der CRF 450 in der Saison 2003. Die Saison 2004 verlief dann etwas turbulent. Spitzenfahrer Christian Ackerl verabschiedete sich relativ kurzfristig in Richtung Zupin-Husqvarna. Dort musste er jedoch nach einigen Rennen erkennen, dass sich auch in den dicken Sattelschleppern des Zupin-Teams kein Zaubertrank versteckt und kam demütig zur Honda Mannschaft zurück. In der Zwischenzeit machte man bei Honda aus der Not eine Tugend, unterstütze in der Saison 2004 das kleine, aber feine Team Rimato rund um Chris Kohlbacher und die Underdogs fuhren sehenswerte Erfolge ein. Im Winter arbeitet Gordon übrigens nebenbei als Snowboard-Trainer. Seine Honda-Händler in Kärnten sind mittlerweile Profis.

 

Rene Esterbauer

Bestens eingelebt in den Supermoto Intercup hat sich Rene Esterbauer. Der Vorjahresdominator des KTM Red Bull Junior Cups fährt hart, riskiert viel und manchmal etwas zu viel. Die Bilderserie oben zeigt die schmerzhaften Lehrstunden eines Youngstars in der ÖM.

Links oben erkennt das geschulte Auge bereits den Misstand in Renes Fahrzeughaltung. Der Sturz scheint unausweichlich. Rechts oben holt sich Rene einen netten Mixxis-Goldspeed Abdruck von Rollos Hinterreifen. Links unten "liegt" Rene Esterbauer auf Platz 3 und beinahe das gesamte Intercup Feld muss noch an ihm vorbei. Doch rechts unten sehen wir, dass die Piloten im Intercup nicht nur schnell, sondern auch rücksichtsvoll sind. Unbeschadet richtet Rene seine 450er Kante auf und fährt zurück ins Fahrerlager.

Doch im 2. Lauf der großen Klasse läuft alles anders. Seine Familie (Foto links unten) päppelt den Supermoto-Spross wieder auf und Rene Esterbauer fährt ein super Rennen. Beinahe über die gesamte Renndistanz muss er den Druck von Chris Ackerl im Genick ertragen. Doch er fährt zweikampfstark, fair und geschickt. Ein toller 3. Platz ist der Lohn.

 

Christian Ackerl

Langweilig wurde es Chris Ackerl an diesem Wochenende nicht. Sein Mechaniker fiel kurzfristig aus und so musste er nicht nur auf der Strecke, sondern auch im Fahrerlager hackln. Honda-Teamchef Gordon half zwar mit, aber auch die ständigen Kontrollen, ob alle Schrauben richtig fest sitzen, machen irgendwann müde. Die Rennen waren für Chris Ackerl ein einziger Zweikampf. Mal fightete er mit Rollo Resch (Foto rechts oben), mal mit Rene Esterbauer, mal mit mehreren Fahrern gleichzeitig. Im Zweikampf fährt er meistens sehr vif und kommt oft als Sieger aus der Kurve. Nur an Esterbauer führte im letzten Rennen kein Weg vorbei. Das Punktekonto von Chris Ackerl kann sich trotzdem sehen lassen. Mit seinen Spitzenplätzen in allen 4 Rennen (1 x Vierter, 1 x Fünfter, 2 x Zweiter) hat er seine Chancen in der Meisterschaft gewahrt. Vor allem in der kleinen Klasse ist noch alles möglich.

 

Roland Resch

Der Soletti Racer Rollo Resch hat wieder ein hartes Wochenende hinter sich gebracht. Auch er startet mit seiner Customspeed 450er KTM in beiden Klassen. Auf den Photos oben erkennt man zwar, dass es fest regnet, aber man erkennt auch, dass es dem Rollo relativ egal ist und er immer mörderische Schräglagen fährt. Auch seine Rundenzeiten reichen für einen Spitzenplatz. Rollo fiel aber an diesem Wochenende in den harten Zweikämpfen durch Pech oder Missgeschick immer wieder zurück.

Wie zum Beispiel beim Start des 2. Rennens in der großen Klasse (siehe Photos unten). Wie immer kommt die gesamte wilde Horde Supermoto-Racer mit einem gemeinsam Ziel in das erste enge Eck! Alle wollen als erster aus der Kurve raus. Ein paar Augenblicke und viel Körper- und Metallkontakt später, zieht der Spitzenpulk aus der ersten Kurve und Rollo fährt gerädert am Streckenrand nebenher. Mit mehr Durchsetzungskraft im Infight wäre da noch viel mehr drinnen. Drücken wir auf alle Fälle die Daumen für das nächste Rennen in Melk.

Rollos Motorradprovider - die Firma Customspeed - hat sich im Intercup aber auf alle Fälle schon einen Namen gemacht. Auch rote und blaue Spitzenteams bringen ihre Bikes zu den ehemals orangen Tuning-Spezialisten. Auf der Homepage Customspeed.at darf gustiert werden.

   

Dani Müller

Bei allem Patriotismus kann man eine Tatsache leider nicht verleugnen. Der beste Fahrer in der österreichischen Meisterschaft war an diesem Wochenende mit deutlichem Abstand der Schweizer Dani Müller vom Team Schruf. Der Supermoto-Racer der ersten Stunde fuhr mit seiner Yamaha Linien, welche kein anderer Pilot halten konnte. Auch nach einem Sturz mischte er von weit hinten die gesamte österreichische Supermoto-Elite auf und holte sich in 4 Rennen 4 Siege. Beim kurzen Interview in seinem bescheidenen Wohnmobil lässt er für die Österreicher jedoch Hoffnung aufkommen. Beim nächsten Lauf in Melk wird er leider (für Dani) bzw. zum Glück (für die Österreicher) nicht an den Start gehen können. Eine Terminüberschneidung mit der Schweizer Meisterschaft (unnötig zu erwähnen, dass er auch dort die Nummer 1 ist) lässt in der kleinen Klasse dem Trio Wilfried Reiter, Chris Ackerl und Hanson Schruf noch jede Chance auf den Gesamtsieg.

Große Geheimnisse beim Motorrad gibt es übrigens keine. Das Motorentuning hat er längst aufgegeben. Er fährt die gesamte Saison mit einem Motor und die Fuhre muss einfach nur halten. Dafür wird viel Zeit und Grips in die Fahrwerksabstimmung gesteckt. Dabei wird auch nicht gespart. Beim Anbremsen in die harten Ecken erkannte man mit freiem Auge wie ruhig und präzise Dani Müller seine Yam in die Ecke slidet. Dabei berühren seine Beine selten den Boden. Er steht auf Fußrastenkontakt.

 

Hanson Schruf

Auch Hanson Schruf gehört seit Jahren zum österreichischen Supermoto Inventar. Seit Jahren hält er auch treu die blaue Yamaha Flagge hoch. Dieses Jahr wird jedoch auf umfangreiches Motoren-Tuning verzichtet. Auch hier wird nun mehr Zeit in Fahrwerk als in den Motor investiert. Hanson fährt heuer auch die Supermoto-EM. Eigentlich wollte er das erste Wochenende nur zum Training nutzen. Doch nach einem Doppelsieg holt er sich die Gesamtführung und pilgert nun auch zu den restlichen Rennen, welche hauptsächlich in Osteuropa stattfinden.

In der ÖM wird es für Hanson beim Finale in Melk richtig spannend. In der kleinen Klasse hat er die gesamte Saison konstant Punkte gesammelt. Der Meistertitel ist genauso in greifbarer Nähe wie die goldene Ananas. Willy Reiter, Chris Ackerl und Co. werden auf alle Fälle auch nicht pennen.

 

Wilfried Reiter

Der Mann aus dem KTM-Marketing Martin Wabnegger (links oben) grüßt mit Victory. Noch weiß er nicht, dass an diesem Wochenende Dani Müller auf Yamaha alle Siege macht. Der Vorjahresmeister Willy Reiter startete heuer leider etwas schwach in die Supermoto Saison und muss noch hart um seinen 2005er Titel kämpfen. KTM Racing-Legende Sigi Lerner (rechts oben) hat den Schuldigen für die Miese am Punktekonto jedoch schon ausgemacht und blickt dabei auf Reiters Reifen.

Willy Reiter selbst, meint jedoch zumindest im Regen das beste Reifenmaterial zur Verfügung zu haben. Das Zeug hat im Nassen Grip ohne Ende und man muss nur die mentale Gasgriffsperre bei Regen überwinden. Hilfreich fürs Vertrauen ins Reifenmaterial von Metzeler ist hier auch der Auftritt vom Regengott Dani Müller. Auch er hat Metzeler Pneus montiert und fährt auf Platz 1 auf und davon.

 

Hannes Maxwald

 

Da hat der Hannes Maxwald seinen Racing-Gegnern aber einen festen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem er sich beim Supermoto-IDM Lauf die Hand gebrochen hat, wurde er von einigen Verfolgen schon vorzeitig abgeschrieben. Im Interview kommentiert mir Maxwald die Sache trocken und sachlich.

Hannes Maxwald: "Des einen Freud, des anderen Leid. Bei einer Verletzung braucht man sich im Rennsport kein Mitleid erwarten. Aber da haben sich einige Herren sicherlich zu früh gefreut.".

NastyNils: "Also brauchen wir Dich für den Rest der Saison noch nicht abschreiben"

Hannes Maxwald (lächelt): "Sicher nicht. Heute sammle ich vorsichtig ein paar Punkte und beim Power-Kurs in Melk hol ich mir dann das Punktemaximum. Ich rechne fest mit dem Titel. Das Wetter hier in Neutal kommt mir sehr entgegen. Im Nassen brauche ich nicht soviel Kraft und meine Hand hält durch"

Hannes Maxwald sammelt mit einem 2. und einem 3. Platz in Neutal tatsächlich fleißig Punkte und bleibt nun trotz Verletzung Top-Favorit in der großen Klasse.

 

Zupin? Husqvarna?

Der Aufrtitt vom Zupin-Husky Team ist in der Saison 2005 bei weitem nicht mehr so fulminant wie im Jahr davor. In Neutal glänzte das gesamte Zupin-Husky Team durch Abwesenheit. Bei Zupin konnte man für den Truck keinen LKW-Fahrer auftreiben und ganz alleine wollte Christian Schreyer auch nicht nach Neutal kommen. Gerald Wartbichler hat schon beim letzten Lauf in Aspern aufs Zupin Team gehustet und startete mit seinem Privat-Eisen. In Neutal fehlte auch er. Langsam aber sicher gehen dem Top-Team die Piloten aus. Am Ergebniszettel sieht es traurig aus für blau-gelb. Unter den Top 10 ist weder in der Klasse S1 noch in der Klasse S2 keine Husky zu finden. Hobbyracer wie Thomas Wölfler vom Team Gert Motors oder Marko Skarja fahren zwar tüchtig, stehen gegen die Profiteams auf verlorenen Posten. Hoffentlich findet Zupin für die kommende Saison wieder 2 - 3 Toppiloten um noch mehr Würze ins Intercup-Geschehen zu bringen.

 

Last Minute Info - ÖM Lauf in Melk ist kein Finale

Die Karten für die restliche ÖM Saison wurden soeben neu gemischt. Vor wenigen Minuten berichtete mir Supermoto Intercup Promotor Günther Sendlhofer vom Finale in Scheffau in Tirol. Nachdem heuer 2 Läufe im Westen (Nüziders und Zell am See) abgesagt werden mussten, hat es Sendlhofer geschafft einen Last-Minute-Termin aus dem Boden zu stampfen. Somit sind alle Karten neu gemischt und es gibt in jeder Klasse noch 4 Rennen und somit 100 Punkte für einen Triumphator zu erobern.

Neuer Intercup Termin: Scheffau / Tirol - 8.-9. Oktober

Freuen wir uns auf alle Fälle aber nicht zu früh. Bezirkshauptmannschaft und Bürgermeister haben grünes Licht erteilt, der Tiroler Umwelt Anwalt hat aber noch 14 Tage Einspruchsfrist. Wir hoffen und beten, dass er gerade auf Urlaub ist.

 
Supermoto Intercup - Nur für Profis?

Nicht nur in den Profiklassen gibt es im Intercup volle Starterfelder. Von den Klassen S1 und S2 gibt es abwärts die volle Palette im Leistungsniveau. Für jedes angehende Supermoto-Talent oder Hobbyracer sollte die passende Klasse dabei sein. Für alle welche die Qualifikation in den Profi Klassen nicht ganz schaffen, gibt es die Klasse Semiprofis. Für das breite Mittelklasse Starterfeld steht der Michelin Pilot Power Cup zur Verfügung. Für die jungen Supermoto-Piloten gibt es den ÖAMTC Dunlop Junior Cup oder den 85 ccm Reitwagen Cup und für die Einsteiger die 1000PS.at Challenge. Eigentlich wollte ich in Neutal selbst an den Start gehen, als Schönwetterpilot hab ich klarerweise sofort ein paar Ausreden parat gehabt.

 

Supermoto Intercup: Kein Schicki-Micki Racing

An diesem Wochenende gab es für den durchschnittlichen Motorsportfreak 2 Möglichkeiten:

A) Formel 1 im Fernsehen ansehen. Der Unterhaltungswert ist gering, aber beim Betrachten der Grid-Girls, Promis, Prunk-VIP Bereiche wird man zumindest neidig wenn man an österreichische Fahrerlager-Verhältnisse denkt.

B) Der Supermoto-Intercup in Neutal. Echte Racing-Action für magere 10,- Euro Eintrittsgeld. Jeder Start gleicht einem Duell einer trampelnden Büffelherde, jedes Überholmanöver einem ehrwürdigen Ritter-Duell. Protziges Fahrerlager und Grid Girls sucht man vergebens. Selbst wenn sich fesche Hasen mal ins Fahrerlager verlaufen, kann man sie mit Gummistiefeln und Gatsch bis über die Ohren nicht als solche erkennen. Am Photo oben links erkennen wir das notdürftige Regen-Quartier der Pokale und am Photo oben rechts den mondänen VIP Bereich. Trotz der ekligen Grütze vorm Eingang ins Zelt wurde dieses auch diesmal fleißig besucht. Einen Zusammenhang des regen Interesses mit den dort kostenlos erhältlichen Thurner-Kipfler bestreitet jeder VIP-Gast mit vollem Munde. Trotzdem war ich froh nicht auf der Couch verpennt zu haben. Mein feiner Sommer-Zwirn ist nun zwar schrottreif, die Anreise zum Intercup hab ich aber wieder einmal nicht bereut. Immer wieder gerne!

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Bericht vom 22.08.2005 | 4.893 Aufrufe

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